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«ufl»,«: 24000«l«t. ««<t pch mchl «ndkldlich. Jns»r«1«i>.«m>a»«« aul- wikrtA. u«ck H»mvur,. «er- »i»>» in «<ritn, «-n ^-r bu-s. »rmüfurt «. «c., vtüu« z«^-. v»d« 4 c». l» l»r°nifutt a. M. r«. ">»» «n »«roml». - ll»- v-IU«, » c». - t» Pari». Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum d«c Herausgeber: Ltepsch L Neichardt in Fresben. Verantwort!. Rebacleur: Zulkus Neichardt. t«IteL dt» Nachm.« Ul>r. Der Raum einer ein- lpaUigen Petitjcile koklei >» Pl>> Li»«ci»»dt di« Zeile » Nzr. .Sine varantie sür da» Inichiitdgtae Lrschci. < nen der Inserate wie» nicht gegeben. «udwüriige Annoncen- iiiusträgc von un» unbe»' kaiinlc,, Finnen U. P-.-r- joncn tnseriren wir ,eur gegen Pranumeravldo- Zablung durch »rtcf- nearlcn oder Poftetm»ah. lung. » Silben tosien !>/, Nar. Aurwärtege kvnncn die gahiunc auch gul eine DreidnerZinn» »nweilen. Dir Erp. Rr. 144. Neunzehnter Jahrgang. Mitredacteur: vr. Lu»»I oiseszr. Für da- Feuilleton: La«!»»!» Dresden, Sonntag, 34. Mai 1874. PslttischeS. k-L LlleS politische Interesse richtet sich augenblicklich auf Frankreich. Nicht sowohl weil außerordentliche Dinge daselbst passiren, als well er für die Machtfrage zwischen Deutschland und Frankreich wichtig ist, die Vorgänge im Zusammenhänge zu verstehen. Da kommt denn ein größerer orientirender Aufsah der Kölnischen Zeitung, die in französischen Dingen die bestunterrichtetste deutsche Quelle ist, ganz L propos und wir geben aus den sehr beachtenS- werthen Mittheilungen einiges Wesentliche, auch auf die Gefahr hin, schon Bekanntes mit zu berühren. Wie gesagt, der Ueberblick ist die Hauptsache. Mit allen seinen Künsten hat der Herzog von Broglie, der leitende Minister des Marschall» Mac Mahon, Präsidenten der Re publik, kein ganzes Jahr in Frankreich zu regieren gewußt und mit einem neuen vollständigen Wirrwarr geendigt. Broglie's Ziel war, alle Zustände in der Schwebe zu erhalten, und das konnte er nur durch Unthätigkeit. Sobald er etwas thun, sobald er das Septennat organisiren wollte, stürzte er, wie Thiers am 24. Mai 1873 gestürzt wurde, als er die Republik organisiren wollte. Die Parteien in der National-Versammlung können sich über nichts einigen, wenn eS die wichtig st eAngelegenheit des Lan de» gilt, als über eine Verneinung, und somit hat die gegen wärtige Versammlung gezeigt, daß sie ohnmächtig ist, eine Verfassung zu Stande zu bringen. S;e ist dazu auch nicht berufen. Sie ward im Februar 1871 unter ganz besondern Umständen, während das Land von den deutschen Heeren besetzt war, zu dem Zwecke gewählt, um den Frieden abzuschließen; denn sonst war ja Niemand da, der ihn hätte abschließen können. Es war natürlich, daß die Anhänger der gestürzten Dynastie, der man die Schuld des unglücklichen Krieges damals fast ausschließlich ausbürdete, in sehr geringer Zahl für die Friedens-Versammlung in Bordeaux gewählt wurden. Desto stärker und unverhältnißmäßig groß war bei dem damaligen Ruhebedürf nisse die Zahl der Royalisten, sowohl der Legitimisten als der Orlea- nisten. Als der Friede geschlossen und ausgeführt war und die Versammlung sich wederfauflösen wollte, noch eine Verfassung zu Stande bringen konnte, wuchs die Unzufriedenheit im Lande und in verschiedenen LandeStheilen; in Burgund und der Normandie, in der Picardie, in der Gironde, Languedoc wurden statt der Royalisten Republikaner gewählt. Auf keinen Fall ist diese Versammlung als der Ausdruck der gegenwärtigen Stimmung de» Landes anzusehen, aber um so weniger Lust haben die Royalisten in der National-Ver- sammlung, in deren Auflösung zu willigen. Herr Thier», der erste Präsident der Republik, war ein alter Monarchist, aber da er sah, daß die monarchischen Parteien endlos unter einander haderten, glaubte er es