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Bautzener Nachrichten : 28.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981028
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981028
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- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-28
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 28.10.1898
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Flamme» bedrohte» schon einen neben Ihm vor Anker liegenden große» deutschen Pctroleumschonrr. Glücklicherweise gelang eS dem Lotsenboot .Vigilant", den „Tomaso Pedro" an Ketten aus dcm Hafen aus See zu schleppen, wo «an ihn seinem Schicksal überlassen »lnßte. — Ueber die in Monte Carlo am 23. d. erfolgte Beraub ung des russischen StaotSrates Polowzoffwerden noch folgende Einzelheiten mitgeteilt. Polowzofs hatte an dem Abend im Kasino von Monte Carlo eine ziemlich große Summe gewonnen. Daraus war er in daS .Grand Hotel" zurückgckehrt, hatte das Geld in einen kleinen Koffer geschlossen und war zu Bett gegangen. Plötz lich hörte er ein Geräusch in seinem Zimmer. Er sprang aus dem Bett und sah sich einem, mit einem Dolche bewaffneten Manne gegenüber. Es entstand ein Kampf zwischen beiden, wobei Polow- zoff verwundet wurde, während er seinen Gegner in den Finger biß. Aus das Geschrei des Angegriffene» kam ein Kellner herbei, allein der Angreifer war bereits mit dem Koffer, der ungefähr 60 OVO Fres, enthielt, zum Fenster hinausgesprungen. Obgleich sich alles dies Im Dunklen absplelte, konnte Polowzofs doch der Polizei ein Signalement des Angreifers geben, und so stellte die Polizei sest, daß derselbe plötzlich nach Paris abgcrcist war. Als der Zug aus Nizza am 24. d morgens im Lyoner Bahnhof eintraf, musterte die von Monaco aus benachrichtigte Polizei alle Reisenden, und da dem Polizeichcs Hamard ein elegant gekleideter Mann von unge fähr 26 Jahren verdächtig zu sein schien, trat er auf ihn zu und bat Ihn, seine — Handschuhe auszuzichcn. Der junge Mann be griff sofort, um was es sich handle, und sagte: „Ich habe ihm 60 OVO Frcs. gestohlen, die in meinem Koffer sind. Kragen Sie mich nichts mehr." Als der Polizeichef ihn trotzdem fragte, wo er die schönen Ringe am Finger und die reich ausgestattete Handtasche her habe, antwortete er ruhig: „Alles das habe ich dem Schiffs licutenant Gurko, Sohn des Feldmarschalls Gurko, früheren Gou verneurs von Warschau, gestohlen. Ich heiße Jean Jwanosf." Dann schwieg er und man brachte ihn ins Gefängnis, von wo er nach Monaco zurücktransportiert werden soll. Ter Zustand Polow- zoffS ist befriedigend. Man glaubt, daß sein Angreifer nicht Jean Jwanosf heiße, sondern ein Verwandter des Generals Gurko sei. — In Verviers erschoß der 14jährige Sohn der Eheleute Rcnier-Detry sein fünfjähriges einziges Brüderchen. Die beiden Knaben unterhielten sich damit, auf zwei alten Pistolen, die sic von einem Verwandten als Geschenk erhalten hatten, Zündhütchen abzuschlcßen. Als der ältere sein letztes Zündhütchen verbrauchie, entlud sich aus der Waffe plötzlich ein voller Schuß, der dem jünger en Kinde in die Schläfe drang. Die alte Pistole war wider alles Er warten noch geladen gewesen. Das Drama spielte sich unter den Augen der Mutter ab. — * Paris, 26. Oktober. Als Ferrario, der Ches des Prlvatselretariats des Ministers Bourgeois, heute mit einem Re volver hantierte, entlud sich dieser, die Kugel drang Ferrario in den Körper und tötete ihn. — jRenncn.j Newmarket, 26. Oktober. The Cheveley Stakes. Preis 4000 Mk. nebst Sweepstakes von 400 Mk. jeder. 