H2 Reise-Skizzen aus den brasilianischen Südprovinzen. Dem Kolonisten geht es hier im Allgemeinen befriedigend, aber keineswegs glänzend; drückend für ihn ist besonders das schlechte System der Kaufleute, die für die gelieferten Produkte meistens gar kein Geld, sondern den ganzen Gegenwert in natürlich teuer genug angerechneten Maaren geben, mag der Kolonist betr. Artikel nun gebrauchen oder nicht. Im Allgemeinen haben die „Kaufleute" in den Kolonieen ein Sortiment, in dem so ziemlich von Allem etwas vertreten ist, dessen ein Kolonist überhaupt bedarf. Manufaktur-, Eisen- und Kurzwaaren, Steingut und Lebensmittel, aber das System, nur in Maaren, nichts in Geld zu bezahlen, ist verwerflich, nur zum Vorteil einiger Wenigen und drückt den Landarbeiter ohne Not. Industrie ist in Brusque nur sehr wenig vertreten. Unter der freundlichen Begleitung des Herrn Sub- delegado, auch eines Deutschen, unternahm ich eine sehr lohnende Fahrt durch das reizende Guabiruba-Thal, eines der mannigfachen, engeren und breiteren, alle durch Bäche bewässerten Thäler, wie sie vom Stadtplatz Brusque nach allen Seiten auslaufen, fruchtbare, lachende Gegend und so voller Berge, daß es einem ganz sonder bar vorkommt zu hören, daß der Stadtplatz nur 14 Meter über dem Meere liegt. Unterhalb einer kleinen freundlichen Dorfkirche, am Bergesrücken gelegen, wurde Halt gemacht, eine Reihe urwüchsiger Wagen und Karren hielt neben Reittieren vor der Dorfschenke, aus der ein Heller gemischter Chor erscholl. Wohlverstanden alles deutsch. Ein alter verdienstvoller Lehrer hatte seinen Ex-Zöglingen auch nach absolvierten Schuljahren Sonn tags noch etwas beibringen wollen und zwar Uebung im