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Bautzener Nachrichten : 28.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810283
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981028
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981028
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-28
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 28.10.1898
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Grenze nach Wamdrup befördert, von wo aus sie durch Dra goner und Artilleristen für die betreffenden Garnisonen in Empfang genommen werden. — Eine schweizerische Re- montekommission trifft zu gleichem Zwecke auch demnächst von Bern in Hamburg ein. — Die ,B. P. N." schreiben: Seit einigen Jahren werden von einer Reihe von Gefangenenanstalten und von Militär-Menagen Versuche mit g eräucherten billigen Seefischen veranstaltet. Die Versuche bestanden bisher in einem ganz unsicheren Tasten, weil diejenigen Stellen, welche die Verpflegung mit Räucherfischen praktisch ins Werk zu setzen halten, sich stets in Verlegenheit befanden, welches Quantum Fisch zu geben sei, welche Beigaben und in welcher Menge. Nunmehr scheint aber ein Fortschritt auf diesem Gebiete zu verzeichnen zu sein. Der deutsche Secfischereiverein hat nämlich auf Grund von eingehenden und sorgfältigen Tabellen und Ueberstchten der Direktion des Gerichtsgefängnifses in Hannover und auf Grund von sonstigen mündlichen Aufklärungen die fragliche Materie einer Untersuchung unterzogen, und es ist ihm infolgedessen möglich gewesen, bestimmte Vorschriften zu berechnen, so- wie Verpflegungen an der Hand von Beispielen vorzu schlagen. Es darf nun angenommen werden, daß die Ver- pflegungsversuche mit Räucherfischen in den Gefangenen- anstalten und Militär-Menagen an der Hand dieser Bei spiele fortgesetzt werden. Nach der Ansicht des Seefischerei vereins würde es viel zum Gelingen der Versuche bei tragen, wenn seitens der Eisenbahnverwaltung zugestanden würde, daß die Räucherfische dieselben Transporterleichter, ungen erhalten, wie die frischen Fische. — Von mehreren Herren, die auf der gedruckten, dem Wahlaufruf des Prof. Delbrück und Genoffen bei liegenden Liste namhaft gemacht waren, erhält die »Char- lottenb. Bürger-Zeitung" folgende gemeinsame Erklärung zur Veröffentlichung: „Wir erklären hiermit, daß unsere Namen mit einem Wahlaufruf der unserer politischen Ueber- zeugung entgegenstehenden Parteien mißbräuchlich in Ver bindung gebracht sind. v. Etzdorfs, Generallieutenant z. D., Frhr. v. Entreß-Fürsteneck, Generalmajor z. D., v. Oes- seld, Generalmajor z. D., v. Hellfeld, Generallieutenant z. D." Die „Charloltenb. Bürger-Ztg." bemerkt noch, daß Prof. Delbrück in der Wählerliste des zum Wahlkreise „Teltow-Charlottenburg" gehörigen Bezirks, in dem er jetzt wohnt, gar nicht steht, vermutlich also noch in seinem früheren Wohnort, in Berlin, wählt. — Wie gemeldet, sind unlängst Ansichtsp ost kart en, auf denen das Berliner Thor der Festung Posen dargestellt war, polizeilich beschlagnahmt worden. Außerdem verhängte das Amtsgericht Posen über zahlreiche Geschäftsleute, die diese Postkarte verkauft, Geldstrafen von je 3 Mk. Jetzt sind nun auch im ganzen Deutschen Reiche sämtliche An sichtspostkarten, auf denen Festungswerke ganz oder teil- weise dargestellt waren, polizeilich beschlagnahmt worden. Die Konfiskationen