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Bautzener Nachrichten : 28.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981028
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-28
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 28.10.1898
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Erste Beilage zu Nr. 251 der Bautzener Nachrichtm. Areitafl, de» 28. Oktober 18S8, Kirchen-Nachrichten. Am 2I. Sonntage nach TrinitatiS predigen: Zn der Petritirche früh 7 Uhr Pastor Jentsch aus Striesen (Gast» predigt); mittags 12 Uhr Diakonus Städter. In der Marten- und Martpenkirchc vormittags 9 Uhr Diakonus Egelkraut. Vormittags '^9 Uhr allgemeine Beichte; die Beicht rede hält Hilfsgeistlicher von der Trenck. Vormittags 11 Uhr hält Past. Prim. Wetzke KindergottcSdicnst. Vormittagstext: Ephes.6, 10—17. NachmittagStexte: Ruth 1, 15 -17; Matth. 12, 46-50; Ephes. 5, 22-30. In der MichacliSkirchc hält früh 7 Uhr Pfarrer Räde wendische Beichtrede, V-9 Uhr Diakonus Säring wendische und um 10 Uhr deutsche Predigt. Am RrformationSscstc, Montag, den 31 Oktober, predigen: Zn der Pctrikirchc früh 7 Uhr Pastor Stange aus Seifhennersdorf (Gastpredigt); mittags 12 Uhr Archidiakouus Haah (Kirchen musik: Necitativc und Chöre auS der Reformationscantate von Oskar Wermann). Früh ",7 Uhr allgemeine Beichte; die Beicht rede hält Diakonus Egelkraut. In der Marien- und Marthcnkirchc predigt vormittags 9 Uhr HilfS- geistlicher von der Trenck; abends 6 Uhr Diakonus Städter. An diesem Tage wird vor den Kirchthüren eine Kollekte für den evangel. Gustav Adolf-Verein gesammelt werden Zn der MichacliSkirchc hält früh 7 Uhr Diakonus Säring wendische Beichtrcde, '/,9Uhr Pfarrer Räde wendische und um 10 Uhr deutsche Predigt. — Bor den Kirchthüren wird eine Kollekte für die Zwecke der Gustav Adolf-Stiftung veranstaltet werden. Der Abendgottesdienst am Mittwoch fällt aus. Freitag vormittags II Uhr hält in der Petritirche Past. Prim. Metzke MilitärgottcSdienst. DasWochcnamt für Taufen und Trauungen hat in der Pctrikirchc Archidiakonus Haaß, in der Marien- und Marthenkirche Diakonus Städter. Getraute: Zn der Petriparochie: Leopold Otto Arthur Höse, Bürger und Kaufmann, mit Helene Frieda geb. Siebenhüner. — Max Ernst Seifert, Kaiser!. Postsekrelär, mit Margarete Liddy Martha geb Lange. Zn der Michaeliskirche: Joseph Adam Paul Pietschel, Tuch- scherer in Oschatz, mit Anna Minna geb. Lehmann in Seidau. — Gustav Adolf Friedrich Gotthelf Jurisch, Schlosser hier, mit Anna Helene geb. Hager in Seidau. In der katholischen Kirche: Joseph Maria CamenzinS, Stall schweizer in Göda, mit Rosa Elisabeth geb. Camcnzins. Getaufte: In der Petriparochie: Friedrich Witty, Joh. Friedrich Reinhard Soltmanns, Hoboists im 4. Jnf.