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74 gänzlichen Niederlage der Peruaner, unter denen ein furchtbares Blutbad angerichtet wurde. Leicht wurde dann auch das zurückgebliebene Hauptheer geschlagen. Der gefangene Atahualpa hegte nun die Hoffnung, durch seine Schätze die Freiheit wieder zu gewinnen; er erbot sich, ein ganzes Zimmer, so hoch man mit der Hand reichen konnte, mit Gold auszufüllen. Er ließ die Tempel plündern, um es so bald als möglich herbeizuschaffen und hielt, was er versprochen hatte. Da er unterdes einer leidlichen Freiheit genoß, und der Verkehr mit der Außenwelt ihm nicht abgeschnitten wurde, konnte er eine für ihn verhängnisvolle That begehen. Er hatte gehört, daß die Fremden mit seinem entthronten Bruder in Unterhandlung getreten waren; befürchtend, daß sie sich seiner bedienen würden, um aus dem Thronstreite Vorteil zu ziehen, gab er Befehl, den Bruder zu ermorden. Pünktlich wurde die Blutthat vollbracht. Sie kam den Spaniern doppelt willkommen; denn einmal waren sie dadurch des thronberechtigten Königssohnes, welcher eine starke Partei hinter sich hatte, entledigt, dann aber konnten sie aus der Blutthat die Berechtigung hernehmen, dem Jnca das Versprechen der Freiheit nicht nur nicht zu halten, sondern ihn zu verderben, wie ja längst beschlossene Sache war. Sie beschuldigten ihn, eine Empörung des Volkes angezettelt zu haben. Zwar konnten die da ausgesandt waren, den Aufstand zu ent decken, nichts von ihm finden, denn das peruanische Volk verhielt sich ganz ruhig, aber man behauptete ihn dennoch und stellte Atahualpa vor Gericht. Der Strang wurde gedreht ans den Anklagen des Verrats, des Bruder mordes und der — Gotteslästerung. Man nahm alle diese Beschuldigungen als erwiesen an und verurteilte den Jnca zuni Feuertode. Dieser Art der Hinrichtung entging er freilich dadurch, daß er sich noch taufen ließ, aber nicht dem Strange. So starb der letzte Jnca von Peru. Zwar unsere Zuneigung kann der Thronräuber und Brudermörder nicht gewinnen, aber seinen christlichen Henkern gegenüber können wir dem Heiden unsere mensch liche Teilnahme nicht versagen. Die Peruaner verhielten sich im ganzen ruhig, ihre Anhänglichkeit an den Jnca mochte wohl keine so große gewesen sein; diejenigen, die aber seinen Tod rächen wollten, entbehrten jeder tüchtigen Führung, und offenbar hatte die Keckheit der Spanier so verblüffend auf sie eingewirkt, daß sie sich ihrer Übermacht gar nicht mehr bewußt schienen, mit der sie das spa nische Häuflein mit Leichtigkeit hätten erdrücken können. So konnte denn Pizarro, dem Almagro eben Hülfstruppen zugeführt hatte, das Reich ruhig durchziehen und in seinen einzelnen Teilen unter werfen. Diese Züge waren natürlich Raubzüge der schlimmsten Art, haupt sächlich unternommen, um Gold und andere Kostbarkeiten zusammen zutreiben. Da boten sich der Habgier dieses Volkes als besonders ergiebig die Tempel dar, welche die Peruaner mit reicher Pracht auszustatten