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Bautzener Nachrichten : 18.04.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189804187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18980418
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18980418
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- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1898
-
Monat
1898-04
- Tag 1898-04-18
-
Monat
1898-04
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 18.04.1898
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zugesagt, aus deren Ertrage dem Fonds ein weiterer ansehn. ltcher Zuschuß erwachsen dürste. — Aus dem 27. Chirurgenkongreß In Berlin er» örterte Freitag nachmittag Pros. Kröntet» (Zürich) die Resultate der Serumtherapie bei Diphtherie. Erkannte konstatieren, daß seit Etnsührung der Heilserumbehandlung im Jahre 1894 die Gesamtsterblichkeitszlsser in der Züricher Bevölkerung sowoh als im Krankenhaus rapide gesunken sei, von 39 Prozent au 12 Prozent, obwohl die Anzahl der Krankheitsfälle annähernd dieselbe geblieben. Dieses Sinken der Sterblichkeit war beson ders bemerkenswert sür die ersten Lebensjahre. Früher mußte etwa die Hälste, jetzt nur der vierte Teil aller Erkrankten operiert werden. Eine Besserung des Krankhettsverlaufs be gann mit Eintritt der Serumbehandlung und bestand in Fieber- absall, Lösung der Membranen, Verhütung der Weiterverbreitung des Prozesses auf die Luftröhre, ferner der Erkrankung der Wundränder der eröffneten Luftröhre. — In Fortsetzung der Diskussion über das Thema der Vormittagssitzung berichtete Prof, von Brama nn (Halle) über die von ihm operierten Fälle von Darmkrebs, die er im einzelnen besprach. Zwei Patienten, denen er große Teile des DIckoarms entfernt hat, stellte er vor. Es folgten noch mehrere wissenschaftliche Vor träge. Zum Vorsitzenden sür das Jahr 1899 wurde Professor Hahn, dirigierender Arzt am Berliner städtischen Krankenhause Friedrichshain, mit 166 von 303 Stimmen gewühlt. — Am Sonnabend vormittag war das erste Hauptthema die Chirurgie der Leber und Gallenblase. Ueber inhumane KriegS- geschosse sprach dann der Tübinger Professor Bruns. Er erwähnte in seinem Vortrage, daß die Soldaten der englischen Kolonial-Armee bei den neuesten Kämpfen in Indien den Mantel der Geschosse an der Spitze entfernt haben, um Stauchung und Zersplitterung der Geschosse zu erzielen und die Verletzungen zu äußerst schweren zu gestalten. (Dum-Dum-Geschosse) An zahlreichen vorgezeigten Präparaten und Röntgen-Photographien demonstrierte Redner die außerordentlich schweren Wunden (weit gehende Zerreißung der Haut, Zertrümmerung der Muskulatur und Zersplitterung der Knochen), die namentlich bet Nahschüssen durch derartige Geschosse hervorgerufen werden. Er knüpfte daran unter dem Beifall der Gesellschaft den Wunsch, es möchten seitens der deutschen Heeresleitung Schritte gethan werden, daß man in Erweiterung der internationalen Petersburger Kon vention kleinkalibrige Geschosse, die nicht mit Mantel versehen seien, verbieten solle; denn die Geschosse sollen den Feind wohl kampfunfähig machen, ihn aber nicht verstümmeln. In der Diskussion wies Pros. Köhler-Berlin ebenfalls aus die große Inhumanität der Dum-Dum-Geschosse und die Notwendigkeit internationalen Vorgehens hin. Daran schloffen sich die Ver handlungen über die Chirurgie des Gehirns, die haupt sächlich wissenschaftliches Interesse boten. Mehrfach wurde dabei auf die