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47 wollte, was den Majestäten gehöre. Er ließ zunächst Diego Kolumbus in Ketten legen. Von Columbus verlangte er die Auslieferung des ge sammelten Goldes und seiner Papiere, was dieser mit großem Schmerze erfüllte, dann lud er ihn kraft der ihm gewordenen urkundlichen Macht vor seinen Richterstuhl. Der Admiral widersetzte sich angesichts der könig lichen Briefe nicht, sondern erschien vor den Richtern. Da wurde er in Ketten geworfen; bald darauf auch sein Bruder Bartholomäus. Columbus glaubte, es ginge zum Tode, und war schwer zu überzeugen, daß er nach Spanien hinüber geführt werden sollte. Auf dem Schiffe wurde er mit Rücksicht behandelt; man wollte ihn der Fesseln entledigen, aber in seinem gedrückten Selbstgefühle wies er die Milde des Kapitäns zurück. In Spanien machte diese Behandlung des verdienten Mannes all gemeines Aufsehen; der Hof suchte gut zu machen, was ihm an Unrecht zugefügt war. Er wurde in Freiheit gesetzt und erhielt eine beträchtliche Geldsumme eingehändigt, um standesgemäß leben zu können. Werte und letzte Reise 1502. ^Molumbus wurde in Spanien zwar mit den gewohnten Ehren behan- delt, aber seine Statthalterschaft erhielt er nicht wieder. Als er sich zu der vierten Reise rüstete, sprach er den Wunsch aus, die Insel His- paniola zu berühren; der König aber wünschte das nicht; er hieß ihn auf dem kürzesten Wege fahren und die Reise beeilen. Es scheint, als wenn er den Mann, welcher ihm unbequem wurde, baldmöglichst aus Spanien entfernt, aber doch auch nicht auf dem Felde seiner früheren Thätigkeit sehen wollte. Columbus verließ im Mai 1502 den Hafen von Kadix und stieß nach einer glücklichen Fahrt auf die kleinen Antillen. Er wandte sich nun doch nach St. Domingo, weil das eine seiner Schiffe sich wenig seetüchtig bewiesen hatte, das er gegen ein besseres Umtauschen wollte. Hier war unterdes der neue Statthalter Ovando eingetroffcn, um der durch Boba- dilla eingerissenen Unordnung zu steuern. Er sollte die Indianer, welche von den spanischen Herren wie Sklaven behandelt und bedrückt wurden, schützen und erhielt die Befugnis, für die Arbeiten Schwarze einzuführen. Er hatte auch den Auftrag, das von Bobadilla beschlagnahmte Vermögen des Columbus herauszufordern. — Als dieser nun in den Hafen von St. Domingo einlaufen wollte, wurde ihm auf Befehl des Statthalters Ovando die Einfahrt verweigert. Eben war die Flotille bereit, welche Bobadilla, Roldan und andere Spanier in die Heimat bringen sollte. Columbus, der aus verschiedenen Anzeichen auf einen bevorstehenden Sturm schloß, warnte den Statthalter; aber vergebens, man hörte nicht auf ihn. Seine beiden Verfolger gingen in dem nun wirklich herein brechenden Sturme unter, während sein kleines Schiff, welches des Columbus Habe trug, aus der Gefahr gerettet wurde.