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Bautzener Nachrichten : 22.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981022
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- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-22
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 22.10.1898
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Lebens befindet, indem diese Beziehungen es vornehmlich find, welche den nach dem Bemerkten vorauszusetzenden engen Zusammenhang mit einer Gemeinde begründen. Daß diese grundsätzliche Auffassung berechtigt und dem Geiste des Gesetzes entsprechend sei, sei wohl schon bisher all gemein oder wenigstens zumeist angenommen worden, und es dürfte daher besondere Schwierigkeiten nicht bieten, bei aller Verschiedenartigkeit der Verhältnisse im einzelnen Falle zu einer richtigen und möglichst gleichmäßigen Beantwortung zunächst der Frage zu gelangen, ob ein Wohnfitz im Sinne der Gemeindeordnungen an dem einen oder anderen Orte anzunehmen ist. Im übrigen macht das Ministerium zur Ausschließung bezüglicher Zweifel noch besonders daraus aufmerksam, daß beim Vorhandensein der sonstigen Voraus- setzungen zur kommunlichen Veranlagung wegen Wohnsitzes oder vorübergehenden Aufenthaltes zufolge gesetzlicher Vor schrift die Heranziehung nicht vor Ablauf von drei Mo naten nach «folger Wohnsitz- oder Aufenthaltsnahme zu lässig ist. Leipzig, 21. Oktober. Von Sr. Majestät dem König Albert ist auf das Begrüßungstelegramm des deutschen Patriotenbundes folgende Antwort aus Wermsdorf zu Händen des Vorsitzenden, Architekt Thieme, eingetrosten: „Ich danke den Festgästen und Mitgliedern des deutschen Patriotenbundes für den mir gestern gelegentlich des ersten Spatenstichs zur Errichtung eines Völkerschlacht-National- denkmals zugesandten freundlichen Gruß. Albert" — Aus Berlin ging auf das Telegramm an den Kaiser folgende Antwort ein: Se. Majestät der Kaiser und König haben von der Meldung über den Beginn der Arbeiten zur Er richtung des Völkerschlacht-Nationaldenkmals hocherfreut Kenntnis zu nehmen geruht und lassen dem Deutschen Patriotcnbunde und seinen Festgästen für das Gelöbnis der Treue und die freundlichen Wünsche bestens danken. Auf Allerhöchsten Befehl Scheller, Geh. Oberregierungsrat. Berlin, 21. Oktober. Unsere Kaiserin—so schreibt heute der „Reichsbote" — feiert diesmal ihren Geburts tag, den 22. Oktober, fern von der Heimat auf ihrer Je- rusalemfahrt am Goldenen Horn, aber die Glück- und Segenswünsche ihres Volkes folgen ihr nach. Mit jedem Jahre gewinnt sich die Kaiserin durch ihr schlichtes leut seliges Wesen, dem man die innere herzliche Wahrheit ab fühlt, immer mehr die Herzen des Volkes. Die von ihr ins Leben gerufene und protegierte reichgesegnete Thätigkeit des Kirchbau- und kirchlichen HilfsvereinS hat sich auch in den letzten Jahren auf fortschreitender Linie bewegt und auch die jetzige Reise der Kaiserin nach Jerusalem zur Ein weihung der Erlöserkirche geschieht ganz im Geiste dieser ihrer Thätigkeit zur Stärkung der evangelischen Kirche und ihrer Liebesarbeit an den Armen und Kranken des Volkes. Möchte Gott der HErr sie nebst ihrem Gemahl, dem Kaiser, auf ihrer Fahrt zu den heiligen Stätten vor allen Gefahren zu Master und zu Lande behüten und sie wieder gesund und wohlbehalten von der Jerusalemsfahrt in unsere Mitte und in den Kreis ihrer so lieblich ausblühenden Kinderschar zurückführen und sie auch in dem neuen Jahre zum Segen sein lasten für ihr Haus und für ihr Volk! — Zur Zusammenfassung und Ergänzung der über den Mordanschlag gegen das Kaiserpaar mitgeteilten An gaben bringt die „Nordd. Allg. Ztg," folgenden ihr amt licherseits zur Veröffentlichung übergebenen Auszug des Berichtes des Kaiserlichen Konsuls in Alexandrien: Nachdem die italienische Konsularbehörde in Alexandrien die dortige Polizei