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19 begannen zu meutern. Aber Vasco de Gama beharrte unerschütterlich auf seinem Entschlüsse, nicht umzukehren, ehe er Indien errreicht habe, und ließ die Rädelsführer der Meuterei in Fesseln legen. Endlich gelangte man zu einer sicheren Landungsstelle, wo man ausruhen, die Schäden der Fahrzeuge ausbessern und sich mit frischem Wasser versehen konnte. Sv gelangte Vasco da Gama uni Afrika herum und fuhr an der Küste in nordöstlicher Richtung weiter. Die Physiognomie der Landschaft wurde eine andere; weite Weiden ernährten große Viehheerden; ihre Herren, die Raffern, benahmen sich freundlich. Endlich erreichte man den Sambesi. Hier stießen die Portugiesen zuerst auf die Spuren der Araber, mit denen sie bald sehr blutige Kämpfe zu bestehen haben sollten. Denn dieses betriebsame Volk beherrschte nicht nur den Handel an der Ostküste Afrikas, sondern auch an den gegenüberliegenden Gestaden Indiens; es sah daher die Ankömmlinge mit großem Mißbehagen an diesen Küsten auftauchen und war entschlossen, mit allen Mitteln zu hindern, daß sie sich dort einnisteten. An der Küste von Mocambique kam es schon zu offenen Feindseligkeiten. Freilich der Scheik jener Gegend kam selbst an Bord — eine stattliche Erscheinung in seiner faltenreichen, farbigen Tracht mit dem mächtigen buntseidenen Turban auf dem Haupte — bot Lebensmittel an und lud den Admiral ein, an das Land zu kommen. Zum Glück ging er nicht darauf ein, denn der Verrat lauerte hinter diesem freundlichen Entgegenkommen. Die Mannschaften, welche sich dem Lande näherten, um Wasser zu schöpfen, entgingen nur mit Mühe und Not dem Verderben. Derselben feindlichen Stimmung be gegneten die Portugiesen auf der weiteren Fahrt. Erst in Malindi gelang es ihnen, Piloten zu gewinnen, die ihnen den Weg über den Indischen Ocean wiesen. Nach einer Fahrt von 22 Tagen gelangten sie ohne weitere Gefährde hinüber und landeten an der Malabarküste bei Kalikut (20. Mai 1498). So war das große Ziel endlich erreicht. Afrika um segelnd, waren die Portugiesen an dem Wunderlande Indien angekommen. Es zu erobern und zu behaupten, das waren die nächsten Aufgaben; sic sollten heiße Kämpfe kosten, aber den Ruhm des kleinen Königreichs noch erhöhen. Mehrere Fürsten teilten sich in die Herrschaft der Küste von Malabar, der Handel aber befand sich überall in den Händen der Araber Die Gesinnung, welche diese den Ankömmlingen entgegenbrachten, fand kräftigen Ausdruck in den Worten: „Schert euch wieder zum Teufel, von dem ihr gekommen seid!"*) Sie stimmten den Fürsten von Kalkutta auch bald um; hatte er sich zuerst den Fremdlingen gegenüber entgegenkommend bewiesen, so be ging er nun offenbar Feindseligkeiten. Vasco de Gama fühlte sich nicht stark genug, um ihnen nachdrücklich zu begegnen, auch trieb eS ihn wohl, *) S. Rüge, S. 119.