98 Reise-Skizze» aus de» brasilianische» Südproviiize». menau von Anfang an den Hauptaccent auf die Land wirtschaft gelegt und gewerbliche Anlagen nicht sonderlich begünstigt. Die Spesen pro Kopf Einwanderung haben sich für die Regierung auf jeden Deutschen mit 39 F und auf jeden Italiener mit 67 F per Kopf gestellt. Da die Mehrzahl der Kolonisten Landbau und Viehzucht zugleich betreibt, haben sie statt der sonst üblichen 50 Morgen minimal meist 100 Morgen Land, und zwar ist dasselbe je nach Güte mit 1F bis 4F per Morgen auf ein zins loses Ziel von 5 Jahren verkauft worden. Hierbei hat nun die brasilianische Regierung einen großen Fehler be gangen, insofern sie die Landkäufer auch nach Ablauf der 5 Jahre nicht nur nicht zur Abzahlung veranlaßte, sondern ihnen sogar auch dann noch keine Zinsen abver langte. In Folge dieses — Unsinns, man kann's nicht anders nennen, haben Hunderte von Kolonisten, die seit einem Jahrzehnt und mehr ihr Land hätten bezahlen können, ihr Geld anderweit zinstragend angelegt, die Kolonisten wissen vielfach selbst nicht mehr, wieviel sie für ihr Land schulden, die Regierung bekommt kein Geld, der Kolonist keinen definitiven Besitztitel, und daraus resultiert ein beiderseits beklagenswertes Mißverhältnis. Dieses nachsichtige — oder schlaffe — Verhalten der brasilianischen Regierung den Kolonisten gegenüber ist um so mehr zu verwundern, als sie andrerseits die größten Schwierigkeiten machte, über ihr gehörende Ländereien an baar bezahlende Käufer definitive Besitztitel auszu stellen. So kommt es z. B- häufig vor, daß ältere. Kolonisten, die ihren herangewachsenen Kindern bei Ge legenheit ihrer Verheiratung ein Stück Land kaufen und baar bezahlen wollen, zu dem Preis, den die Regierung