Unterstützung der Untersuchungen und Operationen durch en Nöntgenapparat hingewiesen. — Auf dem Kongreß für innere Medizin zu Wies baden teilte u. a. am Donnerstag vr. Bornstein-Landeck die Ergebnisse experimenteller Untersuchungen über die Wirkungen des Saccharin mit. Bornstein hat das Saccharin zum Gegen stand eines Stosiwechselversuchs an sich selbst gemacht. Er glaubt nun aus Grund dieser Versuche schließen zu dürfen, daß Saccharin nicht so harmlos ist, wie allgemein geglaubt wird, und auf Grund der früheren Versuche, die meist an Tieren ausgeführt wurden, geglaubt werden durfte. Bei Diabetikern, die Saccharin anwenden, soll bei eintretender Dyspepsie darauf geachtet werden, ob nicht die Schuld zum Teil das Saccharin trifft. Ferner sollen Nahrungsmittel, bei denen der Zucker wegen seiner Süßigkeit und auch als Nährmittel eine Rolle spielt, nicht mit Saccharin versetzt werden (Bier, Wein, Kon. serven u. s. w.). — Aus Wiesbaden wird geschrieben: Auf Kaiserlichen Befehl ging am 14. d. der lustige Schwank der Herren Blumen thal und Kadelburg „Im weißen Rößl" in Scene. Das Logenhaus war festlich geschmückt. Gegen 7'/z Uhr erschien der Kaiser unter Vortritt des Intendanten Kammerherrn von Hülsen in seiner Loge, während im dritten Rang ausgestellte Trompeter in altdeutscher Tracht Fanfare bliesen. Der Monarch dankte für das bewillkommnende Hurrarufen mit freundlichem Verneigen. Sodann begann die unter der Regie des Herrn Köchy zu ebenso trefflichem, wie fröhlichem Einklang zusammen gestimmte Aufführung. Der reiche technische Apparat, der exakte Mechanismus des kompliciertcu Maschtnenwerkes, die blenoende» Licht- und Farbensolele und die Formenlust einer höchst eigen artigen Dekorationsmalerei verbündeten sich mit einer erfahrungs reichen Regie und einer so vielgestaltigen Elite schauspielerischer Kräfte und Talente zu einer wohldurchdachten und mit Kunst- etfer durchgesührten Darstellung der drolligen dramatischen Com pagnie-Arbeit, die auch an allerhöchster Stelle freundlichen Bei fall fand. Der Kaiser ließ durch den Intendanten allen Mit wirkenden, insbesondere den Trägern und Trägerinnen der Hauptrollen, den Herren Neumann, Radius, Greve und Stöhr, und den Damen Scholz, Lüttgens und Merito sein huldvolles Lob aussprechen. Unter wiederholten Fanfarenklängen verließ der Kaiser das glänzende Haus, in welchem ihm nun bereits so mancher künstlerisch gehobene Abend dahingegangen ist — reicher wohl ein jeder an innerem Gehalt und dichterischer Weihe, keiner aber lustiger bewegt durch allerlei Elementargeister einer „un geheuren Heiterkeit". — An der Universität Göttingen werden auch in diesem Jahre wieder Fortbildungskurse sür praktische Aerzte gehalten werden, und zwar in der Zeit vom 25. Juli bis 6. August. —* Wien, 16. April. Blättermeldungen zufolge ist der Sanskritforscher und Professor an der hiesigen Universität Hof- rat Bühler am 8. d. im Bodensee bet Lindau bei einer Boots fahrt ertrunken. Die Leiche ist bis jetzt nicht geborgen. — Professor Behrings Vortrag über daS neue Tuber kulose-Heilserum, der, wie schon gemeldet, auf dem inter nationalen medizinischen Kongreß in Madrid großes Aussehen erregte, liegt jetzt in einem längeren Auszuge vor. Danach hat Behring aus Tuberkelbazillen durch verschiedene Extraktionsmethoden eine Substanz gefunden, die zwanzig - mal so giftig ist, wie die ursprüngliche Bakterienmasse. Daß daS von Behring so gewonnene Gift daS echte Tuberkulosegist