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Bautzener Nachrichten : 26.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189811264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981126
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981126
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- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-26
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 26.11.1898
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S „Liga" ist in Wilhelmshaven eingettoffe». ..v 9", die II. und III. Lorpedobootsdiv. sind in Flensburg, „v 4" in Kiel eingetrossen. — ^Parlamentarisches.^ Die Eröffnung des Reichs tags wird, wie die .Münch. Allg. Ztg.- .auf Grund zu verlässiger Mitteilungen- angiebt, nicht vor dem 6. Dezember erfolgen. Der 6. Dezember ist ein Dienstag, der nachfolgende 8. Dezember (Mariä Empfängnis) ist ein katholischer Feiertag. Ueber den 16. Dezember hinaus kann der Reichstag mit Rücksicht auf die in das Ende der folgenden Woche fallenden Festtage nicht tagen. Unter diesen Umständen werden sw die Verhandlungen vor Weihnachten auf die erste Beratung des Reichshaushaltsetats beschränken müssen. — sKolonialpolitisches. s Witzmann giebt in verschiedenen Zeitungen als Grund für seine neue Afrika- reife an, daß er in Berlin keine ihm zusagende Verwend ung im Kolonialdienft fand. Die Reise nach Zambesi hänge mit dem englisch-deutschen Abkommen zusammen, d. h. nicht in amtlicher Hinsicht. Wißmann wolle sich nochmals genau über jenes Gebiet informieren, das Deutschland über kurz oder lang zufallen muffe. Wißmann will von Oftafrika nach Aegypten und von da nach dem Sudan gehen. — Ein Mitglied der ostafrikanischen Schutztruppe, Ser geant Schuster aus München, ist im Münchener Garnison- lazarett am Schwarzwafserfieber gestorben. — Eine Ki limand scharo-Straußenzucht-G e- sellschaft wird sich der „Köln. Zig.* zufolge demnächst auf Anregung des Lieutenants Bronsart von. Schellendolf Beifall.) .Wir beten zu Gott, daß er unseren Kaffer lange Jahre beschützen und erhalten möge!" Das Haus stimmte rn ein dreimaliges begeistertes Hoch auf den Kaiser ein und ermächtigte das Präsidium, die Glückwünsche des Hauses an den Stufen des Thrones niederzulegen. Hierauf wurde Vie Sitzung geschloffen. — Das Subkomitee für die Bank- und Valutavorlagen nahm nach längerer Debatte den Entwurf, betr. die Ver längerung des Bankprivilegiums, sowie das Uebereinkommen, betr. Errichtung neuer Filialen der Bank und betr die bilanz mäßige Bewertung der Immobilien und des kuuäuL in8truvtus der Bank, unverändert an. * Innsbruck, 25. November. Der Gemeinderat be schloß unter lebhaftem Beifall, sich an der Bismarck-Ge denkfeier durch Entsendung einer Abordnung zu beteiligen. * Pesth, 24. Novbr. Ministerpräsident Baron Banffy erklärte heute in der Konferenz der liberalen Partei, es sei zu besorgen, daß die Geduld der Partei auch noch weiter durch Ausbrüche der Leidenschaft auf eine harte Probe ge stellt werde. So begreiflich auch eine energische Abwehr sei- tens der Majorität wäre, so müsse er doch bitten, die bis herige würdevolle Ruhe zu bewahren. Das Vertrauen der Krone bleibe der Regierung unverändert erhalten. Er fühle sich notgedrungen zur Hervorhebung dieser Thatsache neuer dings veranlaßt, da seitens der Opposition versucht worden sei, durch Behauptung des Gegenteils auf die Haltung der Regierungspartei einzuwirken und ihre Kraft zu erschüttern. Der Ministerpräsident schloß mit der Erklärung, die Regierung sei für jede Eventualität vorbereitet; falls die Verhältnisse es erfordern, werde die Regierung keine Maßregel verabsäumen, um die schwebenden Fragen