nicht länger aufschieben zu künnen, die konservative Republik zu organisiren. Mit Hinblik auf die republikanischen Nach wahlen glaubte er bei diesem Unternehmen das Land hinter sich zu haben; aber die eifrigen Anhänger der Republik verstanden doch etwas anderes, als das, was Thiers und das linke Centrum unter „con - servativer Republik" verstehen, darunter, die nach Mei nung der Radikalen Ähnlichkeit mit einem runden Vierecke hat. Doch die Frage nach der Stimmung des Landes ist überflüssig, da der Plan der Herren am Widerstande der monarchischen Parteien in der Versammlung scheiterte. . Am 24. Mai 1873 kam Marschall Mac Mahon ans Ruder, oder vielmehr, da der gegenwärtige Präsident der Republik bisher wenig staatSmännische Fähigkeiten verrathen hat, der Herzog von Broglie. Ein halbes Jahr verstrich damit, daß die Royalisten unter schweigender Duldung, ja, unter stiller Förderung der Regierung ihren großen Plan zur Rettung Frankreichs vorbereiteten. Nachdem am 5. August der Graf von Paris als Repräsentant der Prinzen des Hauses Orleans mit dem Grafen Chambord sich ausgcsöhnt halte, waren alle Royalisten einig, diesen als Heinrich V. auf den Thron seiner Väter zurückzuführen. Dieser Plan scheiterte im letzten Augen blicke an der Schwache und Beschränktheit des letzten französischen Bourbonen, da er sich weigerte, die von seinen eigenen Anhängern als nothwendig anerkannten constitutionellen Bürgschaften zu geben. Aber merkwürdig ist cs, daß dieser Plan so weit gedeihen konnte. Die große Blasse sah mehr neugierig als aufgeregt dem Einzuge des neuen Königs in Paris entgegen, und da Mac Mahon dem Plane für gewonnen galt und die Armee diesem gehorchte, so ist cS zweifel haft, ob diese monarchische Restauration auf ernsthafte Schwierig keiten gestoßen wäre. Thatsache ist, daß in Berlin, Wien, Peters burg, kurz, an den Höfen und in der Diplomatie die Restauration bereits als ein unvermeidliches Ereigniß betrachtet wurde. Wer hätte auch ahnen können, daß Henri V. Ohren habe noch länger als die des Bernini am römischen Pantheon! In der ersten Bestürzung, bei dem tiefen Ruhebedürfnisse, suchte man an Stelle des König- thums wenigstens eine zehnjährige Präsidentschaft zu gründen, die von der Versammlung mit der Beschränkung auf sieben Jahre ange nommen wurde, aber ohne alle Bestimmung der Verfassung, mit welcher Mac Mahon regieren solle. Der Thron schien von den monarchischen Abgeordneten für den Malschall nur errichtet, damit er ihn warm halte für die verschiedenen Prätendenten. Der Herzog von Broglie ist in seinem Herzen Orleanist. Seine Gedanken vcr- rieth er sehr deutlich durch die Vorlage über die Erste Kammer. Von deren ungefähr 300 Mitgliedern sollen nicht weniger als die Hälfte durch den Präsidenten der Republik ernannt werden, eine ganze Anzahl mit den hohen Aemtern verbunden sein und nur der kleine Rest auf eine sehr eigenthümliche Weise durch vierzehn verschiedene Classen von Notabeln gewählt werden. Und dieser Große Rath soll ja im Einvernehmen mit dem Staajs-Oberhaupt die National-Ver- sammlung auflösen können, lind die Neuwahlen brauchen erst in sechs Monaten ausgeschrieben zu werden. Gewiß eine Republik die nichts weniger als demokratisch zu nennen ist. Und wenn das Sep- tcnnium zu Ende ist oder der Marschall stirbt, so soll der Präsident des Großen Rathes interimistisch die erste Gewalt bekleiden. -Da nun ein Prinz des Hauses Orleans zum Präsidenten des Großen Rathes, Tagen verschiedene Physiognomie und waren die Schaufenster der bestimmt sein soll, so sah man allgemein die Vorlagen als einen Kunst- und anderen Handlungen stark belagert, so daß manchmal Feldzugsplan für die Orleans an, und benutzte die erste Gelegenheit, "" ' ' um das Ministerium Broglie zu stürzm. Noch klarer und interessanter