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Bautzener Nachrichten : 26.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189811264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981126
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-26
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 26.11.1898
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gers die > enot - Ausgabe ärt, die noch z» ls Ge. -Öl«.! !e Glatt- tatterie» geschah- ung der mberger i Zünd- chruchS- länze«d !alt. iber die larck. . Ztg." erste» Fürste» 'wechsel 8ayer» treffen, k dieser einiger öriefeu isniarck l erste« machte, ntt dem 'tanden. len von wiegen-- ichsver- 1. Al« sein in h, da« preußl- Zweifel en sei, ctrelerx lundes, erifchen ewilligt dann 1870, id den c deut- ! eine« e liegt, »eutsche achbar, :r frei finden, I sidium I lß die I xistenj I tigung I r. Nr.) I mBe< I e mir I Freude I ätzung I ich j« I ürdige I lr sei« I uf de« I ch Sie I In de« I chtiger I st ver- I Inister I dafür I neue» I l Jhr I er de- I Ä für I Grüße I Hoch- I .Juli imer) I rstän- I n, so I strebt. > oster- I e eine I o eng »ran, adel«, I d nur I ! frei- I :r dec I Mit- wen« dankt ch t« egen- kund- ht za -den« leitet stell» djdie nnen 7) Erste Beilage zu Nr. 274 der Bautzener Nachrichten. Touuabend, den 26. November und ein Schlitt zurCentralisalion wären, in der das Heil der deut schen Zukunst nicht liegt, spricht dann von der politischen Lage und bemerkt: »Die am englischen Hose durch Jnlriguanlen angebrachten Gerüchte, als könne Deutschland Abfichten aus Holland haben, konnten nur in hohen Damenkreisen Anklang finden." Der König dankt am 7. Juli folgendermaßen: „In Ihrer Stellung zur Frage der Reichsministelicn erscheinen Sie als starker Hort der Rechte der Bundessürsten, die das Heil der deutschen Zukunst nicht in Centralisation sehen." Im Briese vom 12. August 1878 spricht Bismarck über die innere Politik und das Verhältnis zum Papste und den Socioldemokiaten und schreibt: „Die Cenlrumspartei, die polnisch« Agitation solgen dem Papste nicht. Tas Cenirum sicht -war unter päpstlicher Flagge, ist aber an sich staatsfeindlich. Das Gleiche gilt von dem Anwachsen der socialdemokratischen Gesahr, die jtißrUteVermttrung der bedrohlichen Räuberbande, mit der wir ge meinfam unsere größeren Städte bewohnen, die Versagung der Unter stützung gegen diese Gesahr von selten der Mehrheit des Reichstages drängt schließlich den deutschen Fürsten, ihren Regierungen und allen Anhängern der staatlichen Ordnung eine Solidarität der Notwehr aus, welcher die Demagogie der Redner und der Presse nicht gewachsen sein wird, so lange die Regierungen einig und entschlossen bleiben, wie sie es gegenwärtig sind." Der König dankt und schreibt: Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die verbündeten Regierungen stets Zusammen halten werden gegen die 'ocialdemokratifche Gesahr." — Der Ab schnitt 2 unter Titel: „Erfurt, Olmütz, Dresden" beschäftigt sich mit der Person Friedrich Wilhelms des Vierten Die Erwartungen, die in der Phrase von dem deutschen Berufe Preußens Ausdruck sanden, beruhten auf einem doppelten Jrrlume, der Unterschätzung der Lebenskraft der deutschen Staaten und der Überschätzung der Kräfte, die man mit dem Worte „Barrikade" zusammensaffen kann Der König von Preußen konnte durch die Ausnützung des Sieges der Truppen in Berlin leicht eiu denffches EinheitgeSbitde Herstellen. Dies wurde versäumt. Als der König Friedrich Wilhem der Vierte 1849 die deutsche