entsprechend den Interessen des Landes zu lösen. Zweifellos würden früher oder später ener gische Dispositionen erforderlich sein. Vorderhand ersuchte )er Redner die Partei, nur Ruhe zu bewahren und mit Ver trauen der Zukunft entgegenzugehen. Die Kundgebung wurde an vielen Stellen durch Beifall unterbrochen. Der Präsident )er Partei, Podmaniczki, erklärte namens der Partei, daß diese die Darlegungen des Barons Banffy genehmigend zur Kenntnis nehme. * Budapest, 25. November. Im Abgcordneten- hause brachte Hodossy im Namen der Nationalpartei den Rschlußantrag ein, das Haus solle eine Adresse an den König richten. Die Adresse, welche auch zahlreiche Mitglieder der Unabhängigkeitspartei unterschrieben haben, befaßt sich vor wiegend mit angeblichen Wahlmißbräuchen und spricht den Wunsch aus, der König möge das gegenwärtige Kabinett ent- ernen, da unter der Regierung desselben eine Gesundung der Verhältnisse nicht erfolgen könne. endgültig m Leipzig konstituieren. Herr von Schellen doiff soll bereits drei Stationen angelegt haben, welche außer zur Straußenzucht auch zur Zähmung von Zebra- Herden und zur Kreuzung von Zebras mit Pferden be stimmt sind. — Für die Eisenbahn Swakopmund —Windhoe in Deutsch-Südwestafrika sind die Tracierungsarbeiten durt Premierlieutenant Kecker von der Eisenbahnbrigade vollendet. Die Länge der Bahn beträgt im ganzen 380,9 Kilometer. Zur Zeit sind die Bauarbeiten bis 75 Kilometer vollendet. Der Betrieb findet bis zum Khanfluß statt. In zwei Jahren soll die ganze Strecke fertig sein. Der Betrieb findet jetzt mit Dampf statt, Maultierbetrieb kommt nur aushilfsweise vor. Die zur Verwendung kommenden Maschinen sind die bei der Eisenbahntruppe für Kriegszwecke eingeführten Zwillings maschinen. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt vorläufig 12 Kilo meter in der Stunde, kann aber bis 15 Kilometer gesteiger werden. Die Bahn ist derart angelegt, daß durchschnittlw alle 20 Kilometer Ausweichen vorhanden sind, so daß am Tage acht Züge fahren können. Mit jedem Zuge können 10 Wagen ä 7 To. (wovon 2 To. aut das Gewicht der Wagen kommen), also zusammen 50 To. Güter befördert werden. Die mögliche Tagesleistung würde also 400 To. gleich 8000 Ctr. betragen. Görlitz, 25. November. (G. N.) Für die Ober lausitzer Ruhmeshalle mit Kaiser Friedrich-Museum wurden in der heutigen Sitzung des Kommunallandtages der preußischen Oberlausitz 45000 Mark bewilligt, die nach Fertigstellung der Ruhmeshalle in 15 Jahresraten zu je 3000 Mark überwiesen werden sollen. * Bremen, 25. November. Der österreichisch-ungarische Generalkonsul George Albrecht, Seniorchef der Firma Joh. Lange Sohns Ww. u. Co., ist gestorben. * Darmstadt, 25. November. Der Großherzog hat den Präsidenten des Finanzministeriums Küchler zum Finanzminister ernannt und dem Schöpfer des Landesdenk wals Professor Schaper - Berlin das Kommandeurkreuz des Ludwigsordens verliehen. — In Gegenwart des Großherzogs und der Großherzogin, des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen als Vertreter des Kaisers, sowie der übrigen fürst lichen Gäste erfolgte heute die Enthüllung des Landes- denkmals für den Großherzog Ludwig IV. Bei der Ent hüllungsfeier hielt die Festansprache Landtagspräsident Haas- Offenbach. Das Hoch auf das großherzogliche Paar brachte der Vorsitzende des Denkmal-Komitees Fürst Menburg- Büdingen aus. Nach der Enthüllung fand ein Festzug statt, «n dem sich mehr als hundert Gruppen beteiligten. * Stuttgart, 25. November. Zum Jubiläum des Mi nisterpräsidenten Frhrn. v. Mittnacht erließ der Kaiser «n Bord der „Hohenzollern- ein gnädiges Handschreiben, welches dem Jubilar vom preußischen Gesandten