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Verordnungsblatt der KreiShaupLmannschaft Bautzen zugleich als Konststorialbehörde der Oberlaufitz. Amlsölatt her -lmtShauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und OstriA des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg Organ der Handels« und Gewerbekammer zu Zittau. ? Verantwortlicher Nedakteur Georg G Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und von 3 bis « Uhr), — Fernsprcchansch'.uß Nr, bl. -»er» SM --2* »I« Voupen» Rock ricklen erscheine, mit Ausnahme der Sonn und Festtage, tLgüch abends Preis des »ierteljöh klicken Abonnement« 3 X JnjertlonSgebnhr sllr den Raum einer PetK- Spaltzelle gewöhnlichen Satzes IS'/, in geeigneten Fallen unler Gewährung von Rabat!; Äthern-, Tabellen- und ander« ichwieriger Satz entiprechend teurer, Nachweisgebühr sü, jede Anzeige mch Insertion 20 P,g., sür briettiche AustunstScrlrilung 10 Psg, lund Paria», LV Viur bis früh IO Uhr eingehende Inserate finden nach in dem abends erichetnenden Blatte Aufnahme Inserat« nehmen die Geschäftsstelle des Blanes und die Annoneenbureaus an, desgleichen die Herren Walde in Löbau Staub in W-ib-nberg, Liphilich tn Schirgiswalde, Gustav Krollng in BemstaU Buhr ln tdö i'asbain bel Oitrth Reukner ln Ober-Cunnersdorf und »»n Lindenau In Pulsnitz Rr. 74. Zum 1. April I8S8. Wohin die Blicke des deutschen Volkes am morgigen Tage gerichtet find, wohin aus allen Gegenden des deut schen Vaterlandes morgen Tausende von Glück- und Segens- wünschen zusammenfließen und zahlreiche Gaben dem Ge fühl innigen Dankes Ausdruck verleihen, das brauchen wir unseren Lesern nicht erst zu sagen. Es ist die alte, ehr- würdige, vom Sturm der Zeit schier entblätterte und doch noch kräftige Eiche im Sachsenwald, um welche am morgigen Tage die dankbare Liebe des deutschen Volkes wieder aufs neue den grünen Ehrenkranz flicht, es ist der unvergeßliche Gründer des neuen Deutschen Reiches, der Schmied der deutschen Einigkeit, dem morgen die Herzen zujubelnd ent gegenschlagen; es ist Fürst Bismarck, unser Bismarck, dessen 83. Geburtstag wir morgen feiern. 83 Zahre — ein langer Zeitraum für ein Menschen leben, den zu erfüllen nur wenigen Sterblichen vergönnt ist, aber mit jedem Jahre steigert sich die Freude und der Dank gegen Gott, daß es uns vergönnt ist, diesen Tag noch zu feiern; und wenn es in dem verflossenen Jahre Tage gab, in denen uns die bange Sorge erfüllte, daß uns auch dieser letzte der Paladine Wilhelms des Großen bald genommen werden könnte, so wollen wir umso froher und dankbarer darüber sein, daß wir ihn noch lebend in unserer Mitte wissen. Welch großes inhaltsreiches Stück deutscher Geschichte schließen doch diese 83 Jahre in sich! Noch war die Schlacht von Waterloo nicht geschlagen, noch zitterte Europa vor dem wieder erwachten Löwen des Thales (Napoleon 1.), der am 1. März die Insel Elba verlassen und Frankreichs Küste betreten hatte, noch hatte das auf der Wahlstatt zu Leipzig vergossene Blut nicht genügt, die Fürsten und Völker Deutschlands zu einer Einheit zusammenzuschweißen, da hatte der Allmächtige, der die Geschicke der Völker wie der einzelnen Menschen in seiner gewaltigen Hand hat, bereits die Rüstzeuge geschaffen, welche die deutsche Nation zu Ruhm und Einigkeit führen sollten. Daß