-Reg. Nr. 103, S. — Paul Friedrich, Ernst Friedrich Müllers, Arbeiters und Einwohners, S. — Paul Erich, Johann August Koptcs, MajchinistS und Einwohners, S. - August Walther, Andreas Ang. Schutzes, Arbeiters und Einwohners, S. — Wilhelm Heinrich Bernhard, Heinrich Wilh. Bernhard Sanders, Kunst- und Handelsgärtners und Einwohners, S. — Elsa Hedwig, Hermann Gustav Weinerts, Schuhmachers und Einwohners, T. — Martha Gertrud, Karl Ernst Hennigs, Bürgers und Fabrikbesitzers, T. — Hermann Georg, außerehcl. S. — Ernst Hermann, Joh. August Petaschs, Bürgers und Ratsoorarbeiters, S. — Emma Luise Charlotte, Erdmann August Emil Hübners, Bürgers und Berlagsbuchhändlers, T. — Johannes, Paul Heinrich Eduard Lorenzs, Schneiders und Einwohners, S. In der Michaeliskirche: Paul Kurt, Joh. Aug. Kilians, Ein- wohners und Fabrikarbeiters in Doberschau, S. — Frieda Helene Lisbeth, Ernst SimmankS, Schenkwirts und Zimmermanns in Neu- malsitz, T. — Gertrud Magdalene, Aug. Hermann Nowolniks, Ein wohners und Ziegeleiarbeiters in Seidau, T. — Emma Hedwig, Joh. Aug. HclmS, Hausbesitzers und Fabrikarbeiters in Seidau, T. In der katholischen Kirche: Anton Ludwig, AntonOudrnickxS, Schneidermeisters in Großpostwitz, S. Gestorbcnr: In Bautzen: Den 17. Oktober, Karl Kugust Hennig, Zimmer mann aus Obercunewalde, 51 Jahre, an Herzlähmung. — Den 20., Robert Gustav Konstantin Näthers, Bürgers und Prokurists, totgeb. T. — Den 21., Friedrich Moritz Frankes, Schulhausmanns und Ein wohners, totgeb. T. — Den 22., Theodor Reimann, Handelsmann aus Bernbruch bei Kamenz, 40 Jahre 6 Mon. 2 Tage, selbst entleibt durch Erhängen — Den 24., Magdalene geb. Koch, Ernst Paul Pietschs, Kutschers, Ehefrau, 45 Jahre 10 Mon. 12 Lage, an Lähmung. — Martha Frieda, Karl Wilh. Heides, Weichenstellers und Einwohners, T., 1 Jahr 2 Mon. 19 Tage, an Diphtheritis. — Den 25., Johann August Hille, Zimmermann und Einwohner, 73 Jahre 10 Monate 11 Tage, an Altersschwäche. — Zn der Michaelisvarochie: Den 24. Oktober, Gustav Adolf Hänsel, Einwohner und Fabrikarbeiter in Seidau, 46 Jahre 10 Mon., an Tuberkulose — Den 25., Ernst Theodor Polisch, Sattler und Wagenbauer auS Steinigtwolmsdorf, in der Be zirksanstalt zu Seidau, 53 Jahre lOMon. 28 Tage, an Lungentuberkulose. Gesundheitswesen, Tierlrankhctten nnd AbsperrnnqSr Maßregeln re. Die Pest in Wien ' Wien, 26. Oktober, abends. Die heute nachmittags eisolgtc bakteriologische Umersuchung des Svutnms der Wärterin Hvchegger ergab, dasi dasselbe keine Pestbazillen enthielt; ihre Krankheit schein! lediglich sich aus Mittelohrentzündung zu beschranken; sie wurde nach mittags immunisiert. * Wien, 27. Oklober. Das heule mittag über die Internierten ausgegebene Bulletin lautet: Das Befinden der Wärterin Pecha ist unverändert, dieselbe erhält heute nachmittag eine neue Serumtnjektlon. Die Temperatur der Wärterin Hochegger ist bejxiedigcnd, die Ohren schmerzen haben ausgehört, auch sonst klagt die Patientin nicht über Schmerzen. Das Sputum ist gelb und zähe, dasselbe wird am Nach mittag untersucht werden: das Seniorium ist frei. Die übrigen Inter nierten befinden sich wohl. * Wien, 27. Oktober, abends. Da im Allgemeinen Krankenhause kein weiterer pestverdächtiger Fall eingetreten ist "und die Frist für die ärztliche Beobachtung früherer Verdächtiger mit dem 30. Oklober ab- läuft, beschlotz das Peimanenzkomilee, von Montag ab den allge meinen Verkehr und den vollen Dienst im Allgemeinen Kranken hause wieder zu eröffnen, falls nicht ein unvvrherge>ehener Zwischenfall einiritt. In einem Wiener Bortrage äusierte sich in bemerkenswerter Weise Dr. Albrecht über die Expedition nach Bombay, an der er teilge- nvnrmen