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Bautzener Nachrichten : 01.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189810013
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981001
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- Vorlagebedingter Textverlust
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1898
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Monat
1898-10
- Tag 1898-10-01
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
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- Bautzener Nachrichten : 01.10.1898
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e geliefert. Italien Landesausschusse, da er sein Landtagsmandat niederlegt. " Budapest, 30. Septbr. Im Abgeordnetenhaus Der „P. K." wird aus Rom berichtet, daß dort kürzlich der Koadjutor des Erzbischofs von Mo hi lew, Monsignore Nidziadkowsky, zu einem Besuche aä livaiiur eingetroffen ist, und anknüpfend hieran hervorgehoben, daß in den letzten Jahren weit häufiger als früher katholische Bischöfe aus Rußland im Vatikan erscheinen, seitdem für diese Reise nicht mehr eine besondere Ermächtigung seitens des Zaren eingeholt zu werden braucht. Man habe sich in den kirchlichen Kreisen Roms auch aus diesem Anlasse über das tolerantere Regime, das in Petersburg gegenwärtig gegenüber der katho- lischen Kirche herrsche, mit Befriedigung geäußert. Niederlande. Den „Daily News* wird aus dem Haag, wo sich zur Zeit der Gesandte von Transvaal, vr. Leyds, aufhält, bc- * Konstantinopel, 29. September. Das Kriegs ministerium beschäftigt sich mit den Vorarbeiten zur Auf stellung von Redif-Kavallerie, welche, obwohl organi- ätionsgemäß vorgesehen, bisher nicht aufgestellt wurde. Es ollen in den Bereichen des ersten, zweite», dritten und vierten Corps (Konstantinopel, Adrianopel, Salonichi und Erzingian) 32 Redif-Kavallerie-Regimenter zur Aufstellung gelangen, welche wahrscheinlich im Kriege als Divisions-Kavallerie für eine in Europa aufzustellende Operationsarmee verwendet werden sollen, um auf diese Weise die Nizams (Linien- Kavallerie) zur Bildung von selbständigen Kavallerie« Armee- Körpern zu erhalten. Ferner verlautet, daß in den euro päischen Teilen des 2. und 3. Corpsbereiches nicht 170, ondern 250jJlave-(Ersatz--Bataillons-Cadres aufgestellt werden. Die Arbeiten- zur Aufstellung von Jlave-Bataillons-Cadres schreiten ziemlich rasch fort. * Die Botschafter Englands, Frankreichs, Rußlands und Italiens haben der Pforte die angekündigte Note überreicht, in welcher die Hoffnung ausgesprochen wird, daß der Sultan, um weiteren Wirren vorzubeugen, seine Be amten und Truppen freiwillig von Kreta abberufen werde. Sollte sich jedoch der Sultan weigern, dann würden die Mächte sofort solche scharfe Maßregeln ergreifen, welche für ne Wiederherstellung der Ruhe und der Ordnung auf der Insel notwendig werden. Diese Maßregeln sind bereits von den Mächten beschlossen. — „Daily Mail" meldet aus Kon- tantinopel, daß die Schwierigkeiten, welche zwischen dem Sultan md den Großmächten bezüglich Kretas bestehen, behoben sind. * Der „Standard" veröffentlicht ein Telegramm aus Kandia, demzufolge 60 Mann der türkischen Truppen mit schäft in Paris eingebrochen wurde, um Beweismaterial gegen DreyfuS zu bekommen. Das erste Mal sei der Raub ge lungen, Schriftstücke seien gestohlen, kopiert und dann zurück erstattet worden. Beim zweiten Male seien aber die Diebe gefaßt worden und ihr Geständnis habe hochstehende Per sönlichkeiten kompromittiert, die sich sonst nicht mit Einbrüchen zu befassen Pflegen. „Deutsches Gebiet", heißt es in dem Artikel wörtlich, »war verletzt worden. Eine kampflustige Macht hätte einen „canus belli" darin gefunden. Aber Deutschland ist