Reise-Skizzen aus den brasilianischen Südprovinzen. 93 Portugiesischen; da aber die jungen Dorfschönen und Burschen wegen des Portugiesischen allein gewiß nicht sehr zahlreich erschienen wären, ließ er dem Portugie sischen eine Singstunde folgen, und siehe da, der Anhang wurde ein großer. Die halbwüchsige Jugend, darunter prächtige Mäd chengestalten, genießt nun also Sonntags einen beschei denen Fortbildungsunterricht und amüsiert sich alsdann an deutschem Gesang. Heute, Sonntag, fand gerade der erste Belohnungs- Ausflug statt, und es herrschte denn ungetrübte Heiter keit unter dem jungen Volke. Bei einer Flasche ganz leidlichen Nationalweins, dem Kirmeßkuchen und Kaffee folgten, verging die Zeit rasch mit Gesang, Unterhaltung und Spazierenfahren der Mädels, die sich zu sechs in unseren Wagen zusammen drängten und ich wurde erst nach 2 Stunden unter Ab- singung eines dreimaligen harmonischen Hochs feierlick>st entlassen. Von da gings nach dem „Schützenverein", dem deutschen Gesellschaftshaus mit Kegelbahn, Tanzsaal, Liebhabertheater und Billards, wo ich freundliche heitere Gesellschaft antraf. Von den Gebäuden des Stadtplatzes sind zu nennen: das schöne Direktionsgebäude, ein gefälliges Empfangs haus, die freundliche katholische Kirche, ein von der Re gierung errichteter, weithin sichtbarer gelber Bau, mit schönem stumpfen Turm, bei dem der Campanile von Florenz Gevatter gestanden zu haben scheint. Die evan gelische Kirche war noch reicher gegliedert gedacht, wurde aber vor der Emanzipation der Kolonie nicht mehr fertig und liegt nun als Ruine unter ausgesproßtem Buschwald;