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Bautzener Nachrichten : 22.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810227
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981022
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981022
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-22
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 22.10.1898
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GHIbertlS entdeckt hotic, hat nun in der Kirche S. Ambrogio die unbekannten Grabstätten des Mino da Fiesolr, Andrea del Lerrorchio, Simone del Pollajuolo genannt Cronoco, Andrea Sansorino, FrnccSco Bianacci md Leonardo Tesio aufgrsundcn. — Einen neue» Apparat sür den Blindrnunterricht stellte Dustaud der Pariser Akademie der Wissenschaften vor; er soll Blindgeborenen dir Möglichkeit geben, sich eine Vorstellung von den Bewegungen der belebten und unbelebten Wesen in de, Außenwelt anzueignrn, z. B. über den Flug der Vögel, über daS Branden der Mreretwogen, daS Auf» und Niederfchwanken von Voumjweigen rc. Der Apparat besteht aus einer Anzahl Reliefs, die einen beweglichen Gegenstand in feinen verschiedenen aufeinanderfolgenden Stellungen abbilden; diese find alle von gleichem Durchmesser und werden ähnlich den Anschützschen Augen blicks» Photographien hintereinander auf einem Streifen brsestlgh der unterhalb einer der Größe der Reliefs entsprechenden O«ss nung vorüberbewegt wird. Der Blinde soll nun, indem er die Spitzen seiner Finger auf diese Oefsnung legt, die Bewegung drS versinnbildlichten Gegenstandes kennen lernen, da er die Empfindung empfängt, als ob rin einziger Gegenstand fort, schreitend unter seiner Hand vorüberliese. Bautzen, 22. Oktober. «Der neue StistSarzt", ein Lustspiel in 4 Akten von Maria und Leopold Günther, hatte gestern abend kein sehr großes Publikum; daS Stück selbst Hot aber auch keinen besonderen Inhalt. ES handelt sich in der Hauptsache um einen neuen Arzt in einem altadrligen Fräulein stift, der die Stelle deS verstorbenen Sllstkarztes einnehmrn soll Man hat als selbstverständlich angenommen, daß der neue Arzt verheiratet ist (daS ist jedoch nicht der Fall); da nun der an kommende keine Frau mitbringt, jedoch vorgiebt, daß sie „später" Nachkommen wird, emstehen die verschiedensten Verwickelungen, die durch einen Backfisch, der seinen Vater am Gängelbande führt und im übrigen an ein „Verhängnis" glaubt, nur noch vermehrt werden. Schließlich löst sich olles harmonisch und mir drei Verlobungen endigt das Stück. Wenn auch einige frische Scenen, namentlich zwischen dem jungen Arzte (Herr Sylge) und drm Backfisch (Frl. Wreden), erheiternd wirken, so Ist doch daS Lustspiel im ^nzen viel zu breit angelegt. Außer den beiden ebengenunnten Mümkkenden, wrtche sehr lobenswert spielten, boten noch gute Leistungen Frl. Ed ecke (Erna d. Sengbaum), Hr. Hagemann (Rittergutsbes. v. Rehfeld), Hr. Fuchs (Med.- Rat o. Aberdingl) und Frl. Waldow (Jungfer Ulrike); die Damen deS Stifte- hatten sämtlich nur kleine Partien, die sie zufriedenstellend Wiedergaben. Dir lauten Schnatterscenen der GtlftSdamen ließe» übrigens verschiedene Scenen nicht recht zur Geltung komme». 