70 Reise-Skizzen aus den brasilianischen Südprovinzen. zerstreut elegante europäische Möbel, um den großen Eß tisch herum aber 4 rohe, lehnenlose Holzbänke. Humor, Lebenslust und Jugendkraft der drei Besitzer machten das Leben auch hier heiter und angenehm. Heiterer, sorgenloser, bescheidener Lebensgenuß ist überhaupt das Characteristikum von S. Bento, und nur ungern trennt man sich von dem glücklichen Ort. Die Serrastraße führt in freundlicher bergiger Gegend weiter über das lieblich gelegene Campo Alegre mit schönem Wasserfall, erreicht bei Km. 63 mit circa 800 Meter ihren höchsten Punkt und in Km 61 bei S. Mi guel wird Nachtrast gehalten. Wieder ein deutsches „Hotel" — sehr einfach — dessen jetziger Besitzer, ein Ingenieur, gesundheitshalber von Deutschland auswanderte, auch durch 1>r. v. Eye's übertriebene Berichte angelockt und enttäuscht über die unerwartete Schwierigkeit der Urwaldbestellung. Am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang geht es schon wieder weiter, immer bergein, zwischen präch tigem dicht belaubtem und in allen Tönen ins grüne spielendem Laubwald hin, untermischt von Legionen von Farrenbäumen, mit buntem Gemisch von Taquaras (Bambus), die sich lauben- und guirlandenförmig zwischen Unter- und Oberholz drängen; mächtige Baumriesen sind an ihren abgestorbenen Zweigen mit Bartflechten, Bro melien und Parasiten überzogen. An den Bergwänden, übereinander sich aufbauend, macht der Urwald hier einen weit mächtigeren Eindruck als auf dem flachen Hochland. An rauschenden Bächlein vorüber öffnen sich hin und wieder lachende dicht bewaldete Thalkessel, menschliche Ansiedlungen sind auf diesem ganzen Gebirgsabhang,