hat, nnd die Pest selbst. Er sagte über Lie Erscheinungen der Krankheiten u. a. folgendes: Die Bildung der Beulen kann überhaupt ausbleiben, und der Kranke stirbt twtzdem unter den typischen Pest- Phänomenen am zweiten oder drillen Tage, oder es stellt sich plötzlich reichlicher blutiger Husten ein, der manchmal tagelang anhält. I» solchen Fällen handelt es sich um eine Pest-Lungenenlzündung. lieber die von den Acrztcn angewendeten Schutzmittel gegen Ansteckung sagte vr. Albrecht: Wir verbrauchten enorme Mengen von Sublimat, dem des infizierenden Quecksilberpräparat, mit dem wir uns peinlich genau Hände und Arme wuschen und in das wir die bei den Obduktionen getragenen Kautjchukhandschuhe tauchten, Sv haben wir in Bombay 5l Okduktionen Vvrgenommcn. Im Blute der Pestkranken sanden sich ungeheure Mengen von Pestbazillen. Wenn wir unS nach dem Modus der Infektion fragen, so dringen in der Mehrzahl der Fälle die Pestbazillen von der Haut aus «in. Man kann behaupten, das« kleine, kaum sichtbare Verletzungen, ja ein einfaches Kratzen oder Einreiben der Haut mit einem pestinfi zierten Finger oder Stoff genügt, um allgemeine Pest zu erzeugen. Bei der Lungen-Infektion gelangen die PestbaziNeu in die Luftröhre und Lunge. Die Pest ist sowohl insekliöS wie kontagiös, d. h. die Pest ist nicht nur eine ansteckende Krankheit, sondern es genügt schon ein blosser Kontakt, um eine Infektion zu veranlassen. Die Therapie beschränkt sich aus Mittel zur Hebung der Herzkrast. Das Versinsche Serum war nicht imstande, einen Effekt zn erzielen. Man Hut daher die Methode der Berliner Bakteriologen angewendet, derzusolge eine Injektion ge ringer Mengen abgetöteter Pestkulturen nur eine vorübergehende Er krankung vernrsacht, dem Organismus aber eine gewisse Immunität verleiht. Wissenschaft, Knast re. — Dresden, 27. Oktbr. Gestern verstarb nach längerem Leiden der Musikdirigent des Kgl. sächs. Pionierbataillons Nr. 12, Herr Schubert, im 54. Lebensjahre. Derselbe stand seit 1862 im militärischen Dienste seines engeren Vaterlandes. — Der Kunstverlag von Stengel n. Co. in Berlin, Elifabeth- user 5/6, eröffnete ein Preisausschreiben für Gratulations- Postkarten in Buntdruck. Zweck des Preisausschreibens ist die Erlangung von Entwürfen für künstlerisch durchgebildete Gratu- lattontzkarten iu Buntdruck in Form von Postkarten. Die Entwürfe sind bis 17. Januar 1890 abends 6 Uhr, bei genannter Firma in Berlin cinzurcichen. Für die besten Entwürfe sind 4 Preise L 200 Mark, 6 L 100 Mk, 22 ü 50 Mk. festgesetzt. — Die näheren Be stimmungen über das Preisausschreiben können von obengenannter Finna unentgeltlich bezogen werden. — lNotizen.j Die Stadt Köln kommt durch Schenkung in d«n Besitz der wertvollen ethnographischen Sammlung deS Ver storbenen Professors Wilhelm Joest. — Aus Syra ist neuerdings eine alte Festungsanlage entdeckt worden. — In London soll vom 6. bis 12. August 1899 der 6. internationale Ohrenarzt.Tag statt finden. — Wie verlautet, ist in London der ehemals gefrierte Wagnersänger Max Alvary (eigentlich Achenbach) an Krebs hoff nungslos erkrankt. (L. Z) — Die ersten ausführlichen Nachrichten über die im Laufe deS Sommers unternommene wiederholte Untersuchung