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Bautzener Nachrichten : 01.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-01
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 01.10.1898
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dem früheren Gouverneur Edhem Pascha die Insel verlassen halten. * Kandia, 29. September. Edhem Pascha ist nach Smyrna abgercist. Djcwad Pascha hat sich bereit erklärt, die türkischen Truppen aus der Stadt zurückzuziehen und sie zn den Vorstädten zu lagern. Asten * Die „Times' melden aus Peking, am 28. September seien sechs Anhänger der Neformpartei, darunter ein Bruder Kang-Du Weis, ein Censor und ein Sohn des Gouverneurs von Hupe, wegen Verschwörung gegen die Kaiserin-Witwe hingerichtet worden. In der Stadt sei alles ruhig. * Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Shanghai will Dumantse, der Führer der Aufständischen in Sz'tschwan, die Stadt Tschungking angreifen. * Dem Rent. Bur. telegraphiert man aus Peking, der baldige Tod des Kaisers sei nicht unwahrscheinlich, doch werde derselbe die Lage nicht ändern. Die Kaiserin- Mutter werde wahrscheinlich einen Strohmann als Nach folger aufstellen und die Negierungsgewalt selbst behalten. Es verlaute, daß die Kaiserin persönlich entschiedene An schauungen, betr. einen Angriff Rußlands auf die Mandschurei, hege. Obgleich sie wahrscheinlich Li-Hung-Chang wieder ein- sctzen werde, dürfte sie doch kaum den russischen Plänen Vor- schub leisten. Dem Bureau Dalziel wird aus Shanghai gemeldet: Der englische Gesandte Sir Claude Macdonald hatte eine Audienz im Tsungli Damen, der ihn gefragt hatte, was die Ansammlung eines englischen Geschwaders im Golfe von Petschili bedeute. Der Gesandte antwortete, es sei zum Schutze der britischen Interessen geschehen. Die englische und die russische Flotte sind jetzt nicht weit von einander. Li-Hung- Chang füllt das Tsungli-Damen mit seinen eigenen Kreaturen und die Kaiserin-Witwe hat ein ganz reaktionäres Dekret um fassenden Inhalts erlassen. Sie macht für alle reformerischen Edikte den Kaiser und die schlechten Beamten, denen er Gehör gab, verantwortlich. Alle Reformen werden beseitigt und Tausende entlassener Beamten wieder eingesetzt. Die „Kaiser liche Zeitung", welche Kang-Iu-Wei in Shanghai herausgab, wird unterdrückt. * Dokohama, 29. September. Sitsuntak ist zum Premierminister von Korea ernannt worden. — Nach hier von Formosa eingegangcnen Berichten haben dort Auf ständische kürzlich die Regierungsgebäude angegriffen und in Brand gesteckt. Als die Truppen herankamen, flohen sie; die Truppen tüteten aber noch viele von ihnen und legten ihre Dörfer in Asche. * Dokohama, 30. September. Wie aus Söul tele graphisch gemeldet wird, ist der Kronprinz von Korea ernstlich an der Ruhr erkrankt. Afrika * Einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Kairo zufolge war Marchand sehr erfreut darüber, daß ihm der Sirdar Lebensmittel zur Verfügung stellte. Er war ohne alle Vorräte nach Faschoda gekommen und würde sich des halb bald gezwungen gesehen haben, den Ort zu verlassen. Marchand habe keinerlei Vollmachten der französischen Regier ung aufwcisen können, als er von dem Sirdar danach gefragt wurde, habe aber das Land für Frankreich in Anspruch ge nommen. Der Sirdar werde zweifellos der erste General- Gouverneur des Sudans sein. * Wie der „Daily Mail' aus Kapstadt gemeldet wird, hat Lewanika, der König des Barotselandes, sein Gebiet an die „Chartered Company" abgetreten. Amerika. * Die „Times" melden aus Philadelphia, die demo kratische Konvention des Staates