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16 lich waren es Vandalen, durch aus der pyrenäischen Halbinsel verjagte Westgoten verstärkt. Sie stritten lange heldenmütig für ihre heidnischen Götter, dann aber erlagen sie der spanischen Übermacht, welche mit der Inquisition wie mit dem Schwerte gegen sie wütete. Im Jahre 1431 wurden auch die Azoren (Habichtsinseln) aufgefunden; einige Jahre später wagten die Portugiesen sich über das Kap Bojador hinaus und erreichten den Wendekreis, darauf das Kap Branko, wo die Insel Arguin einen willkommenen Ruhepunkt gewährte. Man gelangte nach dem Kap Verde, den gegenüberliegenden Inseln und dem Gambia. Mit Staunen sahen die Seefahrer hier eine andere Welt. Es hatte sich im Altertum und bis zum Ende des Mittelalters die Vorstellung gebildet und festgesetzt, die heiße Zone sei unbewohnbar; nun sah man hier einen Reichtum des Pflanzenwuchses, wie ihn die Heimat nicht im entferntesten zeigte. Im Gegensätze zu den weißen Dünen des Cabo branco erhebt sich hier ein in den Ocean auffallend schlank hinausspringender Höhenrücken, über dem sich die gefiederten Wipfel tropischer Palmen wiegen. Der An blick erfrischte wunderbar und stachelte den Eifer mächtig an. Es ent spann sich ein lebhafter Handel mit den Eingeborenen; die Erzeugnisse Jnnerafrikas kamen von Timbuktu und anderen Gegenden an die Küste; Gold, Elfenbein, Pfeffer, Kamele, Büffel, Straußeneier, Sklaven wurden erhandelt; man hörte von zahlreichen Völkerschaften, welche hinter diesem Küstenlande saßen. Der Prinz erfuhr mit der größten Teilnahme, wie große Karawanen die Wüste durchzogen; es kam ihm nun auch eine Karte Marco Polos zu Gesicht, auf welcher Afrika im Süden endete und eine freie Verbindung von Ocean zu Ocean lief. Nun erst erhielt die Hoffnung auf die Umschiffung des Erdteils mächtige Schwingen. Man gelangte zur Sierra Leona, zum Kap Palmas, zur Küste Oberguineas, zur Goldküste, fand die Insel Fernando Po. Prinz Heinrich der Seefahrer schied bereits 1460 aus dem Leben, er hatte das Ziel seiner unablässigen Arbeit nicht erreicht; er sah die Schätze seines Erlöserordens, die so unerschöpflich erschienen waren, unter seinen Händen schwinden, ohne Ersatz gefunden zu haben an den Schätzen Indiens. Aber er hatte Ungeheures erreicht. Die Hälfte der Westküste Afrikas war erschlossen; neuen Anstrengungen konnte der Erfolg nicht fehlen. Unter den Königen Alfons V. und Johann II. wurden die Unter nehmungen fortgesetzt; eine päpstliche Bulle sicherte den Portugiesen den Besitz der Länder an der westafrikanischen Küste. Wenn man auch in der nächsten Zeit räumlich nicht weit vorwärts kam, so beutete man die Er werbungen desto eifriger aus. Portugiesische Wappensäulen wurden er richtet, Anpflanzungen gemacht, Niederlassungen gegründet, Handels verbindungen mit Negerfürsten angeknüpft. Leider erfuhr hier auch der Sklavenhandel einen neuen Aufschwung; man kaufte die schwarze Ware von den Häuptlingen oder veranstaltete selbst Sklavenjagden. Vergebens