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Bautzener Nachrichten : 29.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189812294
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981229
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- Saxonica
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-29
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 29.12.1898
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schm Frost al- ihre vichtttallmischen Kameraden. Darau- ergiebt sich aber wieder ein Maßstab, wie schlimm es jetzt gerade um die sociale Lage großer Teile des Ilallenlschen Bölkes bestellt ist. Die eigentliche Saison hat sllr Jtalim schlecht begonnen: nicht nur an der Riaiera. sondern auch an den bevorzugten Plätzen wie Florenz, Rom und Neapel sind dle Hotels leer und alle die Leute, die aus dem großen Fremden verkehr besonders in den Wintermonalen ihr Einkommen beziehen, Haden nur zu kleinem Teile Beschäftigung gefunden Dadurch ist der Geld mangel und die Armut vielfach erheblich gesteigert urd in den unteren Volksschichten fordert die „Miserla" mehr Opfer als fett langer Zeit. Da nun di« gegenwärtige Käste viele Fremde vorläufig von dem Be suche Italien- zuiückhasten wird, so wird sich die gegenwärtige Lage ohne Zweifel noch verschlimmern. In Italien srterte ein großer Teil des Bölkes ein recht trauriges WithnaLlSsest. — Bistssel, 27.Dezember. (K.Z) Am Weihnachtsabend wurde die 60jährige Wirtin Witwe Co stier in ihrer Schänke in der Rue de la Revolution von drei Gästen überfallen, gefesselt, geknebelt und beraubt. Die Spitzbuben ließen ihr Opfer aus der Erde liegen und verließen das HauS, nachdem sie die drei Gas- Hähne In der Gaststube geöffnet, um Frau Costier zu ersticken Erst nach zwei Stunden gelang rS dieser, sich der Fesseln zu ent ledigen und sich zum nächsten Polizeiamte zu Meppen. Sie liegt jetzt schwerkrank darnieder. — Löwen, 27. Dezember. (K. Z) Die Firnis- und Farbenfabrik der Firma Hecht wurde gestern durch eine Feuers brunst zerstört. Der Schaden beträgt 250 000 FrcS. — Ein gigantische-Barometer ist in Pari- im Turm der St. Jakobs Kirche ausgestellt worden. Es ist 12 Meter und 65 Centimeter hoch und der Durchmesser seiner Säule beträgt 20 Millimeter. Die Füllung des Barometers besteht laut Patent- Bureau v. Lüders-Görlitz aus gefärbtem Wasser, dessen Oberfläche mit einer Oelschicht bedeckt ist, um eine Verdunstung zu verhindern. Während nämlich eine Quecksilbersäule von 760 Millimeter Höhe eine Luftsäule, die eine gleiche Schnittfläche besitzt, im Gleichgewicht hält, muß ein Barometer mit Wassersäule natürlich bedeutend länger sein, weil Quecksilber die 13'/zfache Schwere des Wassers besitzt Dagegen sind selbstverständlich auch die Schwankungen, Steigen und Fallen, der Wassersäule eines solchen langen Barometers 13*/,mal so groß als die der Quecksilbersäule und erlauben so eine für wissenschaftliche Untersuchungen bedeutend genauere Beobacht ung der Temperatur- bezw. Wttterungserscheinungen. — London, 28.Dezember. Uebec ganz England ist gestern ein furchtbarer Orkan hinweggegangen. Eine ganze Anzahl Schornsteine wurde umgeworfen, zahlreiche Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt nnd eine Unmenge Fenster cingeschlagen. Viele Personen sind verwundet, einige