ist, hat er durch zahlreiche Versuche nachgewiesen, welche ergeben haben, daß eS dasselbe Gist ist, welches in dem Kochschen Tuberkulin enthalten ist, nur mit dem Unterschied, daß eS etwa 80—100mal wirksamer ist als daS Tuberkulin. Mit seinem Tuberkulosegift hat Behling Tiere immunisiert, und von ihnen ein neues Serum gewonnen. Beim Menschen hat dieses neue Heilserum sich nicht als anwendbar erwiesen, da eS schon 8V8 bei sehr geringer Dosts äußerst unangenehme Nebenwirkungen bei Tuberkulösen herdorricf. Dagegen ist eS Behring gelungen, mit dem neuen Serum tuberkulöse Rinder zu heilen!" «rrmtschtt«. — Zittau, 16. April. (Z. N.) Zu KönigsGeburts- tag wird aus hiesiger Gegend ein zwar einfaches, aber recht süßes und seltenes Geburtstagsgeschenk abgehen. Ein bekannter Bienenzüchter dachte schon voriges Jahr an den Ehrenlag des teuren Landesvaters und veranlaßte seine Bienen, in zwei schöne Honigwaben des Königs Namen, sowie in eine weitere Wabe eine deutliche 70 zu bauen. Se. Majestät ist, wie bekannt sein dürste, Protektor des „Bienenwirtschaftlichen Hauptoereins Sachsens". — Die Ausführung dieses sinnreichen Geschenkes ist recht gut gelungen. — Zittau, 16. April. (Zitt. Mzlg.) Der Leichnam des seit 3. Osterseiertag vermißten Rechnungsbeamten Mauer mann ist heute nachmittag im Mandauflusse in der Nähe der Burgsträucher, und zwar nicht weit von jener Stelle, wo man seine Kleider gesunden, aufgefunden worden. — Seifhennersdorf, 16. April. (Zitt. Mztg) Vom hiesigen Gendarm ist heutejencr Schw i n dler fest genommen und an das Amtsgericht Großschönau eingeliesert worden, welcher seit längerer Zeit unberechtigterweise sür die Pianosortcfabril von Förster in Löbau Geldbeträge einkassiert hat.' Es ist ein 19jähriger Klavierstimmer Robert Otto Görland aus Hamburg. — Die Bevölkerung Dresdens (mit Albertstadt) wurde am 1. April d. I. auf 380 400 Personen berechnet. — Leipzig, 16. April. Ein seit vier Jahren fahnen flüchtiger Soldat, ein 24jähriger Schlosser aus Berlin, wurde gestern früh in einer Wohnung der Sebastian-Bachstraße ermittelt und verhaftet. — Der 27 Jahre alle Artist W. aus Indien (ein Schwarzer) hatte von einem ihm unbekannten Herrn eine Cigarre geschenkt erhalten. W., welcher natürlich das Geschenk annahm und die Cigarre rauchte, ahnte nicht, daß es eine Feuer Werkscigarre war. Plötzlich explodierte diese und verbrannte den W. dermaßen im Gesicht und an den Haaren, daß er der Aufnahme im Krankenhaus St. Jacob be durfte. Hoffentlich wird der frivole Spaßmacher entdeckt und der verdienten Bestrafung zugeführt. — Zu der Notiz, die Sprengung eines 160 Centner chweren Amboses im Eisenwerk Gröba betreffend, teilen die vereinigten vormals Gräfl. Einsicdelschen Werke „Lauchhammer" mit, daß cs sich um einen gußeisernen Dampshammerambos von 1600 Centner Gewicht handelt. Derselbe hat aus einem ein zigen Block bestanden und die in der Werkstätte, in nächster Nähe von Maschinen vorgenommene Sprengung ist ohne jeglichen Unfall verlaufen. — In Klingenthal i. S. hatte sich vor einiger Zeit eine Frau mit Spiritus an beiden Oberschenkeln derart ver brannt, daß nach Aussage des Arztes ihr Leben nur zu reiten war, wenn friscbe Haut von fremden menschlichen Körpern aus die wunden Stellen überpflanzt würden. Es fanden sich auch acht junge Männer, welche die schmerzhafte Operation an sich vollziehen ließen. Die Operation ist geglückt und die Frau, nachdem die auf sie übertragene fremde Haut