des Berges Kilimandscharo in Deutsch »Ostafrika durch vr HanS Meyer bringt dcr „GlobuS" iy einem am 16. September aus der deutschen Station Mvschi am Abhänge des BergeS ge Ichriebenen, langen Blies« deS Neisenden. Gegenüber den srüheren Karten, die auch vorzugsweise aus Ur. HanS Meyers Ausnahmen be ruhen, erhalt danach die neue Karte des Kilimandscharo ein wesentlich verändertes Aussehen. Zum ersten Male wurde die Nordseite deö BergeS erforscht und von dort du- eine mühevolle Ersteigung der höchsten Spitze des Kido-Kraters muernummc», der von anderer Seite her schon vor neun Jahren von Hans Meyer erstiegen war Die Nrwaldgrenzen und Lavaströme im Nordivesten des Berges sind nun bekannt. Dort Ist ein grosies Plateau, Galuma genannt, und die Entdeckung von drei aroßen Gletschern zu verzeichnen, die bei 5200 m an die EiSyaube des ÄergSs anschließe» und deren einer von dein Reisenden „Drygalski Gletscher" bencuuu würbe. ES folgte eine Untersuchung deS nach Westen dem Kilimandscharo vorgelagerten Lufira-Gebirges und die Entdeckung ander weitiger Gletscher im Westen des Kilimandscharo, von denen einer bis 4200 w abwäris reicht. Nachdem der Reisende sich und seinen Leuten in den gesegneten Landschaften an den Flanken des RiesenbergeS einige Erholung gegönnt hatte, stieg er zum zweiten Male bis zur höchsten Spitze, dem Kibo (5860 m), aus. Begleitet wurde er von einem katholi schen deutschen Missionar, Pater Rohmer, der sich dabei ais vorzüglicher Bergsteiger erwies. Hans Meyer schildert die gewaltigen Moränen, die er bei diesem Ausstiege zu untersuchen Gelegenheit hatte, nnd klärt auch die geologischen Verhältnisse deS Kilimandscharo in vieler Beziehung aus, so daß der Berg nun, dank seiner Thäiigkeit, in« groben und ganzen ais eisorscht gelten kann. Der Reisende bringt nicht nur zahlreiche Photo graphische Ausaahmen, sondern auch Zeichnungen des ihn begleitenden Malers Platz sowie grobe botanische, zoologische und elhnographiiche Sammlungen mit in die Heimat zmück. — * Kapstadt, 27. Oklober. Der Dampfer der Hamburg- Ainerika-Linic „Valdivia" mit der deutschen Tiessee-Expe- dition an Bord ist wohlbehalten hier eingetroffen. — Eine Entdeckung von größter Tragweite ist vielleicht dem amerikanischen Physiker Charles F. Brush geglückt. Er fand näm lich, daß sich auS Glas und vielen anderen Körpern ein Gas ent wickeln ließ welches hundertmal so leicht wie Wasserstoff war, von der Erde wegen dcr großen Geschwindigkeit seiner Moleküle nichi an- gezogen, richtiger nicht gefesselt wird (?) und sich daher durch den ganzen Weltenraum verbreitet. Er nennt dieses Gas, welches mög licherweise die Stelle des hypothetischen Lichtäthers einzunehmen berufen ist, Aetherion. (Amerikanischen Angaben gegenüber muß man freilich stets sehr vorsichtig bleiben, es hat sich schon zu vieles von drüben als Humbug herausgestellt.) — Ein neuer chemischer Körper, der für die Industrie von allerhöchster Bedeutung werden kann, ist von Henri Moissan entdeckt worden und wurde von ihm Calcium-Azotür benannt. Er ist eine Verbindung des metallischen Calcium mit Stickstoff (Azv- teum). Zu seiner Eindeckung sührlen die Experimente des Paryer Chemikers zur Herstellung von