Kaiserkrone ablehnte, mar er bewogen durch den revolutionären Ursprung des Anerbietens unds den Mangel eines staatsrechtlichen Mandals des FranksuUcr Parlaments. Fürst Bis marck bezweifelt, daß man von König Friedrich Wilhelm den Merten eine Fortbildung und Kräftigung derRcichsinsiftufton wie unterKaiserWilhelm erwarten konnte. Bismarck zieht dann weiter eine interessante Parallele zwischen dem Fraktionslcben von 1848 und dem von heute und bemerkt, daß heute politisches Strebertum und Byzantinismus stärker entwickelt sind als dmraiv, wo die Ueberzeugungcn noch aufrichtiger warrn — Von dem Memoiren- Werk erscheinen vorläufig nur diese zwei Bände. Das Erscheinen des dritten Bandes ist zweifelhaft. — Die „NawZtg." veröffent licht einen Abschnitt über das Konsliktsministcrium, t» weichem Bismarck sich übcr die damaligen Minister ausläßt, lieber den Finanzministe vouBodelschwingh und den Handelsminister Gras Jtzenplitz, bemerkt er, sie seien nicht imstande gewesen, ihre Mini stericu zu leiten, sondern hätten sich daraus beschränkt, zu unter schreiben, was ihre Räte ihnen vorlcgten, dieje aber hätten meist innerlich der liberalen Opposition angehört; so habe Herr von Bodeljchwtngh stets mit seinem Votum auf der äußersten Linken -gestanden, während er persönlich auf der äußersten Rehten stand. Jtzenplitz sei eine zu weiche, energielose Natur gewesen, der Mi nister des Innern von Jagow sei ein wortreicher, rechthaberischer Herr gewesen und habe sich dadurch im Ministerium unbeliebt ge macht, so daß bald Gras Eulenburg an seine Stelle getreten fei; der Ackerbauminister von Selchow habe nicht die sür sein Amt nötige Begabung gezeigt; er hätte eigentlich Minister d s Innern werden sollen, abcrBismarck habe den König von diesem Gedanken abgebracht und Eulenburg vorgeschlagcn. Am meisten wird von Roon gerühmt, an dem Bismarck die größte Unterstützung gchab., der seinem Ressort gut Vorstand, energieooll, gescheit und ein be deutender geistvoller R dner war; 1873 hätten sich Streber wie Gras Harry Arnim und jüngere Militärs, die in der „Kceuzz'g." und der ..Rcichsglocke' gegcgen Bismarck gearbeitet, anRoon ge macht uw ,n Bismarck zu cntsremden; dadurch sei das guteVerhäli- nis zwischen ihm und Roon gestört worden. Der Kultusminister von Mühler habe Aehnltchkeit mit dem späteren Nachsolger svon Goßler; aber seine Frau sei ihm überlegen gewesen, habe zuviel Einfluß aus ihn gehabt und sic selbst habe ihre politischen Direk tiven von der Königin Augusta erhalten, deren Politik in der Regel der Staatsraison zuwider gelaufen sei. Graf Lippe, der Justizmi- nister, habe von seiner Thätigkcit als Staatsanwalt die Gewohn heit milgebra-chh mit höhnischer und überlegen lächelnder Miene ab weichende Meinungen zu sagen und dadurch verletzt; er habe mit von Bodrlfchwingh Wetter rechts gestanden als Bismarck, fei aber in seinem Reffort sachkundig genug gewesen, uni seiner p-rsvalichen Ukberzrugung folgen zu können, während v. Bodelschwingh das tn seinem Ressort nicht vermochte. — Ucbrr Deutschlands Ver hältnis zu Rußland spricht sich Fücst Bismarck in sein-m Mrmolrenwerk im Kapitel „Petersburg" wie folgt uuS: „Wir haben 1870 der russischen Politik bcreitwtllig brigestandrn, um sie im Schwarzen Meere von den Beschränkungen zu lösen, welche der Pariser Vertrag ihr auferlegt hatte. Dieselben waren natürlich, und das Verbot der sreien Bewegung an der eigenen Meeresküste war sür eine Macht wie Rußland auf dle Dauer unerträglich, weit demütigend. Außerdem