48 Aber Kolumbus selbst hatte unter der Wut jenes Windes schwer zu leiden; er warf seine Schiffe von einander. „Obgleich es sich um die Rettung seines Lebens, um das des Bruders, seines Sohnes, eines I3jäh- rigen Knaben, den er mitgenommen hatte, seiner Freunde und Mannschaft handelte, so waren ihm doch die Häfen verschlossen, die er nach dem Rat schlüsse Gottes um den Preis seines Blutes für Spanien entdeckt hatte."*) Indes fanden sich die Schiffe wieder zusammen. Kolumbus erreichte Jamaica und fuhr von dort nach dem Festlande Mittelamerikas hinüber. Er gelangte in die Bai von Honduras, zunächst auf eine Insel und dann auf das Festland selbst. Der Admiral, noch immer an seinem alten Jrrtume festhaltend, er befinde sich an der Küste Asiens, glaubte nun auf der Halbinsel Malakka zu sein, und ostwärts fahrend, Indien in dem benga lischen Meerbusen zu erreichen. Es begegneten ihm hier Handelsleute aus dem Norden, deren Trachten und Geräte auf eine ganz andere Kultur hinwiesen, als er sie bisher bei den Eingeborenen gefunden. Sie waren in baumwollene Gewänder gekleidet und führten künstliche Waffen. Wäre ihnen Kolumbus in ihre Heimat gefolgt, so hätte er die Nordspitze von Jucatan und damit die Einfahrt in den Meerbusen von Mexiko erreicht. Aber von heftigen Stürmen und Strömungen heimgesucht, erreichte er endlich das Vorgebirge, von dem aus die Küste südwärts nach der Moskito küste nmbiegt. Er nannte es Kap Gracias a Dios (Gottseidankvorgebirge). Nun südwärts steuernd, gelangte er nach Costa Rica. In der Nähe der Mündung des St. Juanflusses konnte er seiner ermatteten Mannschaft Ruhe gönnen und seine übelzugerichteten Schiffe ausbessern. Hier erfuhr er auch von Goldschätzen im Innern. Weiter südwärts kam er an die Chiriquiinseln. Hier und aus dem gegenüberliegenden Festlande erfuhr er von den Eingeborenen, daß jenseit der Berge ein weiter Ocean liege, an dessen Gestaden ein volkreiches Land sich ausbreite. So war er auch an dieser Stelle nahe daran, zu entdecken, daß er sich in einem bisher nicht ge kannten Erdteile befand; allein an seinem für ihn so verhängnißvollen Jrrtume festhaltend, wollte er in jenem Meere den Meerbusen von Ben galen erkennen. Das Goldland, welches die Indianer Veragua nannten, nahm nun die volle Teilname der Spanier in Anspruch; aber Stürme der heftigsten Art hinderten lange die Landung an geeigneter Stelle. Endlich fand man einen Hafen; Kolumbus nannte ihn Porto Bello. Nachdem er hier durch widrige Winde lange zurückgehalten war, gelangte er endlich in die Gegend von Veragna zurück. Auf dieser Irrfahrt war er der Entdeckung des neuen Weltteils ganz nahe, denn er befand sich in der Nähe des Isthmus von Panama, der *) Letzter Brief des Kolumbus.