0. V. vermischtes. — Kirschau, 21. Oktober. (Oberl. Dorfztg.) Gestern «bend geriet der Arbeiter Richter aus Callenberg, welcher in einer hiesigen Fabrik beschäftigt Ist, auf unerklärliche Welse mit der rechten Hand in eine Maschine, wobei ihm von der Hand- oberfläche fast das ganze Fleisch heruntergerissen wurde. Der selbe mußte sofort in ärztliche Behandlung gegeben werden. — Seifhennersdorf, 21. Oktober. (Z. M.) Gestern »bend kam ein aus Obercunnersdmf gebürtiger Tischler in der Maschinenfabrik von Blaß dem Messer der Hobelmaschine 1« nahe, wobei ihm der kleine Finger der linken Hand weg- geschnitten und die zwei folgenden Finger verstümmelt wurden. — Olbersdorf, 21. Oktober. (Z. N) In einem Laden i« Ricdcidorfe wurde schon seit vier Monaten fortgesetzt und fast täglich Geld auS der Ladenlasse gestohlen. Henle nun wurde der Dieb als ein 11jährigcr Schulknabe auS Zittau, welcher täglich früh in jenem Laden verkehrt, ermittelt und aus frischer That ertappt. — Ein Ehepaar in Meißen ist durch das Verschwinden ihrer 20 Jahre alt« n, in Dresden bedienstet gewesenen Tochter in große Auslegung versitzt. Das Mädchen heißt Sidonie Naumann »nd soll mit schwarzpnnktierter, roter Bluse, schwarzem Rock, rot braunem Unterrock und schwarzen ausgeschnittenen Lederschuhen bekleidet gewesen sein. Da daS Mädchen in letzter Zett etwas zu Schwermut neigte, so ist anzunehmen, daß eS sich ein Leid angelhan hat. Dem, welcher zuerst eine Mitteilung über Auf findung der Vermißten bringt, wird seilens der Eltern eine Be lohnung von 20 Mk. zugesichcrt. — Leipzig, 21. Oktober. Tie im Besitze der Siadt- gemcinde und deS ArmenamteS befindlichen Mansselder Kuxe haben im letzten Jahre einen Gesamtertrag von 501380 Mk. ergeben. Hiervon entfielen auf die 69S8 Kuxe der Stadt- gemeinde 384890 Mk. sowie aus die 2118 Kuxe deS Armen amteS 116 490 Mk. Stadtgemcinde und Armenamt legen 20 Prozent deS Ertrages in den Kuxreservesonds zurück. Von den obigen 501380 Mk. find also 100276 Mk. in den Reserve- sonds geflossen, 401104 Mk. aber zu Gunsten der Steuerzahler verwendet worden. — DaS Areal, welches zur Vergrößerung deS Zoologischen Gartens an die ncubcgründete Aktien gesellschaft von der Stadtgemcinde verpachtet werden soll, um saßt 49350 gw. Die aus diesem Areal stehenden Baulichkeilen deS ehemaligen Fettviehhoscs sollen sür 1300 Mk. an die Aktien gesellschaft aus Abbruch verlaust werden. Der Pachtzins für daS Areal ist aus 1000 Mk. bemessen worden. — Die Frau Hähne in Döben ist, wie die ärztliche Unter- suchnng der Leiche ergeben hat, eines ratürlichen TodeS gestorben. — Burgstädt, 21. Oktober. In Göppersdorf brannte vorgestern das Wohnhaus der Witwe Werner vollständig nieder. Wegen Verdachts der Brandstiftung wurde noch gestern abend -er 23jährige Stricker Wendclbiück verhaftet, der auch seine ver brecherische That eingestand. Der Beweggrund dürste lediglich in Rache gegen Frau Werner zu suchen sein, da sie gegen Wendel brück wegen eines Diebstahls gerichtliche Anzeige erstattet hatte. Frau Werner pflegte übrigens den hochbctagten, fast erblindeten Vater Wendelbrücks, der in dem Wernerschcn Hause mit wohnte. — In Grüna begingen die diamantene Hochzeit Privatier Gotthold Dittrich mit seiner Gattin, die bei körper licher und geistiger Rüstigkeit das hohe Alter von 86 bcz. 80 Jahren erreicht haben. Dem Jubelpaare wurde eine vom Könige gestiftete Prachtbibcl als Ehrengeschenk überreicht. — Meerane, 21. Oktober. Gestern nachmittag war in Ponitz der Zimmermann Hoppe mit seinem achtzehnjährigen Sohne mit dem Umsetzen einer Scheune beschäftigt. Hierbei hat jedenfalls der Sohn etwas nicht nach dem Wunsche des Vaters gemacht, denn er versetzte ihm Plötzlich aus dem zwei Stock hohen Gerüste einen Stoß, daß der junge Mann Herabstürzte, »nd, jedenfalls innerlich verletzt, liegen blieb. Ohne sich um den Verunglückten zu kümmern, arbeitete der Vater ruhig weiter. — Berlin, 21. Oktober. Die Meldung von der Ver- s Haftung des Mörders Albert Wegener, die, wie von dem „Berl. Tagebl." gebracht worden war, in Salzbergen erfolgt sein sollte, bestätigt sich nicht. ES war eine