friedliebend." — Die Brisson und Delcassä ergebene Presse erklärt, die gegen Picguart erhobene An schuldigung, daß er den Nohrpostbrief gefälscht habe, müsse fallen gelassen werden, weil die deutsche Presse die zweifellos von Schwartzkoppen beeinflußte Erklärung abgab, jener Brief sei echt. Das Wort eines ehrenhaften Offiziers, welcher Armee er auch angehöre, könne nicht angezweifelt werden. * Paris, 30. September. Nach dem „Gaulois" will die Negierung eine etwaige Broschüre Esterhazys, wenn sie irgendwelche Enthüllungen enthielte, welche die äußere Sicherheit des Staates in Frage stellen, sofort mit Beschlag belegen. Svauinr. * Madrid, 29. September. Der Ministerrat nahm Kenntnis von den aus Paris über den Empfang der Friedens kommission eingegangenen Depeschen und beschäftigte sich mit der Frage der Finanzen. — Wie eine Depesche aus Jlo-Jlo meldet, dehnt sich die aufständische Bewegung auf den Philippinen immer weiter aus. "Madrid, 30. September. Der Ministerrat beschäftigte sich gestern mit einer Depesche des Generals Rios. Der Marineminister Aunon teilte mit, die Depesche berichte über Bewegungen derAufständischen aus den Visayas-Jnseln, die Aufständischen seien im Besitze von Kanonen. — Der Kriegsminister Correa meinte, es wäre unpatriotisch, den ganzen Inhalt des Telegramms zu veröffentlichen. — Das Journal „Correo" meldet, die Aufständischen empfingen Verstärkungen und Waffen, um den Aufstand weiter aüszudehncn. Die Aufständischen griffen mehrere Provinzen auf der Insel Luzon an und töteten einige Gendarmerie-Offiziere und deren Familien. Die Gouverneure und die übrigen Beamten sind nach Jlo-Jlo und Manila geflohen. — Die „Correspondencia* wirft den Amerikanern vor, daß sie die Erhebung derAufständischen duldeten und fordert die Regierung auf, durch die in Paris tagende Friedenskommission Einspruch hiergegen erheben zu lassen. — Es wird versichert, nach der Unterzeichnung des Friedens werde die Suspendierung der verfassungsmäßigen Garantien in Spanien aufhören. Portugal. * Lissabon, 30. September. Internationaler Jour nalistenkongreß. Auf Vorschlag österreichischer, deutscher und schweizer Journalisten beantragte Professor Koch, daß der Kongreß für das Jahr 1901 in Karlsbad, für das Jahr 1902 in der Schweiz und 1903 in Heidelberg abgehalten werde. Der Preßkongreß schloß seine Verhandlungen. Mit dem Schiedsgericht zwischen Verlegern und Journalisten wurde ein Ausschuß betraut, in den Singer-Wien, Schweitzer-Berlin, Beraza Spanien, Torelli-Italien und Höbrard-Frankreich ge wählt wurden. Der nächste Kongreß wird in Rom, voraus sichtlich um Ostern oder Pfingsten 1899, stattfinden. Ver suche, über politische Fragen zu debattieren, scheitelten an der ablehnenden Haltung der Kongreßleitung. Rutzlaut. Der russische „Regierungsbote" stellt eine Berechnung auf wonach auf der ganzen Erde sich in Friedenszeiten 5'/^ Millionen Mann im Militärdienst befinden. Im Falle eines Weltkrieges könnten 44V. Millionen Mann auf das Schlachtfeld gebracht werden. In Europa würden in Friedens zeiten jährlich fünf Milliarden Francs für das Militär ohne die Marine ausgegeben. Die katholischen Priesterseminarien vonSandomir, Sejni und Wlocawek in Rußland sind durch die russischen Behörden geschlossen worden, weil die Priesterzöglinge durch ihre geistlichen Vorgesetzten den Unterricht statt in russischer in polnischer Sprache empfingen. * Chabarowsk, 30. September. Prinz Heinrich von Preußen traf an Bord des Kreuzers „Deutschland" am 24. d. in Nowo Kiews! ein, ging am 25. abends nach Possiet und setzte von dort am 26. früh die Reise in See fort. Libau, 30. September. Der hiesigeKriegshafen wird infolge eifrigster Arbeit noch Heuer seiner Bestimmung über geben