erfolgten in diesen Tagen in Preußen, Sachsen, Hessen u. s. w. Betroffen wurden u. a. Ansichts postkarten von Spandau, Koblenz, Ehrenbreitstein, Mägde- bürg, Mainz, vom Königstein a. Elbe rc. — In letzter Zeit haben sich wie allerwärts so auch in Baden die Verbrechen und schweren Vergehen, insbeson dere gegen Leib und Leben, unverhältnismäßig gehäuft, die von im Lande vorübergehend beschäftigten Reich saus- ländern, namentlich J'alienern, verübt werden Infolge- dessen hat nach der „Köln. Ztg." das badische Ministerium des Innern die Polizeibehörden angewiesen, in allen Fällen der gerichtlichen Bestrafung von Reichsausländern die Frage der Ausweisung auf Grund des badischen Aufenthalts gesetzes regelmäßig mit Sorgfalt zu prüfen und von dieser Maßnahme gegenüber allen wegen Tötung, Körperverletz- ung, Sittlichkerts- und Eigentumsdelikten verurteilten Jta- lienern Gebrauch zu machen. — Well sie „lästig gefallen' sind weitere fünfzehn dänische Unterthanen im Kreise Haders! eben, sowie zwei Mitarbeiter in der Druckerei des „Heimdal" zu Apenrade aus dem preußischen Staatspebiete ausgewiesen worden. — Dem früheren socialdcmokratischen Reichstagsabgeord- neten vr. Lütgenau, der die Prügelstrafe für anarchistische und Roheitsverbrechen befürwortet hatte, ist seitens der Partei die Stellung als Redakteur am socialdemokratischen Organ in Dortmund gekündigt. — "I- „Hohenzollern", Kdt. Contre-Admiral Frhr. von Boden hausen, und K. „Loreley", Kdt. Korv.-Kpt. v. Witzleben, sind in Halsa und am 26. d. in Jaffa eingetrosfen und werden am 6. November von dort nach Haifa zurückkehren. S. „Hela", Kdt. Korv.-Kpt. Sommer werk, ist am 25. d. in Haifa, am 26. d. in Port Said eingetroffen und am 26. d. nach Jaffa in See gegangen. S. „Charlotte", Kdt. Kpt. z. S- VüllerS, ist in Santa Cruz (Teneriffa) angekommen und will am 29. d. wieder In See gehen, um die Kreuztouren zwischen den Kanari schen Inseln bis 25. November fortzusetzen. S. „Falke", Kdt. Korv.- Kpt. Wallmann, ist In Apia eingetroffen. Der Ablösungstransport für die Schiffe der westafrikanischen «talion ist unter Führung des Korv.- Kapt. Graf von Oriola am 26. dss. per Dampfer „Lulu Bohlen" In Kamerun eingetrosfen. Der Transport der abgelösten Besatzung wird unter Führung des Korv -Kapt. Schwartzkopff am 1. November aus demselben Dampfer die Heimreife anireten. S- „Olga" ist von Wil helmshaven In See gegangen. S. „Odin" Ist nach Kiel zurückgekehrt. Poststation für S. „Frithjof" bis aus weiteres Flensburg. Schulior- pedoboote „8 6", „8 18" und „8 23" haben wegen Nordweststurm Norderney nicht angelausen, sondern haben vor Waium geankert und sind am 26. dss. in Wihelmshaven eingetrvssen. Die zweite Torpedoboots- division Ist am 26. d. In Neufahrwasser eingetrosfen. Die dritte Tor- pedobooiSdivision ist am 26. d. von Saßnitz In See gegangen. — jKolonialpolitisches.j Neber die Aufschließung des südlichen Hinterlandes von Kamerun waren in letzter Zeit Meldungen aus Brüssel in der deutschen Presse verbreitet, wonach eine deutsch-belgische Kamerun-Ge sellschaft im Entstehen begriffen ist. Diese Meldungen werden jetzt bestätigt. Das Entstehen einer deutsch-belgischen Gesellschaft ist Thatsache. Wie noch erinnerlich sein dürfte, hatte Lieutenant v. Carnap-Querheimb bei seinem Zuge von Jaunde nach dem südlichen und südöstlichen Kamerungebiet durch das fran zösische Kongogebiet