lag und liegt es nicht in unserem In- trrefle, Rußland in der Verwendung seiner überschüssigen Kräfte oach Osten hinderlich zu sein; wir sollen froh sein, wenn wir in unserer Lage und geschichtlichen Entwickelung in Europa Mächte finden, mit denen wir auf keine Art von Konkurrenz der politischen Interessen angewiesen sind, wir das zwischen uns und Rußland bisher der Fall Ist. Mit Frankreich werben wir nie Frieden haben, mit Rußland nie die Notwendigkeit des Krieges, wenn nicht liberale Dummheiten oder dynastische Mißgriffe die Situation fälschen." * Stuttgart, 25. Novbr. Die von verschiedenen Blättern gebrachte Nachricht, daß Fürst Bismarcks Denkwürdigkeiten in Paris morgen erscheinen, ist irrig, da vertragsmäßig die Aus gaben in sämtlichen Sprachen an einem Tage, dem 29. d., erscheinen. Sirche ou» «chnle, inane an» Sätzen Mission. -j- Zum Pfarrer und Superintendenten in Rochlitz ist der Geistliche des Stadtvereins sür innere Mission und Hilfs- prediger an der evangelischen Hoskirche zu Dresden, Joh. Kuno Zimmermann (geb. 1850 in Chemnitz), gewählt worden. f Die Wahlfähigkeilsprüsungen am Kgl. Lehrerseminar zu Plauen i. Vogtl. haben am 24. Nov ihren Abschluß gefunden. Das Prüfungsergebnis «ar solgendes: in Wissenschaften erhielten 2 Kandidaten die Censur Id, 4 Ila, 3 II, 6 Ilb, 6 Illa, und 11II. In Sitten konnte allen Kandidaten die erste Censur zucrkannt «erden. ff Die Direktoren und Lehrer an den landwirtschaft lichen Schulen Sachsens hielten in Dresden unter dem Vocsitz des Direktors der landwirtschaftlichen Kceisschule zu Wurzen Herrn Or. Weineck Ihre diesjährige Konferenz ab. In der- filben besprach Herr Direktor Nhrmann-Annaberg in ausführlicher Weise die Schwierigkeiten, mit denen die landwirtschaftlichen Schulen zu rechnen haben und die Mittel zu deren Beseitigung. Die Aus sührungen, bet welchen insbesondere auch die vielfach ungenügende Vorbildung der den Anstalten zugefühlten jungen Leute hervor- gchobcn wurde, liefen eine lebhafte Aussprache der Konferenz teilnehmer hecvor. Ferner wurde nach einem einleitenden Bericht VcS Landwlrtschastslehrcrs Hey-Wurzen die Frage der Ermittelung der Rentabtlität typischer Landwirtschaftsbetriebe, welche aus Veranlassung deS Reichsamtes des Innern im Lause dieses Winters stallfinden soll, sowie die Ausfüllung der betreffenden Frage bogen durch die Landwi-tschastslehrer eingehend besprohen. Posen, 24. November. Dec Kaiser schenkte 20500 Mk. zum Bau einer evangelischen Kirche in dem Grenzdorse Stralkowo. ch Die „Franks. Zig." meldet: ES beslälige sich, daß der neu- gewählte katholische Bischof Keppler, der einer gemischten Ehe entstammt, wie seine drei Geschwister evangelisch getauft worden ist 's Wie der „Reichs.-Anz." mittcilt, hat das Staats-Ministerium beschlossen, den von dem Domkapitel inOsnabrück zumKapitular- Vikar gewählten Domkapitular Pohlmann zur Ausübung der ihm als KaviiularvskarzustehendenbtschösilchenRechleund Verrichtungen zuzulassen. * Köln, 24. November. Kardinal Krein entz veröffentlicht tn der „Kölnischen Volkszeitung" unter Hinweis auf die hochherzige Schenkung des Kaisers einen AuscufandieKatholikenDeulschlands zu Beiträgen fürchte Ecrichlung einer Marialirche au sdem Grund stücke der vormition clo la 8ai»ts Visrgs. HesuudhettStvesm, Ticrkrankhettc« und Absperrung». Matzrcgcin re. („Tvd durch Impfung") Unter dieser Spttzmarke bringt die Zeitschrift ,,Der Natur- und Volksarzt" in ihrer Septembernminner die Mitteilung, daß die zwölfjährige Tochter des