auf das verdächtige Treiben einer großen An- zahl dorthin gekommener Anarchisten aufmerksam gemacht hatte, wurde ermittelt, daß diese Anarchisten eine Zusammenkunft in Kairo gehabt und beschlossen hatten, auf dem Mehemed-Aliplatze oder vor dem Abdin-Palais in Kairo bei Ankunst der Kaiser lichen Majestäten ein Bombenattentat gegen das deutsche Hcrr- scherpaar auszusühren. Nach dem Bekanntwerdcn der Aender- nng des Kaiserlichen Reiseplancs hielten dieselben Anarchisten am 13. Oktober morgens bei einem gewissen Ugo Parini eine zweite Versammlung ab. Hier beschlossen sie, die inzwischen angesertigtcn Bomben statt nach Kairo nach Palästina zu schaffen, damit sie dort gegen die Majestäten verwendet werden könnten. Die Bomben sollten von einem aus Triest gebürtigen Italiener, der sich kürzlich auf dem nach Palästina bestimmten Dampfer Lbsäivial Ltsawsbix und Oraving-Vook-Lompan^ als Kellner hatte in Dienst nehmen lasten, am 13. Oktober abends an Bord dieses Dampfschiffes gebracht werden, und zwar von einem kleinen Weinschank aus, den Parini sich seit zwei Jahren in dem Stadtviertel Moharrem-Bai in Alexandrien hielt. Am 13. Oktbr. «bends 7 Uhr begaben sich der Leiter des italienischen Kon sulats mit zwei Kawassen, sowie der Polizeikommandant Harring ton-Bey und der Polizeiinspektor mit einigen Polizisten nach dem Weinschank. Parini war anwesend. Die Kiste mit den Bomben wurde bald aufgesunden. Parini gab an, er kenne den Inhalt nicht; ein unbekannter Araber habe die Kiste bei ihm eingestellt. Auf weiteres Drängen meinte Parini, es sei wohl Cognac in der Kiste und griff nach einem Hammer. An der Ausführung der offenbaren Absicht, sich und alle Anwesen den zu vernichten, wurde er mit Gewalt verhindert. Nach seiner Festnahme erklärte er unter wilden Drohungen, er sei Anarchist Er wurde nach dem Gewahrsam gebracht und die Kiste in Be schlag genommen. In dec Nacht zum 14. Oktober wurden acht Teilnehmer der in Kairo und Alexandrien abgehaltcnen Anar- chisten-Zusammenkünfte verhaftet. Es wurde festgestcllt, daß der zur Ueberführung der Bomben von Alexandrien nach Jaffa be stimmte Italiener bei der Ankunft in Jaffa den Dienst an Bord verlassen sollte, um die bereits sür ihn erwirkte Stellung als Kellner im Hotel Bristol in Jaffa anzutreten. Die Kiste sollte er unauffälligerweise an Land bringen und im Hotel Bristol für die zur Ausführung des Attentates in Jaffa eintresfenden Ge nossen bereit halten. Am 14. Oktober morgens wurde in Alexan drien im Beisein des deutschen Konsuls die bei Parini in Be schlag genommene Kiste untersucht. Sie enthielt, sorgfältig in L8t 1 Sägespäne verpackt und durch Holzspäne vor dem Zusammen prall geschützt, zwei gleiche Bomben. Es sind zwei etwa 25 Centimeter hohe, runde, in der Mitte ausgebauchte Cylinder, die am Boden einen Durchmesser von 7 Centimeter, in der Mitte einen solchen von 10 Centimeter besitzen und aus galvanisiertem Eisen hergestellt, zunächst mit Zinkdraht eng umsponnen und dann mit Papier und Bindfaden umwickelt sind. Der eine Boden hat in der Mitte eine Ocffnung, aus der eine starke Zündschnur hervorsieht. Jede Bombe wiegt 2130 Gramm. Der Inhalt ist eine gelbe Waffe, zusammengestellt aus Knall quecksilber, und 26 Stück Revolverpatronen starken Kalibers. Die Bomben konnten durch Entzündung und durch Schlag zur Explosion gebracht werden. Man nimmt an, daß jede Bombe sür den Fall einer Explosion die Tötung oder Verwundung der im Kreise von etwa 50 Metern befindlichen Personen herbei- gcsührt hätte. — Dem Großherzog von Baden hat der Kaiser bisher mehrere Telegramme über den Verlauf der Orient- reise gesandt, so von Udine, Venedig, Brindisi, Zante und aus den Dardanellen, seine Ankunft bei herrlichem Wetter mitteilend. — Die Fürstin - Mutter von Hohen; ollern begeht heute die Vollendung ihres 85. Lebensjahres in bemerkens werter körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische. — Ueber dieVerhältnisse inLippe wird der „Lipp. Landesztg." von geschätzter Seite geschneben: „Der Graf- Regent war bei den Kaiser-Manöoern in keiner Weise be teiligt, trotzdem die aus Lippe stammenden Soldaten im 55. Infanterie-Regiment dienen und diese am Manöver teil- nahmen." Das Blatt deutet an, daß der Regent keine Einladung erhalten hat. „In der Kaiseirede wurden West falen und Bückeburger, nicht die Lipper erwähnt. Der General Oberst von Waldersee hat sich in Detmold auf- gehalten, hat allerlei Erkundigungen unter der Hand ein gezogen und verbürgten Nachrichten nach beim Graf-Re- genten sich nicht vorgestellt oder offiziell die Beziehung des Regenten zum Militär berücksichtigt. Das an sich auf- fallende Verhalten, die Thätigkeit des General-Obersten in Detmold und manche gelegentliche Aeußerungen von Militär beamten bezüglich der Kasernen und des Exerzierplatzes haben allerlei Befürchtungen heroorgcrufen und unverkennbar wird von Hetzern die Ansicht genährt, die augenblicklichen Zustände könnten zu einer Lippe höchst nachteiligen Aender ung führen." Gleichzeitig erfährt die „AugSb. Postztg.", daß der sehr energische Versuch, die Angelegenheit auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen des Bundes rates zu bringen, um die Zuständigkeit duichzudrücken, an dem Widerstande mehrerer Bundesregierungen gescheitert ist. Auch die bayerische Regierung sei einem Eingriffe des Bundesrates in die inneren Angelegenheiten Lippe-Det- molds entschieden abgeneigt und sich der verfassungsrecht lichen Tragweite und der Konsequenzen dieser Frage auch für größere Bundesstaaten voll bewußt — Die Nummer 48 des »Reichs-Gesetzblatts " enthält die Verordnung, betr. das Bergwesen in Deutsch Ostafrika, vom 9. Oktober, und die Bekanntmachung, betr. die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Ar beitern in Ziegelein, vom 18. Oktober 1898. Tie Be stimmungen treten am I. Januar 1899 in Kraft und bleiben bis zum 1. Januar 1909 in Gültigkeit. Nach den vom Bundesrat auf Grund der I39a und 154, Abs. 2 der Gewerbeordnung erlassenen Bestimmungen dürfen in Ziegleien, einschließlich der Chamottefabriken, Arbeiterinnen und jugend liche Arbeiter nicht verwendet werden: 1) zur Gewinnung und zum Transport der Rohmaterialien, einschließlich des eingesumpften Lehms, 2) zur Handformerei (Streichen oder Schlagen) der Steine mitAusnahme von Dachziegeln (Dach spannen) und von Bimssandfteinen (Schwemmsteinen), 3) zu Arbeiten in den Oefen und zum Befeuern Ler Oefen, mit Ausnahme des Füllens und Entleerens oben offener Schmauch öfen, 4) zum Transport geformter Steine, soweit die Steine in Schiebkarren oder ähnlichen Transportmitteln befördert werden und hierbei ein festverlegtes Geleise oder eine harte ebene Fahrbahn nicht benutzt werden kann. In Ziegeleien, in denen das Formen der Ziegelsteine auf die Zeit von Mitte März bis Mitte November beschränkt ist, dürfen junge Leute, abweichend von der Vorschrift im 8 135, Absatz 3, an allen Werktagen mit Ausnahme des Sonn abends und der Vorabende von Festtagen elf Stunden be schäftigt werden. In Ziegeleien, welche ohne ständige An- lagen betrieben werden (Feldbrände), oder in welchen als ständige Anlage nur ein Ofen vorhanden ist, können Ar beiterinnen und junge Leute, abweichend von den Vor schriften im 8 135, Absatz 3 und im 8 137, Absatz 2, an allen Werktagen mit Ausnahme des Sonnabends und der Vorabende von Festtagen zwölf Stunden beschäftigt werden. — Die Vorlage zum Schutze der Arbeitswilligen wird als Präsidialanirag an den Bundesrat gelangen; sie wird im Rerchsamte des Innern ausgearbeitet. — Gegenüber anderslautenden Meldungen konstatieren die „Berl. Reuest. Nachr." auf Grund zuverlässiger Infor mationen, daß in Berlin keineAnleiheverhandlungen irgend welcher