angewachsen, gerettet. — Meerane, 16. April. Gelegentlich des im hiesigen Schützenhaus stattgesundenen Musternngsgeschäsis hatten drei unge Leute vor dem Lokal aufreizende Lieder gesungen. Sie wurden deshalb zu 3 Wochen Gefängnis und Tragung sämtlicher Kosten verurteilt. Möge dieser Fall zur Warnung dienen. — Berlin, 16. April. Zum Lustmorde in der Hasen heide wird u. a. gemeldet: Wie mitgeteilt, hatte die Mutter der Ermordeten in deren Sachen zu Hause eine Briesadresse gesunde» mit dem Namen Franz und erinnerte sich, daß der abgerissene Hauptname vor» und hinten ein K. getragen habe. Der Mann Hal sich gefunden, er heißt Franz Kaczmarek, hat aber den Beweis erbracht, daß er sich an dem Mordabend nicht an der Thatstelle oder in der Nahe derselben befunden habe. Auch andere sistierte Personen mußten wieder entlassen werden. Die Leiche der Ermordeten wurde gestern zum Schau hause gebracht. Eine Frau, welche die Günther genau kannte, will diese am Donnerstag abend 9 Uhr in Begleitung eines Schlächtergesellen A. an der Garnisonkirche in der Hasenheide gesehen haben. A. ist bis jetzt nicht anszufinden gewesen. — In Sachen Grünenthal wird jetzt bekannt, daß die im Ge- richtsverwahrsam sich befindenden beschlagnahmten Gelder etwa 220 000 Mir! betragen. Hierbei sind die der Elly Golz ab genommenen Gelder nicht mit eingerechnet; dieses Geld wird auch gerichtsseitig getrennt von dem des Grünenthal verwahrt. Die Untersuchung wird sobald nicht abgeschlossen werden können, denn fortgesetzt machen sich neue Vernehmungen notwendig. — Berlin, 17. April. Von einem Hunde zerfleischt worden sind in Neu-Weißensce der 56 Jahre «lte Handels mann Friedrich Sawitzly ans der Langhansstraße 94 und sein neunjähriger Sohn Fritz. S. lauste am Freitag vormittag von dem Restaurateur Fettkenhäuer zu Neu-Weißensee eine zwei jährige deutsche Dogge, die ihm seinen Wagen ziehen sollte, mittags zwischen 5 und 6 Uhr nach Hause ab und stellte es in den Stall. Bevor er den Hund anbinden konnte, kamen die anderen Kinder und streichelten ihn. Das ließ er sich jedoch nicht gefallen, er sprang aus den kleinen Fritz zu, packte ihn an einem Arnie und schleppte ihn auf den Hof hinaus. Auf das Hilfegcschrei der Kinder kamen Hausbewohner und ein fremder Mann herbeigelaufen, die das wütende Tier mit Mühe bändigten. Der Fremde brachte es in den Stall zurück und band es an die Krippe an. Der arme Junge war jämmerlich zugerichtet. An den Händen, den Armen und am Rücken hatte er 15 Wunden; ein Arzt verband ihn. Als um 9 Uhr S. »ach Hause kam, glaubte er trotz dieses warnenden Vorfalles mit dem Hunde fertig werden zu können. Er nahm Futter mit und versuchte durch Streicheln die Dogge zu gewinnen. Diese sprang ihm jedoch ins Gesicht und zerfleischte ihm die rechte Wange. Dann packte sie ihn an den Armen und brachte ihm echs Wunden bei. Wieder mußten die Nachbarn kommen, um )as Tier zu bändigen. Die Verletzungen des alten S. waren o schwer, daß der Arzt seine Ueberführung in ein Krankenhaus ür notwendig hielt. S. wird den linken Arm wahrscheinlich >anz verlieren. — Weiß wasser O.