1000 Meter. Für Zweijährige. Steger Mr. P. Lorillards dunkelbrauner Hengst „Dominic II". — The Chambridgeshire Stakes. Preis 10000 Mark nebst Sweepstakes von 500 Mk. jeder. IMO Meter. Siegerin Mr. H. C. Withes 6jährige Fuchsstute „Georgie". — Ein grauenhafter MordDwurde auf dem eine Meile von Witebsk in Rußland gelegenen Gute Marganowo verübt. Der reiche Gutsbesitzer Baranovski, seine Frau, seine vier Kinder, die Gouvernante und sein Dienstmädchen wurdrn dcs Morgens mit durchschnittenen Kehlen auf dem Fußboden des Schlafzimmers tot aufgcsunden. Das ganze Haus war ausgeplündert! große Mengen an Gold und Pretiosen wurden entwendet. Von den Raubmördern fehlt jede Spur; man vermutet aber, daß cs Bauernhaus der Nach barschaft gewesen sind. — Bukarest, 26. Oktober. Der Manufakturist Tannen, bäum In Jassy, der vor einiger Zeit mit zwei Millionen Schuld Konkurs anmeldete, wurde wegen betrügerischen Bankerotts zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. — Die Beleuchtung eines Zimmers hängt wesentlich von dem Material und der Farbe der Wände desselben ab bczw. von dem durch jene bedingten Prozentsatz des reflektierten Lichtes. Nach kürzlich angestellten Versuchen beziffert sich nun laut Mit teilung dcs Patent-Bureaus von LüderS-Görlitz die Menge des reflektierenden Lichtes in Prozenten wie folgt : schwarzer Sammet 0,4, schwarzer Drap 1,2, schwarzes Papier 4,5, dunkelblau 6,5, dunkelgrün 10,1, hellrot 16,2, dunkelgclb 20,0, blau 30,0, hell gelb 40,0, hellgrün 46,5, Hcllorange54,8, weiß 70,0, Spiegel 92,3. — fLeonardo da Vinci als Erfinder der oamora vdoaura.j Man hat sich bis heute oft darüber gestritten, wer eigentlich das bekannte Experiment mit der osmsra obsour» zuerst angestellt habe. Meist schrieb man diese Entdeckung Leon Bat tista Alberti zu, andere nahmen sie für Cardano, für della Porta oder für einen gewissen Papnuzio in Anspruch. Nach einem Bericht der „Chroniqne des Arts" hat nun der französische Ge lehrte Eugöne Mäntz den Beweis erbracht, daß Leonardo da Vinci als erster ein solches Experiment ausgeführt und die Rolle der camma odsoura auch mit der des menschlichen Auges ver glichen hat. In den von Ravaifson - Mollien veröffentlichten Schriften Lronardos beschreibt er den Vorgang mit größter Klar» heit, den man beobachten kann, wenn man ein Blatt Papier gegen über einem kleinen runden Loch, das in eine dunkle Wand gebohrt ist, ausstellt. Leonardo kommt auch wiederholt aus dieses Experi ment zurück. Das Prinzip der cawsra odsoura war damit ge funden, und spätere konnten es nur noch verbessern. — Wieviel Selbstmorde jährlich aus der ganzen Erde verübt werden, will der New-Iorker „Medical Record" schätzungs weise angeben können. Danach beläuftsich ihreZahl auf durchschnitt lich 180000 Im Jahre. Es ist gewiß nicht leicht, der genannten ärzt lichen Fachzeitschrift in dieser Zahl einen Irrtum nachzuweisen, aber sie wird wohl jedem außerordentlich hoch erscheinen. ES soll weiter hin fcstgestcllt sein, daß die meisten Selbstmorde Im Juni, die we nigsten im September erfolgen, und daß, waS die Tageszeit anbe trifft, beinahe die Hälfte oller in dieStundenzwischen 6Uhrmorgens und 12 Uhr mittags fällt. S1. Sitzung der Stadtverordnete«. Den 27. Oktober 1898. Die heutige Sitzung, an welcher 23 Mitglieder des Kollegiums teilnahmen und welcher die Herren Bürgermeister vr. Kacublcr, Stadträte Heerklotz, vr. Ackermann und Reiche beiwohnten, wurde vom Stadtvcrordnetenvorsteher, Herrn Schulrat vr. Wüller, mit der Vorlegung der Reichsgesetzblättcr N. 47, 48 und 49, des Mo natsberichts der Sparkasse und Leihanstalt per Monat September 1898 und mit der Mitteilung einesRatsbeschlusses eröffnet, wonach der Rat auf den diesseitigen Antrag vom 28. April 1898 