New-Dork, welche in Syrakus zusammengetreten ist, habe eine Platform ange nommen, in welcher der Währungsfrage keinerlei Erwähnung gethan wird. Vor der Annahme der Platform habe der Ausschuß, welcher mit der Feststellung derselben betraut war, eine Abordnung der Silber-Partei empfangen, aber sich end gültig geweigert, sich in irgend einer Form für Silber aus zusprechen. Die Konvention habe sodann als Kandidaten für oen Gouverneurposten des Staates New-Dork Augustus Van Wyck aufgestellt, den Bruder des Bürgermeisters von New- Dork, der seinerzeit von dem Demokratenführer Croker und von Tammany-Hall vorgeschlagen wurde. Gedenktage aus dem Leben König Alberts und SachsenS Ge- schichte von 1828 —1898. «Nachdruck verbot«.) 1. Oktober. 1880. König Albert wird auf der Jagd in Steiermark auf dem Anstand von einem großen herabsallenden Felsstück ge streift und ihm die Büchse aus der Hand geschlagen; wie durch Gottes Wunder entgeht er schwerer Lebensgefahr. 2. Oktober. 1886. Vermählung der Prinzessin Josepha von Sachsen mit dem Erzherzog Otto von Oesterreich. 3. Oktober. 1869. Die Stadt Frauenstein in Sachsen wird durch Feuer fast vollständig eingeäschert. 4. Oktober. 1869. König Johann besucht die durch Brand zerstörte Stadt Frauenstein. 5. Oktober. 1896. Ein Preisausschreiben für ein in Dresden zu errichtendes König Albert-Denkmal wird erlassen. 6. Oktober. 1890. DaS OsfiziercorpS des Grenadier-Regiments Nr. 101 er hält das Bildnis König Alberts verliehen. 7. Oktober. 1892. Teilnahme König Alberts an der goldenen Hochzeit des Großherzogspaares von Weimar. 8. Oktober. 1839. Prinz Albert führt zum ersten Male seinem Vater ein Regiment vor. (Fortsetzung folgt.) verklicht«. * Bautzen, 29. Septbr. Vom 1. Oktober ab sind die Schalterftellen des hiesigen Postamts von 8 Uhr morgens an geöffnet. L5V0 Vom Stieber-Museum. Die Besucher drS Stieber.Mui-ums möchten einmal auf die daselbst ausgestellte aniehnliche Münzsammlung besonders auf- merksum gemocht werden. Die Anzahl der Münzen beträgt gegenwärtig an viertausend Stück. 1147 Nummern entstammen direkt dem Stieberschen Nachlaß, 125 fanden sich in den Be ständen der Stadtbibliothek vor; später find dann die Thaler der deutschen Bundesstaaten durch eine besondere Bewilligung aus der Stadtkaffe ergänzt worden. Ein weiterer Zuwachs von 105 Stück neuerer Gepräge kam 1891 durch Ankauf aus den Bar- beständen der Sparkasse in die Sammlung, und ein hübscher Beitrag fand sich in einem versiegelten Beutelchen 1894 auf dem Rathause vor, deren Gesamtzahl von 126 Stück dem Museum überwiesen wurde. Die genau bestimmten gegen 150 Stück alt- römischen Münzen haben ursprünglich einer in Frankreich ange legten Sammlung angehört; 30 Braktealen wurden vor einigen Jahren auf domstistlichem Besitz bei Grubschütz auSgegraben. (Der Gesamtfund bestand auS ungefähr 500 Stücken.) Die übrigen Münzen sind gelegentlich durch Geschenke und Ankäufe dazu gekommen. — Die wertvollsten Sachen enthielt der Stiebersche Nachlaß, über 70 Goldstücke, im Metallwcrtc von ZO Psennigen b>S zu 60 Mark, sowie eine reiche Anzahl prachtooller silberner Medaillen, Schaustücke meist sächsischen GeprägeS. Die sächsischen Kursürsten haben häufig Gedächtnismünzen schlagen lassen, die einem dickleibigen Werke von Tentzel abgebildet und beschrieben worden. Ergänzungen zu diesen Münzreihen ließ die numis matische Gesellschaft in Dresden unfertigen, besonders aus die »leb sachen Jubiläen und Familirnerelgniffe im Königl. Hause, die meist angrkauft worden sind. Sachsen sorgte auch durch Fehlstücke sür die Münzsammler. 