und in den belgischen Kongostaat, am Sanga französische, belgische und holländische Faktoreien vor gefunden, die dort festen Fuß gefaßt hatten, bevor das deutsche Handelsinteresse sich diesen Gegenden zugcwandt hatte. Nun haben sich deutsche, speciell hamburgische, Firmen die Er schließung dieses Gebietes für den deutschen Handel zur Aufgabe gemacht. Ohne die Mitarbeit der am Kongohandel interessierten Belgier wäre die Lösung dieser Aufgabe jedoch schwerlich möglich, da die Nähe der Kongobahn den Transport nach dieser weist. — Ueber den Landerwerb in Kiautschau hat der 2857 Gouverneur Rosendahl unterm 2. September eine Verordnung erlassen, welche bestimmt, daß das Gouvernement alle Grund stücke des Gebiets von den chinesischen Eigentümern erwerben und öffentliche Landverkäufe je nach Bedürfnis ansetzen wird. Den Eigentümern wird eine Grundsteuer von 6 Proz. vom Grundstückswert, d. h. dem bis zum 1. Januar 1902 an das Gouvernement gezahlten Kaufpreis, auferlegt. — Im „Deutschen Kolonialblatt" berichtet der stellver tretende Gouverneur von Kamerun, vr. Seitz, daß er aus einer Expedition in das Bitangaland im Juli festslellte, daß dieCalabarleute früher ganze Züge von Sklaven, eskortiert durch Bewaffnete, aus Kamerun ausführten. Auch wurden ihm eine Reihe Leute namentlich bezeichnet, die noch in letzter Zeit von den Calabarhändlern mit Gewalt oder List entführt wurden und in Calabar festgehalten werden. „In allen diesen Händeln spielt der jetzt verstorbene fromme King Ekanemessin eine für einen Christen recht bedenkliche Rolle." Premicr- lieutenant Dominik von der Station Jaunde meldet von einer Expedition in das Balinga gebiet: Am 19. Juni kamen meine Boten mit mehreren Großen des Wutehäuptlings Ngutte nnd dem Haussaältesten der dortigen Handelsnieder lassung im Lager der Expedition wieder an und meldeten, daß drei Haussahändler und drei Leute Nguttes, die im Mai in Jaunde gewesen waren und große Posten Elfenbein in den Faktoreien verkauft hatten, von dem Galingahäuptling, bis zu dem Dominik sie von sechs Soldaten hatte geleiten lassen, weil es die erste große Karawane Nguttes war, ge fangen, all ihrer Habe beraubt, geschlachtet und verzehrt worden wären. Balinga war seit dem Eintreffen der Ngutte- leute unsichtbar. Durch einen Sklaven erfuhr Lieutenant Dominik sein Versteck, eine Insel im Mbam, und es gelang noch in derselben Nacht, seiner habhaft zu werden. Balinga war geständig, er und sein Bruder Edange hätten die Leute schlachten lassen, ein großes Volksfest veranstaltet, bei dem sämtliche sechs Mann bis auf die Knochen verzehrt worden wären. Dieser Fall von Kannibalismus, schreibt Dominik, ist um so auffallender, weil Balinga selbst, wie alle seine An gehörigen, englisch spricht und durch den langen Verkehr mit der ehemaligen Station recht kultiviert erschien. Auf dem Schauplatz des grausigen Mahles ließen sich noch fast sämt liche Knochen der unglücklichen Opfer, die weithin verstreut lagen, znsammenfinden, und die Hanssas hielten eine große Begräbnisfeier ab, bei der Balinga das Todesurteil verkündet wurde. Ehe dies Urteil vollstreckt werden konnte, wurde Balinga bei einem Fluchtversuch erschossen. * Hamburg, 26. Oktober. Bezüglich des verhafteten angeblichen Anarchisten Oldenburg vermag die Kriminal polizei in Altona keinerlei Mitteilungen zu machen. Man gewinnt immer mehr den