erwidert, daß die zur Beseitigung verschiedener Uebelstände in dem Waiscn- hause angeregten Herstellungen zur Ausführung gebracht worden »80« seien, eS sich dagegen bei den bestehenden örtlichen Verhältnissen a unausführbar herausgestellt habe, für Unterbringung der Gardrro! durch Ausstellen von Schränken oder in anderer Weise Einrichtungen zu treffen. — Hieraus Iwurde den vorliegenden Prüfungsberichten der V. Rechnungsabteilung zu der Rechnung über die Kinder-Be- schästigungsanstalt für 1897 sowie der IV. RechnungSabtcilung zu der Rechnung über die Realschulkasscnrechnung für 1897 beigetrete» und feiten- des Herrn Vorsitzenden Im Namen deS Kollegiums die Justifikatton der beiden Rechnungen ausgesprochen. — An Berat- ungsgegenständen kam solgendes zum Vortrag: 1. Zuwahl von 3 Mitgliedern und 3 Stellvertretern in die Einschätzungskommission. Der Rat teilt mit, daß er in die Einschätzungskommission des 6. Distrikts im Steuerbezirk Bautzen aus das Jahr 1899 und 1900 seinerseits die Herren Stadtrat Oßwald, Friedensrichter Menzner und Oekonom Gräfe zu Mitgliedern, sowie die Herren Stadtrat Wctzltch, Stadtrat Müller und Kaufm. Mattheis zu Stellvertretern gewählt habe und ersucht um Zuwahl von 3 Mitgliedern und 3 Stellvertretern. Durch Zuruf wurden gewählt: die Herren Stadt verordneten Smidt und Meßner, sowie Rechtsanwalt Klahre als Mitglieder und die Herren Stadtverordneten Richter II nnd Stelzer sowie Fleischermeister Adolf Zieschang als Stellvertreter. Soweit die gewählten Herren anwesend waren, nahmen sie diese Wahl an. 2. Arealankauf von Gastwirt Bernartz zur Verbreiter ung der Stein- und Hospitalstraße. Nef: Hr.Smidt. Anläßlich der Errichtung des von dem Gastwirt Franz Bernar hier geplanten Neubaues auf seinem Grundstücke an der Ecke de Stein- und Hospitalstraße Kat.-Nr. 598 ist nach Maßgabe der neuen Baufluchtlinie Areal von etwa 38 gm Fläche zur Verbreiterung der Straßen abzutrcten. Bernartz hat sich bereit erklärt, der Stadt gemeinde dieses Areal gegen Zahlung eines Kaufpreises von 50 Mk für daS gm zu überlasten. Der Rat hält diesen Preis nach Gehör des Bauaukschusses für annehmbar und hat demgemäß den Ankauf be schlossen. — Der Herr Berichterstatter verwendet sich für die An nahme des Ratsdckretes, welche einstimmig erfolgt. 3. Regulativ für den Milchverkauf. Nef.: Hr. Or. Rohr. In Bautzen haben bisher noch keine Bestimmungen, welche den öffentlichen Verkauf von Milch regeln, bestanden. Um die Einwohner schaft gegen den Bezug verfälschter oder geringwertiger Milch thun- lichst sicher zu stellen, ist daher der Rat gemeint, die regulativmäßige Kontrolle der hier zum öffentlichen Verkauf gebrachten, zur mensch lichen Nahrung bestimmten frischen Kuhmilch einzuführen, nachdem sich der Polizei-Ausschuß auch seinerseits für die Einführung der Milchkontrolle, wie sie in Dresden, Leipzig, Zwickau, Plauen und anderen Städten besteht, ausgesprochen hat. Tie Untersuchung der Milch soll auch aus Tuberkelbazillen ausgedehnt werden. Tas aus gestellte Regulativ enthält folgende wesentliche Bestimmungen: 1) In hiesiger Stadt darf Kuhmilch, abgesehen von Rahm, Butter milch und Molken, in den Verkehr nur gebracht werden entweder a. als nicht abgerahmte, sogenannte „volle" oder „ganze" Milch oder d. als abgerahmte, sogenannte „blaue" oder Magermilch. Als ab gerahmte Milch gilt jede Milch, welche auch nur teilweise abgerahmt ist, insbesondere auch jedes Gemisch von ganzer und abgerahmter Milch, sogenannte „Halbmilch". 2) Voraussetzung für die Zulässigkeit der Milch Im hiesigen Handelsverkehr ist, daß a. die volle Milch bei einer Temperatur von 15° 0. ein sprclfisches Gewicht von 1,029 bis 1,034, sowie mindestens 2,7 Proz. Fett, b. die abgerahmte Milch aber bei einer Temperatur von 15° 0. ein specifisches Gewicht von 1,032 bis 1,038 besitzt. 