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41 Dritte Fahrt -es Columbus 1498. Empfang am spanischen Königshofe war nicht weniger glänzend als ^ der, welcher ihm nach seiner ersten Reise zu teil geworden war. Er schien noch das volle Vertrauen des Königs zu genießen. Dieses Mal wurde die Mißstimmung und der Widerspruch, welcher sich in den höheren Gesellschaftskreisen geltend zu machen suchte, noch überwunden. Es wurde die dritte Fahrt beschlossen, aber durch die mannigfachen politischen Wirr nisse, welche Spanien beschäftigten, immer weiter herausgeschoben. Auch fanden sich nicht in hinreichender Zahl Spanier bereit, Columbus als Kolonisten zu begleiten. Da kam er leider aus den Gedanken, sich Ver brecher zu dem Zwecke der Ansiedelung der entdeckten Länder überweisen zu lassen. Endlich am 30. Mai 1498 segelte Columbus aus dem Haseu St. Lucar an der Mündung des Guadalquivir ab. Er berichtet nun wieder selbst: Er richtete den Lauf mehr nach Süden, um der französischen Flotte zu entgehen, die ihm am Kap Vincent auflauerte; denn Spanien und Frankreich befanden sich zur Zeit im Kriegszustände. Berührt wurden auf dieser Fahrt Madeira und die kanarischen Inseln. Hier teilte der Admiral das Geschwader; den einen Teil entsandte er geradeswegs nach Hispaniola, während er mit dem andern, in südwestlicher Richtung steuernd, neuen Entdeckungen nachging. Er gelangte unter beängstigender Windstille in die Gegend des Äquators, wo die Mannschaft unter der Hitze, welche selbst unter heftigen Regengüssen sich nicht mildern wollte, unsäglich litt. Um in andere Regionen zu kommen, wendete er mehr nach Westen, und nun liefen die Schiffe unter gutem Ostwindc schnell vorwärts. Am 31. Juli sah man Land. Es war das Festland Südamerikas, auf welches man stieß, und zwar in der Gegend der Orinokomündungen. Columbus aber richtete den Lauf der Schiffe wieder nach Norden, um baldmöglichst die Antillen zu erreichen. Auf diesem Wege gewahrte er eine Insel und benannte sie Trinidad. Ihre Schönheit entzückte ihn; er sah Gefilde, die ihn an die Gegend von Valencia im Frühlingsschmucke erinnerten. Der Anblick von Häusern machte den Wunsch rege, mit den Bewohnern in Verkehr zu treten, und indem er nach einem Landungsplätze ausspähte, wurde er eines Notes ansichtig, in welchem über zwanzig mit Bogen und Schilden bewaffnete Männer saßen. Sie boten ein ganz anderes Bild als die bisher ge sehenen Indianer; denn sie hatten eine viel hellere Hautfarbe, trugen als Hauptschmuck farbige baumwollene Binden, die wie seidene glänzten, und hatten ähnliches Zeug wie Röcke um die Beine geschlungen. Ihr Be nehmen drückte Unschlüssigkeit aus; denn bald näherten sie sich den Schiffen, bald entfernten sie sich wieder. Columbus wandte allerlei Lockmittel an, rief ihnen zu, zeigte ihnen blanke Sächelchen, ließ die Musik anstimmen