überreicht wurde. In dem Schreiben dankt der Kaiser dem Minister, welcher nicht nur für das Gedeihen seines engeren Vater landes, sondern auch für die Pflege sbundesfreundlicher Be ziehungen zum Reich und zu Preußen unermüdlich gewirkt habe. Das Schreiben schließt mit dem Wunsche, daß der Minister noch lange Jahre im Dienste seines Landesherrn, des treuen Freundes und Bundesgenossen des Kaisers, in »oller Rüstigkeit wie bisher thätig sein möge. Oesterreich. * Wien, 24. November. Abgeordnetenhaus. Abg. Byk (Polenllub) maß jede „Schuld- an den Excessen der anti semitischen Agitation bei. Abg. Karatnicki (polensreundltcher Ruthene) erklärte, er sei kein Anhänger der Ausnahmcversügungen, doch sei die Verhängung des Ausnahmezustandes notwendig gewesen. Die Regier ung habe nur ihre Pflicht erfüllt. Hieraus wurde ein Antrag aus Schluß der Debatte angenommen. Beneralredner contra Abg. Mi lewski (Polenklub) wies die gegen die polnische Verwaltung in Galizien erhobenen Vorwürfe zurück und stellte an der Hand von Daten das Bild der fortschreitenden Entwickelung des Schulwesens in Galizien dar. An einer ungenügenden Entwickelung der Industrie seien nicht die Herrschende Partei, sondern andere Verhältnisse des Landes schuld. Redner wies nach, mit welchen Schwierigkeiten jede Reform in Galizien M kämpfen habe und schloß, seine Partei werde trotz des Hasses, der Ihr von den Soctaldemokraten und anderen Parteien im Lande ent- 31^9 und bezahlt. Widerspruch bei den Czechen. Große Unruhe. Abg. Pferche berief sich aus Zeitungsstimmen. Abg. Herold konstatierte, Abg. Pserche brachte nicht die geringsten Beweise sür seine Behauptung. Die thatsächltche Untersuchung habe nach keiner Richtung hin etwa« er geben, daß Redners Partei Unruhen angestistet hätte. Das Hau« schritt zur Abstimmung. Der Anklageantrag des Abg. Daszynski (s. v. Nr.) wurde mit 189 gegen 96 Stimmen abgelehnt. Der größte Teil des verfassungstreuen Großgrundbesitzes, Italiener und ein Teil der Mauthler partei war abwesend. — Hochenburger «deutsche Volkspartei) brachte eine Interpellation ein, in welcher er auf die Gerüchte hinweist, daß die Regierung die Erfüllung der 26 Forder ungen der Jungczechen und feudalen Großgrundbesitzer zu gesichert habe. Da die Erfüllung dieser Forderungen nur unter abermaliger Schmälerung des Besitzstandes der Deut schen durchführbar wäre, so fragt die Interpellation, ob die betreffenden Gerüchte begründet seien. — In Wien hat sich ein Komitee gebildet, dem auch an gesehene Bürger von Wiener-Neustadt und Puchberg sich an geschlossen haben. Dieses Komitee hat sich die Aufgabe ge stellt, nach den schon fertigen Plänen des Architekten Rudolph Göbel eine kleine Kirche zum Gedächtnisse an die verewigte Kaiserin Elisabeth auf dem Hochplateau des Schnee berg es zu erbauen. Diese Kirche, welche nächst dem Schnee berg-Hotel auf einer Höhe von 1800 Metern erbaut werden soll, wird das höchstgelegene Gotteshaus in Oesterreich sein. * Wien, 25. November. Reichskriegsminister von Krieghammer ist aus Dalmatien hier eingetroffen. — Beide Häuser des Reichsrates versammelten sich heute zu außerordentlichen Sitzungen; das Abgeordnetenhaus um 11 Uhr, das Herrenhaus um 12 Uhr. Auf der Tagesord nung stand als einziger Punkt die Huldigungskundgebung anläßlich des bevorstehenden Jubiläumstages des Kaisers. Die Galerren waren dicht gefüllt. Im Avgcordneten- hause hielt Präsident 0r. von Fuchs eine Ansprache, in welcher er auf die 50 Jahre der Regierung des Kaisers einen Rückblick warf. Redner führte aus, was auch immer der Lauf der Zeiten im bunten Wechsel mit sich brachte, niemals habe der ritterliche Kaiser gewankt, stets sei der selbe