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Bautzener Nachrichten : 29.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189801297
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18980129
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18980129
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- Vorlagebedingter Textverlust
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-29
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 29.01.1898
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— In Pirna ist seit Dicnsiag abend ein 13 Jahre altes Schulmädchen verschwunden. Das Mädchen war am Nachmittage noch in der Schule gewesen, aber nicht wieder nach Hause zurückgekehrt. Einige Kinder wollen die Ver schwundene an der Elbe gesehen haben, doch hat das Absuchen der Elbuser zu keinem Resultate geführt. Wie cs heißt, soll das Kind aus Furcht vor etwaiger Strase davongegangcn sein; ausgeschlossen Ist freilich nicht, daß es sich auch ein Leid an- gcthan haben könnte. Tas Mädchen war bekleidet mit dunklem Wintermantel, blaukarierlem Kleide, hellblauer Schürze und runder bläulicher Mütze. — Leipzig, 28. Januar. Wie dos „Leipziger Tage: blatt" miltcilt, ist W. R. Brockhaus, der Mitinhaber der weltbekannte» Buchhandlung F. A. Brockhaus, im 60. Lebens jahre gestorben. — Ter Sächsische Radfahrer-Bund hielt in Döbeln seine erweiterte Bundesvorstands-Sitzung ab, zu welcher die Vertreter aller Bezirke erschienen waren, um ihre Berichte zu erstatten und über das Programm des neuen Jahres zu beraten. Der Bundespräsident Horst Wolfs er öffnete die Vcrsanmlung mit einem dreifachen Heil aus König Albert. Tie Berichte der Bezirksvcrtrcter waren ausnahmslos zufriedenstellend und legten Zeugnis ab von regem Wirken der Bezirke, sowie deren treuer Haltung zum Sachscnbunde. Herr Beruh. Böhm-Leipzig wurde zum I. Bundcsschriftsübrer ge wählt. Tie neu ausgcarbcitcten Satzungen und Wcttsahr- bestimmungen wurden mit kleinen Veränderungen genehmigt. Tas an Se. Maj. König Albert nbgesandlc Telegramm wurde huldvoll mit folgendem Wortlaut beantwortet: „Ich danke dem Vorstände und den Mitgliedern des deutschvolklichcn sächsischen Radfahrer-Bundes herzlich für den zngcgangcncn freundlichen Gruß. Albert." — In Reinholdshain wurde einem vierjährigen Knaben von einem Pferde, welches ausgesührt wurde und ansschlug, die untere Kinnlade vollständig zerschmettert. K — Berlin, 28. Januar. Das Gedränge bei der gestrigen Festbeleuchtung Hot mehrere Unfälle Im Gefolge gehabt. In der Musenmstraße wurde die 17 Jahre alte Mourcrstochter Getrud Busse von einer Troschke überfahren und erlitt mehrere Rippcnbrüche und einen Untcrschenkelbruch. In der Behrcn- straße geriet eine 26 Jahre alte Frau Lüdtke ebenfalls unter eine Troschke und wurde am Beine verletzt. Eine Köchin wurde Im Gedränge an der Neuen Wache ohnmächtig. Ihre Begleiterin vermochte sic nnr mit Mühe aus der Menge heraus- zuschvfsen und fuhr mit ihr in einer Droschke nach Hause Ter Arzt mußte aber den Tod infolge Herzschlags konstatieren. — Berlin hatmchrAcrzte, als jede einzelne preußische Provinz, außer den Rhcinlandcn. Nach dem Relchsmcdizinal- kalendcr von Eulenburg-Schwalbe ist im Stadtkreise Berlin ihre Zahl aus 2196 gestiegen, gegen das Vorjahr nm 119. Die Rhcinprovin; bat 2355 Acrzte, die Mork Brandenburg 1379 s-t- 76). In ganz Preußen betragt die Zahl 14 957 (-t- 606 4,2 Proz.), im