Gastwirts Dietrich in Hos- geismar kurz nach der zweiten Impfung heftig erkrankt und nach zehn Tagen im Landkranleuhause zu Kassel verflvrben sei. Diese Mitteilung hat sich, wie die „Nordd. Allg. Ztg " meldet, insviern als unzutressend herausgeslcllt, als ein Zusammenhang zwischen Tod und Impfung nicht bestanden Hai. Das am 17. Juni geimpfte Kind erkrankte am 23. Juni an einer rosenartiaen Entzündung am linken Bein und starb am 20. Juli. Die Rose ging aber nicht von den Impfstellen am Oberarm, sondern von einer Eiterblase am Beine aus. Daß die Rose mit der Impfung in keinem Zusammenhänge stand, geht auch daraus hervor, daß das Kind schon früher einmal an Rose gelitten hatte, und daß von den 60 gleihzeittg mit demselben geimpften Kindern keines a» Rose erkrankt ist. Die zur Erforschung der Maul- und Klauenseuche bisher vom Reichs-Gesundheitsamt vorgenommenen Versuche haben nach der Münchener „Allg Ztg" zwar bereits zu wertvollen Ergebnissen ge führt, allein die Untersuchungen, welche monatelange Beobachtung der immunisierten Tiere erfordern, können bis zum Ablaus des Rechnung? jahres 1898 nicht abgeschlossen werden. Auch empfehle sich, andere für Landwirtschaft und Viehzucht verderbliche Tierkrankhelten, deren Wesen bisher nicht ausreichend erforscht ist, und deren Bekämpfung deswegen noch nicht mit wünschenswertem Ersolge ausgenommen werden konnte, in die Versuche einzubeziehen. Hierher gehören vor allem ver schiedene Schweinekrankheiten (Rotlaus, Schweineseuchen rc.) und die Geflügclchoiera. Mit Rücksicht hieraus ist in Aussicht genommen, die llnteriuchungen des Reichs - Gesundheitsamts in der bezeichneten Richtung auch im Jahre 1899 sorlzusetzen. SchwnrfierichtS-Bprhmtvluufieu. («ochdmck verdot«»0 Bautzen, 25. November. (Gerichtshofs Landgerichtsdirektor Aber, Boisitzender, Landgerichtsräte !1r. Naumann und Heidel. Geschworene: Kommerzienrat Großmann - Herrmann aus Bischofs werda. Oberst z.D. Steindorf aus Bautzen, Generalmajor z. D. Schultze aus Erostau, Rittergutsbes. und Ma-vr a. D. Edler von der Planitz auf Piskowitz, Kausm. Tammer aus Schirgiswalde, Bleichereibes. Hänisch aus Bertsdors, Kauft». Schubert aus Sebnitz, Baumeister Caspar aus Neustadt, Kausm. Wünsche aus Löbau. Kausm Renker aus Zittau, Kausm. Mießner aus Bautzen und Bleichdireklor Schütz aus Herrnhut. Vertreter der Königl. Staatsanwaltschaft: zu 1 Assessor Or. Frhr. v. Wilcke, zu 2 Oberstaatsanwalt vr. Gensel. Verteidiger: zu l Rechtsanwalt Drache, zu 2 Rechtsanwalt Klemm.) k) lieber eine Anklage wegen Straßenraubes, Widerstands gegen die Staatsgewalt und Uebertrelung hatte sich der Handlungsgehilfe Karl August Schier zu verantworten. Der Angeklagte ist am 16. Februar 1873 zu Prcilitz geboren, Hal nach beendeter Schulzeit In hie siger Stadt die Kausmannschast erlernt, später in hiesiger Tuchmacher- gässe sich etabliert, jedoch bald seine Zahlungen eingestellt, und weiter hin als Reisender in Lugau konditioniert. Bereits im Alter von 12 Zähren ist er wegen Diebstahls mit einem Verweise, später noch dreimal bestraft worden. Der mit der einen Strase verbundene EhrenrechiS- verlnst batte zur Folge, daß der Angeklagte erst vom Herbste 1896 ab beim Militär iu Dresden, bez. Leipzig eingestellt wurde. Am 19. Sep tember d. I wurde er in Gohlis von den 13->ern zur Reserve entlassen, vcrw.ilte aus der Fahrt Hierher bis zum Abende bei einem Verwandten in Dresden, kam schließlich gegen l l llhr hier an und kehrte im „Mark grafen" am Hvlzmarkte ein, woselbst er die