sogar gelötet. Bis jetzt hat man keine Nachricht über Katastrophen aus drm Meere. — Ein lenkbares Luftschiff. Ter „Frkf. Ztg." schreibt man aus London: Nachdem der Verlag der » Daily Mail" und „Corning News" vor einigen Wochen den verunglückten Versuch einer Reklame-Ballonfahrt von London nach Paris gewagt hatte, hat jüngst, wie kurz schon berichtet, das „Daily Chronicle" denselben Reklame-Versuch wiederholt, und sein Ballon ist glück lich auf französischem Boden gelandet. Diese Ballonfahrt über den Kanal bietet nicht nur deshalb ein Jnlerefse, weil bis sitzt noch nicht viele solche Lustreisen zwischen England und dcni Kon tinente gemacht worden sind, sondern weil dabei <ine Lenkungs vorrichtung zur Anwendung gekommen ist, mit der auch AndrLe seinen Ballon auf der Fahrt nach dem Nordpol ausge rüstet hat. Diese Lenkvorrichtung ist eine Erfindung des 1870 verstorbenen englischen Aeronauten Charles Green. Er erfand sie, um mit Hilfe derselben über den Atlantischen Ocean hinüber- zufltegen. Zuvor hat er diesen Versuch nie zur Aussicht ung ge bracht, doch wäre dieselbe nach der Meinung Sachverständiger möglich. Die Lenkung geschieht vermittelst eines Segels und eines Lettsetles, welches vom Ballon herabhängt und aus der Erde entlang schleift. Ein Segel allein würde den Ballon nicht lenken, sondern es würde den Ballon nur noch mehr zum Spielzeug der Windströmung machen. So gut wie zum Segeln aus dem Wasser auch der Kiel des Schiffes nötig ist, und erst der Segelwind und der Widerstand des WafferS zusammen die Richtung des Fahr zeuges bestimmen und regeln lassen, so braucht der Luftschiffe! auch die Hemmung des auf der Erde nachschleifenden Leitsciles, um mit dem Segel operieren zu können. Um zu eiprobcn, wie weit dieS in der Praxis möglich ist, und wie weit vielleicht Andröe mit dieser Lenkvorrichtung Ei folg gehabt haben könnte, dazu diente auch die „Daily Chronicle". Ballonfahrt. Am 20. Dezember, um 11 Uhr 38 Minuten vormittags stieg der Ballon „Excelsior" mit dem Luftschiff« Spencer und dem Mitarbeiter des „Daily Chronicle", Lawrence Swinburne, vom Kiystall - Palast aus. „Um 12 Uhr 53 Min., in einer Höhe von 3400 Fuß', schreibt Swinburne, „erhielten wir den ersten Anblick vom Kanal, eine unbestimmte weiße Linie am Horizont, deren Entfernung Spencer aus zehn eng!. Meilen schätzte. Ich gestehe, ich fühlte mich nervös, nicht infolge der Vorstellung vom Hlnüberfliegen über den Kanal, sondern weil ich glaubte, Spencer könnte die Umstände für un günstig halten. Es war mir darum eine Erleichterung, als ich ihn sagen hörte: „Ja, ich denke, wir können es thun.' Man be denke, daß wir siebzig (engl.) Meilen Ocean vor uns hatten, und nachdem die Fahrt über das Wasser einmal begonnen war, gab es kein Umkehren... . Der Beachy Head-Leuchtturm lag etwas zu unserer Linken, als unser Flug über den Kanal weg begann, und nun komme, was wolle — wir konnten nun nicht wieder zur Erde herab, ohne in das Wasser zu fallen, oder Frankreichs Boden zu berühren. Um 1 Uhr 30 Min., während wir uns in 1600 Fuß Höhe befanden, begannen Albions Klippen im Dunste des Horizonts ihre Klarheit zu verlieren. Dem Kurse nach zu ur teilen, in dem wir flogen, erwarteten wir irgendwo zwischen Fscamp und St. Valery, aber wahrscheinlich viel näher am letzteren als am ersteren