unter ihnen Otto von Bismarck eins der auserwähltesten war, wer wollte es leugnen? Aber noch mußten Jahrzehnte vergehen, in denen die Geschichte Deutschlands sich mühsam in wurmartigen Krümmungen fortwand, noch mußte das Band des Ver trauens zwischen Fürst und Volk durch unheilvolle Stürme, deren traurige Erinnerung der vorige Monat aufleben ließ, erst aufs tiefste erschüttert werden, um sich von neuem desto fester zu knüpfen, ehe die Stunde schlug, da die viel besungene, längst erträumte Herrlichkeit des Deutschen Reiches ihr Auferstehen feiern konnte. So werden in der Regel mitten in der Zeit der Not die Männer ge boren und die Werkzeuge geschaffen, die von der Vorsehung bestimmt sind, oft nach langer Zeit der Verborgenheit, ja Verkennung, zu gegebener Zeit hervorzutreten, um das zu verwirklichen, was im Plane der Weltregierung und im Schoße der Vergangenheit bereits keimartig vorhanden war. Sache der Geschichtsschreibung, noch mehr aber der Bio graphie wird es sein, den geheimnisvollen Spuren nachzu gehen, wie Bismarck zu dem geworden ist, was er uns gewesen; aber das Tiefste und Zarteste dabei wird immer ein undurchdringliches Geheimnis bleiben, gerade so wie bei der Entwickelung der Pflanze, wo auch niemand sagen und sehen kann, wie sie wächst, sondern nur, daß sie ge- wachsen ist. Wir aber freuen uns, daß er nach Gottes gnädigem Willen mit das meiste dazu beigetragrn hat, daß das jahr hundertlange Sehnen der Deutschen nach Wiederaufrichtung des Reiches endlich in Erfüllung gegangen ist. Wir be grüßen und verehren in ihm die lebendige Verkörperung des deutschen Einheitsgedankens, der nationalen Kraft und Größe unseres Volkes. Gegenüber dieser einen Großthat feines Lebens muß alles in den Hintergrund treten, was hie und da an seiner Persönlichkeit bemängelt werden könnte. Auch die größten Männer sind ja nicht in allen Stücken groß; auch an der stärksten Eiche setzen sich Moos und Flechten an und w» viel Licht ist, da kann der Schatten auch nicht fehlen. So ist auch Bismarck, wie er es immer war, wohl auch heute noch der »bestgehaßte Mann' im Deutschen Reiche. Die aber heute grollend zur Seite stehen, sie sind nicht das deutsche Volk. Das deutsche Volk jauchzt feinem Altreichskanzler zu, wie Sturmwind durchweht ganz Deutschland das Gefühl der Dankbarkeit, und Segens wünsche sür ihn ertönen brausend überall, wo nationales Bewußtsein vorhanden ist. Ein Strom von Ehrengaben fließt morgen tn Friedrichs» ruh zusammen, aber das beste Angebinde zu seinem Ge burtstage, das wir ihm darbringen können, ist: die Liebe Donnerstag, den 31. März, abends. zum neugeeinten Vaterlande, die Weiterarbeit an seinem Werke, das treue Festhalten an Kaiser und Reich, mit einem Worte: die deutsche Gesinnung. Wenn das unser fester Entschluß ist, das Banner hoch zu halten, das der Greis im Sachsenwalde einst so freudig der deutschen Nation vorangctragen hat, dann dürfen wir sagen, daß wir wahre Verehrer Bismarcks, zugleich aber auch wahre Pa- trioten und treue Söhne unseres teuren deutschen Vaterlandes sind, dann dürfen wir sicher sein, daß wir ihm selbst die größte Frende bereiten zu semem Ehrentage. Und wenn der Reichstag der ihm einst an seinem 80. Geburtstag schnöde den Glückwunsch versagte, ihm jetzt das Flotten gesetz gleichsam als Geschenk auf