Eindruck, daß es sich um eine sen sationell aufgebauschte Aeußerung eines verkommenen, wahr scheinlich sogar geisteskranken Menschen handelt. Stuttgart, 27. Oktober. Die Königin und die Kö nigin-Mutter der Niederlande sind gestern abend hier eingetrosfen. Am Bahnhof wurden sie von der Königsfamilie herzlich empfangen nnd ans der Fahrt znm Schlosse vom Publikum lebhaft begrüßt. * München, 27. Oktober. Der Prozeß Björnsons gegen die »Münchner Neuesten Nachrichten" wegen deren Kritik über Björnsons Veröffentlichung einer angeb lichen Aeußerung des Reichskanzlers zu Professor Lenbach, betr. den Prozeß Drehfus, endete mit einem Vergleich. Die „Münchner Neuesten Nachrichten' eiklären, daß sie die persönliche Ehre Björnsons nicht haben angreifen und ihm keine unehrenhaften unlauteren Motive haben unterschieben wollen, sie halten aber die geübte sachliche Kritik aufrecht. Oesterreich. * Wien, 27. Oktober. Im Abgeordnetenhause er klärte iu Beantwortung der Interpellation Lecher, bctr. die österreichische Waffenfabrik-Gesellschaft, der Justizminister, die Vorerhebungen der Staatsanwaltschaft seien nicht eingestellt, sondern sortgeführt worden, woraus jedoch keine Waffe gegen die Gesellschaft oder deren Verwaltung geschmiedet werden, auch kein Argument zur Verdächtigung einzelner Organe oder des Associationswesens gezogen werden könne. Ein Ein schreiten der Staatsanwaltschaft sei erfolgt auf Grund der Strafprozeßordnung, um den Gerüchten von vorgefallenen 'trafbaren Handlungen bis zum Ursprung nachzugehen und cstzustellen, ob ein strafgesetzlich zu ahndendes Verschulden vorliege oder nicht. Der Antrag Lecher auf Eröffnung der Debatte über diese Jnterpellationsbeantwortung wurde hierauf abgelchnt. Alsdann ging das Haus zur Tagesordnung über: Beratung über die Jnterpellationsbeantwortung des Minister- wäsidenten über die Pest fälle in Wien. Gregorig meinte, wr Ministerpräsident sei bei der Beantwortung der Jnter- vellation von seinen Leuten irregeführt worden, und griff Pro- essor Nothnagel heftig an. Der Ünterrichtsminister verwies auf die große Bedeutung der bakteriologischen Forschung, welcher die medizinische Wissenschaft die wichtigsten Fortschritte verdanke, so daß er der Einschränkung derselben nicht das Wort reden könne und verwies ferner darauf, daß die bak teriologischen Institute in den anderen Städten, wie Berlin, Petersburg, Florenz, Liverpool, sich in der gleichen Lage wie das Wiener befinden und daß sie in der gleichen Weise ar beiten. Eine Verlegung dieser Institute wäre nicht von großem Nutzen, denn die Seuche folgte zunächst dem Verkehr rnd sogar über die Meere werde sie durch die Schiffahrt ver- chleppt. Der Minister erinnerte an die Expedition nach Indien, welche großes Material ergeben habe, das demnächst zur Veröffentlichung kommen werde. Der Vorstand des bak teriologischen Instituts habe im Bewußtsein der Gefahr ohnehin alle Vorsichtsmaßregeln getroffen. Gegenüber der Anfrage Gregorig erklärte der Minister, daß die zn Versuchen ver- wendeten Tiere auf keine andere Weise als durch Verbrennen vertilgt wurden. Indessen seien mit Rücksicht ans die Auf regung der Bevölkerung die Versuche mit Pestbazillcn einge- 'tellt worden. Wo es sich um die Wissenschaft handle, und mdurch um das Wohl der gesamten Menschheit, müsse manches unternommen werden, wenn es auch im einzelnen Falle für die Betreffenden