Orte französischen Boden unter uns zu bekommen. Um 1 Uhr 38 Min., in einer Höhe von 3100 Fuß, war England eine kaum noch erkennbare Linie am Horizont, und der gute „Ex- relsior" flog direkt den Strahlen der Sonne entgegen. Bisher waren ein oder zwei Segelschiffe und einige kleine Fischerboote die einzigen Fahrzeuge, die wir aus dem Meere erblickt hatten. Um 1 Uhr 40 Min. trat der Mond hervor, ein Halbmond, und wir freuten unS ihn zu sehen, denn wir wußten, daß sein mildes Licht uns zu statten kommen würde, wenn wir nach Eintritt der Dunkelheit zu landen hätten, was dann auch der Fall war. Die Experimente mit der Andröeschen Steuervorrichtung waren kurz «nd sie konnten auch nicht verlängert werden, ohne daß wir uns einer ernsten Gefahr ausfetzttn. Um 3 Uhr 8 Minuten hatten Wir etwa 200 Fuß unseres LeitseileS im Wasser, wir nahmen unseren Kurs auf und sanden, daß er Süd bei Oft war. Um 8 Uhr 13 Min. nahmen wir den Kurs wieder auf, und wir sanden ihn südöstlich. Wir hatten also thatsächlich durch Benutzung von Segel und Leitseil unseren Kurs um drei Punkte abgeleukt, unge fähr das Doppelte von dem, was wir über dem Lande erreicht hatten. Dies war auch nicht zu verwundern; denn der Reibungs- Widerstand des Leitseiles im Wasser war ungeheuer, wie ich selbst »SS» lühlte, alS ich einmal daran zog. Bon 3 Uhr 22 Min. bi- 3 Uhr 31 Min. prüften wir noch einmal unsere» Scgrlkms und fanden ziemlich daeselbe Resultat, diel Punkte Ablenkung." Einmal, als der Ballon nahe der französischen Küste sich befand, berührte der Ballon dos Wusfer, Wellen schlugen über die Gondel weg, und die beiden Lustreisenden wurden durchnäßt. Sonst erlitten sie jedoch keinen Schaden. Ballast wurde ausgeworscn, der Ballon stieg wieder empor und flog um 4 Uhr über die schiesergedccktcn Dächer von Fkcamp hinweg, und um 4 Uhr 30Min. geschah aus freiem Felde bet St. Romain de ColboSc, vier engl. Mellen östlich von Havre, die Landung. 150 engl. Meilen waren somii in 5 Stunden zurückgelegt und 75 Meilen davon über der See. — Den größten sogenannten »Eisernen Vorhang" zur Sickerung gegen Feuersgesahr besitzt das Drury Lane -Theaie, in London. Nach einer Mitteilung ins Patent-BureauS von Lüders In Görlitz ist derselbe 9 Meter hoch bei einer Breite von 13 Meter, bat also einen Flächeninhalt von 117 Quadratmeter. Zu seiner Herstellung sind nicht nur Eisen, sondern auch bedeutende Mengen von Asbest verwendet worden. Da der Vorhang außer dem noch mit einer Vorrichtung versehen ist, vermittelst welcher er automatisch in 15 Sekunden herabgelasscn werden kann, so ist durch denselben wohl der größtmöglichste Schutz gegen eine plötzlich aus der Bühne ausbrcchende Feuersbrunst für die Zuschauer geboten. — Ein mechanischer Herold oder Keffer eine Schrei, maschine könnte eine Erfindung genannt werden, welche vor kurzem einem englischen Ingenieur Mr. Hvrall L. Short aus New-Malden patentiert wurde. Drm Patent-Bureau von Lüdeis in Göilitz zufolge hat Mr. Short eine Maschine erfunden, welche den ihr miigcleiltcn Schall aus ein Vielfaches seiner gewöhnlichen Hörweite hinaurträgt. Genauere Einzelheiten über die Konstruktton dieser jo geräuschvollen Maschine sind noch nicht in die Ocfsenilichkeit ge- drungrn, doch ist bekannt geworden, daß es sich um eine Art Pho nograph mit