Persönlichkeit sestgcnommen worden, aus welche die Beschreibung des Wegener paßte, sie mußte aber wieder entlasten werden, da sie sich in genügender Weise zu legitimieren vermochte. — Richard Erpel ist vonzwei Kriminalbeamten wieder nach Berlin zurücktransportiert worden. Er wurde alsbald in das Zellengefängnis (Zuchthaus) In der Lehrter Straße, aus dem er entsprungen war, cingcllefer! und in einer Zelle untergebracht, aus der ihm das Entkommen unmöglich sein dürste. — Durch Explosion von Benzin entstand heute nachmittag gegen 3 Uhr ein großer Brand in einer Fabrik ätherischer Oele, Buckower-Straße 7, wobeiein Arbeiter erheblich verletzt wurde. — Der durch den Selbstmord des ehe maligen Ooer-FaktmS der Neichsdruckerei zusammengcschrumpste Prozeß wurde heute vor dem Schwurgericht des Landgerichts I verhandelt. Die Anklage richtet sich jetzt nur noch gegen die un verehelichte Ella Golz und die Witwe Margarete Eichler, welche angeklagt sind, zu Berlin Im März 1898 dem Ober-Faktor Grünenthal nach Verübung des Verbrechens der Münzfälschung und des Vergehens des Diebstahls wissentlich Beistand geleistet zu haben, um ihn der Bestrafung zu entziehen und ihm die Vor teile seines Verbrechens und Vergehens zu sichern, und zwar ihres Vorteils wegen. Der vom Münzverbrechen handelnde Teil der Anklage wurde hinter verschlossenen Thüren gesührt. — Am 1. Oktober waren 2 5 Iahre seit dem Tage verflossen, seit welchem Kaiser Wilhelm dem edlen Weidwerk obliegt. Bekanntlich Ist, so schreibt der „Hann. Kur." der Kaiser ein aus gezeichneter Schütze, und die kaiserliche Strecke in dem 25jährigen Zeitraum ist ganz bedeutend. Nach den Streckenrapporten des Hosjagdamlks beträgt die Gesamtstreckc in diesem Zeitraum 33 967 Stück. Und zwar: 2 Auerochsen, 3 Bären, 7 Elche, 3 Renntiere, 1022 Stück Rotwild, 1275 Stück Damwild, 2189 Stück Schwarz wild, 680 Rehe, 121 Gemsen, 16188 Hasen, 574 Kaninchen, 9643 Fasanen, 54 Auelhähne, 4 Birkhähne, 95 schottische Movr- hühner, 2 Schnepfen, 56 Enten, 654 Rebhühner, 20 Füchse, 694 Reiher, 581 Verschiedenes. Außer dieser Liste hat der Kaiser einerzeit auch einen großen Wal erlegt. — Rennen. Berlin-Carlshorst, 20. Oklbr. 500 Kronen. Preis 5000 Mk. 5000 Meter. Für vierjährige und ältere Pferde. Jagd rennen. Sieger des Lieutenants v. Schierstaed alter Hengst „Sixpence". — Wien, 20. Oktbr. Staatspreis 5000 Kronen. Klubpreis 1000 Kronen. 3200 Meter. Sieger des Herrn C. v. Geists vierjähriger brauner Hengst „Szolgabiro". — Oktober-Stecplechase. Preis 6000 Kronen. 6400 Meter. Siegerin des Gestüts Millosfolva vierjähriger Schimmelhengst „Hableany"/— Chantlllh, 20. Oktbr. Prix de la Foret 20000 Fres. 1400 Meter. Siegerin Monsieur E. Deschamps zwei jährige braune Stute „Hersö". — Sandown - Park, 20. Oktbr. The Sandow Foal Stakes. Für dreijährige Pserde. Preis 40000 Mark. 2000 Meter. Sieger Mr. C. Roses Fuchshengst „Chilene". — The Great Sapling Plate. Preis 20000 Mark. 1000 Meter. Für zwei jährige Pferde. Totes Nennen zwischen Mr. P. Lorillards Fuchsstute „Myakka" und Mr. D. I. Jardims braunem Hengst v. „Prima" a. d. „Hartschare". — The Orleans Nurseiy Handicap. Press 10000 Mk. 1000 Meter. Für zweijährige Pferde. Siegerin Mr. I. A. Millers braune Stute „Patching". — Potsdam, 21. Oktober. (Ncichsb.) Ein Schauspiel, wie cs sitzt hier der plötzlich eingefallene Frost an den meist noch grünen Bäume» und an einigen blühenden Freilaud blumen erzeugt hat, h«t man nur selten zu beobachten. Jedes Blättchen und jede Blüte ist von dem Glatteis wie mit Krystall überzogen uud bleiet, namentlich wenn die Sonne daraus spiegelt, einen zauberhaften Anblick. Roter Wein z. B., der so