mit Gefahr verbunden sei. Nicht allein die Beschäftigung mit Pestbazillcn bedeute eine Lebens gefahr; der Aerztestand kämpfe täglich mit den Feinden der menschlichen Gesundheit. Wenn wir denjenigen, der den Sieg n einer solchen Sache erringt, preisen, seien wir nicht gar zu unnachsichtlich gegen das Mißgeschick, gegen welches die menschliche Vorsicht sich unzureichend erwies, und zerbrechen wir nicht selbst die Waffen, welche einzig und allein den Lieg in diesem Kampfe ermöglichen. (Beifall.) Nach dem Minister sprach der Abg. Fournier und nach diesem die Abgeordneten Jarosiewicz, Chiari, Dasynski und Wrabetz, welche zumeist die hohe Bedeutung der bakteriologischen Forschung hervor hoben und gegen deren Einschränkung auslraten, gleichzeitig jedoch die Unzulänglichkeiten im Allgemeinen Krankenhause betonten. Die Christlichsocialen Schneider und Leopold Steiner traten gegen die bakteriologischen Untersuchungen in den Städten auf. Der Regierungsvertrcter Ministerialrat Kush gab eine erschöpfende Darstellung des Sachverhaltes sowie der getroffenen Maßnahmen, welche er als vollkommen ausreichend bezeichnete. Der Regierungsvertreter spendete den Sanitätsorganen großes Lob. Gencralredner Lueger erklärte, die Christlichsocialen seien nicht gegen die wissen schaftliche Forschung, sondern gegen Mißbräuche, welche unter dem Deckmantel der Wissenschast getrieben werden. Redner wendete sich dagegen, daß die Kranken in den Spitälern zu Versuchszwecken benutzt werden, und sprach sich für Um gestaltung des Allgemeinen Krankenhauses entsprechend den Forderungen der Jetztzeit aus. Kareis wies die Angriffe gegen die Juden und den Hofrat Nothnagel zurück. Nächste Sitzung 4. November. Am 18. November findet von Eger aus eine Fahrt der Deutschnationalen Oesterreichs nach Friedrichsruh zu Bismarcks Sarge statt. An diesem Tage geht die gemein same Fahrt nach Hamburg, am 19. November findet die Fahrt nach Friedrichsruh statt. Abends ist dann Zusammen kunft mit Gesinnungsgenossen in Hamburg. Es wird geplant, in die Reise den Besuch vo» Gadebusch und Wöbbelin ein zuschließen, Theodor Körner zu Ehren. Schweiz. Bern, 26. Oktober. Der Ständerat nahm heute ein stimmig das im Nationalrat fertiggestellte Bundesgesetz über die Herstellung, die Ein- und Ausfuhr und den Verkauf von Zündhölzchen mit gelbem Phosphor an. Italien. Rom, 27. Oktober. Die militärische Bewegung des NeguS Menelik beginnt in hiesigen Reg ierungs kreisen große Besorgnis hervorzurufen; man will in Erfahrung gebracht haben, daß das angebliche Vorgehen Meneliks gegen Ras Mangascha ein abgekartetes Spiel sei, und daß es sich um einen Angriff auf die afrikanischen Besitzungen Italiens handle. Die Konferenz zur Bekämpfung des Anarchismus wird nach einer Meldung der »Franks. Ztg." aus Rom in der letzten Novemberwoche zusammentreten und bis Weih nachten tagen. Jede Regierung sendet drei Vertreter aus den Ministerien des Acußern, des Innern und der Justiz. Alle Staaten haben nunmehr der Konferenz zur Bekämpfung der Anarchisten zugestimmt. Frankreich. * Paris, 26. Oktober. Heute herrscht hier völlige Ruhe. Paris hat sein gewöhnliches Aussehen wieder angenommen. Präsident Faure empfing auch die beiden anderen Vice präsidenten der Deputiertenkammer Messurcur und Maurice Faure, welche zur Bildung eines Ministeriums der republika nischen Konzentration mit