1813 entstand ein Thaler „Zehn Ente feine Mark" (statt eine feine Mark), 1867 ein Verrtnsthaler (statt Vereinsthaler), 1858 ein Doppelthaler mit der Umschifft „Thaelr" (statt Thaler). Nur den letzten besitzt bis jetzt das Museum; er wird von Sammlern mit 16—18 Mark bezahl.. Der verprügle Thaler von 1867 soll rin Nagel zum Sarge des damaligen MünzmeisterS Fischer in Dresden gewesen sein, der sich über die Angelegenheit zu Tode grämte. Viel Sorgfalt ist nalürlich von Anfang an auf die Zusammenbringung der Bautzener Münzen und Medaillen verwendet worden. Der Glanzpunkt dieser Abteilung ist die silberne Denkmünze auf die Errichtung der kursächfischcn Münzstätte in Bautzen, 1666 geprägt, von der zur Zeit nur zwei Exemplare bekannt sind. Unser Exemplar mußte in Dresden für ziemlich 400 Mark erworben werden. In der Bautzener Münzstätte, deren Errichtung dieses Wertstück friert, ist dann drei Jahre lang flott geprägt worden. Allein vom Drittelthaler sind zur Zeit ungefähr 50 Verschiedenheiten bekannt, von dem das Stiebermuseum 34 Stück besitzt. Dir kleineren Bautzener Silbcrmünzen, die immer seltener und kost spieliger werden, sind in großer Vollständigkeit und guten Exem plaren vorhanden. Dasselbe gilt von den Denkmünzen. DaS Hauptstück ist eine große goldene Medaille, aus dir Huldigung in Bautzen 1827 gestiftet, deren bloßer Metallwert gegen 250 Mark beträgt. Dir Gesamtzahl der Abteilung Bautzen ist zur Zeit 113 Stück, denen sich Marken und andere Zeichen mit un. gefähr 60 Nummern anreihen. Die übrigen Lausitzer Ortschaften sind mit 100 Nummern vertreten. (Darunter Herrnhut mit 7, Zittau mit 14, und Görlitz mit 28 Sorten.) Reichhaltig ist auch die Abteilung alten Papiergeldes, in einem besonderen Glaskasten zur Anschauung gebracht, sowie die Sammlung verschiedener Denkmünzen (Kasten am Mittelsenster), geprägt auf die Resor« mation, auf schlechte und gute Zeiten, auf Hungersnot und Heu schreckenplage, aus hervorragende Leute und anderes. Die preußi- schen und französischen Erinnerungsmünzen auf die Schlacht bei Bautzen (und Wurschrn) sind der Bautzener Abteilung zugewiesen worden. Auch die zwei Dresdener RevolutionSdcnkmünzen mit dem Namen TzschirnerS, des bekannten Bautzener Advokaten, der Mitglied der provisorischen Regierung in Sachsen wurde. Freilich dauerte diese Herrlichkeit bloß 3 Tage. Eine dieser Münzen ist aus Kugeln gefertigt, welche während der Straßrnkämpfe in Dresden zwischen Bürgern und dem Militär gewechselt worden sind. — Ganz neu angegliedert wurden den Münzen jetzt auch Münzstempel und Münzverordnungen in besonderen Schaukasten. Kirche und Schule, innere «ns üatzere Mission. ff Der unter dem Protektorate der Frau Prinzessin Fried rich August stehende Verein „Lehrerinnenheim zu Dres den" (Vorsitzende: Frau LandgerichtSpräsident Brückner, Dresden, Schubertstr. 3) erweitert mit Genehmigung der hohen Protektorin seine dem Wohle der Lehrerinnen und Erzieherinnen gewidmete Thätigkeit jetzt noch dahin, daß vom 1. Oktober d. I. ab feiten deS Vereins in dem VereinshauseCranachstraße 11 eine Stellen vermittelung sür Lehrerinnen, Erzieherinnen und Kinder gärtnerinnen 1. Kl. eingerichtet wird, wobei von Auftraggebern wie Stellensuchcndrn nur für Deckung der baren Auslagen an Porto rc. eine Einschreibegebühr von 2 Mark zu entrichte» ist, irgend welche sonstige Gebühren oder Vergütungen aber nicht erhoben werden. Sprechstunden sind aus Montag, Mittwoch und Freitag vormittag 10—1/,1 Uhr festgesetzt. Briefe in Ange- legenheiten der Stellenvermittelung sind zu richten an das Lehrerinnenheim zu Dresden, Abteilung für Stellenver mittelung, Dresden, Cranachstr. 