sind die Zukunftsaussichten Frankreichs, welche nach dem gewiegten Autor obiger Daten sich aus den jetzigen Wirren in Paris ergeben. Nichts Geringeres als die Wiederherstellung des Kaiserreichs prophezeit der Artikel und meint: „Das Königthum der Bourbonen und der Orleans scheine für jetzt beseitigt und so liege die Entscheid ung zwischen den Republikanern aller Farben und den Bonapartisten. Die große Masse in Frankreich verlange weniger mit Begeisterung nach dieser oder jener Regierungsform, sondern nach irgend einer Regierung, die Ruhe und Dauer verspricht. Das läßt sich von der Republik nicht erwarten, weil die Republicaner von ThierS bis Gambetta in sehr verschiedene Parteien getheilt sind. Das Kaiser reich hat es aber verstanden, die alten Parteien zwanzig Jahre lang gänzlich niederzuhalten und wenigstens die innere Ruhe zu verbür gen. Dies erklärt e» vielleicht, wenn in dm letzten Wochen Blättern der verschiedensten Richtung und uns selbst aus sehr guter Quelle gemeldet wurde, die Bonapartisten machen im Stillen reißende Fortschritte. Die Nachrichten von den steigenden Chancen der Bonapartisten treten denn auch immer bestimmter auf^ Man erinnert sich in Frankreich, daß Regierungs-Routine (uno regiert wolle doch sein) vorwiegend in den Kreisen sich finde, die in den letzten zwanzig Jahrm am Ruder gewesen. Gne Schule von Beamten sei nur bei den Bonapartisten. Man behauptet, daß Sedan ganz überwuchert sei von dem lebendigen Gefühl für die langen Jahre von Ruhe, Erwerbthätigkcit und wachsendem Wohlstände. Und was den letzten unglücklichen Krieg betrifft, so komme man zu der Einsicht, daß die Nation dabei auch ihren Antheil an dessen Entstehung habe." Dies kommt, wie die Kölnische Zettung an hervorragender Stelle wiederholt versichert, ihr aus so guter Quelle, daß es an der Zeit scheint, wir machen uns in Deutschland auf diesen Umschwung gefaßt. Locales vnd Sächsisches. « —-Der italienische Gesandte Graf Launay hat sich mit seiner Gemahlin von Berlin zu einem kurzen Aufenthalt nach Dresden begeben. — Die Frage, wie lange expedirt wohl den Tag über dikMosterpeftttivr» hvrtMNdft genug. Wir bringen, an- knüpMd an eine Vekatmtmachung de» OberpostdirectorS auf diese Frage hierdurch Antwort. Bei den Postanstalten des inneren StadtpostbezirkeS von Dresden find die Stunden für den Verkehr mit dem Publikum imSpmmer(1. April bis Ende September) von 7 Uhr früh bis 8 Uhr Abends, im Winter (1. Oktober bis Ende März) von 8 Uhr früh bis 8 Uhr Abends ohne Unterbrechung. An denSonntagen und gesetzlichen F e st t a g e n wird expedirt: im Sommer: von 7 Uhr früh bis 9 Uhr Vormittags, im Winter: von 8 Uhr früh bis 9 Uhr Vormittags, z u a l l«n IahreSzeiten aber: von 12 Uhr Mittags bis 2 Uhr Nachm, und von 5 Uhr Nachmittags bis 7 Uhr Abends. .T»^- — In der Fortsetzung der Untersuchung über die Erfolge und Erfolglosigkeiten der Streiks werden in der heutigen Sonntagsbei lage die oft eigenthümlichen Gründe angeführt, die zu Arbeitsein stellungen führten. Es ergiebt sich daraus, daß mitunter ungerechte Ansprüche der Arbeitgeber zu Streiken nöthigten. Die traurigen Folgen einzelner Streikes werden ziffernmäßig belegt und zum Schluffe wird aufgeführt, wie wenig klar noch die Fabrikanten Deutschlands sich darüber sind, was zur Vermeidung der Wiederkehr der Streikes zu thun ist. Daß mit gesetzgeberischen Mitteln allem nicht durchzukommen ist, daß die Fabrikanten vielmehr in freiwilliger Besserung der Lage ihrer Arbeiter in Bezug auf ihr Familienleben, die Wohnungs- und Löhnungsfrage und in Hundert anderen Richt ungen noch ein weites Arbeitsgebiet vor sich haben, ist schon oft an jener und anderen Stellen von uns auseinandergesetzt worden. — Der Redakteur des Leipziger Tageblatts Hüttner, dem größeren Publikum unter der Devise