verglast ist, leuchtet darin wie Rubinglas uud nicht minder schöne bunte Stilrosen oder Astern. Die große Künstlerhand der Natur folgt mit ihren Eisgcbiidcn dabei genau de« Formen der Blätter und Blumen, und wenn man geschickt ist, kann man die Eisüberlage von dem grünen Modell vollständig abzichen, so daß man das Blatt mit allen Rippen und allem Netzwerk genau in dünnster, durchsichtiger Nachbildung erhält. Heut Morgen gelang cS sogar, ein solches sünsfingriges Kast«nicnblatt aus Eis zusammenhängend abzuziehen Ueber diese Schönheiten der Natur darf man freilich den erheblichen Schaden nicht übersehe», den daS Glatteis an den davon befallenen Bäumen und Pflanzen, die noch meist in frischem Safte stehen, anrichtet. Viele Neste uud Stämme biegen und brechen unter der große» EiSlast der Blätter, und unsere Gärtnereien dmsten manchen herben Verlust an zarteren oder gar exotischen Pflanzen und an solchen, die, wie Stiefmütterchen, Goldlack u. dergl. überwintern, zu beklagen haben. Namentlich werden die noch ungedeckten Theerofen leide». — Gleiwitz, 21. Oktober. Gestern vormittag kurz nach 9 Uhr wollte in Alt-Zabrze ein Fuhrwerksbesitzer vor dem um 9 Uhr von der Haltestelle Restaurant „Wilhelmshöhe" in der Richtung nach Gleiwitz abführenden Zuge noch über die Geleise sahren. Tie Maschine erfaßte das Pferd und riß es zu Boden. Das Tier kam unter die Räder der Maschine und wurde noch etwa 20 Meter mitgeschlcist. AIS man den Zug zum Stehen gebracht hatte, wurde der verstümmelte Kadaver des Tieres unter der Maschine hervorgezogen. Der Wagen, auf welchem sich der Besitzer mit seiner Frau befanden, wurde in zwei Teile zerrissen und in den Straßengraben geschleudert. Die Insassen kamen unter die Wagentrümmer zu liegen und trugen schwere Verletzungen davon. — Bei einer Treibjagd auf Michelauer Terrain ent, lud sich das Gewehr deS Kaufmanns P. jr.°Bricg so unglücklich, daß die Im Lause befindliche Schrotladung einem In unmittel barer Nähe befindlichen anderen Jagdteilnehmer, dem Schmiede- meister Reichert» Michela», in der Gegend der falschen Rippen in den Rücken drang. Ein Arzt legte dem Schwerverletzten den ersten Verband an. Am Donnerstag früh ist der noch nicht 30jährige, kräftige Mann seiner Verwundung erlegen. — Ein weiteres Jagdunglück meldet der „Fränk. Kur." aus der Um gegend von Ravensburg. Nach Beendigung der Jagd ent lud sich daS Gewehr des Kaufmanns Altmeier, und der Schuß traf den danebenstehenden Lehrer Fig el so unglücklich, daß er alsbald starb. Ein Teil des Schußes tras noch einen weitern Jagdgast in den Arm, der amputiert werden mußte. Altmeier hielt, obwohl die Jagd beendet, das gespannte und geladene Gewehr ungesichert in der Hand. Der unvorsichtige Schütze wurde verhaslet. — Bet d«m Rennen des RcnnklubS in Frankfurt a. M. zog sich Herr Lcutenant v. Bradsky-Laboun infolge Sturzes eine Gehirnerschütterung und einen Rippenbruch zu. — In Havekost bei Lübeck wurden infolge Brand stiftung 4 Häuser eingeäschert. Der Brandstifter, ein Knabe, wurde verhaftet. — Pirmasens, 20. Oktober. Heule früh brannte Infolge einer Gasexplosion die Schuhfabrik von Mörgen ab. Der Schaden ist bedeutend. — Ter Riese Hassan Ali befindet sich zur Zelt in der Fro«feste zu München, da gegen ihn auf Betreiben eines aus ¬ wärtigen JmprcfsarioS angeblich wegen unterlassener Vertrags, ersüllung vom dortigen Landgericht die Sichelbeltshaft an- geordnet wurde. Bei den enormen Körperverhältnissen des Ver hafteten (240 Cenlimeter Höhe) war man gezwungen, einen eigenen Raum für Ihn elnzurlchten; die Kosten für die ihm verabreichten Speisen und Getränke belaufen sich auf 11 Mk. pro Tag, während