48 Reise-Skizzen a»S den brasilianischen Sndprovinzen. Die Atmosphäre einer Matemühle ist auf ziemliche Distanz mit dem aromatischen Geruch erfüllt; der in der Mühle selbst überall in der Luft schwebende feine Blätterstaub ist lästig, soll aber den Lungen gar nicht schaden. Nach diesem hochinteressanten Besuch wollte ich die im Stadtbezirk (rooio) wohnenden Kolonisten aufsuchen, denen es im Allgemeinen recht gut geht. Sie haben im Anfang, soweit sie keine Fuhrleute waren, sondern sich auf die kleine Landwirtschaft beschränkten, ein paar barte Jahre durckmachen müssen, aber das Land hier, ganz ohne Baumstümpfe, ist leicht pflugbar und giebt, regelmäßig gedüngt, auch befriedigenden Ertrag. Die Mißwirtschaft ist nickt besonders ausgebildet, weil sich der kleine Kolonist nicht genug Heu für den Winterbe darf — es friert hier oben fast jedes Jahr — schaffen kann. Milch und Butter aber, soweit sie zur Stadt kommen, geben sehr gute Preise, Butter z. B. 2F per Kilo. Wenn man die durckaus macadamisierte und hier auch noch gut erhaltene Graciosa-Straße hinausfährt, wo speziell unsere deutschen Kolonisten links und rechts wohnen, ist cs eine Freude, die eingezäunten Roggen felder, Weiden, Wein- und Gemüsegärten zu sehen, die sich um freundliche reinliche Häuser, meist weißgetünchter Ziegelbau, herumziehen. Wir besuchten den Kolonisten JIdefeld, der neben Gemüsebau und Milchwirtschaft für seinen Konsum und etwas Roggen, Buchweizen und Kartoffeln hauptsächlich Wein pflegt. Er hat ca. 4000 Stöcke kalifornischer Rebe, die anderthalb Meter hock an senkrechten Staketen gezogen werden und in prenßi-