Gosenhüttner nicht ganz unbe kannt, hat jedenfalls unter Mitwirkung seines Leibknappen Leon hardt, einen Ukas erlassen in Form eines offenen Sendschreibens an den fortschrittlichen Dresdner Abgeordneten Minckwitz. Es verlohnt wohl kaum, das langathmige Schriftstück zu lesen, geschweige denn es zu analysiren. Wer den Autor kennt, wird nicht bezweifeln, daß .wieder einmal leeres Stroh gedroschen wird; es den Nachrichten als Extrabeilage zuzulcgen, geht nicht, unsere vicrtelhunderttausend Leser könnten sich verletzt fühlen, wenn Herr Hüttner unser von ihnen sovielfach und gern gelesenes Blatt der Characterlosigkcit und der par- tikularistischen Grundsatzlosigkeit zeiht. >(IM. Den Unsinn, daß der Partikularismus kein Grundsatz sein könne, wolle man Herrn Hüttner zu Gute halten). Wir haben dem edlen Don Quixote des Leipziger Speckkuchenmoniteur nichts zu erwidern — gar nichts. Von gewissen Leuten angefoindet und gehaßt zu werden, halten wir für eine große Ehre. Herr Gissenhüttner aber und die Dresdner'Nachrichten kennen sich zu gut, um sich gegenseitig --- zu lieben. --Das Treiben am gestrigen Tage in und an dem Böhmischen-, Leipziger- und Schlesischen Bahnhofe war ein so großes, wie man es nach dem eben nicht grade wonnigen Mai kaum erwartet hätte. Die warme Witterung der letzten Tage scheint die Besorgnis; dcrPfingst- fahrer verscheucht zu haben und hoffen wir zu ihrer und der Wirthe Freude, daß das Wcttcr^ut bleibe und der Himmel ein freundliches Gesicht ziehe. Das Leben z. B. auf der Leipzigerstraße war, wie schon erwähnt, äußerst lebhaft; wer zählt die in stolzen Equipagen Daherbrauscnden, die in einfachen Droschkei?mit mehr oder wenig Gepäck Hereinkutschirendcn, und endlich die bescheiden auf Schusters Rappen sich Bewegenden mit Plaids, Reisetaschen und Handkoffern bewaffnet. Auch Brücke und Schloßstaaße zeigte eine von andern die Passage auf den Trottoirs arg beengt war, von neugierigen Provinzialen, naserümpfenden Berlinern, frische Luft suchenden Landgeistlichen und dito Schulmeistern, sowie der Gosenatmosphäre entflohenen PleiSathenern. Also, gut Wetter zum Fest, rufen wir den Gästen zu! — Meteorologische Notizen undAndeutung des Witterungsganges. Im Monat Mai ist, nach zu Dresden notirten Beobachtungen, die mittlere Regenmenge 59,4 Millimeter Regenhöhe, es beträgt dies 26 Linien; so hoch würde das im Mai gefallene Regenwasser auf ebenem Boden stehen, wenn es nicht ein dränge und nicht verdampfte. Von diesem mittleren Regenfall sind sehr abweichend die nassen Mai-Monate in den Jahren: 1845 mit 154,1858 mit 136,1839 mit 113,1805 mit 104,1852 mit 93 und 1837 mit 89 Millimeter Regenhöhe, ferner die trockenen Maimonate in den Jahren: 1833 mit 9,1868 mit 10,1842 mit 11 und 1870 mit 27 Millimeter Regenhöhe. Die mittlere Regen menge des Monat Mai ist nahebei der 10. Theil der mittleren JahreS-Regenmenge, welche zu Dresden 582 Millimeter 258 Linien beträgt. Die Regenmenge ist hauptsächlich abhängig von der Lage der betreffenden Orte gegen das Meer, gegen Gebirge, von Erhebung über die Meeresfläche und vorherrschenden Windrichtungen. Es ist dieselbe für verschiedene Gegenden Deutschlands sehr verschieden: Prag hat 14, Wien 16, Dresden 21, Berlin 22, Göttingen 25, Carlsruhe 25, Cleve 30 und Triest 40 Zoll mittlere Jahresregen-- höhe. Die hier für Dresden angegebenen Regenmengen gründen sich auf 42jährige Beobachtungen an einem Regenmesser, welcher 10 pariser Quadratfuß Auffang-Fläche hat. — In dieserWoche wird zunächst der Himmel großentheils bewölkt sein; eine stärkere westliche Windrichtung wird zeitweilig Niederschläge verursachen, dann wird bei östlicher Luftströmung größere Klärung des Himmels erfolgen. Larometriue. ' -7^. Repertoire der Königlichen Hoftheater. Alt stadt: Sonntag: Die Folkunger. Montag: Rienzi (Anfang l/,7 Uhr). Dienstag: Otello. (Italienisch). Mittwoch: Das be mooste Haupt. Donnerstag: Alessandro Stradella. Freitag: Martha. Sonnabend: Hamlet. (Italienisch). — Neustadt: Sonntag: Die Waise aus Lowood. Montag: Die Journalisten. Dienstag: Der Präsident. — Gute Nacht, Herr Pantalon! — Die Pen. (Ballet). Neu einstudirt. Mittwoch: Otello. (Italienisch). Donnerstag : Eine kleine Erzählung ohne Namen. — Kleine Miß verständnisse.