ein bewundernswürdiges Beispiel unwandelbarer Pflicht treue, rückhaltloser Hingebung an sein Reich und seine Völker und wahrhaft heldenmütiger Ausdauer in allen Wechselfällen des Lebens gewesen. Oesterreich verdanke seinem Kaiser seine kulturelle Entwickelung des öffentlichen Lebens, der Wissenschaften, Künste, Litteratur, sowie des Handels und des Gewerbes. Deshalb blickten die Völker Oesterreich Ungarns mit Bewunderung und Liebe und mit inniger Verehrung auf ihren Jubelkaiser und legten ihm den Tribut ihres innigsten Dankes ehrfurchtsvoll zu Füßen. Der Präsident schloß mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiser, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Hierauf wurde unter lebhaftem Beifall das Präsidium er mächtigt, dem Kaiser den Ausdruck der ergebensten Glück- und Segenswünsche des Hauses zu unterbreiten und so dann die Sitzung geschloffen. — In der Festsitzung des Herrenhauses richtete Präsident Fürst Windischgrätz eine Ansprache an das Haus, in we'cher er hcrvorhob, alle Kreise der Bevölkerung empfänden die Bedeutung des Ju biläumstages und sagte: „Unser aller Herzensbedürfnis i bei diesem Anlässe, dem Kaiser die Gefühle unwandelbare Treue, Verehrung, Liebe und Dankbarkeit auszudrücken.- Ter Redner hob alsdann die Fortschritte hervor, welche Oesterreich gemacht und schloß: „Fest steht und glänzend, gekrönt mit dem Lorbeer treuer Pflichterfüllung und voll ge rechter Begeisterung für den obersten KriegSherm unsere herrliche Armee; mächtig und achtunggebietend nach außen ist die Stellung des Reiches, in dessen weisem Herrscher die Welt den Hüter des Friedens verehrt.' (Lebhafter Schweiz., ' * Bern, 24. November. Die vom Finanzdepartement einberufenc Expertenkommission für den Erlaß eines neuen Gesetzes über eine central». Notenbank beschloß: Eine die Gesamtheit der Teilnehmer am Grundkapital «Bund, Kantone, Pri vate zu je ein Drittel) umsassende Generalversammlung ist ausgeschlossen. Der Bund, die Kantone, daS Privatkapital wühlen je L5> Vertreter in einen Generalrat. Letzterer wählt einen Bankrat aus seiner Mitte, be stehend auS lb Mitgliedern und dieser wieder einen engeren Ausschuß von 5> Mitgliedern und zwei Ersatzmännern. Der BundeSrat wählt den Präsidenten und den Vicepräsidenten des GeneralrateS, und diese sind von Amts wegen Präsident und Bicepräsident in dem Bankrat und dem BankauSschuß. Der BankauSschuß hat die Entscheidung über den DiSkontosatz. Der Gencralrat wählt die Revisionskommission, nimmt den Geschäftsbericht und die Bankrechnung ab, genehmigt die Reglements und macht Vorschläge sür eine etwaige Gcsetzesrevision. Die in dem verworsenen Bundesbankgesetz vorgesehene Organisation wird im wesent lichen beibehalten. Die Bank erhält das Privileg für zwanzig Jahre; sür den Fall einer Nichterneuerung de« Privilegs und einer Umgestalt ung der Centralen Notenbank in eine Bundesbank, sällt ein Drittel des Reservefonds zum voraus aus den Bund als Reservefonds sür die Bundesbank. Der Rest wird nach Maßgabe der Anteilscheine an den Bund, die Kantone und Private verteilt. Italien. * Rom, 25. November. Die internationale Kon ferenz znr Beratung von Maßregeln zur Bekämpfung des Anarchismus wurde gestern nachmittag 2'/, Uhr im Pa lazzo Corsini durch den Minister des Äeußern Canevaro eröffnet. Mit Ausnahme einiger Delegierten, die noch nicht cinge- getrofsen waren, sich aber entschuldigt hatten, waren die Abordnungen aller europäischen Mächte zugegen, welche die Einladung zur Konferenz angenommen haben. Canevaro hieß die Erschienenen willkommen und dankte ihnen im Namen des Königs, welcher sich glücklich schätze, in der Hauptstadt seines Königreichs die