3) Vom hiesigen Handelsverkehr ausgeschlossen Ist die Milch, die von kranken Tieren abstammt und verdorbene Milch. Ebenso ist jede mit einem fremden Stoffe versehene Milch unzulässig. Herr vr. Nohr begrüßt die Anregung dcs Rats mit Freuden; er messe dieser Angelegenheit eine große sanitäre Bedeutung bei. Bei dem Vortrage der einzelnen Paragraphen des Regulativs stellte er unter eingehender Begründung folgende Anträge: 1. „In 8 4a 4. Zelle statt 2,7 Proz. zu setzen 3 Proz." vr. pbil. Metzke hier, habe 1888 in 15 Bautzener Milchproben 2,96 Prozent Fett gehalt als Durchschnitt gefunden; ein ähnlicher Durchschnitt finde sich auch in dem Erfolgsberichte vorgenommener Bautzener Milch revisionen. Im Dresdner und Leipziger Regulativ werden eben falls mindestens 3 Prozent verlangt. 2. „Im § 4d elnzuschieben zwischen 1,032 bis 1,038 und besitzt, sowie mindestens 1 Proz^ Fett " Nach dem Urteile zahlreicher Autoritäten könne aus dem speclfischen Gewicht allein niemals auf den Gehalt der Milch ge schloffen werden. Das Dresdner Regulativ wie auch das Leipziger schreibe neben dem speclfischen Gewichte von 1,V32 bis 1,038 auch einen Mindestgehalt von 1 Prozent Fett für die abgerahmte Milch vor, während das Berliner Regulativ für Halbmilch 1,5 Proz., für Magermilch 0,15 Proz. Fett versehe. 3. „Tie durch Centrifuge- ma g ermilch nach dem Dresdner Regulativ einen geringeren Fett gehalt als 1 Proz. haben darf, muß ausdrücklich als solche In der in 8 3 des hiesigen Regulativs vorgeschriebenen Weise angegeben und auf den Gesäßen bezeichnet werden." 4. „Den Rat zu ersuchen, einen oder mehrere Paragraphen dcm Milchrcgulative beizufügen, durch welche eine Kontrolle der in 8 5 gegebenen Vorschriften, soweit sie sich aus die Milch kranker Kühe beziehen, ermöglicht wird." Dabei seien folgende Punkte zu erwägen: s. Wer in Bautzen gewerbsmäßig Milch verkaufen will, hat dies vorher der Polizei behörde anzuzeigen, d. Die Ställe der nach Bautzen liefernden Milchproduzenten müssen von Tierärzten vierteljährlich, nach Be finden auch öfter, revidiert werden und ist Erfolgsanzeige an den Stadtrat zu erstatten. Die Kosten werden eventuell zu gleichen Teilen von der Stadtgcmeinde Bautzen und den Milchlieseranten getragen oder etwa 3. Die Namen derjenigen Milchproduzenten, deren Vollmilch bei einer Temperatur von 15 ° 6. und einem speclfi schen Gewichte von 1,029—1,034 einen Fettgehalt von 3,5 und mehr Prozent ausweift, werden von amtswegen bekannt gegeben. — Herr Wilhelm bemerkt, daß ihm von Interessenten erklärt worden sei, daß bei der Milch ein Fettgehalt von 3 Proz. selten vorhanden sei. Herr vr. Reinhardt ist der Meinung, daß, wenn in großen Städten eine Milch mit 3 Proz. Fettgehalt verlangt werde, dies erst recht möglich sein müsse in einer Stadt wie Bautzen; es sei dies auch im Interesse der armen Bevölkerung der Stadt sehr wünschenswert. Herr Bulnheim weist darauf hin, daß Dresden gerade aus unserer Gegend viel Milch beziehe; der Fettgehalt von 3 Proz. also auch bei uns gefordert werden könne. Der Rats beschluß mit den Abänderungs- und Zusatzanträgen des Herrn l)r. Rohr wurde einstimmig angenommen. 