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I. Die peruanische Seeküste. die Italiener mußten die ganze Bande einladen. Die Musik spielte deutsche Weisen, es ward getanzt — Garibaldi selbst walzte mit einer baumlangen Mecklenburgerin — nnd schließlich füllten Weiber und Kinder ihre Taschen mit den guten Sachen, die sich auf der Tafel vorfanden. Lange blieben übrigens die Deutschen nicht auf den Plantagen, wohin man sie verkauft hatte. Die peruanische Regierung gab bald den Vor stellungen der Gesandten nach, und namentlich Herr Tirado, der damals gerade Premierminister geworden war, nahm sich der Sache mit großer Wärme an. Die Einwanderer erhielten alle ihre Freiheit, die Plantagen besitzer wurden von der Regierung entschädigt, und der alte Don German erhielt noch den speciellen Auftrag, die letzten, die auf einer Pflanzung bei Casma sich befanden und von denen die Fieber schon viele hinweggerafft hatten, nach Lima zurückzubringen. Im Februar 1853 brachte er sie nach Lima. Doch kehren wir wieder zu unserer Expedition zurück, die wir im Hafen von Huanchaco gelassen haben. Huanchaco, der damalige Hafen der Stadt Trujillo, ist einer der schlechtesten Ankerplätze* an der Küste von Peru und vielleicht auch der gefährlichste wegen der furchtbaren Bran dung, die dort herrscht. Die Schiffe müssen beinahe eine Meile vom Lande entfernt Anker werfen, und Passagiere und Waren werden auf Flöße ver laden, die von Indianern geführt werden. Diese Indianer von Huanchaco sind die kräftigsten und bestgebauten Menschen ihrer Nasse, die ich in Peru gesehen; wahre Athleten findet man unter ihnen, die es vorzüglich ver stehen, Flöße und Kanoes mit großer Sicherheit zu handhaben. Wenn mau sie ihre Flöße oder Kähne durch diese tosende Brandung leiten sieht, glaubt man jeden Augenblick, Menschen und Ladung seien verloren, nnd doch passiert nur höchst selten ein Unglück. Huanchaco ist von Trujillo zwei Leguas (drei Wegstunden) entfernt; eine gute, teilweise mit Bäumen bepflanzte Fahrstraße führt dorthin. Die Spanier haben nämlich überall an der Westküste Südamerikas ihre Städte nicht hart am Meere, sondern immer einige Stunden davon entfernt er baut, wegen der im sechzehnten und siebenzehnten Jahrhundert so häufig im Stillen Meere streifenden französischen und englischen Piraten, welche die Küsten verwüsteten, sich aber nie in das Innere hineinwagten. Tru jillo ward von Pizarro im Jahre 1535 gegründet und nach seiner Ge burtsstadt in Spanien benannt. Die Stadt ist von einem grünen Kranze von Chacaras umgeben und sieht aus wie alle spanischen Städte der Küste — hat man eine derselben gesehen, so weiß man, wie die andern alle aus- ' Der Hafen Huanchaco wird heute nicht mehr benutzt, alle Schiffe laufen in dem nicht weit davon entfernten Hafen Salaverry ein, der jetzt durch eine Eisenbahn mit Trujillo verbunden ist.