eigenartigen Cylindern handelt und daß der eigent liche Schallverstärker im Mundstück, einem parabolisch gestalten« Trichter, angebracht ist. Diese epochemachende Erfindung aus dem Gebiet der Akustik soll besonders in den Dienst der Schiffahrt ge stellt werden, indem sie für Mitteilungen von einem Schiss zum andern bei weiten Emfernungcn die ersorderliche Sckalloerstälkung liefern und auch dem Leuchtturmwärter ein Mittel in die Hand geben soll, sich mit Schiffen, welche in gefährlicher Lage sind, zu verständigen. — s„Sprechrnde" Statuen im alten Aegypten.s Die allen Aegypter unternahmen nicht-, weder in kleinen Pttvaiai-gr legenhelten noch im staatlichen Interesse, ohne vorher von ihren Gottern Rat zu holen. Der Gott, der In einer Statue verkörpert Ivar, zeigte dabei ans sehr verschiedene Welse an, wa- er den Ratsuchenden zu sagen hatte: er schickte prophetisch« Träume, er sprach mit geheimnis voller Stimme, er offenbarte seinen Willen in verschiedenartigen Ge räuschen oder durch Bewegungen und durch Zeichen. Interessant ist, was G. Ma-Pero Im „Journal des DsbalS" über die Methoden mlt- tetlt, durch die die Priester sich solche Antworten zu verschaffen wußten. Vor allem waren es die Statuen, von denen man leicht die Antworten, die man haben wollte, erhallen konnte. Man hatte Götterbilder, die ausgesprochen zu diesem Zweck hergestellt waren; sie waren meist au- Holz, bemalt oder vergoldet, wie die gewöhnlichen, aber aus einzelnen Stücken zusammengesetzt und beweglich. Die Arme konnten sie heben und senken, derart, daß die Hand sich aus einen Gegenstand niederlossen und ihn zurückhalten oder davonkomwen lassen konnte. Das Haupt drehte sich aus dem Halse, konnte zurückgeworsen werden und siel dann wieder zurück. Daß es auch Statuen gab, die durch Sprechen, und zwar lautes und verständliches Sprechen die Meinung des Gottes kund gaben, dasür liegen in den Inschriften der Monumente aus der großen thebanischen Zeit und der daraus folgenden Epoche zahlreiche Bebpicle vor. Da es natürlich die Statuen nickt von selbst thun konnten, lo mußte wohl einer da sein, der c? für sie that. In der That gab es in den ägyptischen Tempeln einen Priester oder vielmehr eine Klasse von Priestern, der es oblag, diese Operationen auszusühren. Ihr Amt wurde keineswegs geheim gehalten, sondern sie übten es unter aller Augen aus. Sie hatten ihren bestimmten Platz bei den Ceremonien, bei den Prozessionen; jedermann wußte, dieser Priester war die „Stimme" des Gottes oder stiue „Hand", oder daß er im geeigneten Augenblick an der Schnur zog, um das Haupt des Gottes in Bewegung zu setzen. Man fragt sich natürlich, wie es unter diesen Umständen möglich war, daß jeder einzelne in die Ratschläge, die Ihm so gegeben wulven, Ver trauen sitzen konnte. Alle, die hierbei eine Nolle spielten, waren In dessen von früher Jugend an dazu erzogen, zu glauben, daß die gött liche Seele die Statue belebte, und sie nahlen diesen für sie lebendigen Götterbildern nur mit ehrfurchtsvoller Bewegung und Scheu. Jedes mal, wenn ein Gläubiger den Dienst des Priesters in Anspruch nahm, bereitete sich dieser durch Gebete und Ceremonien, die ihm die Würde seiner Handlung Ins Gedächtnis riesen, zu irinem Amte vor. Halte der Prophet seine Vorbereitungen getroffen und hielt sich nun in der Nähe