4. Anstellung eines 2. Expedienten in der Hauptbuch halterei. Referent: Herr Richler I. Seit 20 Jahren hat im Kaffen- und Rechnungswesen der Stadt Bautzen eine Beamten-Vermehrung nicht stattgefunden, wohl aber eine bedeutende Geschäslsvermehrung. Der Rat hat deshalb be schlossen, den bisher stellvertretungsweise in der Hauptbuchhalterei beschäftigten Polizelasfistcnl Bachmann bleibend als 2. Expedient in der Hauptbuchhalterei vom I. November 1898 an gcgen einen Ansangsgehalt von jährlich 1200 Mark, unter Einreihung Bach, manns In Gruppe Klasse VI deS Besoldungsplanes, zu belasten. — Der Herr Referent tritt für die Annahme deS diesbezüglichen RatsdekreteS ein und stellt dabei den Antrag : „den Rat zu ersuchen, eine Abschrift deS Vertrages dcs Herrn Hauptbuchhalters dem Kollegium zur Cirkulation mit 2tägiger Lesrfrlst zur Verfügung z» stellen". Diesem Anträge und dem Ratsbeschluste wurde hiernach einhellig belgetretcn. 5. Zweite Pumpmaschine für das Wasserwerk Strehla. Referent: Herr Bulnheim. Nachdem die Stadtverordneten hinsichtlich des Ausbaues der Pumpstation in Strehla untcrm 24. Februar 1898 auf Antrag des Herrn Vorsitzenden vr. Müller den Rat ersucht hatten, Kostenan schläge zu einer Anlage mit Generatorga s betrieb in Strehla ausarbeiten und die Frage einer solchen Anlage genau erörtern zu lasten, eventuell unter Einholung eines Gutachtens seitens deS Herrn Professors Striebeck in Dresden, hat der Rat den Herrn Gas- und Wasserwerksdirektor Behn beauftragt, einen Kostenanschlag zu einer Betriebsanlage mittels Generatorgas aufzustellen und vorzulegen und sich über die Zweckmäßigkeit einer solchen Anlage gegenüber dcm vom Rate beschlossenen Gasmotor-Betriebe gutachtlich auszu- lossen. Nach dem von Herrn Behn ausgestellten Kostenanschläge wird die Generatorgasanlage an sich aus 9000 Mk. zu stehen kommen, dazu sind die erforderlichen Bauten und Fundamente generell aus 5000 Mk. geschätzt. Der gleiche Kraft ausübende Generatorgas motor würde 750 Mk. teurer sein, wie ein Leuchtgasmotor. Auch die städlischerscits bei der Montage zu leistenden Beihilfen würden überschläglich nm etwa 250 Mk. höher zu stehen kommen, so daß die Generatorgasanlage in Summa ein um rund 15 000 Mk. böheres Anlagekapital erfordert, wie ein Leuchtgasmotor gleicher Leistungs fähigkeit. DaS Gutachten empfiehlt schließlich an dem ursprünglichen Projekte der Ausstellung einer zweiten Leuchtgasmotoren-Pump« anlage fcstzubalten und diese Anlage sobald als möglich zu bestellen. Dieses Gutachten ist sodann Herrn Professor Striebeck in Dresden zur Obcrbegutachtung vorgclegt worden. Dieser Sachverständige hat endlich nach wiederholten Erinnerungen durch den Rat mitge teilt, daß er das Gutachten des Herrn Behn für erschöpfend und Im wesentlichen durchaus zutreffend halte. Ein andcrwelteS Gut- achten ist von Herrn Striebeck nicht abgegeben worden. Darauf ist der Rat bei seinem früheren Beschluße, einen 40pferdigen Gas motor ncbst Pumpmaschine aufstellen zu lasten, stehen geblieben und ersucht die Stadtverordneten um anderwcite Entschließung. — Herr Bulnheim führte aus: Herr Striebeck könne einen genauen Einblick in das Gutachten dcs Herrn Behn nicht genommen haben; denn dann könnte er sich mit dem Inhalte desselben nicht in der Weise ein* verstanden erklären, wie er es gethan. Er bedauert, daß der Stadtrat dem wiederholten Anträge der Stadtverordneten, daß Herr Striebeck ersucht werde, sich an Ort und Stelle über die lokalen Verhältnisse zu orientieren, nicht entsprochen habe, nnd widerlegt sodann in eingehender Weise die von Herrn Behn in seinem Gutachten hervorgehobenen wesentlichsten Punkte. Ma» habe anderwärts dem Gcneratorgasbetrieb den Vorzug vor dem Luftgakbetriebe gegeben gerade wegen der Entfernung der Wester« werke der betr. Stadt (z. B. in Münster 4,5 Lm, nur um we niges mehr als in Bautzen) und der dadurch bc dingten Länge der Rohrleitung (die in Bautzen 19 000 Mark gekostet habe) und größeren Gasverluste. Bei 8-—10stündigen Betriebe