reinem Calcium, die diesem Forscher zum ersten Male gelang. Das Calcium hat die Eigenschaft, mit Stick stoff bet der Temperatur dunkler Rotglut sehr lebhaft in Verbindung zu gehen: es verbrenn! dann zu einer dunkelkastanienbraunen Masse, die kleine Krystalle bilde! und aus Chlor, Jod, Brom, Sauerstoff, Schwefel und Phosphor sehr energisch reagier!. Das Calcium-Azolür ha! die Eigenschaft, das Bur aus leinen Verbindungen zu lösen, wird aber seinerseits bei sehr hohen Temperaturen, wte sie im elektrischen Ofen erzeugt werden, von Kohle zersetzt. Von größter Wichtigkeit ist wr Umstand, daß der neue Körper sich unter heftigen explosiven Er- cheinungen in kaltem Wasser zersetzt, indem Ammoniak und gelöschter Kalk entstehen. Die Bedeutung dieser Eigenschaf! lieg! darin, daß sie ermöglich!, den Siickstoss der Atmosphäre in beliebiger Menge in Ammoniak zu verwandeln. Vorausgesetzt, daß die Erzeugung des neuen Körpers in groben Mengen geschehen kann, wird man also aus dem Stickstossgehall der Lust Ammoniak und alle Stickstosfoerbindungen wie Salpeter :c. gewinnen können, und wenn dies durch ein billiges Verfahren wird geschehen können, so muh die Ersindung aus die Her- lellung von künstlichem Dünger von giöbtem Einflüsse jein. Es sei iei vieler Gelegenheit daran erinnert, daß der englische Physiker William Crookes erst kürzlich daraus hingewiesen hat, daß die natürlichen Vor räte an Slickstoffverbindungen ihrer gänzlichen Auszehrung entgegen-, gehen, und dah dann die Landwirlschast in arge Verlegenheit käme, wenn man nickt bis dahin gelernt hätte, den Stickstoff der Lust zu be nutzen. Hierzu würde die Entdeckung von Moisian die Handhabe bieten. Ste füllt ausserdem eine Lücke in der chemischen Kenntnis aus, da die entsprechenden Slickstoffverbindungen von Strontium und Barium bereits vor einigen Jahren ausgcfunden wurden, jo dah eine gleiche Verbindung des zu derselben Gruppe von Elementen gehörigen Calcium zu erwarten stand. Vermischtes. — Bautzen, 27. Oktober. Trotz der späten Jahreszeit zeigen sich Immer wieder Mailäser; ein solcher wurde in einem Garten der Tuchmachergassc gefangen und uns überbracht. — Das Landgericht In Chemnitz verurteilte den zwölf Jahre alten, bisher noch unbestraften Schulknaben Schulze aus Neudorf zu 2 Jahren Gefängnis. Der Knabe hat zweimal faust große Steine aus die Eisenbahnschienen gelegt und mit Steinen eine Warnungstafel dcr Bahn herubgeworfen. Die Steine wurden von der Lokomotive beiseite geschoben. — * N oßwein, 27. Oktober. Aeußerst roh benahmen sich heute nacht 2 Uhr drei junge Kaufleute, die aus dem Konzert im Schützenhaus hcimgehen wollten, gegen zwei Schüler der hiesigen Baugewerkeuschule, kurz hinter demselben. Die Schüler waren in Begleitung mehrerer Damen und wurden von den Kaufleuten stark belästigt und angerempclt. Den einen schlugen sie mit einem tarlen Stock derart auf den Kops' daß er über und über blutend iesinnungslos zusammcnbrach, es waren ihm allein sieben schwere Kopfwunden und ein Stich in die rechte Wange durch einen Schirm beigebrachl worden. Die polizeilichen Unters ichungen sind bereits im Gange. — Lommatzsch, 27. Oktober. Vor einigen Tagen ist hier insolge eines Kellereinsturzes