Reise-Skizzen auS den brasilianischen Südprovinzen. 45 Das Terrain eine Legua rings um die Stadt herum, der sogenannte „rooio", meist fruchtbarer Lehmboden, wenig schwarzes Kampland, gehört der Munizipalkammer, die es m einzelnen Lots (ourtas) st 5 Morgen zu 5K000 per Jahr in Erbpacht nach französischem System verpachtet, sodaß nach LL Jahren das Land an die Kammer zurückfällt. Jeder Kolonist pflegt 6 bis 5 Lots zu pachten, einzelne bis zu 20; die Mehrzahl von ihnen sind Deutsche, die Männer mit Ausnahme etwa der nötigsten Erntezeit als Fuhrleute thätig, die Frauen das Feld bestellend mit Roggen, Gemüse, Kartoffeln und etwas Wein. Die Italiener, von den Deutschen entfernt angesiedelt, legen sich fast ausschließlich auf den Wein bau und erzielen mit 30 bis 50 F per Quinta einen gut lohnenden Preis, der freilich bei zunehmender den hiesigen Konsum übersteigenden Produktion nach einigen Jahren nicht mehr geholt werden dürfte. Die Kammer hat die Beipflichtung, die Wege nach den ein zelnen Lots zu bauen, überläßt es aber fast immer den Kolonisten, sich selbst zu Helten. Den Sonntagabend brachte ich am Honoratioren-Tisch in dem „Sängerbund" zu, wo zur Feier des Anschlusses vom Turnverein Ball stattfand, von ungefähr 100 Frauen und Mädchen und der doppelten Anzahl Herren besucht. Es wurde in zwei Sälen flott getanzt, in den Pausen zuweilen Chorliedervorträge geboten und mit einer Aus dauer getrunken, die mich jetzt begreifen ließ, wie in Curityba außer dem vielfach üblichen Hausbräu und dem auch nicht verachteten fremden Bier wöchentlich nicht weniger als 22 Tausend Flaschen, von den hiesigen 6 Bierbrauern geliefert, konsumiert werden, meistens