des Götterbildes bereit, seine Stimme sür diese- zu erheben oder es In Bewegung zu setzen, so zweiselte er sicher keinen Augenblick, daß Gott jetzt in ihn herabsteigen und ihn inspirieren würde; er glaubte, daß eine sremde Macht sich seines Wesens bemächtige und ihm die Worte in den Mund legte oder daß sie seine Hand zog, die den Faden hielt, wenn sich die Statue In Bewegung setzte. Zur Arbeiterbewegung. * Einen großen MaurerauSstand kündigt der „Hamb. Korr." sür daS nächste Jahr an. An alle Maurerarganisationen sei die Auf forderung ergangen, In den Wintermonalen mit voller Kraft an dem Ausbau der Organisation zu arbeiten, gewaltige und groß« Lohnkämpse ständen bevor. Zur Zett zählt der Maurerve-band 65 000 Mitglieder, 20 Piozenl aller Maurer sind gewerkschaftlich organisiert. In den Versammlungen, die im ganzen Deutschen Reiche kurz vor dem Fest stattsanden, wurde hervorgehoben, daß es mit der Organisation der Arbeitgeber nicht wett her sei; nur 6000 baugewerbliche Unternehmer — 10,0t Prozent — seien organisiert, wobei auch diejenigen Arbeit geber einbegriffen seien, die jetzt keine Arbeiter mehr beschäftigen. Tie Sammlungen sür den Streikfonds werden den ganzen Winter über bei den Maurern fortgesetzt, so kamen In der Weihnachten vorangehenden Woche (13. bis 20. Dezember) allein 1000 Mk. aus Hannover sür den Streikfonds, 415 aus Groß-Ottersleben. Der Ccntralverband der Maurer konnte im 3. Quartal, In dem sehr große Anforderungen an Ihn gestellt wurden, doch Immer noch 63 000 Mk. als In dem Quartal erspartes Kapital bei der Bank hinterlegen. Im nächsten Jahre solle aus der ganzen Linie der Kamps um Erhöhung des Lohnes und Er zwingung deS Achtstundentages ausgenommen werden. * Krefeld, 28. Dezember. Heute abend kündigten sämtliche Sammetweber der Firma Scheilleckes u. Co. die Arbeit; es treten nunmehr die Arbeiter von vier Sammetwebereien in den Ausstand. Eupen, 27. Dezember. (K. Z.) Der christlich-sociale Textil arbetterverband erklärte sich gestern sür die Fortsetzung desAusstandes gegen daS Zweistuhl ystem und beschloß, die feiernden Weber der Tuch fabrik Lejeune-Vincent zu unterstützen. Der Arbeitgeber besteht aus der Einsühiung deS Zweistuhlsystems; andernsallS will er bei der Weiter arbeit aus Einzelstühlen die Löhne um ein Viertel kürzen. Auch dies lehnen die Ausständigen ab. volkSwirtschaMiche«. Leipzisg, 28. Dezember. Vom gefchäftsführenden Ausschüsse der SächsischT hü ring Ischen Industrie-und Gewerbe, ausstellung ist den Garanttefondszeichnern sür die Ausstellung die Infinitive Abrechnung mit der Bilanz über die Ausstellung und mit der Berechnung der nun endgültig festgcstellten Höhe der von den GnranttefondSze'chnern zu zahlenden Beträge zugcgangen. Danach zeigt der Abschl»ß einen Fehlbetrag von 556356,94 Mark. Hierzu treten noch Beipflichtungen in der Höhe von 104328,49 Mk. sür noch unbezahlte Rechnungen, sür Zinsen und als Rückstellung für zweifelhafte Prozesse, so daß voraussichtlich daS gesamte Deficit der Ausstellung 660 685,43 Mk. beträgt. Nachdem dle Stadtverordneten eS abgelehnt heben, daß die Stabt Leipzig einen größeren Anteil dieses Deficit-, alS wozu sich dieselbe verpflichtet hatte, übernimmt, also vor den übrigen GarantiesondS- Zeichnern nur die vereinbarten 100 000 Mk. zahlt, stellt sich die