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12 Das alles hörte auf, als die Mongolenherrschaft in China von der einheimischen Dynastie der Ming gestürzt wurde, welche sich den Fremden feindlich zeigte und allen Verkehr untersagte. Auch der nächste Landweg nach Indien war für die Europäer nicht mehr offen. Um so mehr war der Wunsch berechtigt, dieses Land auf der See zu erreichen, und die Frage: ist Afrika im Süden umschiffbar trat je mehr und mehr in den Vordergrund. Die italienischen Kaufleute hatten auf ihren Handelsreisen nach den Niederlanden die Straße von Gibraltar passiert. Auf solchen Fahrten entdeckten sie die Kanarischen Inseln, auf ihren Seekarten traten auch Madeira und die Azoren auf. Die Europäer versuchten dann auch an der westafrikanischen Küste südlich über die Sahara vorzudringen, wo man ein Goldland vermutete, und hofften durch die Mündungen großer Ströme in das Innere Asiens Vordringen zu können. Die Phantasie der christlichen Völker wurde im Mittelalter lebhaft beschäftigt durch die Sage von einem christlichen Könige mitten im Heidenlande, dem „Priester Johannes". Man hatte ihn in ganz Asien gesucht und nicht gefunden, jetzt verlegte man seinen Sitz nach Afrika und vermutete ihn in Habesch, wo ja ein uraltes Christentum sich erhalten hatte. Durch jene Ströme, die man zu finden hoffte, wollte man zu ihm Vordringen, da man der Meinung war, sie ständen mit dem Nile in Verbindung. Wiß- begierde, Handelsunternehmen, Eifer, die Ungläubigen zu bekehren, wirkten zusammen, neue Wege durch unbefahrne Meere und unerforschte Länder aufzufinden. Man drang denn auch an der Westküste Afrikas weiter vor, fand das Kap Verde, den Senegal, Gambia und gelangte zum Meerbusen von Guinea. Es konnte nicht fehlen, daß die Erweiterung des geographischen Gesichts kreises durch Reisende und Seefahrer Männer der Wissenschaft mächtig anregte, das gewonnene Wissen zusammenzufassen und weitere Schlüsse darauf zu bauen. Solche Bestrebungen fanden in Venedig, dem damaligen Mittelpunkte des Welthandels, mächtige Anregung. Unter den Künsten, welche hier blühten, stellten sich die Zeichenkuust, der Holzschnitt und der Kupferstich besonders in den Dienst der Erdkunde. So entstanden Land karten, welche Gemälden glichen. Anregungen gingen von hier aus auf andere Länder über. In Deutschland war es der große Künstler Albrecht Dürer, der dort Teilnahme an geographischen Darstellungen gewann. Sein Globus im Holzschnitt (Llsxx-r inunäl) ist aus dieser Anregung ent standen.