83 Fahrt von Neu-Pommern nach Kaiser-Wilhelmsland. Als ich am folgenden Morgen wieder auf Deck stieg, befanden wir uns auf hoher See, denn der Prinz Sigismund hatte in nächt licher Fahrt die Gazella-Halbinsel umfahren. Zu unserer Rechten türmten sich hohe Bergmauern, das Baining-Gebirge, das den west lichen Abschluß dieser Halbinsel bildet. Dort haust ein eigenartiger Menschenschlag, vermutlich die Nachkommen der Urbevölkerung der nördlichen Teile Neu-Pommerns. Ob sie durch vulkanische Ausbrüche oder durch das Vordringen der die Küste besiedelnden Einwanderer in diese Bergabgeschiedenheit gedrängt wurden, läßt sich kaum mehr sicher feststellen. Ihre Lebensweise ist noch ureinfach, ihre geistigen Fähigkeiten sind gering, auch körperlich stehen sie ihren östlichen Nach barn nach. Sie besitzen kein Muschelgeld, kennen den Tabu- und Duk Dukbegriff nicht, haben auch keine Seefahrzeuge. Ihr Hüttenbau ist höchst mangelhaft. Einzig die gutgeführten Taropflanzungen und ein wenig musikalischer Sinn lassen auf Spuren höherer Fähigkeiten schließen. Sie wurden denn auch stets entsetzlich von den übrigen Bewohnern der Halbinsel mißhandelt, die richtige Sklaven- und Kopf jagden nach den Baining veranstalteten. Großartige Menschenfleisch schmausereien folgten diesen reichlich lohnenden Jagdzügen. Die Bai ning standen sogar in einer Art Untertanenverhältnis zu den Küsten bewohnern, denen sie Abgaben zahlten gegen die Erlaubnis, Salz wasser zum Kochen im Meer zu schöpfen. Bis vor kurzem war ihre Bergheimat noch gänzlich unbekannt, doch hat sich in den letzten Jahren die katholische Mission vom Weberhafen aus dort angesiedelt und sich um diese Gebirgsgegenden sehr verdient gemacht. Wie ein Wandelbild glitt die Westküste Neu-Pommerns langsam an uns vorbei, trotz der Entfernung deutlich erkennbar die vorge lagerte Vulkaninsel Duportail (Namisoko oder Lolobau), sowie die drei hohen Feuerberge: die tätigen Vater und Südsohn und der erloschene Nordsohn. Sie überragen durch ihre Höhe eine ganze Kette teils noch arbeitender und teils völlig erkalteter Kraterberge.