sei nach dem Urteile Sachverständiger der Gcneratorgasbetrieb praktischer und gewähre den großen Vorteil der Unabhängigkeit des Waffel* Werks von der Leuchtgasfabrik. Gegenwärtig, wo das Strehlaer Werk im Winter nur wenige Stunden täglich zu arbeiten habe, empfehle es sich, für diese Zeit den vorhandenen LeuchtgaSmotor zu benutzen, in den Zeiten gesteigerter Waffelförderung aber einen Generatorgasmotor. Dir Gefahr der Explosion sei bei dem Be triebe letzterer Art durchaus nicht größer als bei Lruchtgasbetrieb, wie dies auch durch rin von ihm eingrholteS Gutachten der Köl nischen Feuerversichcrungsgesellschaft „Kolonia" bewiesen werde. Die der Berechnung deS Herrn Behn für die GeneratorgaSan- läge zu Grunde gelegten Einheiten seien sehr hoch gegriffen; nach siiner Meinung betrage der Anschaffungsaufwand für die Anlage mit Generatorgas nicht 9000 Mk., sondern nur etwa 6000 Mk., während die Herstellung der Gesamtanlage nur etwa 11000Mk. Mehrkosten erfordern würde. Der Betrieb mit Generatorgas teile sich um 50 Pfg. pro Stunde billiger als der Betrieb mit Leuchtgas. Die Ausführungen dcS Herrn Behn seien für ihn nicht überzeugend, zumal derselbe seinen Berechnungen nicht ein« wandssrrie Zahlen zu Grunde gelegt habe. Nach wie vor stehe er aus seinem früher bereits dargelegten Standpunkte, daß die Aufführung einer Generatorgasanlage den bestehenden Verhält nissen am dienlichsten sein werde. Der Gakpreis von 8 Pfg. vro Kubikmeter werde schließlich auch einmal reduziert werden muffen, da doch über kurz oder lang die Elektricität dem GaS mehr Kon kurrenz schaffen werde, wie die unausgesetzt fortschreitenden Er« indungen auf diesem Gebiete klar beweisen. Nach alledem b e- antrageer: „dakKollegium wolle befählt- ßcn,denRatsbeschlußvom 6.Aug.1895abzulehnrnunddicAufstellung eineSGenerator» gasmotors sowie dieErbauung der hierzu nötigen Generatorgas anlage vornehmen zu lassen." — Hr. Max Reinhardt er widert hierauf: Er könne sich nicht mit sämtlichen Ausführungen dcs Hrn. Bulnheim einverstanden erklären, eine Explosionsgefahr von Gencratorgasanlagen sei nicht in der Weise ausgeschlossen, wie dies Hr. Bulnheim hervorgehoben habe. Er habe bei drei cinschlagenden Fabriken persönlich angefragt und um gutachtliche Auslastung gebeten, welche Anlage bei etwa vierstündigem Be liebe die geeignetste sei. Die Antworten seien sämtlich empfehlend ür den Leuchtgasmotor ausgefallen. Das Ausspeichern von Ge« leratorgas sei gefährlich, da es mit der Zeit explosibel werde. Ein Leuchtgasmotor sei stets betriebsfertig, während der Kraft- gaSmotor vor jeder Inbetriebsetzung besonders in Stand gesetzt werden müsse. In der Zeitschrift Deutscher Ingenieure sei vor kurzem ein Artikel erschienen, der sich ebenfalls für Anlagen mit Leuchtgasmotoren auSspricht. Das alles habe ihn in seiner Neinung gestärkt, daß jetzt, wo man mit einem durchschnittliche» Zetriebe von 3 bis 4 Stunden zu rechnen habe, ein Gasmotor vorzuzichcn und später bei gesteigertem Betriebe dessen Umänder ung in einen Kraftgasmotor zu empfehlen sei. Diescrhalb stelle er den Antrag: „Das Kollegium wolle beschließen, dem Rats beschluste beizutreten und die Aufstellung eines zweiten Gas motors zu genehmigen, aber den Rat zu ersuchen, diesen Motor so zu bestellen, daß er leicht in einen Krastgasmotor um gewandelt werden kann". Daraus bemerkt Hr. Puy, daß die Stadtverordneten vom Anfang an die Ausstellung einer Dampf maschine ins Auge gefaßt hätten; er zweifele überhaupt daran, daß eine 2. Anlage gebraucht werde. Hr. Richter II schließt sich den Ausführungen des Hrn. Bulnheim an; die Hauptsache
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