Bekanntschaft des Geschäfts führers Bienei l aus dem „Römer" machte. Diesem freundete er sich an und beide verkehrten dann noch in mehreren Restaurants, zuletzt im „Stern". Dort bezahlte Bienert die Zeche mit einem Zehnmarkstück: den Ueb.rschuß (über 9 Marl) steckte er in die Hosentasche Außerdem besaß er ein Zwanzigmarkslück, welches in einem kleinen Portemonnaie in dec oberen Westentasche steckte. Vom „Stern" aus wollte Bienert heimkchreu und suchte dabei seinen Begleiter, den Angeklagten, los zu werdet- Dieser aber schloß sich ihm weiter an. Aus der Hospitalstraße, vor dem „Vierpalast", fühlte Bienert plötzlich, wie Schier ihm ganz un vermutet in rascher Aufeinanderfolge erst in die linke obere, dann in die linke untere Westentasche, dabei den Haken der Nhrkette abreißend, und ebenso schnell in die Hosentasche griff und letztere im Nu nach außen umkehrte, Infolgedessen die Tafche völlig entleert wurde und einige Geld stücke zu Boden klirrten. Bienert, etwas bezecht, wußte nicht, wie ihm geschah, ries: „Sie unverschämter Mensch, wie können Sie mich über fallen!?" und trat aus Schier zu, um sein Geld wieder zu erlangen. Im Nu aber bekam er von Schier mit dessen Spazierstocke zwei Schläge über Kopf und Gesicht, infolgedessen er zurückwich. Das benutzte Schier, bückte sich schnell, um die Geldstücke auszuheben, und lief ebenso schnell fort, ohne daß Bienert ihn einzuholen vermochte. In der Promenade kam Schier ihm aus dem Gesicht. Zwei Polizeibeamten, die Bienert in der Nähe der Wilhelmstraße traf, erstattete dieser sofort Anzeige. Früh '/-ö Uhr betraf nun der von dem Vorgänge ebenfalls benach richtigte Wachmann Düring den Gesuchten ani äußeren Reichenthor, hielt ihn an und frug ihn nach Namen und Herkunft, worauf Schier sich „Mutscher aus Niederkaina" nannte. Der Beamte kündigte jedoch Schier n nach der ihm gewordenen speciellen Personbeschreibung die Arretur an und ergriff ihn am Arme, um ihn zur Wache zu sichren. Schier machte sich indes durch mehrere energische Drehungen des Körpers frei und entlief, wurde jedoch nach etwa 20 Schritten cingeholt und abermals ergriffen. Diesmal schlug er um sich, kratzte, riß sich nochmals loS und rannte unter Zurücklassung seines HuteS und Stockes so behend davon, daß der Wachmann Ihn nicht einzuholen vermochte. Am nächsten Tage wurde der Angeklagte in Preititz verhaftet, wobei 6 Mk. 69 Psg. Geld in seinem Besitze gefunden wurden. Wie im Lause der gegen ihn geführten Voruntersuchung, so stellte auch heute der Angeklagte in Ab rede, den Raubansall verübt zu haben, (indem er angab: er habe sich gleich am „Stern" von Bienert verabschiedet, sei allein weiter gegangen und habe sich an der Straße am Walle zum Schlafen niedergelegt. AI« er nach mehreren Stunden erwacht sei. sei ihm der Wachmann be- geanct; diesem habe er aus Besragen seinen richtigen Namen genannt und hinzugesügt, er komme von Niederkaina, weil ec da« Nächtigen Im Freien nicht habe zugeben wollen. Bienert habe sich ihm gegenüber sür einen Großkausmann aus Dresden ausgegeben, ihn als Reisenden mit 1200 Mark Jahresgehalt engagiert und habe den Uebersall nur vor gegeben, um den Vertrag ohne Nachteil sür sich wieder ausheben zu können. Das bei ihm geiundene Geld habe ihm seine Mutter nach Leipzig geschickt gehabt. Diese Sachdarstellung stand freilich mit den Ergebnissen der Beweisausnahme, welche obigen Thatbestand entrollte, in direktem Widerspruche. — Die Kgl. Staatsanwaltschaft hielt die An klage in vollem Umsange aufrecht. Der Verteidiger stellte nach Lage des Falles die Beantwortung der Hauptscbuldscageu den Geschworenen anheim und befürwortete im Falle der Schuldannahme die Zubilligung mildernder Umstände. Gemäß dem im Sinne der Anklage abgegebenen Wahrspruche der Geschworenen lautete das Urteil aus fünf Jahre eine Woche Zuchthaus, eine Woche Haft, zehnjährigen EhrenrechtSverlust und Zuläisigkcit von Polizeiaufsicht 2> Wegen Sittlichkeitsverbrechens Im Sinne der HZ 177, 176 3. 