Deutschen Reiche 24873 (-)- 873 gleich 3,5 Prozh. Ans 10000 Einwohner kommen im Deutschen Reich 4,75, in Preußen 4,68, in Boyern 4,64. in Sachsen 4,84, in Württemberg 4,01, in Baden 5,49, in Hessen 6,30, In Mecklenburg-Schwerin 4,47, in Elsaß-Lothringcn 4,45, in Hamburg 7,61, in Bremen 6,77 und in Lübeck 7,92. In der Marl Brandenburg kommen 4,88 Aerzte auf 10000 Ein wohner. — Dem Diebe .Wolfs", dem es gelungen war, während seines Aufenthaltes im „Hotel zur Ostbahn" in Königsberg in Preußen 31000 Mark zu stehlen, ist nicht aus die Spur zu kommen. Tie polizeilichen Nachforschungen ergaben, daß der Streich vermutlich von englischen Gaunern von langer Hand vorbereitet ist. Die Checks sind wahrscheinlich schon in England gestohlen. Dann ist unter dem Namen Wolff ein Berliner Gewerbeschein beschafft, um in dem Königsberger Hotel als Legitimation zu dienen. Auffallend ist, daß ein in Beilin in der Friedrichstadt wohnhafter Kaufmann Wolff kürzlich ver schwunden ist. Die Betrüger sind entkommen, da sic einen scchstägigcn Vorsprung hatten. — * Köln, 28. Januar. In dem Prozeß gegen den Kriminaljchutzmann Kieser wird (noch neuerer Meldung) das Urteil erst am 4. Februar 12 Uhr mittags verkündigt werden. — Interessante Zeichen hat man in Karlsruhe wiederholt an den Häusern beobachtet, ohne zunächst deren Deutung sestzustellen. Die Zeichen rühren von professionellen Bettlern und Landstreichern her und sind bestimmt, das Ab betteln der Häuser zu erleichtern. Eine 0 bedeutet, daß man in dem Hause abgewicsen wird, ein Kreuz zeigt an, daß man in dem Hause entweder verschiedener Gesinnung überhaupt oder zu verschiedener Zeit begegnet, daß man an einer Thür eine Gabe erhält, an der anderen nichts oder daß man einmal ab- gcwicsen wird, das andere mal etwas bekommt. So sind die verschiedenen Zeichen gleich verschiedenen Censuren und wer feine 0 nicht an seinem Hause abwafchcn ließ, bekommt die Bettlerbesuche dieser Art gar nicht mehr. — In Nicdcrbühl (Amt Rastatt) haben, wie man in der „Badischen Landeszeitung" liest, am Mittwoch zwei dortige Landwirte auf einer Wiese an der Sasbach Oehmd gemäht und anderen Tages eingecrntet. Im Januar gewiß eine Seltenheit! — * Sulina, 28. Januar. Seit drei Tagen wütet hier ein heftiger Sturm. Die Donau ist mit Eis bedeckt. Der Schiffsverkehr ist eingestellt. — * Dünkirchen, 28. Januar. Ein französischer Wachtposten schoß insolgc eines Mißverständnisses aus den norwegischen Matrosen Nils Jngcvalt vom Schiffe .Skandia" und verletzte denselben tödlich. — Vor einiger Zeit machten auf den englischen Bühnen die .Wasserstücke" volle Häuser; weil diese aber mit der Zeit dem Publikum langweilig wurden, mußte man etwas Neues ersinnen und so ist — wie man erzählt — das .Hun be stück' entstanden, das in Glasgow Tag sür Tag ausgesührt wird. Die vierbeinigen Freunde des Menschen spielen darin die Hauptrolle. Im ersten Alt, in welchem ein alter Mann ermordet wird, vertauscht der Hund „Towscr" das Messer, welches der „Bösewicht" absichtlich bei seinem Opfer zurück- gelassen hatte, und rettet so den „Helden" von einer Anklage wegen Mordes. Im zweiten Akt verhindert der Hund „Leo', Laß der „Held" vergislet wird, indem er das bereit gehaltene Gift sehr geschickt aus der Hosentasche des „Bösewichts" heraus zieht. Der Bernhardiner befreit im dritten Akt die „Heldin" vor dem Tode des Ertrinkens. Den großen „Schlager" aber bringt der vierte