werden. Griechenland. Athen, 29. September. Frankreich und England erließen Griechenland das Gehalt für ihre Vertreter in der Finanzkontrolle; ein Gleiches hofft man von Rußland. Türket. tn Berlin ein, wo er aus einmandloier Quelle erfuhr, daß die deutsche Regierung, obwohl sie eine Lösung der DreyfuSfrage mit Genugihuung begrüben würde, doch der französischen Regierung ihre Aufklärung nicht auszwingen könne, daß aber, sobald letztere das Verlangen äußere, die ganze Wahrheit zu erfahren, die deutsche Regierung den Obersten Schwartzkoppen autorisieren würde, zu sprechen. Man würde ihm erlauben, seine Aussagen entweder in Berlin zu machen oder in Paris, entweder vor einer deutschen Behörde oder vor einer französischen Be hörde. Die Kaiserliche Regierung maßt sich nicht an, Frankreich Rat anzubieten, noch trachtet sie danach, aus Frankreich einen Druck aus- zuuben, wenn aber Deutschland gefragt wird, so wird es keiner diplo matischen Pedanterie erlauben, einer freien und vollen Enthüllung im Wege zu stehen. Wenn die französische Regierung jetzt dahin entscheiden sollte, Deutschlands Anerbieten, dem früheren Mllttär-Attachö zu erlauben, daß er, sei es in Berlin oder Parts, sei es mündlich oder schriftlich, Zeugnis ablegt, abzulehnen, so würde die Ablehnung nur einem und zwar einem einzigen Grunde allein zuzuschreiben sein. Wäre Haupt mann Dreyfus schuldig, so wäre kein Einwand dagegen möglich, daß die französische Regierung ein Zeugnis annimmt, daS sie von einer furcht baren Bürde befreit. Ihr Zögern hat nur darin seinen Grund, daß sie weiß, Oberst Schwartzkoppen ist in der Lage, zu zeigen, daß Hauptmann Dreyfus unschuldig ist." — Der Schluß des Aufsatzes würde in auffallender Weise die Angaben des letzten „Observer"- Artikels bestätigen. Er lautet: „Der Gerichtshof war in der elften Stunde bereit, seine Pflicht zu thun und den Angeklagten freizusprechen. Die Verschworenen waren wie vom Schlage getroffen, aber sie warfen die Flinte nicht ins Korn. Sie hatten ein Hilfsmittel In Reserve, näm lich den schurkischen Kniff, der diesen Fall von allen anderen Fällen unterscheidet. Hinter dem Rücken und ohne Wissen des Angeklagten und seines Anwaltes, Maitre Demange, unter Mißachtung des Mlitär- GerichtSversahrens und unter Verletzung der elementarsten Justiz brachten General Mercier und Oberst Sandherr einen Briefwechsel herbei, der eingestandenermaßen zwischen dem italienischen und dem deutschen Attache ausgetauscht worden Ivar. Er war von einem Spione gestohlen und hatte Monate lang Im Kriegsministerium gelegen. Die Briefe halten gar keinen Bezug aus den Fall DreysuS, noch hatte man während der >rei Monate, in denen der Dreysus-Dossier sich angesammelt batte, je angedeutet, daß diese Briese den Angeklagten belasteten. Dte Anklage schrift verbreitete sich mit einem gewissen Behagen über jedes belastende Moment, das Schlauheit oder Einbildung erfinden konnte, aber es findet ich keine Anspielung auf diese Korrespondenz darin vor. Indessen die Briefe erwähnten einen gewissen D. Die Offiziere des Militärgerichts- Hofes dursten diese Korrespondenz nicht sür sich lesen, sondern es wurde ihnen ein Auszug daraus vorgelesen, der den Satz enthält: „Oette Canaille äs v. äsvieut trop exixeante." Das D. wurde zu „Dreyfus" ergänzt und so gelesen. Indes er so zu einen, Verfahren griff, welches thätsächlich eine Fälschung ist, erreichte der Kriegsminister die Ver- rteilung, aus welche das Kriegsministerium hingearbeitct hatte." — Der Gewährsmann der „National Review" behauptet ferner, in Berlin glaube man, daß zweimal in der deutschen Bot- j Dänemark. Kopenhagen, 30. September. Gestern abend fand aus Schloß Bernstorff in Anwesenheit aller Mitglieder der König!. Familie