73. des Str.-G.-B. traf den Im Jahre 1870 zu Ullersdorf, Kreis Ottmachau in Schlei., geborenen, zuletzt vorübergehend in Kirschau aufhältlichen, einmal wegen Diebstahls bestraften Arbeiter Joseph Karl Förster eine Zuchthausstrafe von zehn Jahren, daneben zehnjähriger Ehrenrechtsver lust und Zulässigkeit von Polizeiaussicht. Die Verhandlung, welche unter Ausschluß der Oesfentlichkeit stattfand, hatte zum Gegenstände jenes scheußliche Attentat, welches am 1. August d. I. im Walde bei Oberneukirch gegen ein 12 Jahre altes Schulmädchen verübt worden war und wegen der schlimmen Folgen der Thal allgemeine tiefgehende Entrüstung hervorgerusen hatte. Als Obmann der Geschworenen fungierte in beiden Verhandlungen Generalmajor z. D. Schultze-Crostau. Sitzungen derTtrafkammcr des Kgl. LandficrichtS Bautze« am 25. November 1898. Vorsitzender: Herr Landgerichtsrat Bachmann. Am 2. September d. I. hatte sich der in Königsbrück beschäftigt« Fabrikarbeiter Friedrich Ernst Eilitz auS Saathai» bei Torgau von der Bahnhvfswirtin In Königsbrück, bei der er gezecht halte, 6 Mark geborgt. Nach der Anklage soll er dieses Darlehn nur durch unwahre Angaben über seine Person und seinen Verdienst erlangt haben. Durch die heutige Beweisausnahme wurde jedoch festgestellt, daß seine Angaben nicht Im Zusammenhänge mit der Darleihung abgegeben waren, und die Darleiheri» durch sie nicht direkt zur Hergabe des Geldes bewogen worden war. Es erfolgte deshalb die Freisprechung des bereits 6mal, darunter wegen Betrugs, bestraften Angeklagten. Der am 3. Juli 1881 in Göda geborene und unbestraste Johann Paul Schmotschke stand seit Ansaüg diele« Jahre« bei dem Guts besitzer August Löhnert in Zockau In Dienste». Am 4. Septbr. ent wendete er auS einer ihm zugänglichen Kammer seines Dienstherr» drei Bücher und ein Taschenmesser. Zum Gödaer Kirchweihfeste besuchte er den Gasthof zum Hirsch daselbst. Bei seinem Fortgehen regnete es. Er »ahm deshalb den ersten besten von einem Fremden hingestellte» Regenschirm mit. Am Abende des 13. Septbr sah er sich den Neubau seines Dienstherr» an und entwendete dabei aus dem dort befindlichen offenen Schuppen verschiedene, den Arbeitern gehörige Gegenstände, nämlich Bohrer, Schnittmesser und eine Tabakpfeife, sowie eine von seinem Dienstherrn angeschaffte Quantität Nägel. Dann ging er in das Gehöfte seines Herrn, schlich sich, nachdem er die Stieseln ausgezogcn hatte, in die Mägdekammer uud eignete sich dort 20 Pfg. Geld, zwei Scheren und eine Auftragbürste an. Wegen schweren und einfachen Diebstahls wurde Schmotschke zu zwei Wochen und zwei Tagen Ge- sängiüS verurteilt. Die Strase gilt durch die erlittene Untersuchungs- Hast sür verbüßt. Der in Oesterreich jünsmal bestrafte, ziemlich 19 Jahre alte Tage arbeiter Gustav Adolf Richter aus Warnsdorf ist geständig, am 19. vor. MtS. in Zittau gebettelt, dabei ei» Paar dem Expedienten Unger gehörige, i» der offenen Hausflur seiner Wohnung stehende Schuhe mit ortgenommen uni am Abend aus einer aus einen, Neubau der äußeren Weberstraße