11, 1. Etage Wir wünschen dem neuen wohlthätigen Werke deS Lehrerinnenheims einen recht segensreichen Ersolg. ff Die Einweihung der Dresdner Garnisonkirche kann nach Sachlage der Dinge erst im Oktober 1900 erfolgen. ff Chemnitz, 30. September. Gelegentlich der hier abgc» Haltenen 7. Jahresversammlung deS Vereins sächsischer Realschul lehrer hat sich eine freie Vereinigung der Stenographie« lehrer an den höheren Schulen Sachsens geblldrt. Eine große Anzahl von Herren auS allen Teilen SachsenS war einer Ein ladung, die Herr Realschuloberlrhrer Ahnert auS Oschatz hatte ergehen lassen, gefolgt. In einer Versammlung im Hotel „Burg Wettin" behandelte Herr Ahnert dir verschiedensten Gebiete des stenographischen Unterrichts, woraus sich die neue Vereinigung konstituierte. Zum Vorsitzenden wählte man Hrn. Ahnert. Die erste Versammlung der freien Vereinigung der Stenographie, lehrer an den höheren Schulen SachsenS soll im Anschluß an den 4. sächsischen Seminarlehrertag zu Pfingsten 1899 in Pirna stattfinden. ff Freiburg i. B., 30. September. Gestern erfolgte die feierliche Inthronisation deS neuen Erzbischofs vr. Nörber durch den Bischof vr. Haffner auS Mainz. Der Großhrrzog verlieh dem Erzbischof daS Großkreuz deS ZähringerLSwen-OrdenS und dem Bischof vr. Haffner das Kommandeurkreuz deS Berthold- Ordens. ff Bei dcr zur Zeit in Nü nberg stattgefuudenen 18. Jahres- oersamm ung deS deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit begannen die öffentlichen Verhandlungen am 29. September im großen Rathaussaale. Namens der StaalS- regieiung und der Regierung von Mittelsranken begrüßte die Versamm lung Regierungsrat Zinn Ansbach, namens der Stadt Nürnberg Bürger meister vr. von Schuh. Der Vorsitzende Herr Sepffardt dankte beiden Vorrednern sür ihre herzliche Begrünung. In das Bureau wurden die Herren Seyffardt-Creseld, Stähle Stuttgart, Bachmann-Nürnberg als Vorsitzende und Ludwig Wols Leipzig, Kaiser-Worms und v. d. Goltz- Siraßburg berufen. Aus den geschäftlichen Mitteilungen Ist zu er wähnen, da« die Mitgliederzahl des Vereins sich in diesem Jahre um 33 gehoben hat (Gemeinden 192, Verbände 28. Behörden 5, Vereine 44, Einzelpersonen 169, in Summa 438). In den Centralausschuß wurden neu gewählt die Herren vr. Würmeltnq-Wiesbaden, Landesrar vr. Schmedding-Münster, Stadlrat Martius-Breslau, vr. L. Werth mann-Freiburg I. B., Senator vr. Hildebrand-Bremen. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete ein Bericht des Stadtrats vr. Münsterberg-Berlin über „die neuere Entwickelung des Armen- wesens im Ausland". Redner gab ein Gesamtbild der gegenwärtigen Bewegung im Bereiche des ausländischen Armenwesens, wobei er die gemeinsamen Grundzüge und die charakteristischen Verschiedenheiten be tonte. Bon den einzelnen Zweigen der Fürsorge treten durchweg die sür Kinder hervor in dem ausgesprochenen Bewußtsein, daß es sich bei ihnen in erster Linie um Verhütung künstiger Verarmung, handle und daher ihrer Verpflegung und Erziehung besondere Aufmerksamkeit zu schenken sei. Redner schloß seinen Bericht mit dem Hinweis daraus, daß die gegenwärtige Zeitperiode sich merkbar von den vorhergegangenen abwende. Sei sie im vorigen Jahrhundert Im wesentlich repressiv, vom Anfang dieses Jahrhunderts bis in die neuere Zeit vorwiegend philan thropisch gewesen, so sei jetzt ihr hervorstechender Zug die Beachtung deS socialen Zusammenhanges in den Erscheinungen des Armenwesens: die Vorbeugung und die Gestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse werde in ganz