ein Haus teilweise zusammen gestürzt. Leider stehen hier Kellereinstürze nicht vereinzelt da. Ganz Lommatzsch hat unter sich ein verzweigtes Kellernetz. Jeden falls haben früher die Bewohner von Lommatzsch, um in KriegS- zeitcn ihr Hab und Gut zu retten, sich zahlreiche Keller angelegt und im Notsalle ihre Vorräte darin verborgen. Viele solcher Keller sind jetzt gar nicht in Benutzung. Aber sür manches Haus dürsten sie eine beständige Gefahr bilden. Erst am Freitag srüh ist vor dem Hause eines Kaufmanns ein solcher Keller elngestürzt. Es ist ein großes Loch auf der Straße entstanden und dadurch dort der Verkehr bcshränkt. — Plauen i. V., 27. Oktober. sWegen Ueberschreitung feiner Amtsgewalt verurteilte das hiesige Landgericht den OrtS- Polizisten Haase auS Brünn zu einem Jahr Gefängnis und drei jährigem Ebrverlust. Haase wurde nach Schluß der Verhandlung vechastet. Er halte einen ruhestörendcn Zimmermann mit seinem Seitengewehr hestig geschlagen. — Schwer heimgesucht wurde in diesen Tagen die Familie des Monteurs Beine in Plauen i. V. Während der Vater in der Schweiz thättg ist, sind ihm von seinen 4 Kindern drei durch die Diphtheritis entrißen worden. Alle drei Kinder wurden zu gleicher Zeit beerdigt. — Berlin, 27. Oktober. In der Verhandlung gegen die Heiratsvermittlerin, geschiedene Elisabeth Wilhelmine Harte rt, geb. Schmitz ließ der Staatsanwalt gestern dir Anklage wegen schwerer Kuppelei fallen und beantragte wegen getverbs- nnd ge wohnheitsmäßiger Kuppelei und Betruges eine Gesamtstrase von zwei Jahren Gefängnis. Der Gerichtshof verurteilte dir An- geklagte wegen Kuppelet und wegen Betruges in einem Falle zu einem Jahre einem MonatMefängnis, 1000 Mark Geldstrafe, ev. noch 100 Tage Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust. 4 Monate wurden auf die Untersuchungshaft angerechnet. Ein Antrag aus Hastentlassung wurde abgelchnt. — Dir der verstorbenen Fürstin zu Hohenlohe, der Ge- mahlin des deutschen ^ickslanzlers gehörigen, im Gouvernement Minsk gelegenen R c st gü t e r aus der §örst WIttgonsteinschen Erb schaft, die ein Areal von 41000 Deßjaetinen umsüsfen, jöst-n nach Petersburger Blättern endgiltig für2'/„ Millionen Rubel von den Gebrüdern Pfalzfcin angekanft worden sein. Der Kaufvertrag habe bereits die staatliche Genehmigung erhalten. — Gleiwitz, 26 Oktober. (G. N.) In daS hiesige Gerichts. gcsängniS tv irde der Grubenarbeiter Puzyn 8 kI cingeliefrrt, welcher deS Mordc8 an den Mädchen Marondel und Piezka auS Latscha verdächtig ist. — Vor dem Schwurgericht zuGlatz stand dieser Tage der 8 0jährigc Bauerauszügler Schwarzer aus Nieder-Langenau, um sich wegen eines Gistmor dversuchs, begangen an seiner 40jährigen Tochter, der verwitweten und kinderlosen Slellen- besitzerin Adelt, zn verantworten. Der Grei8 hatte von der Tochter Geld geborgt, wollte dieses aber nicht zurückzahlen. Ferner erfuhr er, daß sich die Tochter, die in guten Verhältnissen lebte, wieder verheiraten wollte. Da er die Tochter zu beerben gedachte, so schüttete er ihr Arsenik In den Kaffee. Frau Adelt erkrankte ge fährlich, konnte jedoch noch gerettet iverden. Dcr alte Mann be stritt seine Schuld, doch waren die Beweise so einleuchtend, daß