Vertreter aller europäischen Staaten zu sehen und welcher der Konferenz das beste Gelingen wünsche. Cane varo erklärte weiter, es sei nicht Ausgabe der Regierung, in irgend welcher Art den Entscheidungen der Konferenz vorzugreisen. Niemand könne sich die vielfachen und großen Schwierigkeiten der Ausgabe ver hehlen, welche eine Peinliche Pflicht den Regierungen aujerlege, es sei aber als ein gutes Vorzeichen zu begrüßen, daß man sich sofort über die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verständigung im Hinblick auf die Gefahr einig gewesen sei, welche die ganze Gesellschaft bedrohe, und sür den guten Ausgang der Beratungen bürge die hohe Weisheit und der Geist der Eintracht, welcher alle Anwesenden erfülle. — Als Dohen der fremden Delegierten dankte der österreichische Botschafter Freiherr von Pafetti dem Vorredner sür die Begrüßung, bat Canevaro, den ita lienischen Majestäten den Ausdruck der Verehrung seitens der Dele gierten zu übermitteln und schlug vor, Canevaro zum Präsidenten zu wühlen, welcher schon wiederholt seine Geschicklichkeit in der Lösung recht schwieriger Fragen bewiesen habe und ebenso auch die gegenwärtigen Beratungen zu einem guten Ende führen werde. Dieser Vorschlag wurde angenommen und Canevaro einstimmig zum Vorsitzenden ge wählt. derselbe dankte und schlug eine Geschäftsordnung vor, welche gemäß eines den Delegierten vorher zugegangencn Entwurfs ange nommen wurde. Aus Grund der Geschäftsordnung ernannte Canevaro zu Vicepräsidenten Pafetti und den belgischen Gesandten van Loo. Als Schriftführer fungierten die Botschaftsräte Graf v. Pückler, Blondel und Bonham. Der Eröffnung der Konferenz wohnten Ministerpräsident Pclloux, der Jusiizminister FInoechiarv Aprile und mehrere UnterstaatS- sekretäre bei. — Nach der Genehmigung der Geschäftsord nung begann die Konferenz ihre Beratungen mit der Fest stellung eines Arbeitsprogrammes. Um 40, Uhr nachmittags wurde die erste Sitzung geschlossen. Belgien. Wie die Blätter melden, sind die um Lüttich erbauten Forts in hygienischer Hinsicht so schlecht eingerichtet, daß das Kriegsministerium verfügt hat, die Truppen sollten die Forts nur in Kriegszeiten beziehen. In FriedenSzeiten werden die Soldaten in zerlegbaren Baracken wohncn, deren Errichtung auf eine Million Franken veranschlagt worden ist. Sollten also einmal diese Festungswerke, die 75 Millionen verschlungen haben, zu etwas anderm als zum Gegenstand der Kritik dienen, so würden sich die Truppen gleichzeitig gegen den äußern niw gegen einen gefährlichen innern Feind, vor dem sie schon in Friedenszeiten fliehen, zu wehren haben. flK. Z.), j k Frankreich s * Paris, 24. November. Präsident Faure hielt an die Mineuarbeiter in Lens eine Ansprache, in welcher er sagte, er habe ihnen durch sein Kommen einen Beweis von der Fürsorge der Regierung für die Arbeiter geben wollen. Er hoffe, die Mineuarbeiter würden auch ferner die Treue und den Patriotismus zeigen, durch welche sich die Bergleute der nördlichen Departements stets auszeichnetcn. Die Worte des Präsidenten wurden beifällig ausgenommen. Faures Rückkehr nach Paris erfolgte ohne Zwischenfall. — Die „Libertö" meldet, der Proknrator der Republik habe auf Antrag der deutschen Botschaft Ordre gegeben, die neueste, heute erschienene Nummer des Witzblattes „Rire" zu konfiscicreu. Diese Nummer ist ganz der Palästina- reise des Kaisers gewidmet. Das Titelblatt ist in der Art der Titelblätter der Reiseführer gehalten mit dem Bilde des Kaisers in der Mitte. Textlich will das Heft das Reise tagebuch des Kaisers darstellcn. Das Heft ist mit vielen, von dem Karikaturisten Veber gezeichneten Bildern und einer musikalischen