Art mit dem russischen Finanzminister Witte stattgefunden haben. — Bei dem deutsch-englischen Uebereinkommen bezüglich der chinesischen Eisenbahnen handelt es sich lediglich um eine Verständigung zwischen den beiderseitigen Bankinstituten über die denselben chinesischerseits erteilte gemeinsame Konzession, nicht aber um Abmachungen (wischen den Regierungen. Deutschland hat sich in China politisch weder England noch Rußland gegenüber gebunden. — Zur .Fleischnot" äußert die „Kons. Korresp.': Der deutsche Fleischerverband bereitet eine Petition an den Reichstag vor und sammelt allenthalben unter den Fleischern wie unter dem Publikum Unterschriften. Die Petition richtet sich gegen die „Grenzsperren" und bringt alle die längst widerlegten Angaben, die täglich in der frei- händlerischen Presse zu lesen sind. Es heißt da u. a.: ,Die die Einfuhr betreffenden Maßnahmen haben ebenso wohl eine Verschlechterung, als eine Verteuerung der Fleisch nahrung, vorwiegend zu Ungunsten der minverbemittelten »äolischen Bevölkerung nach sich gezogen. Auf deren Kosten ausschließlich die Landwirtschaft zu schützen, bc- trachten wir als eine Ungerechtigkeit." Es wäre ganz will kommen, wenn diese Petition zu einer eingehenden Be sprechung der ,Fleischnot" im Reichstage Anlaß gäbe. Dann könnte von einer Stelle aus, die man im ganzen Lande hört, konstatiert werden, daß die Großhändler- und Agentenringe es sind, welche das Fleisch verteuern, was ja auch schon aus dem in der Fleischerverbands-Petition be merkten Umstande hervorgeht, daß cs vorwiegend die städtische Bevölkerung ist, die unter hohen Fleischpreisen zu leiden hat. Der Schwindel, daß die Fleischverteuerung durch die Landwirtschaft und zwar sogar durch sie „aus schließlich" hervorgerufen sei, muß endlich einmal authentisch und aktenmäßig beleuchtet werden. — Ueber die Erledigung eines holländisch preußischen Grenzzwischenfalls berichtet die „Nordd. Allg Ztg": Den beiden niederländischen Gendarmen, die am 26. März d. I. den vor Jahren in den Niederlanden wegen einer geringfügigen Uebertretung zu einer Freiheits strafe von vier Wochen verurteilten preußischen Staats angehörigen Joseph Görrissen aus Säffelen im Kreise Heins berg hinterlistig, unter dem Vorgeben, ein von ihm ein gereichtes Gnadengesuch sei genehmigt worden, über die Grenze gelockt und dann festgenommen und ins Gefängnis abgeliefert hatten, sind von den niederländischen Behörden zur Verantwortung gezogen worden. Der eine der beiden Gendarmen hat, da er inzwischen aus Altersrücksichten aus dem Dienste ausgeschieden war, im Disciplinarwege nicht mehr bestraft werden können, der andere dagegen hat einen strengen Verweis erhalten und ist strafweise aus einen an deren Posten verfitzt worden. — fDie Spekulation auf den Straßenkampf.j Unter vorstehender Aufschrift bemerkt die „Kons. Korr.": Die „Tägliche Rundschau" versucht die Grundlage zu ver rücken, auf welcher die socialdcmokratische Parteileitung bei ihrer Ausnutzung der Behauptung fußt, der damalige Führer der Konservativen, Herr von Helldorff-Bcdra, habe die Nichtverlängerung des Socialistengcsetzes betrieben, weil er auf den Straßenkampf spekulierte. Wir erklären es nochmals auf das entschiedenste für unwahr, daß in der konservativen Fraktion des Reichstages oder der konservativen Partei je mand auf den Straßenkampf spekuliert hätte, und stellen fest, daß auch weder die von der „Täglichen Rundschau" als Zeugen aufgeführten „Hamburger Nachrichten" noch Herr von Kardorff diese Insinuation bestätigt haben, oder daß dieser Insinuation ein angeblich „deutsch-konservativer Führer" beigestimmt hat. Auf diesen Punkt allein kommt es uns an. Im übrigen überlassen nach wie vor wir die weitere Auseinandersetzung mit dem „unparteiischen" Blatte und mit den von anderen Seiten erhobenen Einwän den Herrn von Helldorff-Bcdra