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62 Volkes, welches bisher dem Montezuma mit Erfolg widerstanden hatte und dessen Bundesgenossenschaft Cortez zu erwerben hoffte. Auf dem Marsche sahen die Spanier mit Staunen die vorgeschrittene Kultur, die Steinbauten, die Pflege des Ackerbaues, Baumwollen- und Maispflanzungen. Aber was sie mit Entsetzen erfüllte, war der blutige Götzendienst besonders des Götzen Quetzalcoalt, dessen Dienste zahllose Menschenopfer fielen. In der Freundschaft der Tlascalaner hatte man sich getäuscht; als die Spanier ihr Gebiet betraten, begegnete ihnen ein sehr starkes Heer und lieferte ihnen eine Schlacht. Erst als die Tlascalaner den überlegenen Waffen der Eindringlinge erlagen, schlossen sie Frieden und ein Bündnis, das sie treu hielten, da sie sahen, daß es auf den Sturz des Montezuma abgesehen war. Cortez verdankte ihn: in der Folge zum guten Teile das Gelingen seines Unternehmens. Montezuma versuchte, durch den Sieg über die Tlascalaner noch mehr entmutigt, durch erneute Geschenke und das Versprechen, Tribut zu zahlen, die Spanier von weiterem Marsche abzuhalten. Allein Cortez wurde durch das, was er in Tlascala über den Zustand des Reiches erfuhr, in der Hoffnung auf Ausführuug seines Unternehmens bestärkt; denn trotz der großen äußeren Machtmittel des Reiches, trotz der Hundert tausende von Kriegern, die es ausbringen konnte, erschien es ihm immer mehr als ein auf schwachen Füßen stehender Riese, da ein großer Teil der Unterthanen dem Haupte der Azteken nur widerwillig gehorchte. Bei dem Weitcrmarsche traf man große Städte, so Cholula. Alan staunte auch hier über den Handel, den Gcwerbefleiß und entsetzte sich über den scheußlichen Götzendienst. In Käsigen wurden Menschen ge mästet, um dem Götzen als fette Opfer dargcbracht zu werden. Die Cholulaner versuchten die Spanier bei ihrem Abmarsche aus der Stadt zu vernichten; aber ihr Vorhaben wurde von den sie begleitenden Tlas- calanern verraten und blutig geahndet. Cortez ließ eine Schar der ver sammelten Häuptlinge mit ihrem Gefolge niederhauen und die Stadt plündern, woran die Tlascalaner sich lebhaft beteiligten. Nun marschierten die Spanier auf Mexiko los, vorbei an dem schnee bedeckten Popocatepetl; bald sah man von der Höhe herab auf den großen See, aus dem die mächtige Stadt sich erhob. Dämme führten hinüber, aber von Wafferdurchlässen unterbrochen, deren hölzerne Brücken leicht zerstört werden konnten. Allen Anerbietungen Montezumas ungeachtet, setzten die Spanier den Marsch auf die Hauptstadt fort. Je näher sie kamen, desto höher stieg ihre Verwunderung über die Hauptstadt und die andern großen Ortschaften, welche sich aus dem Spiegel des Sees er hoben. Sie betraten eine der Dammstraßen und konnten kaum durchdringen durch die Blasse des Volkes, welches in die Stadt oder aus derselben hervorströmte, sich neugierig drängte, um die Fremdlinge zu sehen. Wie