in dem Gemache, in welchem die Leiche der Königin ruht, ein kurzer Trauergottesdienst statt. — Ueber die letzten Stunden der Königin wird noch berichtet: „Die Königin lag den ganzen Tag über bewußtlos. Nur hie und da er wachte sie auf einige Augenblicke und flüsterte unverständliche Worte, litt jedoch offenbar keine Schmerzen und hatte auch keine Atemnot. Indessen schwand die Lebenskraft zusehends, und die Aerzte erwarteten die Katastrophe jeden Augenblick. Es konnte ihr seit Tagen nur noch Champagner eingeflößt werden. Der König blieb den ganzen Tag im Krankenzimmer. Abends kehrte der sterbenden Königin auf kurze Zeit das Bewußtsein zurück. Hofpriester Paulli spendete ihr geistlichen Trost. Frühmorgens gegen '/^O Uhr wurde die Königin durch einen sanften Tod von ihren Leiden erlöst." — Das erste Telegramm mit der Todesnachricht wurde an den Zaren abgesandt, dann an die übrigen Höfe. Eine Menge Beileids depeschen, Blumenspenden sind bereits in Schloß Bernstorff eingetroffen; darunter die des Zarenpaares, das zur Bei setzung kommen dürfte. Schweiz. * Genf, 30. September. Die Tessiner Polizei ver haftete dieser Tage einen gewissen Ugo Ramboni, welcher angeschuldigt wird, an der Ermordung der Kaiserin Elisabeth mitschuldig zu sein. Ramboni wurde heute nach Genf ein- chor allem den Versuch neuerlich zu unternehmen, den Ausgleich einer parlamentarischen Beratung zuzusühren. Sache deS Hauses sei es, den Ausgleich zur Beratung zu ziehen. Dir Regierung werde an der Seite der Abgeordneten stehens im Bestreben, den Ausgleich fertig zu stellen und, wenn guter Wille vorliegl, woran er am allerwenigsten in betres der Antragsteller zweifle, so werde die Eventualität, von" der gesprochei wurde, überhaupt nicht in Betracht kommen. Der Minister erklärte, keine parlamentarische Regel zu kennen, welche das Recht geben würde, Fragen über Eventualitäten zu stellen, welche eintreten könnten, falls das HauS seine Ausgaben nicht lösen sollte, die zu lösen das Recht, die Ausgabe und die Pflicht des HauseS ist. Diese Abmachungen könne er dem Hause nicht mitteilen, weil es Sache des HauseS, darüber zu ent scheiden, daß sie nicht zur That werden sollen. Der Ministerpräsident schloß: „Ich überlasse Ihnen, die Regierung in diese unange nehme Lage nicht zu versetzen." (Beifall rechts.) Die Abge ordneten Prade und Daszynskt stimmten der Dringlichkeit zu. Abgordnet Groß führte aus, Oesterreich werde nunmehr durch daS dynastische Gefühl? zusamm engehallen. Der Abg. Lueger forderte Aus kunft über die bezüglich der Erhöhung der Quote getroffenen Verein barungen. Hierauf wurde die Dringlichkeit, betreffend die Bekanntgabe der Abmachungen der beiderseitigen Regierungen im Falle der AkUonS- unfähigkeit des Parlamentes, abgelehnt und die Dringlichkeit bezüglich der ersten Lesung der Ausgleichsvorlagen angenommen. Nächste Sitz ung Montag. * Prag, 30. September. Der Stellvertreter des Oberst- landmarfchalls, Lippert, verabschiedete sich gestern vom reichte der Landesverteidigungsminister Frhr. von Fejervary einen Gesetzentwurf, betr. das Nekrutenkontingent, ein. Prä sident v. Szilagyi beantragte, auf die Tagesordnung der mor gigen Sitzung die Wahl des Vicepräsidcnten und der Aus schußmitglieder zu setzen. Polonyi (unabhängig) erklärte, er nehme diese Tagesordnung an, mache aber das Land darau aufmerksam, daß die Negierung das Haus nicht zu beschäf tigen wisse, oder daß sie vielleicht Komplize der österreichischen Regierung sei, welche einen Staatsstreich norbereite. Kossutl pflichtete dieser Ansicht bei. Graf Apponyi nahm gleichfalls die Tagesordnung an und wies daraus hin, daß die Lage bezüglich des Ausgleichs heute verworrener sei, denn je. Die den österreichischen Vorlagen