fortschrittlicher Richtung rieten. — Aus Mailand traf heute ein an den General Chanoine im Kriegsministerium adressierte Schachtel ein. Man glaubte, daß dieselbe eine Bombe enthielt und holte deshalb den Po lizeikommissar herbei. Bei der Oeffnung der Schachtel er blickte man ein kostbares Schmuckkästchen mit der Inschrift: „Andenken an Italien und Solferino, den 24. Juni 1859." Das Schmuckkästchen enthielt eine prächtige goldene Medaille mit einer Karte. — Das Kreuz der Ehrenlegion ist an das Mitglied des Pariser Munizipalrats, Navarre, verliehen worden. Navarre ist auch Mitglied der socialistisch-revolutionären Gruppe. — Das „Petit Journal" hat den General und Ex- Kiiegsminister Chanoine ausgefragt. Dieser bestritt die Behauptung Brissons, daß er mit ihm, Brisson, einver standen gewesen sei. „Ich war mit Brisson ganz besonders in der Angelegenheit Picguarts, die sich eng an den Drcyfus- handel anschließt, nicht einverstanden. Ich war auch nicht mit ihm einverstanden, als er mich ersuchte, die Blätter gerichtlich zu verfolgen, die die Generale öffentlich verleumden. Ich betrachtete diese Aufforderung als Schwindel wegen der Unzulänglichkeit der Gesetze. Ich hätte noch manches andere zu sagen. Die gespannte politische Lage wurde mit jedem Tage bedenklicher. Es waren Verwicklungen mit dem Aus lände zu befürchten, die besonders von russischen Blättern mit bemerkenswertem Scharfblick angekündigt wurden." — General Chanoin e hat das Kricgsministerium bereits geräumt. Wie die „Libertö" mitteilt, hat Chanoine mehreren Abgeordneten erklärt, sein Zwist mit Brisson rühre besonders daher, daß Brisson fortwährend juad eindringlich von ihm die Mitteilung der diplomatischen und geheimen Akten über Dreyfus verlangt habe. Chanoine habe dieses beständig Arbeiten an der Rehabilitierung Dreyfus', von dessen Schuld er, Chanoine, überzeugt sei, nicht verstanden. — Nach der nun vorliegenden amtlichen Aufstellung etzte sich die Mehrheit von 286 Kammermitgliedern, sie den Zusatzantrag Berteaux zur Tagesordnung Ribot ab- qelehnt und damit über das Schicksal des Kabinetts ent- chieden haben, indem sie ihm das Vertrauensvotum ver- vcigerten, in folgender Weise zusammen: alle Mitglieder der Rechten, sämtliche Ralliierten, sämtliche Antisemiten außer einem, alle Nationalisten außer zweien, alle früheren Boulan- gisten, die Mehrzahl der fortschrittlichen Republikaner, ein Radikaler, nämlich Cavaignac, und vier dissentierende socia- istische Radikale. Die 254 Mitglieder, die für den Zusatz Berteaux stimmten, sind die Radikalen, die Socialisten, 25 ortschrittliche Republikaner. Außer dem Vorsitzenden Des chanel haben sich 27 Mitglieder der Abstimmung enthalten, nämlich 12 fortschrittliche Republikaner, 9 Radikale, 2 socia« listische Radikale, 1 Socialist, 1 Antisemit und 2 Nationalisten. 9 Mitglieder fehlten bei der Abstimmung. - Die demokratische Linke des Senats hat be- chlossen, den andern republikanischen Gruppen des Senats olgende vier Punkte zur Stellungnahme zu unterbreiten: 1. Die republikanische Versöynungspolitik; 2. die Uebcr- legenhcit der bürgerlichen Gewalt über die militärische; 3. vre Trennung der richterlichen von der politischen Gewalt; 4. die freie Ausübung der Justiz. — Die demokratische Linke der Kammer hat folgende Tagesordnung angenommen: „Die demokratische
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