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76 Reise-Skizzen aus de» brasilianischen Südprovinzen. Parirung existieren 2 Mühlen, und der Prinz von Join- ville besitzt eine ausgezeichnete, von Herrn Fritz Lange betriebene Sägemühle für gute Hölzer. — Ein eigen artiger Export-Artikel sind getrocknete Blätter und Blüten von wildem Zuckerrohr (ubü) und anderen Gräsern und Schilfen, von Palm- und Farrenwedeln, die zu Makart- Bouquets verwandt werden. In der Stadt ist eine große Reihe von Handwerkern aller Art, hervorragend darunter die Tischler, die auch Möbel nach Paranaguü, Santos und Rio liefern. Den Leuten geht es, ebenso wie der größten Zahl der Landbebauer, gut, wenn beide es aber einmal zu Haus und Hof, Pferd und Wagen und 1 Conto Baargeld gebracht haben, das sie auf Zinsen legen, so soll auch hier das weitere Vorwärtsstreben meist aufhören; die Leute begnügen sich mit dem, was sie haben, und das Leben hier ist außerordentlich billig. Die Mieten z. B. sind ein Viertel von den überspannten Nio-Preisen, und man versichert mir, daß man mit 200 F Baargeld per Monat hier „wie ein Graf" leben, Fa milie, Dienstboten, .Wagen und Reitpferde unterhalten könne. Wie mancher Rio-Hausvater wird mit Seufzen an dieses Eldorado denken. Manche Handwerker halten hier ihre Reitpferde und Wagen, machen sich gern mal inmitten der Woche einen Extrafeiertag, und der eigent liche Ernst der Arbeit fehlt mannigfach. Es hängt damit auch zusammen, daß verschiedene Kolonieprodukte, die sich gut zur Ausfuhr eignen würden, nicht eigensinnig genug behandelt werden; da ist z. B. die Butter, die billig ist, 900 rs. per Kilo, und gut sein könnte, wenn die Leute nicht fast regelmäßig frische und alte Waare durcheinander mischten; da ist der Tabak,