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60 dieses Landes zu bringen. Wie genau der Statthalter dieser Küsten gebiete den Bericht an seinen Herrn zu gestalten trachtete, geht daraus hervor, daß er Malern den Auftrag gab, die Fremdlinge abzubilden. Um einen gewichtigen Eindruck zu erzeugen, ließ Cortez seine Truppen Bewegungen und Übungen in allen Waffengattungen anssühren. Er hatte hier den Boden einer uralten Kultur betreten. Lange vor den Azteken, welche jetzt das herrschende Volk waren, hatten andere Stämme hier steinerne Tempel gebaut und mit Bildwerken geschmückt. Die Azteken hatten sich über das ganze Hochland ausgebreitet, die Stadt Mexiko erbaut und sich zu Herren des Landes gemacht, ohne doch an allen Orten den Widerstand der früheren Herren des Landes gebrochen zu haben. Unter ihnen hatte sich Montezuma, früher Oberpriester, zum Oberherrn aufgeworfen, ein Mann ohne tiefere Einsicht, ohne Ent schlossenheit und von abergläubischer Furcht beherrscht. Es ging nämlich unter dem Volke eine merkwürdige Sage. In alten Zeiten sollte Quctzalcoalt, aus dem Stamme der von den Azteken unterworfenen Tol- teken, weil er sich gegen die Menschenopfer erklärt halte, vertrieben sein. Er sei zum Meere geflohen und habe sich dort nach Osten eingeschifft mit der Drohung, er werde wiederkommen und das Reich der Azteken stürzen. Merkwürdigerweise dachten sich die Mexikaner diesen Mann mit Heller Gesichtsfarbe und langem Barte. An diese Sage glaubte Montezuma und bangte, als er von der Landung der Weißen hörte, für seine Herrschaft, die er nur mit großer Grausamkeit aufrecht erhielt, und die, wie er wußte, von den Unterworfenen mit Zähneknirschen ertragen wurde. Als die Meldung von der Landung der weißen Fremdlinge in der Hauptstadt anlangte, waren die Ratgeber des Kaisers geteilter Meinung; die ängstlichen rieten zu einem Frieden, welcher einer Unterwerfung gleich gekommen wäre, die anderen dagegen entschieden zum Kampfe. Monte zuma, nach Art unentschlossener Menschen, wählte keinen der beiden Wege, sondern glaubte sich durch Geschenke die gefährlichen Fremdlinge vom Halse schaffen zu können. Er sandte, wie berichtet ward, an Cortez eine Scheibe von der Größe eines Wagenrades, ein Bild der Sonne, von reinstem Golde und von kunstvoller Arbeit; eine zweite noch größere silberne, ein Bild des Mondes; einen Helm, ganz mit Goldkörnern gefüllt, zwanzig goldene kunstvoll nachgebildete Enten und eine Menge anderer kostbarer Gegenstände, alle in hohem Grade dazu angethan, die Goldgier der Spanier ans das Innere des Landes als der Heimat solcher Schütze zu spannen*). Cortez weigerte sich denn auch, das Land zu verlassen, berief sich auf den Auftrag seines Königs, eine Botschaft an den Herrscher persönlich auszurichten, und richtete sich einstweilen häuslich ein. Er ließ eine Stadt bauen und nannte sie „Die reiche Stadt des wahren *) Rugc S. 368.