Rechnung wie folgt: Gefamlsumme deS GarantiesondS, abzüglich der Zeichnungen von Firmen, welche Inzwischen definitiv in Kon kurs geraten sind: 1748 750, abzüglich von der Stadt vorweg zu zahlende 100000 Mk. bleiben 1648 750 Mk. Dagegen zu er wartende« Deficit in Höhe von 660685,43 Mk., so daß dirGaran- ticfondSzeichner genau gerechnet nach Höhe von 34 Proz. ihrer Zeilnungen beranzuziehen wären. AlS Grund des DrficitS wird in dem vorliegenden Rundschreiben an die Garantiezeichner In erster Linie ebenfalls das ungünstige Wetter Im Mai, namentlich aber in den Monaten September und Oktober deS vorigen JahreS bezeichnet. Erfahrungsgemäß bringen gerade, so wird hervor« gehoben, die letzten sechs bis acht Wochen von Ausstellungen den stärksten Besuch, und das hieraus zu erwartende Erträgnis wäre hier um so mehr InS Gewicht gefallen, alS dir indirekten Abgaben, die mit den Pächtern von Separatuntcrnehmungen vereinbart waren, progressiv prozentual sich steigerten und mit Anfang Sep- lembcr fast durchgängig den höchsten Prozentsatz erreicht hatten. Weiler sei der Voranschlag insofern wesentlich ungünstiger geworden, alö sich kurz vor Ei öffnung der Ausstellung noch zahlreiche Be hörden und Firmen zur Beschickung der Ausstellung entschlossen und für diese noch schnellstens in geschlossenen Hallen Raum zu schaffen war. * Vom 1. Januar 1898 an werden die Bekanntmachungen über zur Ausschreibung gelangende wichtigere, ein allge meines Interesse bietende Verdingungen auch in der „Zeitung des Vereins Deuischcr Eisenbahnverwallungen" erlassen. Das GcschästSbureaubefindet sich in Berlin IV,Köthcnerstraße28/29. * Den Chcckoerkehr, welcher sitzt durch besondere Anstalten der Postvcrwaltung befördert werden soll, haben in dem Verbände der Schulze-Delitzschschen Genossenschaften bereits 174 Krcdi genosseuschaften eingesührt. 110 Kreditgenossenschaften be- richieten sür 1897 über die GeschästScrgebniffe dieses verhältnis mäßig neuen Geschäftszweiges der Kreditgenossenschaften; sie hatten 8933 Checkkonten, auf welchen rund 120 Millionen Mark ringe- zahlt, rund 108 Millionen Mark aus 90000 Checks ausgezahlt wurden. * An dle deutsche Seesischerci ist die Anforderung her« angetretev, dir Pariser Weltausstellung in einer Kollektiv- Ausstellung zu beschicken. Nach eingehenden Beratungen haben die Gesellschaften den Antrag abgelehnt, weil sie sich davon keinen Nutzen versprechen können. Mit der englischen, holländischen, skandinavischen Hochseefischerei verglichen steht die unsrige noch auf einer tiefen Stufe und dürfte noch kaum in der Lage fein, den Wettbewerb mit diesen Nationen aufzunehmcn. Immerhin hat sie einen ganz gewaltigen Ausschwung genommen, und die Be sorgnis, daß die betreffenden Unternehmungen zu keinem guten Gedeihen kommen würden, ist jetzt hinfällig geworden. Welchen Aufschwung die deutsche Heringsfischerei genommen hat, erhellt aus einer Zusammenstellung der „Wcscr-Ztg ", nach der die Zahl der Schiffe bezw. der Fang in folgender Weise zunuhm: 1872 6 bezw. 3785, 1880 11 bezw. 8064, 1890 17 bezw. 12126, 1898 90 bezw. 128 758. Abgesehen von der Hciingtfischerei wird der Hochseefischsang jetzt auch in einer mit jedem Jahre steigenden Anzahl von Fischdampfern unternommen, die zum großen Teil nach Bremen bezw. Bremerhaven gehören und ganz