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57 Gymnasium in St. Div thätig. Hier lernte er die Briefe des Vespucci kennen und gab sie heraus. In einem seiner gelehrten Werke machte er den Vorschlag, den vierten Erdteil America zu nennen, gleichsam als das Land des Americus. Die weibliche Endung begründet er damit, daß auch Europa und Asien von Frauen ihren Namen erhalten haben. Deutsche sind es denn auch gewesen, welche den Namen ausgenommen und verbreitet haben, aber allgemein angenommen wurde er erst im 17. Jahrhundert, bis dahin galten auch die Namen Peruana, Brasilia*). Salboa -ringt bis nun großen Orean vor. den Spaniern bekannt gewordenen Länder wurden allmählich mit E Niederlassungen besetzt. Es ist bekannt, wie die Eingebornen zu harter Arbeit angehalten wurden, und wie man, als sie sich dazu nicht als geeignet erwiesen, Schwarze aus Afrika zum Ersätze hinüber schleppte, eine Plage für den neuen Erdteil bis auf den heutigen Tag. Unter den Spaniern, welche sich für die Eroberung und Ausbeutung der Länder, die der spanischen Krone zngefallen waren, verdient machten, haben einen dauernden Nachruhm erworben: Balboa, Cortez und Pizarro. Der erste war in Darien thätig und wie alle Spanier in erster Linie bestrebt, Gold zu finden. Auf seinen Streiszügen in das Innere des Landes erfuhr er, was schon Columbus erfahren hatte, von einem Häuptling, daß sich hinter den Hügeln im Westen ein großes Meer befinde. Er faßte den Entschluß, dasselbe aufzusuchen. Der Marsch wurde wohl vorbereitet, eine genügende Zahl Indianer als Lastträger eingestellt, eine starke spanische Mannschaft zu der Unternehmung ausgerüstet. Durch einen Häuptling über die Breite des zu überschreitenden Isthmus, wie über die Richtung, die man zu nehmen hatte, wohl unterrichtet, machte Balboa sich von dem Jndianerdorse Careta an der atlantischen Küste aus den Weg. Die Berge waren hier verhältnismäßig niedrig; die Luftlinie betrug etwa neun Meilen. Aber die Fruchtbarkeit des Bodens, gesteigert durch die feuchte warme Lust, erzeugt hier eine Vegetation von solcher Kraft und Dichtigkeit, daß der Urwald fast undurchdringlich ist. Mit schwerer Mühe drangen die Mannschaften auf den Schleichwegen der Indianer vorwärts. Nach langer Anstrengung gelangte man endlich an den Fuß der Hügel, von denen herab man das Meer sehen sollte. Balboa war sich vollkommen bewußt, vor welch einem wichtigen Ereignisse er stand. Er eilt den Seinen vorauf, und als er deS Meeres ansichtig wird, fällt er auf die Kniee und dankt Gott in heißem Gebete, daß er ihn solcher Gnade gewürdigt habe. Nun winkt er den Gefährten; sie eilen hinauf *) Rüge S. 340.