— Die Dienstboten. Freitag: Hamlet. (Italienisch). Sonnabend: Die Waise aus Lowood. «-' — Wegen dreier Artikel in den Nummern 62 und 57 des „DollSstaats" ist der vormalige verantwortliche Redacteur dieses Blattes, der Schnsidergeselle Ernst Aug. Casper aus Leipzig, weil die Artikel den deutschen Kaiser, das Andenken des seligen Königs Johann und das königliche OberappellationSgericht beleidigt, und zu einer criminellen Bestrafung der Schuldigen nicht zu gelangen ge wesen war, auf Grund Artikel 20 und 22 des Preßgesetzes vom 24. März 1870 zu einer Gesammtgeldstrafe von 300 Thlr. ver> urtheilt worden. ^ ' - In ein hiesiges Galanteriegeschäst kam dieser Tage ein fein gekleidetes Frauenzimmer und verlangte im Aufträge des Geschäfts inhabers, welcher vor kprzer Zeit sein Lokal wegen eines Ausganges verlassen hatte, 2 Thlr., die derselbe zu einem nöthigen Einkäufe noch brauche; das anwesende Ladenmädchen fand sich aber trotz des äußerst ansehnlichen Exterieurs des Frauenzimmers nicht bewogen, das Geld zu zahlen, nahm vielmehr an, daß ein Betrug hier obwalte, welche Ansicht sich nach der Rückkehr des Prinzipals auch bestätigte. — Vor einigen Tagen brachten wir die Notiz, daß ein hier zugereister Hutmacher aus der Schweiz in dem hiesigen Restaurant Boulevard dem Eigenthümcr desselben durch Zerschlagen der Fenster, Spiegel rc. einen ganz bedeutenden Schaden zugefügt hatte. Wie wir nachträglich erfahren, ist jener Mensch bald darauf in das hiesige Krankenhaus gebracht und von da bereits als geisteskrank nach dem Sonnenstein geschafft worden. — In sehr früher Morgenstunde des vergangenen Freitag ist in der Räucherkammer eines in der hiesigen Neustadt wohnenden Fleischers Feuer auSgebrochen, wodurch die darin nufbewahrte, nicht unbedeutende Quantität Fleischcrwaaren vollständig zerstört und dem Eigevthümer dadurch ein ganz beträchtlicher Schaden verursacht worden ist. Das rechtzeitige Eingreifen der Feuerwehr dämpfte bald den Brand und verhütete ein größeres Unglück. — In der Unteroffizierschule zu Marienbcrg hat sich in diesen Tagen ein junger Unteroffizier, Namens Ebcrsbach, aus Meerane gebürtig, erschossen. Differenzen mit dem betreffenden Scrgeantc» und verletztes Ehrgckühl sollen die Ursache zu der unglücklichen That sein. — Einen Act roher Behandlung eines Pferdes hatten dis Passanten der Marienbrücke am Freitag Abend zu beobachten Ge legenheit. Durch einen entgegenkommenden Zug wurde der Ein spänner eines Bierwagens ängstlich, prallte zur Seite und wollte nicht von der Stelle. Statt, daß der Kutscher herabgcstiegcn wäre und das Pferd beruhigt hätte, schlug er wüthcnd auf das arme Thier los und riß cs so unsinnig an den Zügeln, daß cs zum Fallen kam und etwas an der Gabeldeichsel zerbrach. Ter rohe Mensch setzte aber sein Peitschen fort, bis die Umstehenden sich ins Mittel schlugen. DaS betreffende Geschirr trug die Bezeichnung: „Rizzi Culmbach". Wie wir hören, ist bereits beim Thierschutzvcrcin Anzeige geschehen uyd findet hoffentlich der gewissenlose Kutscher seine gerechte Be strafung. Herr Thierhändlcr Hagenbcck aus Hainburg hat unserm Zoologischen Garten die gestern erwähnten abyssinischen Schafe und die afrikanischen Perlhühner zum Geschenk gemacht, während der Javanische Affe dem Garten von Herrn Hauptmann Hohlfeld in Zittau geschenkivcisc überwiesen wurde