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72 von Haus- und Kriegsgeräten aus Kupfer, Stein und Gold, geschliffenen Spiegeln, in weit reichenden Wasserleitungen, besonders aber in einem Straßenbau, dessen Reste auch neuere Reisende, wie Alexander von Hum boldt, in Staunen gesetzt haben. Die Leichen der Könige und besonders angesehener Personen wurden einbalsamiert. Die Eroberung dieses weiten und reichen Landes unternahm Franz Pizarro, unterstützt von dem tapferen Almagro. Der elftere landete 1526 nach vorhergegangenen fruchtlosen Versuchen auf einer Insel an der Küste und hielt sich hier mit seiner kleinen Mannschaft in bewundernswerter Ausdauer gegen den ausdrücklichen Befehl des Statthalters zu Panama, welcher das Unternehmen bei so geringen Mitteln für aussichtslos hielt. Aber Pizarro war fest entschlossen, zum Ziele zu kommen. Nachdem er die Küste erkundet und Proben des großen Reichtums des Landes ge sammelt hatte, begab er sich zum Könige nach Spanien und setzte in der That durch seine Schilderung und das Vorzeigen jener Kostbarkeiten durch, daß er zum Statthalter des zu erobernden Landes ernannt wurde. Freilich die Unterstützung, welche der König ihm gewährte, war eine so geringe, daß er auf die eigene Kraft und die Geldmittel eines Geistlichen namens de Luque angewiesen blieb. Mit seiner kriegerischen Tüchtigkeit war ihm Almagro die Hauptstütze bei seinem kühnen Unternehmen. Als er (1532) ^wieder an der Küste Perus erschien, belief sich seine ganze Macht auf 168 Mann, mit denen er die Eroberung des großen und volk reichen Reiches unternahm. Freilich, die Verhältnisse lagen insofern für ihn günstig, als unter den Herrschern in Peru ein Bruderkrieg ausgebrochen war. Der Jnca Atahualpa hatte seinen Bruder Huascar besiegt, gefangen genommen und des Reiches beraubt, damit aber in den Anhängern des Bruders eine starke Partei gegen sich, die, vorläufig zum Schweigen gebracht, auf eine Gelegenheit harrte, ihren König zu rächen. Pizarro legte nach seiner Lan dung die Stadt St. Miguel an und nahm alles umliegende Land für seinen König in Besitz. Dann machte er sich nach dem Innern auf, indem er die große Kriegsstraße aufwärts stieg, gerade auf das Lager des Jnca zu, der mit einem Heere von etwa 4000 Mann unfern der Stadt Cama- jarka lagerte. Diese Stadt war von den Einwohnern verlassen; die Spanier konnten sich daher in ihr bequem einrichten und sich vor Über fällen sicher fühlen, da eine Mauer rings um den Ort lief. Mit seiner Handvoll Menschen den Jnca in offener Feldschtacht zu überwinden, schien dem Spanier doch unmöglich; er beschloß daher, wie das auch in Mexiko dem Cortes geglückt war, den König mitten aus seinem Heere herauszuholen und ihn zum Gefangenen zu machen. Auf Lug, Trug und Verrat war der ganze Plan erbaut, und mit diesen Waffen ward er durchgeführt. Die Spanier mochten ihr Gewissen, wenn es sich wegen des Verrates an einem Heiden überhaupt regte, dadurch beruhigen, daß