Volltext Seite (XML)
70 haben in Cortez den verwegenen Unternehmer, den umsichtigen und tapferen Truppensührer bewundert, nun erkennen wir in ihm auch den weitsichtigen klugen Ordner des eroberten Reiches. Seine vornehmste Sorge ging dahin, eine Durchfahrt durch Mittel amerika zu finden, um den Weg nach Asien — die südliche Durchfahrt war unterdes von dem Portugiesen Magelhäes aufgefunden — zu verkürzen. Seine dahin gehenden Bemühungen mußten ja vergeblich sein; sie führten aber zu einer Reihe von Feldzügen, welche seine Unterfeldherrn und er selbst unternahmen. So wurden Guatemala, Honduras, Aucatan erobert. Die Unternehmungen waren im hohen Grade mühevoll und gefahrvoll, gaben aber Cortez aufs neue Gelegenheit, Mut, Ausdauer und außer gewöhnliche Umsicht zu bewähren. Als er von diesen Fahrten in sein Vicekönigreich zurückkehrte, fand er dort einen Oberrichter vor, welcher die vielfachen Beschuldigungen, die am spanischen Hofe gegen ihn vorgebracht wurden, untersuchen sollte. Cortez entschloß sich schnell, der drohenden Gefahr dadurch vorzubeugen, daß er sich selbst nach Spanien zum Könige begab. Dort wurde er mit großer Feierlichkeit empfangen, Karl überwies ihm reiche Güter in Neu spanien; er blieb Befehlshaber über die dortigen Truppen; die Statthalter schaft aber verlor er. Auch in der so beengten Stellung blieb Cortez nicht unthätig; be sonders suchte er die Westküste Mexikos weiter zu erforschen und entdeckte hier den Meerbusen von Kalifornien. Als ihm wegen der Opfer, welche diese Unternehmungen kosteten, eine weitere Thätigkeit untersagt wurde, begab er sich zum zweiten male nach Spanien, ohne jedoch für seine Wünsche Beachtung zu finden. Wir hören, daß er 1541 den König aus seinem Feldzuge gegen Algier begleitet, dann aber verschwand er vor dem Auge der Mitwelt. Cortez stirbt vergessen 1547 in der Nähe von Se villa. Wie die des Kolumbus, fanden auch seine Gebeine nicht sofort Ruhe. Sie wurden 1562 nach Neuspanien übergesührt, ruhten über 60 Jahre in Tezcuco, wurden dann in der Franziskanerkirche zu Mexiko und nach Verlauf von weiteren 60 Jahren in eineni von ihm gestifteten Kloster beigesetzt. Dort sind sie nicht mehr vorhanden; niemand weiß genau, wohin sie gekommen. Cortez war von allen Entdeckern und Er oberern ohne Zweifel der bedeutendste. Schon an Bildung überragte er sie alle, denn er hatte ernste juristische Studien auf der Universität be trieben, sprach lateinisch und drückte sich auch in seiner Muttersprache ge schmackvoll aus Seine Gestalt war groß und kräftig, seine Haltung vornehm, seine Kleidung einfach; ein schwarzer Bart bedeckte sein Kinn. Wir sind oft Zeugen seiner Tapferkeit, seiner Ausdauer und seiner Geistesgegenwart gewesen. Er focht im heißen Kamps den Seinen voran, ermunterte sie durch kräftigen Zuruf, wenn sie vor der Gefahr zurückschreckten. Wir haben