Vorwort. Neunzehn Jahre habe ich in Amerika zugebracht, zwölf davon in Peru und vierzehn Jahre im spanischen Amerika überhaupt. Ich hatte demnach Zeit und Gelegenheit genug, um Land und Leute kennen zu lernen, wohl mehr als bloße Touristen, welche oft ohne Kenntnis der Landessprache die Länder durchfliegen und dann über deren Verhältnisse absprechende Urteile veröffentlichen. Manchem Leser werden vielleicht einige meiner Aussprüche zu hart dünken; doch kann ich mich auf das Zeugnis von Personen be rufen, welche auch lange Jahre in jenen Ländern, zumal im Innern und nicht bloß in den mehr oder weniger europäisch geschminkten Häsen und Handelsstädten gelebt haben. Stets habe ich mich bemüht, die Zustände so unparteiisch als möglich zu schildern, habe aber auch nie Rücksichten ge nommen, wo ich glaubte einen Tadel aussprechen zu müssen. Die Korruption im größten Teile des spanischen Amerika ist derart, daß nur wenig Hoffnung auf eine gründliche Heilung ohne gewaltsame Mittel übrig bleibt, und gewiß verdienen die meisten dieser Republiken weit mehr noch als die Türkei den Namen „des kranken Mannes". . Das Schicksal, welches ihnen wahrscheinlich bevorsteht, ist ihre Unterwerfung durch Fremde und die Vernichtung ihrer Eigentümlichkeiten. Aus dem jetzigen Chaos werden die Eingeborenen — weiße Kreolen und Farbige — durch eigene Thätigkeit und Energie, mit der einzigen Ausnahme viel leicht von Chile und Argentinien, niemals lebenskräftige Staaten bilden können: eine andere Rasse wird diese Arbeit übernehmen müssen. Nach und nach werden die Nordamerikaner Mejico und Centralamerika sich an eignen, wenn auch die Union als solche nicht allzulange mehr dauern dürfte; denn die entgegengesetzten Interessen des Nordostens, Südens und VII