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67 beluden sich aber so schwer mit dem heiß begehrten Edelmetalle, daß sie am Gebrauche der Waffen gehindert wurden. Der Abzug der verhaßten Feinde konnte aber nicht unbemerkt bleiben; als diese sich auf dem ersten Damme vorwärts bewegten, drängten die Mexikaner heftig nach; zur Seite erschienen zahlreiche Kähne, aus denen heftig auf die Spanier geschossen wurde. Als man die zweite Damm brücke erreicht hatte, stürzten einige Pferde und rissen durch ihr Gewicht jene Brücken herunter. Nun wurden die vordersten Spanier in das Wasser gestoßen und dort getötet. Die Furcht vor dem Tode, den nur eilige Flucht abwenden könnte, bemächtigte sich der tapferen Schar, jeder für das eigene Leben besorgt, drängte hastig vorwärts. Die Kanonen, Pferde- und Menschenleiber füllten die Lücke in dem Damme, darüber hinweg eilten, von den Verfolgern heftig gedrängt, die noch am Leben waren dem Lande zu. Es war eine entschliche Nacht, die vom 1. zum 2. Juli 1520. Noch lange hat sie im Gedächtnisse der Menschen gehaftet als M novlls trist«, die traurige Nacht. Cortez erreichte das Festland endlich, aber mit schweren Verlusten an Menschen, nach der Einbuße der Pferde, Karren, Kanonen, der Munition. Unter einem Cedernbaume lagerte er mit den Mannschaften, welche dem Tode entronnen waren; man zeigt den Baum heute noch. Auf den Dämmen hatte Cortez das Westgestade des Sees erreicht, er mußte denselben nun im Norden unigehen, um in die östliche Richtung zu kommen. Bei Otumbe, wo der Weg durch die Höhen führt, welche das Thalbecken der Hauptstadt Mexikos im Osten begrenzen, erfolgte der Angriff eines Heeres der Eingebornen, das man auf 200 000 Mann schätzte. Mag es geringer gewesen sein, es war groß genug, um das Häuflein der Spanier vollständig verschwinden zu lassen; sie wurden aus einander gedrängt und fochten in Einzelkämpfen. Cortez suchte ihren Mut aufrecht zu erhalten durch Beispiel und ermunternden Zuruf, da trafen ihn einige Steinwürfe so heftig an den Kopf, daß er kampfunfähig wurde. Damit schien das Schicksal der Spanier besiegelt. Da aber erhob sich Juan Salamanca zu der rettenden That. Als er den Anführer des feindlichen Heeres mit der Fahne sah, drang er mit einigen Gefährten auf ihn ein, tötete ihn und erbeutete das Feldzeichen. Da ergriff Be stürzung das Volk der Mexikaner; sie wandten sich in hastiger Flucht. In Tlascala fanden die Spanier erst wieder Ruhe und Wiederherstellung ihrer Kräfte, Heilung ihrer Wunden. Was hatten sie alles erlebt und erlitten! In der Abspannung nach der bestandenen Gefahr war es ihnen wohl, als hätten sie Unmögliches erstrebt, als müßten sie davon Massen und nach Hause zurückkchren. Aber als Cortez genesen war, fand der Held bald die Spannkraft der Seele mit dem verwegenen Mute wieder und teilte ihn den Seinen mit. Sein kleines Heer wurde durch eine neue Mannschaft verstärkt, die Velasqucz abgeschickt hatte, Cortez zu fangen. Sie 5*