beigegebene Begründung beweise, was die Regierung stets leugne, daß sie nämlich in die Quoten erhöhung eingewllligt habe. In dieser Beziehung werde er Aufklärung fordern. Apponyi (fortfahrend): Entweder habe die ungarische Regierung das Land getäuscht, oder die österreichische Regierung habe die Kühnheit gehabt, als Bedingung des Vertrages etwas anzugeben, bezüglich dessen noch keine Vereinbarung zustande ge kommen war, und das würde es der ungarischen Regierung unmöglich machen, mit der österreichischen weiter zu verhandeln. Ministeipräsiden Baron Bansfy erklärte, er halte cs sür notwendig zu konstatieren, da beide Negierungen den Gesetzentwurf selbst unter gegenseitigem Ein vernehmen sestgestely haben, und daß den beiden Parlamenten gleiche Gesetzentwürfe unterbreitet worden sind. Die Begründung der Gesetz entwürfe sei aber von keiner Seite zum Gegenstände einer gegenseitigen Beurteilung gemacht worden. Er, der Ministerpräsident, habe die Be gründung des österreichischen Gesetzentwurfes nicht gekannt und brauche dieselbe auch nicht zu kennen. Er habe in den Blättern gewisse In haltsangaben gelesen, müsse jedoch erklären, daß zwischen beiden Regier ungen keinerlei Vereinbarung besteht. Die ungarische Regierung stehe auch heute auf dem Standpunkt, daß die Quotendeputationen berufen seien, in dieser Frage vorzuaehen. Eben darum sei sein Bemühen daraus gerichtet, und hoffentlich mit Erfolg, daß die Quotendeputationen dem nächst ihre Verhandlungen beginnen und daß eine Lösung der Frage derart gesucht werde, wie die Quotendeputationen es für gut finden und wie die ungarische Quotendeputation es bereits zum Ausdruck ge bracht habe, nämlich unter genauer Berücksichtigung der zissermäßigen Daten. Wenn die österreichische Regierung in der Begründung ihrer Vorlage ihre Hoffnung, oder, wenn'es beliebe, ihre Forderung daran knüpfe, daß die Quote erhöht werde, so könne dies ihre individuelle An sicht oder ihr Wunsch sein, doch bestehe in dieser Hinsicht keinerlei wie immer geartete Vereinbarung zwischen der österreichischen und der un garischen Regierung. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Unter solchen Um ständen lägen seiner Ansicht nach ein neues Gravamen und ein neuer Grund, weshalb tn diesem Hause nicht verhandelt werden könne, nicht vor. Dem Hause lägen die Ausgleichsvorlagen vor, mit denen sich, wie er Hosse, die kompetenten Ausschüsse bereit» im Laufe dieser oder der nächsten Woche befassen würden. Da die Vorlagen sich in den Aus schüssen befänden, so könne sich doch das Haus selbst mit denselben zur Zeit nicht befassen. Der Ministerpräsident konstatierte hieraus, daß es nicht an ihm liege, wenn das Haus nicht arbeite; er forciere die Ver handlung nicht, obwohl die Erledigung einzelner Vorlagen zweckmäßig wäre. (Zustimmung rechts.) Ferdinand Horansky erklärte, wenn keine Vereinbarung mit der österreichischen Regierung bezüglich der Quote zustande gekommen sei, so enthalte die Vorlage der österreichischen Re gierung eine Unwahrheit. Der Vorschlag des Präsidenten wurde angenommen. richtet: Or. Leyds habe Berlin verlassen, ohne den Kaiser gesprochen zu haben. Er mußte sich mit dem Versprechen begnügen, der Kaiser werde ihn ein anderes Mal empfangen. In Abwesenheit von Bülows wurde Leyds vom Wirklichen Geheimrat v. Derenthall empfangen und zwar mit folgenden Worten: „Namens Sr. Majestät habe ich Ihnen de» dring lichen Wunsch des Kaisers auszudrücken, daß Sie und Ihre Regierung zum mindesten aufhören sollten, in deutschen Zeitungen gegen das anglo-deutsche Abkommen zu agitieren." Leyds legte Verwahrung gegen diesen Vorwurf ein; aber v. Derenthall zuckte die Achsel uud antwortete kühl, er habe sich seines Auftrages entledigt und