daS Schwurgericht ihn zu 10 Jahren Zuchthaus und noch zu zehn Jahren Ehrverlust und Z Lässigkeit von Polizeiaufsicht verurteilte. — Die seitens der Kaiser!. Obcrpostdirektion zu Münster (Westfalen) auf die Ermittelung des Thätcrs des in der Nacht zum 9. dss. dortsclbst verübten Postdiebstahls und auf die Wieder herbeischaffung des gestohlenen Gutes ausgesetzte Belohnung von 3000 Mk. ist auf 5000 Mk. erhöht worden. — Ein Eisenbahnsrevel ist bei Bockhorn in der Rhein provinz durch die Aufmerksamkeit eines Streckenwärters rechtzeitig entdeckt worden. Nichtsnutzige Burschen hatten auf die Geleise zwischen Bockhorn—Neuenburg in dcr Nacht große Schwellen - schienen gewälzt, um den ersten Frühzug zur Entgleisung zu bringen. Der Zug war bereits signalisiert, als glücklicherweise der Wärter das Hindernis bemerkte und durch Wegräumen der Schienen dem Unglück vorbeugte. Auf die Ergreifung der Verbrecher ist eine Belohnung ausgesetzt. — Hamburg, 26. Oktober. Der zweite Bevollmächtigte des Verbandes der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter Heinrich Linau, der gleichzeitig erster Vorsitzender der „Vereins-FilialeEImSbüttel" ist, wurde heute verhaftet. L. ist geständig, seit Juli d. I. Unter schlagungen zum Nachteil der von ihm verwalteten Kaffen ausgeführt zn haben, und zwar hat er der Agitationslasse 332,32 Mark, der Verbandskasse 235,86 Ml., der Sammelkaffe sür den Bäckerstreik 58,90 Mk. und von den Sammelgeldern der Kartelllcitung 11,50Ml. veruntreut. L. verdeckte die Unterschlagungen dadurch, daher, wenn in einer Kaffe etwas sehlte, den Fehlbetrag aus einer anderen Kaffe deckte. — Von einem Motorwagen der Trambahn (Linie Eimsbüttel- Altona) totgefahren wurde in der Belle-Alliancestraße die drei jährige Tochter des Tischlermeisters Schröter. Die bedauernswerte Kleine wurde bis zur Unkenntlichkeit zermalmt; der Tod trat sofort ein. Die Leiche des Kindes, das gegen den Trambahnwagen ge- lausen sein soll, konnte erst nach vielen Bemühungen unter dem Wagen hervorgeholt werden, sie wurde sodann in die Wohnung der betrübten Eltern gebracht. — Ferner wurde der sechsjährige Knabe Beuck am Mühlenweg von einem Mobilienwagen totgesahren. Der Kleine war beim Spielen in den unter dem Wagen befindlichen Kasten hinein- gckrochen und dann, als sich der Wagen wieder in Bewegung setzte, aus dem Versteck herausgeklettert, wobei daS Hinterrad ihm über Kopf und Brust hinwegging und den sofortigen Tod herbeiführte. — Infolge einer Infektion mit Antitoxin, welches er im Krankenhause einer an Mundstarrkrampf erkrankten Patientin injizierte, ist dem „Prager Abendblatt" zufolge vr. Lola In Prag gestorben. — * Zara, 27. Oktober. In den letzten Tagen wurden In dem Erdbebengcbiet von SInj Erdstöße verspürt, die mehrere Sekunden andauerten. In Turjake wurde eine fünf Meter tiese und drei Meter breite kreisrunde Erdsenkung konstatiert. Schaden wurde nicht angerichtet. — In Cette erfolgte an Bord des mit 30 Tonnen Petro leum beladenen italienischen DreimastschonerS „Tomaso Pedro" nachts eine gewaltige Explosion. Der Kapitän und zwei Ma trosen wurden verwundet. Das Schiss geriet in Brand, und die
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