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69 noch setzten die Städter den erbitterten Kampf fort. Vergebens erhoffte Cortez täglich die Unterwerfung; nun waren ja schon drei Wochen ver gangen unter diesen Kämpfen von .Haus zu Haus, von Straße zu Straße. Ein Hauptangriff, den Cortez unternahm, mißglückte; er selbst stürzte, am Fuße verwundet, zu Boden und entging dem Tode wieder nur durch die rechtzeitige Hülfe der Seinen. Mehrere seiner Gefährten aber fielen in die Hände der Mexikaner und dem Götzen zum Opfer. Die Spanier wußten, was die Trommel des Kriegsgottes bedeutete, bald sahen sic auch den Opferzug die Stufen des Tempels emporsteigen, nahmen wahr, wie ihre unglücklichen Gefährten zum Opfertode geschmückt, gezwungen wurden, vor dem Götzen zu tanzen, wie ihnen die Brust mit Steinmessern ausgeschnitten und die Herzen herausgerissen wurden. Führwahr, wer das mit ansah, konnte doch glauben, er sei infolge einer göttlichen Sendung in diesem Lande, um die Greuel des Götzendienstes zu vernichten! Der Kampf setzte sich Tag für Tag fort; ein Haus nach dem andern mußte erobert werden und ward dann niedergebrannt. Die Eingeborenen schienen mit ihrer Stadt nntergehen zu wollen. Endlich war die Kraft des Volkes gebrochen, der König verzagte, er wurde bei einem Flucht versuch eingeholt und gefangen. Die Krieger, welche nur als Hilfstruppen in der Stadt anwesend waren, benutzten die Erlaubnis des spanischen Führers und zogen ab. Was da blieb, leistete keinen Widerstand mehr; der Hunger hatte schließlich die letzte Kraft gebrochen. Man berechnet die Zahl der Toten auf 200 000. Die Beute, reich an rohem und künstlich zu allerlei Gerät verarbeitetem Golde, wurde nach Europa an König Karl geschickt, begleitet von einem Berichte, welcher ihm zuerst ein Bild gab von der Größe und dem Reichtum des eroberten Königreichs „Neuspanien". Cortez hatte zerstört, aber er verstand auch, wieder aufzubauen. Der Tempel des bluttriefenden Götzen stürzte zusammen; an seiner Stelle er hob sich die Kirche des heiligen Franziskus; neue Straßen entstanden unter dem Zustrome einer spanischen Bevölkerung; die alte Kultur war ver nichtet, eine neue erstand. Die Unterworfenen wurden als Leibeigene unter die spanischen Pflanzer verteilt, nur den Tlascalanern vergalt man die bewiesene Treue, indem man ihnen die Freiheit ließ. Damit war die Thätigkeit des Cortez noch lange nicht erschöpft; er er weiterte das neue Königreich am Meerbusen von Mexiko, wie bis zur Südsee. Noch lag seine Sache unentschieden im Schoße der spanischen Regierung; ja hier entschied man sich auf die Autorität des Erzbischofs Fonseca, des Ministers für Indien, gegen ihn. Als aber Karl vom Reichstage zu Worms, wo er Luther in die Reichsacht gethan hatte, nach seinem spanischen Königreiche zurückgekehrt war und die Schätze der neuen Welt gesehen hatte, siegte die Sache des verdienten Mannes. Er wurde zum Statthalter und Oberbefehlshaber in Neuspanien ernannt. Wir