Beilage versehen. Das Vollbild mit dem Titel „Die Jagd auf die Armenier" dürste besonders die Konfis kation veranlaßt haben. (Vergl. übrigens Tel. Korr.) — Durch die Pariser Presse läuft ein geradezu perfider Artikel des „Figaro", der Klage über die Absperr ungen führt, die bei den Wagenfahrten des Präsidenten tattfinden und sich am Schluffe bis zu folgenden Ausfällen versteigt: „Glaubt Faure, daß Frankreicks Prestige oder auch sein persönliches Ansehen darunter litte, wenn er bet der Ankunft auf einem Bahnhofe sich einfach in den Wagen setzte und still absühre? Die Souveräne, die in ihrer Jugend keine Gerbergesellen gewesen sind, machen eS so. Es wäre keine Schande sür ihn, desgleichen zu thun. Sein Ceremonienmeister sollte ihn darüber belehren. Schweigt aber der Ceremonienmeister, so wird das Pariser Publikum das Nötige thun. «egengebracht werde, sür den weiteren Fortschritt in Galizien sorgen. Die Rede wurde beifällig ausgenommen. Nachdem der Generalredner »ro Okuniewski (radik. Ruthene) ausgesührt, daß die Voraussetzung für Sie Verhängung deS Ausnahmezustandes, nämlich die Gefährdung der persönlichen Sicherheit, nicht gegeben war, erklärte Abg. Dasz»nSki, »aß in 18 der 33 betroffenen Bezirke nicht der geringste Grund für die Verhängung des Ausnahmezustandes war. Es folgte eine Reihe lhat sächlicher Berichtigungen. Abg. Pattai wendete sich gegen die Aussühr- Bvgen des Ministerpräsidenten in der letzten Sitzung bezüglich der Juden »nd sagte u. a., der Ministerpräsident habe vor den Juden ein Kom pliment gemacht, um den Ausgleich mit Ungarn zu erleichtern. Abg. Engel erkitirte namens der Czechen, dieselben würden gegen den Antrag stimmen. Redner wünschte eine baldige Aushebung des Ausnahme zustandes. Nachdem Abg. Pserche sich namens des deutschen Bürger standes dagegen verwahrt, daß Graf Thun sich als Staatsretter vor Ser Socialdemokratie ausspiele, beantragte Abg. Wolff Schluß der Sitzung und darüber namentliche Abstimmung. Der letztere Antrag wurde nicht unterstützt, der erstere abgelehnt. Unter den weiteren that- sächlichen Berichtigungen bemerkte Abg. Herold gegenüber dem Abg. Pserche, welcher gesagt habe, daß die Prager Unruhen von den Jung- ezechen angestistet seien, der Abg. Pserche möge das beweisen. Abg. Pserche erklärte, die JungcZechen hätten die Prager Excesse angestistet Eines schönen Tages werden Sie ausgepfiffen, Herr Felix Faure, und das haben Sie sich selber zuzuschreiben, denn Sie fallen uns lästig, wenigstens auf der Straße. Lernen Sie doch Bescheidenheit: vergessen Sie nicht, daß die Republik, deren Sie vorstehen, demokratisch ist, daß die Straße für jedermann da ist und daß man Sie nicht auserkoren hat, um sie ganz allein in Beschlag zu nehmen." — Die Anklage gegen Picquart wegen Fälschungen und Gebrauches von Fälschungen betrifft drei Gegenstände: 1) Eine Spionen-Affaire Boulot, die 1896 in Nancy spielte; das dortige Kriegsgericht legte die Akten dem Justizminister vor, und Picquart als Leiter des Informations-Bureaus wurde zu einem Gutachten aufgefordert, 2) in gleicher Eigen- chaft hatte Picquart ferner Material zu sammeln für das Besetz über den Verkehr mit Brieftauben; in beiden Fällen holte Picquart den Rat Leblois ein, 3) schließlich soll Picquart an Leblois' Teile des Dossiers Dreyfus mitgeteilt haben. Bekanntlich ergab die Untersuchung Fabres, daß die betreffenden Zeugenaussagen Henrys und Üauths unrichtig find, weil -eblois in der kritischen Zeit nicht in Paris anwesend war. Uebrigens ist Picquart wegen aller dieser Dinge außer dem „Mit blau" bereits disciplinarisch aus der Armee entlassen worden.
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