anderem Maß als früher beachtet. Ueber „Hilfe in außer ordentlichen Notständen" berichtete Regierungs-Rat Falch-Stutt gart, der nachdrücklich die Forderung stellt, daß außerordentliche Not stände kein Land unvorbereitet tressen dürfen. Dazu gehöre die Schaffung eines ständigens Organs, das bei Ausbruch eines Notstandes augen blicklich in Thätigkeit tritt und die Hilfeleistung in sämtlichen Teilen des Notstandsgebietes einheitlich regelt. Das Centralorgan muß von dem Vertrauen aller Kreise getragen und auch ossiziell von den Staatsbe hörden anerkannt und mit der entsprechenden Autorität ausgestattet sein. Daneben sei für jedes Land zu empfehlen die Gründung eines Not stands-Fonds, mittels dessen die im ersten Augenblick hervortreten den dringendsten Bedürfnisse befriedigt werden können, bis durch die zu eröffnenden Sammlungen weitere Mittel flüssig gemacht sind. Diese Sammlungen sind zur Vermeidung von Zersplitterung thunlichst zu cen- tralisieren; sie erstrecken sich aus Geld- wie auf Naturalgaben. Milbe richterstatter Sanitälsrat vr. Baer-Hirschberg I. S. befürwortete eben falls eine Organisation der privaten Hilssthätigkeit und ihren engen Anschluß an die staatlichen Behörden. Besonderes Gewicht legte er auf die Mitwirkung der Frauen und wünschte deshalb einen weiteren Aus bau des Vaterländischen Frauenvereins und dessen Einführung durch Zweigvereine auch in den kleineren Gemeinden. In der Debatte trat namentlich der Wunsch hervor, die Ausgabenkrejse der Staatsgewalt und der Privatthätigkeit genau zu begrenzen. Doch war man bedenklich, schon jetzt zu Beschlüssen zu gelangen und namentlich dem Wunsche nach Schaffung einer ständigen Centralorganisatlon durch einen förmlichen Beschluß zu entsprechen. Den Schluß der Verhandlungen des Tages bildete das Thema der „Zwangsmaßregeln gegen nährpflichtige Angehörige", über das vr. Hirschberg-Berlin, Stadtrat Jakstein- Potsdam und Stadtrat Münsterberg-Berlin berichteten. Es lag eine interessante, von Hirschberg bearbeiteie Erhebung über die Eheverlaffungen vor, deren wirtschaftliche und sociale Grundlagen der Genannte aus führlicher erörterte. In der Debatte stellte Stadtrat vr. Flesch-Frank furt den Antrag, daß die Strafe der größeren oder geringeren Schwere des Deliktes angepaßt und daß entweder mit Haft oder als Vergehen mit Gefängnis bestraft werde und daß hierbei auch die Maßregel der bedingten Verurteilung Anwendung zu finden habe. Der weitere Ver laus der Debatte bewegte sich hauptsächlich um die Frage der Einführ ung deS VerwaltungSverfahrens, wobei u. a. Direktor Bühl-Hamburg entschieden unter Zustimmung der Versammlung für den VerwaltungS- zwang eintrat, wie ihn Württemberg, Sachsen und Mecklenburg be säßen. Schließlich wurde ein dem Anträge Bühl entsprechender Be schluß gefaßt und der von der Kommission gestellte Antrag auf Aender- ung der bestehenden Strasoorschriften gleichfalls angenommen. GrsnrröheilSweje». Washington, 30. Septbr. Nach sämtlichen Berichten über den Stand des gelben Fiebers belief sich bisher im Staate Louisiana die Zahl der Todesfälle auf 8, die der Erkrankungen auf 143: im Staate Mississippi wurden 19 Todesfälle und 174 Erkrankungen sestgestellt. «itzuugeu der I. Strafkammer des Königl. Landgericht». (Stachdruck verboten.) Bautzen, 30 September. 