Akt, welcher an einer Eisenbahn spielt. Die „Heldin" ist an den Schienen festgebunden. Ein Zug naht. Ter „Bösewicht" hat den Bahnwächlcr mil Chloroform bciäubt. Da stürzt .Duke", der treue Hund dieses Beamten, auf die Bühne, zerreißt mit den Zähnen die Stricke und trägt das ge rettete Opfer hinweg! — Ein Millionendiebstahl anPlatina kam vor dem Kreisgericht in Jetarinenburg, Im Ural, zur Verhandlung. Im Laufe der Untersuchung stellte sich heraus, daß ein Viertel der gesamten Platina-Ausbeute Im Ural Dieben zum Opfer fällt. Der Kaufmann Anziserow bezog aus seiner kleinen Platingrube eine Ausbeute von etwa 2 Pud jährlich; bei dem hohen Preise von 10 000 Rubel per Pud Immerhin ein hübsches Quantum. Dabei versandte derselbe Kaufmann im Laufe eines halben Jahres 120 Pud Platina an eine Firma in Petersburg und betrog dadurch allein schon den Staat um 45 000 Rubel Abgabe. Zwar verkauften hier und da einige Grubenbesitzer dem Anziserow ein kleines Quantum Erz, aber wo die Haupt menge herrührte, war nicht sestzustellen. Dazu kam, daß der Versand stets höchst geheimnisvoll in unkenntlicher Packung und ohne entsprechende Wertversichcrung geschah. Man entschloß sich endlich, eine dieser Sendungen mit Beschlag zu belegen, und an der Zusammensetzung des Metalls erkannten Sachverständige, daß dieses aus den Gruben des Fürsten San Donato herrühren müsse. Ein neues Rätsel: San Donatos ganze Ausbeute wurde in Bausch und Bogen nach England verkauft; wie kam also Anziserow zu dem Platina? Die gerichtliche Untersuchung lüstete den Schleier, der diese Geschäfte bedeckte. Arbeiter und Aufseher der Donatoschcn Gruben stahlen um die Wette und lieferten die Beute an Anziserow. Ebenso geschah es auf an deren Gruben. Tie seltsame Erscheinung, daß jährlich gegen hundert Pud Platina mehr ins Ausland ausgeführt werden, als überhaupt Im Vcrgwnksamt verzeichnet sichen, findet jetzt Ihre Erklärung. Anziserow wurde schuldig befunden und verurteilt. — In Taelang auf Sumatra wird sich demnächst ein Prozeß abspielen. Der frühere Aufseher der Straßcnbauten, vanderHeyde, ist ongeklagt, nicht weniger als 23 Zwangs- arbeiter ermordet oder vielmehr hingcschlachtet zu haben. Wie unmenschlich diese behandelt wurden, gehl aus der Anklage schrist hervor; bei dem geringsten Widerspruch oder wegen Saumseligkeit bei der Arbeit schoß van der Heyde die Un glücklichen kurzweg nieder; einen Chinesen, der wegen einer Wunde am Fuße nicht arbeiten zu können behauptete, ließ er lebendig begraben, well der Verdacht nahe lag, daß sich der Chinese die Wunde selbst beigebracht habe. Die Verbrechen von der Heydes begannen bereits im Jahre 1892 und die Blätter sprechen einstimmig ihre Entrüstung darüber aus, wie es nur möglich ist, daß in einem Bezirk mit einer regelrechten Regierung und Verwaltung jahrelang solche Scheußlichkeiten verübt werden konnten, ohne daß ein Hahn danach krähte, lieber achtzig Zeugen sind zur Verhandlung vorgeladen: mit van der Heyde sitzt auch der chinesische Ausseher ans der An klagebank. — Tas naturhistorischc Museum in New-Jork ist kürzlich in den Besitz einer der schönsten und wertvollsten Schmetter lings-Sammlungen der Welt gelangt. Dieser Kollektion könnte nur noch die Privatsammlurg des Herrn W. Rothschild zu Tring in Heifordshire. die etwa zwei Millionen Mark wert sein dürste, an die Seite gestellt werden. Einige der seltensten Exemplare, darunterein großer, in