selbst, der ja eine ausführ liche Darlegung in Aussicht gestellt hat. Die „Tägl. Rund schau" erklärt ganz ungeniert unsere Angabe, daß sie von den Ausführungen des Herrn von Helldorff keine Notiz ge nommen habe, für „grobe Unwahrheit". Die „Notiznahme" des „unparteiischen" Blattes, das alle Gcgenäußcrungcn in oxtonso gebracht hat, lautet folgendermaßen: „Zu unserem Artikel „Bismarck und das Socialistengesctz" veröffentlicht Herr von Hclldorff-Bedra in der „Konservativen Korrespon denz" eine Erklärung, worin er die Ausführungen unseres Gewährsmannes als „völlig entstellend" bezeichnet; er be hauptet, unser Artikel beweise, daß sein Verfasser „über die Vorgänge jener Zeit gänzlich uninformiert sei"." Ein wahr haft „unparteiisch" Urteilender wird uns also Recht geben müssen: Diese Notiznahme ist keine, oder sogar noch schlimmer als keine Notiznahme; — aber sic ist ebenso „unparteiisch" wie die ganze „Tägliche Rundschau". — Wie jüngst in Berliner Versammlungen berichtet wurde, haben allein in drei — von den sechs — Berliner Wahlkreisen — und zwar im dritten, vierten und fünften — die Socialdemokraten 62337 Mark zusammengebracht und 59402 Mark für die Wahlagitation verausgabt. Trotzdem wurde in den Versammlungen noch über zu ge ringe Leistungen geklagt. — In den Wohnungen der Anarchisten Spohr und Weidner hat die Polizei Haussuchung gehalten, um fest zustellen, ob der aus Budapest ausgewiesene Anarchist Mathias Malaschitz bei seinen Berliner Gesinnungsgenoffen Unterkunft gefunden habe. Bei Weidner sind, nach der „Nat. Ztg.", Briefe von Malaschitz beschlagnahmt worden. Malaschitz selbst hatte bereits Berlin verlassen. — * S. „Frithjok" ist von Kiel nach Wilhelmshaven gegangen. S. „Rhein" in Kiel angekommen. S. „Beowulf" beabsichtigt heute von Flensburg nach Kiel in See zu gehen. Die 3. Torpedobootsdiv. ist wegen ichweren Wetters am 19. d. nach Kiel zurückgekebrt, am 20. d. wieder in See gegangen und in Warnemünde eingetrofsen. Die 2. Torpedobootsdiv. ist nach Flensburg zurückgekehrt und gestern wieder in See gegangen. Tpdbte. „8 1", „8 5" und „8 32" haben von Travemünde aus die Uebungssahrt fortgesetzt. Tpdbte. „8 6", „8 18" und „8 23" haben von Wilhelmshaven aus die Uebungssahrt fortgesetzt und sind in Helgo land eingetrofsen. — sK olo nia l po li ti s ch es.j Bei der Grenz regulierung in Kiautschau sind, wie berichtet, die Loschan-Berge und der Hafen von Tastatur Deutsch land zugesprochen worden. Der Tapatur-Hafen liegt noch innerhalb der 50 Kilometer-Zone, in welcher die chinesischen Behörden nichts ohne Zustimmung der Deutschen thun dürfen. — In Kiautschau soll demnächst ein Seeamt zur Be aufsichtigung der Handelsmarinemannschaften errichtet werden. — Major Wißmann, der Ende Juni nach Deutsch- Südwestafrika abreiste, wird, wie er in einem Privatbriefe mitteilte, erst Ende Januar n. I. nach Deutschland zurück- ehren. Sein Befinden ist nach seiner Mitteilung vorzüglich. — Eine Kaffee-Plantagen-Aktiengesellschaft Sa karre hat sich in Berlin mit einem Grundkapital von 700000 Mk. zur Uebernahme der in llsambara (Deutsch- Ostafrika) belegenen Kaffeeplantage Sakarre gebildet, die eit 1896 von einem Syndikat betrieben wird. Die Pflanz- ing hat bisherz 320000 Bäume im Felde stehen. Den Zorsitz im Aufsichtsrat hat der Afrikareisende Or. Max Schoeller übernommen. — Die englische Nachricht überfeinen neuen Aufstand in )eutsch-Südwestafrika scheint übertrieben sgewesen zu ein. Londoner Blätter melden jetzt, daß die Eingeborenen hre Gewehre zu der vorgeschricbcnen Stempelung vorlegen und daß die Unruhen vorüber seien. KAU * Barmen, 21. Oktober. In der heutigen öffentlichen Stadtvcrordnetensitzung wurde der Oberbürgermeister der Stadt Mühlhausen in Thüringen, Ur. Lentze, einstimmig zum Oberbürgermeister von Barmen gewählt.
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