Deutschland mit Seefischen versorgen. * Die letzte Ausstellung in Paris Im Jahre 1889 über strahlte nach einer Mitteilung des Patent-Bureaus von Lüders in Görlitz alle früheren; sie hatte 32500000 Besucher und 45488 Teilnehmer auizuweiscn. Von diesen letzteren waren 30122 Fran zosen. Nach den enormen Anstrengungen, die schon jetzt von der französischen Regierung gemacht werden, zu urteilen, kann man wohl behaupten, daß die neue 1 6. Pariser Ausstellung Im Jahre 1 900 an Großartigkeit alles bisher Dagewcsene, auch die große Chicago-Ausstellung von 1893 übertreffen wird. * Ein Herr Eduard Diemer in Heidelberg hat einen den Hausfrauen gewiß willkommenen Apparat erfunden. Vermittelst desselben wird ein Läutcsignal erteilt, sobald eine über drm Feuer bifindlichc Flüssigkeit InS Kochen gerät, aber auch ein eventuelles llebcrlochen der letzteren vollkommen unmöglich gemacht. Die Vorrichtung besteht dem Patent-Bureau von Lüders in Görlitz zufolge aus einem mit kalter Flüssigkeit gefüllten, über dem Koch topf schwingend angcordneten Gesäß, welches durch einen von der kochenden Flüssigkeit bri deren Ausdehnung bewegten Hebel zum Umkippen gebracht, seinen Inhalt aus die kochende Flüssigkeit er- glcßr, wobei schon vorher durch die unruhige Bewegung der letzteren und den obigen Hebel mittel- oder unmittelbar ein Läutewerk zum Tönen gebracht worden ist. Die Angst und der Schrecken der Hausfrauen, durch das Ueberkochen von Milch verursacht, gehören nunmehr der Vergangenheit an, und dem Eheherrn ist die Gelegen heit genommen, sich über den penetranten Geruch verbrannter Milch und über die Unachtsamkeit seiner Gatti» zu ereifern. * SichcrheitSkleiderhalter. Eine Neuheit ist der von Herrn Richard Schumann in Feihenheim b. Frankfurt a. M. er fundene Klciderhalter mit elektrischer Signalvorrlchtung. Laut Patent-Bureau von Lüders In Görlitz wird ein unbefugtes Ab nehmen von Kleidungsstücken von diesem Halter dadurch verhindert, daß durch Einstellen einer Skalascheibe aus ein beliebig zu wählen des Zeichen ein Schalter festgestellt wird, welcher mit der Skala scheibe direkt oder indirekt kupprlbar ist. Hierdurch wird ein elek trischer Strom erregt, welcher bei Abnahme eines Kleidungsstückes von einem Haken des Halters durch einen Unbefugten Infolge vor her nicht eingestellter Skala unterbrochen wird, und somit ein Alarmzcichen ertönen läßt. Mitteilung der agrikulturchemischeu Versuchsstation Pommritz. Vorsicht beim Ankaus von Thomasmehl! Sicherem Vernehmen nach werden in der sächsischen (und preußi schen) Obcrlausitz Thomasmehle nach Gehalt an Gesamt-PhoSphor- säme verlaust, die aus Rußland stammen und bei 18 Proz. Gc- samt-Phosphorsäure nur 1*/, Proz. cstratlösliche (wirksame) Phos phorsäure, also eine Citrallöslichkeit von nur 8 Proz. haben, während die deutschen Thomasmehle jetzt durchweg über 80 Proz. Citratlöslichkeit ausweisen. Wir vermuten, daß diese sehr gering wertigen russischen Mehle überhaupt nicht aus Thomas schlacken hergestellt sind. Unseren Landwirten rate» wir dringend, die Thomasmehle nur nach Ihrem Gehalt an wirksamer (citratlötzlicher oder citronen- säurelöslicher)Phosphorsänre zu kaufen, und ersuchen sic umUcber- fendung von Proben aus solchem Lieserungcn, die nach Gesamt-
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