26 Reise-Skizzen aus der Provinz Rio. und ein moralischer Rückhalt ist deshalb nicht in der so angefaßten Sache. Andrerseits aber glaubt man auch hier an ein kurzes Endziel der Sklaverei, der größte Teil der Fazendeiros ist diesem Punkt gegenüber nicht unthätig verblieben, es giebt vielmehr bereits eine Reihe derselben, die ihren Sklaven mit Arbeitsverpflichtung für wenige Jahre die Freiheit gab, und im allgemeinen rechnet man auch hier darauf, daß die Befreiung der Sklaven keine wirtschaftliche Umwälzung mit sich bringen werde. Im Gegenteil, die Finaldekretierung der Auf hebung der Sklaverei wird vielfach auch deshalb mit Ungeduld erwartet, weil man danach eine wirtschaftliche Besserung erhofft. Freilich ist das Wohl und Wehe des Munizips Campos hauptsächlich auf den Artikel Zucker gestützt und so lange dieser im Weltmärkte eine so all gemein traurige Lage einnimmt wie seit Jahr und Tag, so lange werden auch für Campos schwerlich die goldenen Tage zurückkommen. Im Munizipium existieren nicht weniger als an die tausend Zuckersiedereien. Natürlich sind dabei auch die kleineren Zuckersiedereien der einzelnen Fazendas mit einbegriffen, aber selbst so ist die Höhe eine erstaunlich große und nicht zu verwundern, wenn Konsum und Produktion nicht Schritt gehalten haben. So lange die Fabrikation ungefähr nur den inländischen, sehr bedeutenden Konsum deckte, waren die Preise recht befriedigende, seitdem weit mehr produzirt wurde, als man im Lande selbst konsumieren kann und man für den Ueberschuß auf den Weltmarkt angewiesen wurde, fielen die Preise enorm. Ter Absätze nach dem Auslande beschränkte sich fast nur auf braunen Zucker, und gerade darin wird weniger produziert als in weißem.