-L, 16. April. (G. N.) Der hier- elbst seit 1. April stationierte Zugführer Schicke begleitete zestern den Frühzug von Forst nach hier. Aus offener Strecke zwischen der letztgenannten Station und Simmersdors schwenkte der Streckenwärter die rote Fahne. Nach Stillstand des Zuges bot sich dem Personal ein schrecklicher Anblick. Sch. lag, über sie Brust gefahren, tot aus den Schienen; er war allein im Gepäckwagen und muß, aus bisher noch unbekannter Ursache, aus dem Wagen gestürzt sein. Schicke war verheiratet, aber kinderlos. — Lüben, 16. April. (G. N.) Von einer Tochter des Stellenbesitzers K. in G., hiesigen Kreises, wird erzählt, daß dieselbe vor ca. 7 Jahren plötzlich in einen festen Schlaf fiel, in den, sie während 14 Tagen verblieb. Seit dieser Zeit hat sich ein derartiger Zustand nicht wiederholt, bis vor einigen Tagen. Das Mädchen soll wieder eingefchlafen und bisher noch nicht erwach! sein. — Der Maurer Franz Klose aus Hennersdorf, der seine Ehefrau erschlagen hat, ist am 14. d. voni Schwurgericht zu Neisse zum Tode verurteilt worden. — Mainz, 16. April. Am ersten Osterfeiertage sandte ein hiesiger Juwelier einen Wertbrief an einen Geschäfts freund nach Landau. Der Bries enthielt Ringe und Brillanten im Werte von etwa 3000 Mark. Statt diesen Brief ein schreiben zu lassen, warf er ihn als Eilbrief in den Briefkasten des hiesigen Postamtes am CeMralbahnhof. Dort war an diesem Tage der junge Aushilfsuntcrbeamle Vautier von hier thälig, der den Bries stahl und sich des kostbaren Inhalts be mächtigte. Einen Brillantring schickte er sofort an einen Freund nach Zürich. Nach zwei Tagen wurde die Entwendung des Briefes entdeckt, doch hatten die Nachforschungen nach dem Thäier zunächst keinen Erfolg. Gestern lies nun aus dem hiesigen Postamt eine Postkarte aus Zürich an Vautier ein, worin sich der Freund für das wertvolle Geschenk bedankt. Auf diese Weise wurde der Dieb entlarvt. Er gestand den Diebstahl ein, behauptete aber, nur den einen Ring genommen, die übrigen Brillanten aber in den Rhein geworfen zu haben. — (Eine neuentdeckte Kraft.) Aus Lemberg wird der „N. Fr. Pr." geschrieben: Der Erfinder des Telektroskops, Jan Szczepanik, welcher bereits als polnischer Edison gilt, ist aus seinem Geburtsorte Krosno hier eingctroffen und mit seinem Compagnon, dem Wiener Bankier Ludwig Kleinberg, und dem Architekten Franz Habrich aus Haagen (Westfalen) sowie mit dem Professor vr. Ochorowicz aus Warschau zu sammengekommen. Die genannten Herren beabsichtigen, für ihr Unternehmen — die „Gesellschaft für die Verwertung von Neuerungen aus technischem Gebiete" ist bereits gebildet — auch in Lemberg eine Acguisition zu machen. Es handelt sich nämlich um Rychnowskis Entdeckung des elektrischen Fluidums, welche in den Kreisen der deutschen und fran zösischen Occultisten bereits großes Interesse hervorgerusen hat. Rychnvwski ist ein praktisch geschulter Elektrotechniker und Be sitzer eines renommierten mechanischen Institutes in Lemberg; ec beschäftigt sich schon feit längerer Zeit mit der Realisierung n »er Probleme der Physik und will nach langwierigen, mühe vollen Untersuchungen eine neue Kraft, das Elektroid, ent deckt haben, die experimentell zu jeder Zeit erzeugt und demon striert werden kann. Irgend welche Publikation über das von Rychnvwski entdeckte „Elektroid" ist bis jetzt noch nicht cr- chicnen, und das Wesen dieser neu entdeckten Kraft ist vor läufig sür jeden, selbst für den Entdecker ein Geheimnis. Alle Bethätigungen dieser Kraft sollen ihre Stofflichkeit beweisen, und Rychnvwski sieht in derselben ein Fluidum. Da sie durch Elektrolyse erhalten wird und überhaupt mit der Elcllricität am engsten verwandt (aber durchaus nicht identisch) ist, so nannte sie Rychnvwski „Elektroid' oder »elektrisches Fluidum". Elek- tricität und Chemikalien seien