könne weiter nichts thun. (Es muß dahin gestellt bleiben, ob thätsächlich vr. Leyds in dieser schroffen Form vom deutschen Auswärtigen Amt be handelt worden ist.) Frankreich. Paris, 29.Septbr. Die „Aurore" schreibt heute, eine gut unterrichtete Persönlichkeit teile ihr mit, daß die Re gierung einen Brief Esterhazys in der Hand habe, der die verbrecherischen Beziehungen bekunde, dte er mit du Paty de Clam unterhalten hat. Der Brief behandle das Gut- achten der Schriftkundigen Belhomme, Varinard und Couart, die der Major Ravary mit der Untersuchung darüber be- traut hatte, ob das Borderau die Schrift Esterhazys zeige. In diesem Briefe finde sich dte Stelle: .Sind Sie auch Ihres Gutachtens ganz sicher?" — Der Direktor der Ecole des Charles, Paul Meyer, erklärt, daß der gestern von mehreren Blättern veröffentlichte Brief an den General Zur- linden (s. vor. Nr.) gefälscht sei. Es heiß, daß gegen den Fälscher, welcher der Ecole des Charles bereits bekannt sei, Vie strafgerichtliche Untersuchung eingeleitet wird. Es scheint nachgerade in Paris eine förmliche Fälschungsepidemie aus gebrochen zu sein. — Es verlautet, der Senator Trarieux habe die Absicht, gegen die durchaus ungesetzliche Be handlung Picquarts im Militärgefängnis Einspruch zu erheben. — Der Minister Lanien teilte dem Kardinal Richard mit, daß er das Gesuch der französischen Kirchen - fürsten um Abänderung des Gesetzes über die staatliche Aussicht der Kirchengelderverwaltung ablehnen müsse Gleichzeitig machte der Minister darauf aufmerksam, da die dem Ansuchen vorausgegangene gemeinsame Beratun der Bischöfe ungesetzlich gewesen sei, da nach den Bestimm ungen des Konkordates die Befugnisse der Bischöfe sich aus schließlich auf die von ihnen verwalteten Diözesen be- schränken. — Der Ministerpräsident Brisson hat dem Be schluß des Gemeinderats, durch welchen den Familien der ausständigen Erdarbeiter eine Unterstützung von 20000 Frcs. bewilligt wurde, seine Zustimmung erteilt. Ebenso wurde die vom Generalrat des Seinedepartements für den gleichen Zweck bewilligte Unterstützung von 10000 Francs angenommen. Die Gelder dürfen jedoch erst dan zur Verteilung gelangen, wenn die Ausständischen die Arbe wieder ausgenommen haben. — Die Ereignisse, die sich zur Zeit in Frankreich abspielen, werden im Vatikan mit Beunruhigung verfolgt. Man denkt hierbei keineswegs in erster Linie an die weitere Ge staltung der kirchenpolitischen Zustände in der Nepubli sondern man befaßt sich mit der allgemeineren Frage, ob dl gegenwärtige Bewegung in Frankreich bald zur Ruhe gelangen und das Land von politischen Erschütterungen verschont bleiben wird. Eben mit Rücksicht auf den Ernst der inneren Lage Frankreichs hat der Papst, wie die „Pol. Korr." mitteilt, den Veranstaltern der Pilgerfahrt französischer Ar beiter, die in den nächsten Tagen stattfinden soll, nahelegen 'assen, die Pilgerfahrt zu verschieben. Es ist zu erwarten, daß diesem Wunsche Folge geleistet werden wird. — Unter der Ueberschrift: „Der Schlüssel zum Ge heimnis* bringt die Oktobernummer der „National Review" einige auffällige und bemerkenswerte Mitteilungen über den Dreysusskandal. In der Einleitung heißt es: „ES Ist In der That notorisch, daß ein deutsch-französischer Krieg so wenig von Deutschland gejucht, wie von Frankreich gewünscht wird. Gerade aus diesem Grunde ist Deutschland willens und bereit, zur Beendigung einer peinlichen und gefährlichen Kontroverse, die eine solche Ausdehnung an- zenommen hat, daß sie eine Gefahr sür Europa bildet, beizutragen, zemand, dem darum zu thun war, genau die gegenwärtige Haltung der deutschen Regierung sestzustellen, zog kürzlich einige Erkundigungen
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