buntesten Farben prangender Schmetterling aus Neu-Guinea, kosten mehr als 1000 Mark das Stück, während 40 bis 50 verschiedene, nur schwer zu er langende Falter aus den entferntesten Weltgegenden einen Werl von je 2000 bis 5000 Mark repräsentieren. Ein vollkommen unversehrtes, prächtiges Exemplar des afrikanischen „vapstio sntimaokns", der gewöhnlich mit 400 bis 450 Mark bezahlt wird, soll 2000 Mark gekostet haben. Noch teurer dürsten einige brasilianische Schmetterlinge sein, die jetzt ausgestorbcn sind. Ein Kenner, der die wertvolle Sammlung unlängst be sichtigte, meinte, daß ein solches Exemplar wohl nicht unter 1000 Dollars (4000 Mk.) zu haben sein würde, und erklärte, daß er selbst sofort bereit wäre, dicse Summe für einen der vertrocknet aussehenden kleinen Falter zu zahlen. — Die amerikanische Gerechtigkeitspslcge ist nicht billig, wie ein Vorkommnis der letzten Zeit beweist. Die Gs schworencn in einem Strasvrozcß mußten nämlich sich selbst vor dem Gerichtshof von Long Island verantworten. Sie sollten erklären, wie es möglich war, daß sie während des Prozesses, als sie nach Vorschrift des amerikanischen Gesetzes im Garden City Hotel unter Aussicht wohnten, sür 356 Doll. Champagner getrunken und für 238 Doll. Cigarren geraucht hätten. Die zwölf Geschworenen, meist brave Landlcutc, gestanden, manch Gläschen Whisky nnd manch Seidel Bier zu sich genommen zu haben, aber kein Tropfen Champagner habe Ihre Lippen be rührt. Die sieben Scheriffs, welche sie beaufsichtigen sollten, hatten sie zwar beim Trinken und Rauchen tapfer unterstützt, aber die Wirtsrechnung, welche im ganzen rund 1000 Doll, ausmachte, kam dem Gerichtshöfe doch übertrieben vor und so wurde ein neuer Prozeß gegen den Wirt eingeleitct, welcher gewiß wieder ein hübsches Stück Geld kosten wird. Man sieht, die amerikanischen Volksgerichte arbeiten nicht umsonst. — sEtwas vom Thaler.) Im Jahre 1484, als im Münzwesen des heiligen römischen Reiches deutscher Nation große Unordnung eingerissen war, hat der „Thaler" das Licht der Welt erblickt. Ten Anfang zur Verbesserung dieses Zu standes machte Erzherzog Sigismund von Tirol, der letzte selb ständige Fürst dieses schönen, damals silberreichen Landes, indem er im Jahre 1484 die ersten größeren Silbermünzcn fertigte, die nach kurzer Zeit auch von anderen Münzstätten, besonders aber in der sehr silberrcichen böhmischen Bergstadt Joachims- thal von dem Grasen Schlick hergcstellt wurden. Nach diesem Hauptsabrikationsorte sollten die großen Sllbermünzen mit dem sehr umständlichen Namen „Joachimsthaler" Gulden-Grosch- Pfennig" genannt werden, welche langweilige Bezeichnung das Volk in Joachimsthaler, Jochimsthaler abkürzte. Der ehr würdige erste evangelische Prediger von Joachimsthal, Johan» Mathesius berichtet darüber: „Wie man heut fast aller Herren Schlag (Gepräge), jo zwei Lot halten sollen, Joachimsthaler zu nennen pfleget, weil sic hie, wiewohl nicht am ersten (denn die dreiköpfigen Annabergcr sind älter) mit (in) Haufen ge schlagen feien." Auch der wackere Schuhmacher und Poet Hans Sachs kennt dicse Münze: er singt In cinem Gedicht von ihr: „Dem gab er einen Jochimsthaler, — daß er wär' der Sack pfeif' ein Zahler." Doch kam den Leuten das Wort Jochims- Idaler noch immer zu lang vor, obgleich man damals die Zeit noch nicht als Geld betrachtete. Sie halsen sich durch eine neue Kürzung, schickten den Joachim heim und nannten