errichteten verschlossenen Baubude, in die er nach Ein schlagen einer Fensterscheibe und Zertrümmerung einer Latte eingestiegen 'war, ein Jacket, ein Paar Socken und sechs Stück Cigarren gestohlen zu haben. Am andern Morgen sanden ihn Arbeiter in der Bude schlafend vor. Das gegen ihn gefällte Urteil lautete wegen schweren und einfachen Diebstahls aus acht Monate und eine Woche Gefängnis und wegen Bettelns aus drei Wochen Hast. Die Haststrase wird als ver büßt angefehen. Die Kgl. Staatsanwaltschaft war durch die Herren Assessoren l)c. Frhr. v. Wilcke und Stahl vertreten. 8. Wissenschaft, Dmft r«. — jNotIzen. j Prof. SchaperS Gruppe dec Königin Luise mit dem Prinzen Wilhelm, die bei der Hundertjahrfeier des alte» Kaisers einen Schmuck des Berliner Akadcmiegcbüudes bildete und jetzt in Marmor ausgesührt wird, soll im Versammlungssaal des neuen Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Schöneberg Ausstellung finden. — In Würzburg ward der „Sandhof', ein altes PatrizierhauS, einst die Residenz der Gemahlin Gustav Adolfs von Schweden, in der letzten Zett einem Umbau unterworfen. Dabei sand man sehr gut erhaltene Plafonds auS Stuck, die in Hochrelief biblische Sagen und Jagdgeschichten darstellen. Sie dürsten aus dem 16 Jahr hundert stammen. Einen Teil erwarb das Bayerische National museum tn München, ein anderer Teil wurde den städtischen Samm lungen cinverleibt. — Wie aus Paris gemeldet wird, hat Sarah Bernhardt von der Stadt das Iftöüfts ckos Watrous sür 100000 Francs jährlich gepachtet, außerdem muß sie sür 200000 Francs Erncuerungsarbeiten vornehmen lassen und eine Bürgschaft von 150000 FrcS. stellen. — In Kensington hat jetzt eine Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Erfindung der Lithographie durch Sene- felder stattgcsunden. — Das erste Preisausschreiben der Nansen- Stiftung, die bekanntlich bald nach der Rückkehr des „Fram" 1896 begründet wurde, ist nunmehr erfolgt. Diesmal ist der Preis auf 1500 Kronen festgesetzt und soll für eine Arbeit aus dem Gebiete der Embryologie, die aus eigener Forschung beruhen muß, verliehen werden. Das Ergebnis wird bei der Jahresversammlung der Akademie der Wissenschaften^» Christiania am 3. Mai 1900 ver kündet werden. — In St. Louis ward am 13. November in Gegen wart von 40000 Personen daS vom Brauer Charles Stifel ge stiftete schöne Schillerdenlmal feierlich enthüllt. (L. Z.) — Als Modell für die Statue des Fürsten BtSmarck, welche Prof. Begas sür das Bismarck-Denkmal vor dem ReichS- tagsgebäude anfertigt, dient ein früherer Sergeant der Kaiser Ni kolaus-Kürassiere in Brandenburg a. H„ jetzt Beamter, Walter Hoffmann. Es hatte sich, wie der „L. A." berichtet, lange Zeit kein Mann gefunden, welchem die von Prof. Begas aus FriedrichS- ruh beschafften Uniformen des Alt-Reichskanzlers aus den Leib paßten, bis zufällig Herr Hoffmann am Atelier des Künstlers vorbei ging, und man erkannte, daß er in der Gestalt dem Fürsten gleiche. — Zu den Nachrichten über eine deutsche Südpolar-Ex- pcdi tion erfährt die „Allg. Ztg.', daß Anhaltspunkte dafür, daß der Reichstag sich mit Genehmigung der Mittel sür eine im Jahre 1899 auszuführende Expedition ins Südpolar-Gebiet zu befasse« habe, in keiner Form vorliegen. Es erscheine nicht ausgeschloffen, daß die unerwarteten Mehrkosten für die deutsche Tiefs ee- Expe - dition, sür deren Fortsetzung sür das Jahr 1899 zunächst 100000 Mk. vom Reichstag gefordert werden, einen etwas ver->
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