für einen der arabischen Sprache mächtigen Dolmetsch 20 Mk. bezahlt werden müssen. Hassan Alt kommt also seinem Ankläger, der 2000 Marl hinterlegt hat, ziemlich teuer zu stehens — Ein Bildchen aus dem Bettlerleben teilt eln Leser der „Straßbnrger Post" seinem Blatte mit: Ein dcm An scheine nach sehr unglückliches, vom Alter gekrümmtes Mütterchen schleppt sich mühsam an einem kühlen Herbstmorgcn in den Vor raum eines Herrschaftshauses in der Neustadt: „Genn' Se mir cn Almose, um's Gott's Welle, liewe Fräu!" wimmert und ächzt sie, als sic der Haussrau ansichtig wird. Diese zögert etwas, ist aber schon im Begriff, ihrer Gewohnheit gemäß das Porte monnaie zu nehmen und ihrer Mildthätigkeit freien Lauf zu lassen. „I Han äu no ä Bricfele fer de güct Madam", fährt die Bettlerin fort und zieht ein vielfach zerknittertes und be schmutztes Schriftstück aus der Tasche des Unterkleides, „schönt Empfehlung jvum Herrn l)r. ..." In demselben Augenblick kommt aus dem oberen Stockwerk der Herr die Treppe herab, aus den sich die Bettlerin berufen hat. Dieser erkennt sofort in derselben eine alte Gaunerin und Betrügerin, die ihn bereits früher durch Verstellung und Simulation der Krüppelhaftigkeit hintergangen hat. Eine kurze Mitteilung an die Hausherrin genügt um die Bettlerin zu entlarven und ihr das in Aussicht stehende Almosen zu entziehen. Diese aber springt wütend auf, wirst den Bettelstab beiseite und springt mit den drohend aus- gestoßenen Worten zur Thür hinaus: „Warte nur — wenn das Bumbardement kuwmt, wcren ehr all verdrösche werrn!" — Reichenberg, 20. Oktober. (Z. M.) Die Obduktion der am Sonntag aus dem Gemeindegebiet Oberhanlchen auf- gifundcncn Kindesleiche (s. Nr. 242) hat ergeben, daß daS Kind lebendig geboren wurde, ober sofort nach der Geburt getötet worden sein dürfte. Am Fundorte entdeckte man erncr noch blutiges Stroh und Papier. — Im Agramer Nationaltheater ereignete sich ein schwerer Unfall. Der Schauspieler Barbaric hatte am Schluß seinen Partner, Borstnick, zu erschießen. Das Gewehr war ge laden; die Ladung traf Borstnick ins Gesicht und verwundete ihn schwer. — * Fiume, 21. Oktober. Der durch die gestrige Flut in den niedriger gelegenen Stadtteilen «»gerichtete verheerende Schaden ist jetzt übersehbar. Die im Recsinathale gelegene Papierfabrik, Mühlen, Lederfabriken, daS Bad, die Kunsteisfabrik und viele andere Hänser sind meterhoch überschwemmt. Die Be wohner reiteten sich über die Dächer. Die Fiumana überflutete gleichfalls meterhoch zahlreiche Geschäfte. Von hier aus drang das Wasser in den neuen Stadtteil bis mitten an den Corso ein, in der unteren Altstadt die Gassen halbmeterhoch überflutend. Die an der Westseite der Stadt gelegenen Bäche überschwemmten den Deakcorso, die Bahnstation, die Tabaksabrik, das Militärver- pfleguilgSmagazi» und die meisten Geschäftslüden. Eln Menschen leben ist zu beklage», TIcie sind massenhaft zu Grunde gegangen, der Schaden wird aus üler 2 Millionen Gulden geschätzt. Die Wasserleitung ist sür einige Tage unbrauchbar. — Als das Zuchtpolizcigericht zu Dünkirchen in seiner ersten Sitzung nach den Ferien über einen bereits mehr mals bestraften Menschen Namens Flour 4 Monate Gefängnis verhängte, drohte dieser laut, „die Bande Rindvieh", die ihn verurteilt habe, nach seiner Entlassung aus der Haft zu ermorden. Der Staatsanwalt beantragte sofortige strenge Bestrafung FlourS wegen Beleidigung und Bedrohung des Gerichtshofes. Das Urteil lautete aus sechs Monate Gefängnis. — Toulon, 21. Oktober. Kurz vor der Vorstellung brach in einem hiesigen Theater eine Feuersbrunst aus; glücklicher weise befanden sich noch keine Zuschauer