die große Silbermünze ganz einfach einen „Thaler"! — Tie Zahl der verschiedenen Prägungen von Thalern seit 414 Jahren ist Legion; dicke Werke sind mit Verzeichnissen, Beschreibungen und Abbildungen derselben ungefüllt und fortwährend ver öffentlichen die numismatischen Werke Mitteilungen über die bis dahin unbekannten Gepräge. Desi Einführung der Mark währung werden in Deutschland keine Thaler mehr hergestellt, nur die Wiener Münze prägt noch fortgesetzt Maria Theresia- Thaler mit der Jahreszahl 1780, die sür den Handel im Orient und in Afrika bestimmt sind und merkwürdigerweise das beliebteste Zahlungsmittel halbctvtlisierler oder ganz wilder Völler bilden. Wenn er auch offiziell abgesetzt, verstoßen und zu cinem Dreimarkstück degradiert, sowie genötigt ist, den Wilden sein wahres Alter zu verschweigen, wird das deutsche Volk doch nicht seines Thalers vergessen. Wie der oberbayerische Bauer heute noch gern nach Kronenthalern rechnet und handelt, die schon längere Zeit cingezogcn sind, so wird der Norddeutsche noch lange »ach Thalern rechncn, so daß die Hoffnung nicht unbegründet ist, daß der Thaler von unsern Nachkommen eben falls yach Verdienst geschätzt und noch sein öOOjährigcs Jubi läum im Jahre 1984 trotz des Währungsstreites in angenehmer Weise verbringen wird. " Bericht über die 3. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten- Kollcginms am 28. Januar 1898. Die heutige Sitzung, welcher 23 Mitglieder des Kollegiums und die Herren Bürgermeister vr. Kaeublcr, Stadträte vr. Ackermann und Weigang beiwohnten, eröffnete an Stelle des durch Unwohlsein behinderten 1. Vorsitzenden der 1. Stellver treter desselben, Herr Max Reinhardt, mit Vorlegung einer Uebcrsicht der von der Sladtkasse verwalteten Kaffen vom 1. No vember bis mit 31. Dezember 1897, einem Bericht über die Thätigkclt des LandeshilfskomiteeS für die durch die Ueber- schwemmungen im Juli und August 1897 Geschädigten im Königreiche Sachsen, dem Sachregister zum Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1897, und einer Einladung dcS Kreisvereins Bautzen Im Verband deutscher Handlungsgehilfen zu de» aus Anlaß des 10jährigen Bestehens des Vereins statifindenden Veranstaltungen, zu welch' letzteren die Vertretung des Kollegiums die Herren vr. Rohr und Wilhelm übernahmen. — Sodann wurde dem Reoisiorsbericht über die Rechnung der Gemeinde-, Schul-, Armen- und Kirchenanlage sowie Schankgrwerbesteuer auf 1896 einstimmig beigetretcn und Justifikation der Rechnung ausge sprochen. — Hiernächst rcserierie Herr Richter II zu dem Ratsdekrct, bctr. die vergleichende Ucbersicht des Nechnungs- abscklusses mit dem Etat über das Bauwesen auf dos Jahr 1896 bezüglich der Ersparnisse und Ueberschreitungen, und empfahl die Annahme desselben, welche auch einstimmig erfolgte. — Sodann erstattete Herr Droscha eingehenden Bericht zu dem Ratsdekret, wonach Ler Rat beschlossen, die hiesige Schutz- mannschast um 3 Mann zu vermehren. Ter Herr Referent be antragte schließlich: „den Ratsbeschluß abzulehnen und zu be schließen, daß nicht 3, sondern nnr 2 Schutzleute neu angestellt würden". Nach einiger Debatte hierüber, an welcher sich die Herren Bürgermeister vr. Kaeubler, Stadtrat vr. Ackermann, Smidt, vr. Rohr, Droscha und Pahn beteiligten, ward das Ratsdekret mit 12 gegen 11 Stimmen angenommen und sonach der vorerwähnte Antrag des Herrn Referenten abgelehnt. — Weiter referierte