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56 Der Uaine Amerika. .FAolumbus hatte, wie wir uns erinnern, die Bahamainseln, die großen und kleinen Antillen gefunden; er war in der Gegend der Orinoko mündung auf das Festland Südamerikas gestoßen und endlich an der Küste Mittelamerikas hin- und zurückgefahren von der Hondurasbai bis zum Isthmus von Panama. Er hatte diese Länder teils für das Vor land, teils für das Festland Ostafiens gehalten. Aber schon während der Thätigkeit des Kolumbus, als sein Stern schon im Sinken war, gingen andere Seefahrer auf Entdeckungen aus; so der Spanier Hojada. Er folgte den Spuren des Columbus nach Südamerika, setzte an der Küste von Guyana ein, fuhr nordwestwärts durch den Paragolf und folgte nun der Nordküfte nach Westen. Er sah Venezuela, die Bucht vor Mara caibo und gelangte bis an die gegenüber liegende Halbinsel. An dieser Fahrt nahm Amerigo Vespucci aus Florenz teil; durch seine Beschreibungen der Reise hat er in weiteren Kreisen für dieselben Teilnahme an geregt. An derselben Küste fuhr auch Alonso Nino; er schloß aus dem Vorkommen großer Tiere, daß er sich nicht auf einer Insel befinde. Pinzon nahm eine südliche Richtung, drang über den Äquator bis zum Kap Roque vor. Mit Staunen sahen die Seefahrer die Mündung des mächtigsten der Ströme, des Amazonenstroms, und immer tiefer wurzelte sich die Überzeugung ein, daß man sich auf einem Festlande befinde. Wie wir uns erinnern, hatte der Portugiese Cabral auf seiner Fahrt nach Indien zufällig Brasilien gefunden (1500). Um diese Entdeckung weiter zu verfolgen, entsandte König Manuel den bewährten Amerigo Vespucci aus. Dieser fuhr von Afrika sofort nach Brasilien hinüber, kam zum Kap Roque, zur Mündung des S. Franzisko und überschritt sicher den Wendekreis des Krebses; vermutlich gelangte er noch viel weiter südlich. Der letzte Zweifel mußte jetzt schwinden, daß man sich auf einem ungeheuren Festlande befinde. Die lebhaften, daher viel ge lesenen Schilderungen, welche Vespucci gerade von dieser, immerhin sehr erfolgreichen Reise machte, die Behauptung, die er in seinem ersten, auch in das Deutsche übersetzten Briefe anssprach, daß man eine neue Welt gefunden, machten seinen Namen schnell berühmt und populär; man hielt ihn für den bedeutendsten Entdecker. So viel scheint auch sicher zu sein, daß es bei ihm zuerst über die ganze Sachlage zur Klarheit kam. Denn er faßte zuerst den Plan, um den Süden Amerikas herum nach Indien zu fahren. Er hat auch auf einer späteren Reise einen Anlauf dazu ge nommen, ist aber nicht zum Ziele gelangt. Der erste, welcher öffentlich den Vorschlag machte, das neue Land nach Americus Vesputius zu benennen, war ein deutscher Gelehrter namens Waltzemüller aus Freiburg im Breisgau. Er war an dem lothringischen