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66 zukehren und sich mit den Zurückgelassenen zu verbinden. Am folgenden Tage setzte sich der erbitterte Kamps fort; die Mexikaner überschütteten das Haus der Fremdlinge mit Pfeilen, wurden aber durch die Kugeln der schweren Geschütze fern gehalten. Am Morgen des folgenden Tages fielen die Spanier aus, feuerten unablässig auf die Menge und drangen mit den Speeren gegen sie vor. Aber ob sie auch eine große Anzahl der Feinde niedermachten, die Mexikaner wichen nicht zurück, konnten auch wohl nicht zurück wegen des Widerstandes der Nachdrängenden. Jetzt wurden die Spanier ernstlich bedroht; das ganze Volk nahm an dem Kampfe teil; große Steine fielen von den Dächern auf sie hernieder. Cortez ließ die nächsten Häuser anzünden, aber die Flammen verbreiteten sich nicht weit genug, um die Andrängenden in gewünschter Entfernung zu halten. Die Lage der Spanier war nun eine höchst gefährliche; gegen die Massen des empörten und entschlossenen Volkes halfen selbst die über legenen Waffen nichts, da die durch Kugeln gerissenen Lücken sich gleich wieder füllten. Cortez mußte versuchen, ob die Gegner noch auf die Stimme des Königs hörten; wenn nicht, so blieb nur der Versuch der Rettung durch den Rückzug übrig. Er bewog also Montezuma, im könig lichen Schmucke aus dem platten Dache des Palastes zu erscheinen, sein Volk zum Aufgeben des Angriffes zu bewegen unter dem Versprechen, daß die Spanier in diesem Falle bereit seien, abzuziehen. Aber die Mah nung des Königs hatte die von den Spaniern erwünschte Wirkung nicht. Wohl hörte man ihm ruhig zu, nahm aber sein Benehmen als Feigheit auf, drohte ihm mit Absetzung und versicherte, das Volk werde den Kampf nicht eher aufgeben, bis die Spanier die Stadt verlassen hätten oder ge tötet seien. Man schritt auch sofort zur That, ohne sich durch die Gefahr, in welcher Montezuma schwebte, beirren zu lassen. Das Volk schleuderte Stein auf Stein auf den Palast. Da wurde der König selbst durch einen Steinwurs tötlich getroffen. Die Gewißheit, daß dieser Stein aus der Hand eines Mexikaners geflogen sei, ergriff ihn so, daß das Leben ihm ferner nicht mehr begehrenswert erschien. Er riß den Verband, welchen die Spanier ihm angelegt hatten, von der Wunde und verblutete frei willig (1520). Da der Tod des Königs die Hoffnung auf irgend eine Wendung zur Beruhigung deS Volkes ganz benahm, vielmehr diesem ein Antrieb war, den Kampf bis zum Äußersten fortzusetzen, so mußte Cortez sich entschließen, den unhaltbaren Posten aufzugeben, so sehr er dem auch widerstreben mochte. — In der Dunkelheit einer Julinacht brach er in aller Stille auf, eine tragbare Holzbrücke mit sich führend, uni auf ihr die Wasserdurchlässe in den Dämmen überschreiten zu können. Das aufgehäufte Gold verteilte er unter die Soldaten, soweit es nicht dem Kronschatze angehörte. Manche