Reise-Skizzen ans den brasilianischen Südprovinzen. 97 Kolonisten wieder weggegangen sind, auch die Italiener sind hier wirkl'ch seßhaft geblieben. Sklaven giebt's im Bezirk Blumenan gar nicht, im ganzen Jtajahy-Gebiet überhaupt nur sehr wenige, in brasilianischem Besitz be findliche. Der letzte mörderische Ueberfall in der Kolonie durch Bugres fand 1885 statt. Tie Stadtverwaltung ist auch hier heute noch wesent lich deutsch, von den 7 Munizipalräten ist nur einer brasilianisch, von sämmtlichen Beamten nur der Muni zipal- und Rechtsrichter sowie die Vermessungskommission, während alle andern Beamten deutsch sind. Die am Stadtplatz ansässigen Deutschen sind meist, von den ent fernter Wohnenden viele naturalisiert, was hier keine Schwierigkeiten macht, dagegen ist es umständlicher, seine Wahlberechtigung geltend zu machen und zwar gilt als Vor bedingung ein Einkommen, das einer jährlichen Haussteuer von I2F entspricht. Unsere Landsleute hier sind gar eifrige brasilianische Politiker geworden und üben in ihrer Krisik am Biertisch gegenseitig einen solchen Freimut, wie man es selten finden wird. Uebrigens, mögen sie durch die fadenscheinige brasilianische Unterscheidung von konservativ und liberal äußerlich auch noch so getrennt sein, im Innern ist das solide Wollen und Streben zum Besten gedeihlicher Weiterentwicklung ihres Munizips beiden Parteien ganz gleichmäßig gemein, und in der Person ihres Senators Taunay vereinigen sich ihre Wünsche. Die versuchte Bildung einer „Kolonial-Partei", die bei den Wahlen unbekümmert um konservative oder liberale Einflüsse Zusammenhalten sollte, hat noch keine Früchte gezeitigt. Der Güte des Bodens entsprechend, hat vr. Blu- Schanz, brasil. Rciseskizzen. ?