1) Drei Fahrraddiebe: der Arbeiter Gustav Johann Winter, im Jahre 1873 zu Schönfeld bei Ostritz ge boren, der Maurer Gustav Max Becker, im Jahre 1879 zu Seidau geboren, und der Maurer Paul Emil Niemz, in demselben Jahre in hiesiger Stadt geboren, erschienen heute an erster Stelle aus der An klagebank. Winter und Becker sind bereits drei-, bez. zweimal bestraft und wiederholt rückfällig: auch Niemz hat eine Strafe wegen Diebstahls erlitten. Winter und Niemz wohnten zusammen in der Fleischergasse, Becker in der Schülergasse. Am Abende des 22. Juli d. I. kamen Becker und Winter bei einem Spaziergange über den Holzmarki am Restaurant „zum Kursürsten" v nüber. Beide gingen eines Bedürfnisses wegen in den Hof und sahen dort mehrere Fahrräder stehen. Winter stahl das dem Fleischer Mehnert aus Schluvgwitz gehörige Fahrrad im Werte von etwa 200 Mk. und fuhr es ins Quartier zu Becker. Dort wurde daS Fahrrad durch Entfernen der Schutzbleche und Ueber- lackieren unkenntlich gemach«. Am solgenden Tage lernten Becker und Niemz aus der Muskauerstraße auf dein Rade das Fahren, sanden daran Gefallen und beschlossen nach Verabredung mit Winter, ebenfalls jeder ein Fahrrad zu stehlen. Die zu dem Mehneilschen Rade fehlende Laterne stahlen zunächst Winter und Becker gemeinschaftlich am 30. dess. Mts. von einem in der Hausflur der Restauration „zum Jägerhos" von einem dort eingestellten Fahrrade, dessen Eigentümer bisher nicht eimittelt worden ist. Am folgenden Tage fuhren Winter und Niemz per Bahn nach AltgerSdorf. Winter meinte, er werde schon sehen, in Ebersbach ein Rad sür Niemz zu „finden". Winter nahm „sein" Rad mit, da die Rückfahrt per Rad auSgeführt werden sollte. In der That entdeckten sie dort im Schuppen des Gasthofs „zur Stadt Zittau" ein Fahrrad. Dasselbe, ebenfalls im Werte von etwa 200 Mk., gehörte dem Dachdecker Große aus Großschweidnitz. Nunmehr ging die Rück fahrt programmmäßig vor sich. (Die seitherige Annahme eines dort von Winter und Niemz gemeinschaftlich verübten Diebstahls fand durch die Beweisaufnahme nicht ausreichende Bestätigung: Niemz wurde insoweit nur einer Hehlerei für überführt erachtet.) Am 6. August kam auch Becker zu einem Fahrrade: Winter und Becker gingen zu dem Zwecke in der Stadt umher. In der Hausflur des Gasthofs „zum Löwen" hatte ver Gefreite Haubold vom hiesigen Regimente sein Fahrrad ein gestellt: Winter nahm es aus die Aufforderung BeckerS weg und empfing dafür die von diesem ihm zuvor zugesagte „Belohnung" von 1 Mark. An demselben Abende entwendete Becker von dem in der Vorhalle des „Ratskellers" stehenden Fahrrade des LandwirtschastslehrerS vr. Müller die AcetylengaSlaterne. Am solgenden Tage wurde nunmehr zu dritt eine Vergnügungsfahrt per Rad nach Dresden aus die Vogelwiese unter nommen. Aus dem Rückwege von dort wurde im Gastyofe zu Groß harthau eingekehrt und dabei „vertauschte" Becker das Hauboldsche Rad gegen ein anderes. .Der Eigentümer des letzteren, Maurer Hultsch aus Ringenhain, wurde natürlich nicht erst um sein Einverständnis gefragt, daher auch dieser Akt als Diebstahl sich charakterisierte. (Becker fürchtete nämlich in der Stadt dem Eigentümer Haubold zu begegnen und so um „sein" Rad zu kommen.) Die Angeklagten, deren Thun und Treiben nahe an Bandendiebstahl streifte, würden aus Grund ihrer Ge ständnisse verurteilt, und zwar Winter zu drei Jahren Zuchthaus, drei jährigem Ehreurechtsverlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht, Becker zu zwei Jahren drei Monaten Zuchthaus, ebenfalls dreijährigem Ehren rechtsverlust und Zulässigkeit von Polizeiaussicht, Niemz zu acht Monaten GesängniS. Jedem der Angeklagten wurde die Untersuchungshaft an gerechnet. (Fortsetzung in der ersten Beilage.) (Hierzu die Wöchentliche Beilage Nr. 39.) Druck und Verjag von E. M. Monje in Bautzer.
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