Herr Walter über den Gesamthaushaltplan sür die Stadt Bautzen aus das Jahr 1898, bemerkte, daß nach ein gehendster Beratung der diesseits genehmigten Specialetats durch den Finanzausschuß noch einige Abänderungen, bez. Streich ungen, zu welchen auch der Rat sein Einverständnis ausge sprochen, eingetreten seien und brachte dieselben einzeln zum Vor trag. Nach der nunmehrigen Zusammenstellung des Haushalt- planes bezifferte sich die Summe der Bedürfnisse aus 588 890 Mark 53 Pfg. (gegen 569 508 Mark 3 Pfg. 1897), die der Deckungsmitte! auf 492 920 Mark 4 Pfg. (gegen 488 627 Mark 3 Pfg. 1897), so daß sich ein Fehlbetrag von 95 970 Mark 49 Pfg. (gegen 80 881 Mark 40 Pfg. 1897) ergiebt. Es werden sonach zur Ausschreibung gelangen: 3,2 Simpla Gemeindeanlage (2,9 1897), 1,2 Simpla Armenanlage (1,4 1897), 7 Simpla Schulanlage (7,6 1897) und 1,5 Simpla Kirchenanlage (1,5 1897), so daß insgesamt 12,9 Simpla An lagen einzuhebcn sein werden, mithin 0,5 Simplum weniger wie voriges Jahr. Der Herr Referent bemerkte am Schluffe eines sehr eingehenden Referats, daß dieser Abschluß gewiß ein ehr erfreulicher zu nennen sei und empfahl den Haushaltplan zur Annahme, welche nach kurzer Debatte auch einstimmig er- olgte. — Einem Gesuche der Frau Marie Auguste verwitwete Lehmann, deren Sohn seit dem August 1897 infolge Krankheit am Schulbesuche behindert ist, entsprechend, hatte der Rat be- chloffen, das Schulgeld sür denselben auf das 4. Quartal zu erlösten, ingleichen auch dem Gesuche des Herrn Gustav Schwarz bach auf Erhebung nur des einfachen SchulgeldsatzeS für seinen bei ihm in Pflege befindlichen Enkelsohn Georg Walter Gerber tattzugeben. Herr Mießner erstattete hierüber Bericht und wurden die Ratsbeschlüsse einstimmig genehmigt. — Noch be richtete der Herr Vorsitzende zu dem Ratsbeschluß, betr. die Wahl von 3 Mitgliedern in den gemischten Ausschuß zur Vor bereitung und Durchführung der zu Ehren des 25jährigen Re gierungsjubiläums und des 70jährigen Geburtstages Sr. Maj. deS Königs am 23. April d. I. zu veranstaltenden besonderen Festlichkeiten. Dem Vorschläge, die Herren vr. Müller, Mießner und Puy in den Festausschuß zu wählen, trat man einstimmig bei und nahmen dieselben, soweit sie anwesend waren, die Wahl an, worauf Schluß der öffentlichen und noch eine Beratung in nichtöffentlicher Sitzung stattfand. LitterarischeS. Die schöne neue Ausgabe der Gesammelten Werke Gustav Freytags (Verlag von S. Hirzel, Leipzig) schreitet rüstig vorwärts. Schon sind von den in Aussicht genommenen 22 Bänden deren 17 vollendet, alle in Druck und Band sauber ausgestattet. Mit dem 17. Bande beginnen die „Bilder aus der deutschen Vergangenheit" (aus dem Mittelalter), wohl das Werk, das neben seinem „Soll und Haben" den Namen Frey tags am meisten den gebildeten Klaffen Deutschlands lieb und wert gemacht hat. Zur Arbeilerdtwekuug. * Aus Goslar am Harz wird zum Ausstande in der Pizaschen Cigarrensabrik geschrieben, dah die Arbeiter der Hamburger Fabrik der Firma beschlossen hätten, ebenfalls die Arbeit niederzulegen, wenn die Forderungen der Arbeiter in Goslar nicht erfüllt würden. * London, 28. Januar. Heute hat hier eine Zusammenkunft von Vertretern der Bereinigten Arbeitgeber und der Arbeiter im Maschinenbaugewerbe stattgesunden: in derselben wurde das Ab kommen über die Bedingungen der Beilegung des Ausstandes unter-
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