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65 Wir staunen über diese Verwegenheit der Spanier, welche nur un gestraft bleiben konnte bei der inneren Schwäche dieses ausgedehnten Reiches. Sie zogen denn auch im Lande umher, heimsten Abgaben ein und brachten eine Menge Kostbarkeiten und edle Gesteine zusammen. Da zog sich ein Ungewitter über dem Haupte des Statthalters und der Seinen zusammen, welches ihn mitten in seiner so erfolgreichen Thätig- keit zu vernichten drohte. ES ging nicht von Montezuma und seinem Volke aus, sondem kam von Kuba her, dessen Statthalter Velasquez voll Grimm war über die Eigenmächtigkeit seines Beamten. Dieser Grimm steigerte sich mit der Nachricht von den Erfolgen des Unbotmäßigen, welche den ganzen Ruhm, alle die erhofften Reichtümer und Ehren dem Urheber des Unternehmens aus der Hand winden mußten. Er wußte in Spanien selbst sich Gehör zu verschaffen, um die Eigen mächtigkeit, ja die Unbotmäßigkeit des Cortez in das gehässigste Licht zu stellen, und schickte dann den Narvaez mit einer Rüstung von 800 wohl bewaffneten, auch mit schwerem Geschütz wohl versehenen Spaniern ab, um Cortez gefangen nach Kuba zu bringen. Narvaez landete bei Veracruz und forderte den dortigen Befehlshaber auf, sich mit ihm zu vereinen. Dieser aber schickte seine Abgesandten nach Mexiko, um ihre Sache dem Statthalter selbst vorzutragen. Cortez nahm sie ehrenvoll auf; es wurde ihm wohl leicht, ihnen begreiflich zu machen, wie das ganze, bisher so günstig verlaufene Unternehmen durch die Einmischung des Velasquez gefährdet sei, dadurch gewann er nicht nur diese Abgesandten für sich, son dern ließ auch durch Vertraute die Mannschaft des Narvaez durch die selben Gründe so erfolgreich bearbeiten, daß es ihnen unausführbar er schien, ihrem Aufträge gemäß den Mann, der solche Erfolge aufzuweisen hatte, dem Statthalter von Kuba auszuliefern. Cortez rückte nun von Mexiko aus, verstärkte seine Schar bis auf 260 Spanier und durch einige Tausend Tlascalaner und griff den Narvaez plötzlich in einer regnerischen finstern Nacht an, schlug ihn und nahm ihn gefangen. Es hatten nur Spanier gegen Spanier gefochten, denn Cortez hatte die Indianer fern gehalten, weil er sie nicht an einem Siege über Europäer teilnehmcn lassen wollte. Er befestigte seine Macht nun durch die besiegten Soldaten des Gegners, welche sich ihm völlig an schlossen. Unterdes hatte sein Vertreter in Mexiko durch übereilte Strenge eine große Gefahr heraufbeschworen. Weil ihm hinterbracht war, die Mexikaner wollten bei einem großen Feste den Montezuma befreien und die Spanier ermorden, ließ er, um die herandrängende Menge zu schrecken, auf sie einhauen. Aber die lang unterdrückte Erbitterung brach nun hervor, die Menge stürmte gegen das Quartier der Spanier mit solcher Gewalt an, daß diese sich nur mit Mühe in ihrer Feste behaupteten. Durch Eilboten wurde Cortez herbeigemfen. Es wurde ihm möglich, in die Stadt zurück- Schillmann, Entdeckung Amerikas. g