aber nur die Hilfsmittel zur Gewinnung des Eleltroids, dessen Wirkungen geradezu über raschend sein sollen. Der Apparat, in welchem durch Elektrolyse das Elektroid erzeugt wird, ist größtenteils verdeckt. Die über raschenden Wirkungen werden folgendermaßen geschildert: Das Fluidum entweiche vollkommen frei nach außen und lasse sich, auch fernwirkend, aus beliebige Objekte hinüberleiten. Das elek trische Fluidum bewirkte Lichtcrscheinungen; bringe man diesem Lichte eine Geißlersche Röhre nahe, so leuchte sie iu fluores zierendem Lichte auf. Das Elektroid bringe ferner photochemische Wirkungen hervor und bewirke, daß verschiedene um ihre Achse leicht bewegliche Gegenstände, wie Glaskugeln am Gestell, ein größerer Globus und auch Bernstein zu rotieren beginnen, wenn man durch einen Kautschukschlauch das Elektroid auf sie richtet. Legt man aus den Ausfluß der Strömung aus eine Unterlage Sand, so werde er wie ein Springbrunnen in die Lust ge schleudert ; bestrahle man Wasser in einem Trichter von oben, so sehe man in demselben einen Wirbel entstehen und cs werde das Wasser nach unten gedrängt. Erfolge die Bestrahlung von unten, so steige das Wasser langsam an den Wänden des Glases empor, bis es überläuft. Elektroid wirke sehr kon servierend ans Substanzen, indem es die säulniserregenden Bakterien töte. Rindfleisch, ausgesetzt einer längeren Be strahlung, trockne nach und nach ei» und werde geruchlos. Metalle und Glas werden durch Elektroid elektrisch geladen. Der Ausfluß des Fluidums wird von einem kühlen Luftzug be gleitet. Bedeckt man den Apparat mit einem Vorhang, so bauscht sich derselbe aus und die Hand, welche ihn berührt, fühlt einen Widerstand; bei der Ausströmung entsteht ein leises, säuselndes Geräusch, und es wird auch ein scharfer, erfrischender Ozongeruch fühlbar. Die Magnetnadel wird durch Annäherung einer geladenen Glasbirne abgelenkt. Wie es heißt, wird die neugebildete Gesellschaft außer der Centralstation in Wien auch eine Filialwcrkstätte in Lemberg errichten. — Der Polizeikommiffar Linster in Brüssel hatte sich mit seiner Frau nach Warelghem bei Cypern begeben, wo seine Schwiegermutter infolge der Brandwunden im Sterben lag. Während ihrer Abwesenheit sollten die drei Kinder im Alter von 10, 12 und 13 Jahren einer Tagelöhnerin zur Obhut an vertraut bleiben. Am andern Vormittag fand man nun die Wärterin mit den ihr anvertrauten drei Kindern durch aus geflossenes Leuchtgas erstickt in ihrem Schlafzimmer vor. Den herbetgerufenen Aerzten gelang es durch Einspritzungen, eines der Kinder am Leben zu erhalten. Dte Wärterin, die das Unglück durch ihre Unvorsichtigkeit verschuldet hat, war verwitwet und hinterläßt vier unmündige Kinder. — Belmont (Dep. Loire), 15. April. Gestern starb hier die unverheiratete Marguerite Chemin im Alter von 114 Jahren. Sie war am 9. Februar 1784 in Cours (Dep. Rhone) geboren und wohnte seit 82 Jahren in Belmont. — * London, 16. April. Gestern abend fand im Hotel Metropole das Jahressestessen des deutschen Hospitals in Dalston statt unter dem Vorsitze des Barons Schroeder und unter Teilnahme der Mitglieder der deutschen und österreichisch ungarischen Botschaft. Die Jahresbeiträge beliefen sich auf 3020 Pfund, darunter 200 Pfund vom Deutschen Kaiser und 50 Pfund von dem Kaiser von Oesterreich. Außerdem wurden 3335 Pfund für besondere Ausgaben gesammelt. (Fortsetzung in der zweitm Beilage.)
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