im Saale. Mehrere Logen wurden durch den Brand vernichtet. Das Feuer wurde bald durch die Feuerwehr gelöscht. — DieserTage kam eine Mitteilung ausLondon, wonach an dcm Bahnhose der Großen Ost-Eisenbahn eine Uhr von un gewöhnlicher Größe angebracht worden sei. Diese Uhr mit ihrem Zifferblatt von 6'/, Meter Durchmesser ist aber nicht die größte der Welt, die sich vielmehr angeblich an der Kathe drale von St. Rombolt in der belgischen Stadt Mechcln bcfinden soll, deren Zifferblatt einen Durchmesser von 48 Fuß besitzt. Die zweitgrößte Uhr dcr Welt soll etwa mit dem Beginn deS kommen den Jahres in Philadelphia in Gang gebracht werden und verdient eine kurze Beschreibung. Dieser Durchmesser wird 25 Fuß betrogen, der große Zeiger einen Raum von über ein Fuß in jeder Minute durchlaufen und über 200 Pfund wiegen. Diese Uhr wird ihren Platz an den, Tu,ine deS neuen Stadthauses in Philadelphia, 360 Fuß über dem Straßenpflaster, erhallen, 4 Zifferblätter nach jeder Himmelsgegend besitzen und 120000 Mk. kosten; sie wird in einer großen llhienwerk- statt in Milwaukee gebaut. Die Uhr erhält kein eigenes Werk, sondern vird pneumatisch durch eine astronomische Uhr in Betrieb erhalten, die o genau als möglich verfertigt werden muß. Diese Hauptuhr darf richt der geringsten Erschütterung ausgesetzt sein, so daß sie nicht im Turme selbst untergebracht werden kann. Es wird vielmehr dafür ein besonderer Pfeiler in dem Gebäude erbaut. Um sie gegen die Einflüsse von Temperaturschwankungen zu schützen, wird sie in eine große Glas glocke eingeschlossen und mit einer Vorrichtung versehen, die die Tem peratur bis aus 2 Grad unverändert erhält. Die riesigen Zifferblätter oben am Turme werden aus Glas verfertigt, uni bei der Dunkelheit von innen erleuchtet zu werdin. Dies geschieht durch 150 Glühlampe« ür jedes Zifferblatt, deren Strahlen durch Spiegel verstärkt werden. Sln der großen Uhr wird jedoch zweierlei fehlen, was man sonst an Turmuhren als notwendig voraussctzt. Einmal wird sie nicht die Stunden durch Glockenschläge anzeigen, wahrscheinlich weil man in Amerika neuerdings sehr gegen die Vermehrung aller Stroßengeiäusche eifert, zweitens werden die Zifferblätter keine Zahlen erhalten, sondern die Stunden und Minuten werden nur durch schwarze Flächen be zeichnet. Die Stunden werden durch 2 Fuß lange und Fuß breite chwarze Flecken angegeben, die Minuten durch solche von 1 Quadrat« uß Fläche. — Der Sturm, der in den letzten Tagen an der eng lischen Küste tobte, hat sehr viel Unheil angerichtet, namentlich auch eine große Anzahl Menschenleben vernichtet. Seinen Höhe punkt scheint der Sturm om Dienstag gehabt zu haben. An der Süd- ostküsie waren die Elemente in solchem Ausruhr, daß der Mittagsdienst zwischen Dover und Calais eingestellt werden mußte. An der Nordost« lüste scheiterte die norwegische Bark „Berger Raum«", die mit einer Ladung Bauholz »ach Hartlepool unterwegs war, bei Scarborough aus den Klippen zwischen Redcar und Coatham. Zwei Rettungsboote liefen aus, um der bedrängten Mannschaft Hilfe zu bringen, fanden es aber unmöglich, in die Nähe des gescheiterten Fahrzeugs zu ge langen, und erreichten nur mit Not die Küste wieder. Bald darauf kenterte dos gestrandete Schiff und im nächsten Augenblicke rangen vierzehn Menschen, Offiziere und Mannschaften, mit den empörten Wellen. Drei von ihnen gewahrte man bald nachher auf einem Floß, das der Küste zugetrieben wurde, ei» vierter suchte schwimmend anS Land zu gelangen. Mittlerweile hatten sich zahlreiche Zuschauer am Strande angesammelt. Vier Leute gingen mit einer Leine bis an den
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