den Geburtstagstisch legt, damit eine weitere Phase in der Entwickelung des Reiches bezeichnend, so ist ihm solch eine That sicher mehr wert, als noch so hohe Worte. Wenn sich der BiSmarcksche Geist in solchen Thaten Bahn bricht und unser ganzes Volk immer mehr durchdringt, der Geist der Vaterlands liebe, dem kein Opfer zu groß ist, del Geist echter mon archischer Gesinnung, der Geist des rechten Goitvertrauens, das keine Menschenfurcht kennt, — dann werden auch die Stürme gnädig vorübergehen, die uns jetzt umtosen, und in Aeonen wird bestehen, was einst mit seinem Kaiserlichen Herrn und den verbündeten Fürsten der große Reichsbau- meistcr so schön und stattlich erbaut hat: Das Deutsche Reich! Kl. Zum 83. Geburtstage des Fürsten Bismarck. Gen Friedrichsruhe wenden sich die Blicke, Nun wieder naht der Erste des April. — Der einst gestaltet seines Volks Geschicke, Ruht aus und um ihn ist es ernst und still. Dort unter mark'gen Eichen, schlanken Föhren. In Waldesrauschen und in Tannendust, Sucht er Genesung in der Lcnzcsluft; Kein Jubellaut soll seine Ruhe stören. Aus besten Riesenhaupte kühn entsprungen, Wonach die Väter sehnend ausgeschaut. Der seines Volkes Einigkeit errungen Und einen Thron dem Reiche aufgebaut, Aus besten Wort mit staunender Erregung Europa, sa der Erdkreis stumm gelauscht — Er ruht nun aus, vom Sachsenwald umrauscht; DaS treue Volk cmpfindct's mit Bewegung. Ob er auch ruht, der Deutschland neugcstaltet, So wirkt doch sort sein starker, kühner Geist; Denn was das Reich an frischer Kraft entfaltet, Was sich als zielbewutzt und groß erweist, Was, vom Bewußtsein inn'rcr Kraft getragen, Uns an die Zeit des großen Kanzlers mahnt — Das ist in seinem Sinn und Geist geplant; Ein Nachklang ist's aus Bismarcks großen Tagen. Das weiß das deutsche Volk und des gedenkt eS, Und dankerfüllt grüßt es den heut'gen Tag; An seinem großen, greisen Kanzler hängt es Bis zu des Herzens allerletztem Schlag. Des Volkes Liebe möge dir verklären Den Abend deines Lebens, teurer Greis! Und die Gebete, wie sie fromm und heiß Das Herz bewegen, wolle Gott gewähren! E. 4. (Eingesandt.) Dem einsamen Gratzen. Zu« 1. April 1898. Es tönt in jedem Jahr dir wieder Begeistrungsvoll derselbe Sang, Dieselben dankerfüllten Lieder, Sie feiern dich dein Leben lang. Dein teures Leben, das Gefahren Noch jüngst so schwer und ernst bedroht. Daß wir voll Gram und Kummer waren, Es könnt' dich rauben unS der Tod. O, das nur glauben, dich verliere», Macht jedem deutschen Herzen Qual; Uns wüsten Zeichen überführen Und Wunder, ohne Maß und Zahl. Ein solches hat dir Gott erwiesen, In deines stolzen Körpers Kraft; Möchtst d« Gesundheit nun genieße», Die Wohlthat all', die sie nur schafft. — Mir träumte, Wotan bracht' unS Kunde; „Ob sorgend auch manch Auge thränt, Dem Helden mein schlägt erst die Stunde, Aerm E r sich nach Walhalla sehnt. 1898. 1^««««—M«W-W»WW Was ihm die Welt auch mag gewähren, Der Erdenlohn ist viel zu klein; Die Größe kann mit Himmels-Ehren, Bei mir nur voll gewürdigt sein!' — Beseligt gab ich mich zufrieden: O, bleib von Götterhuld beglückt, Indes dir Lieb' und Treu' hienieden, Noch lang den Pfad mit Blumen schmückt. A. Goepel. Neueste Telegraphische Korrespondenz. Wien, 30. März, abends. Im Abgeordnetenhause stand heute auf der Tagesordnung die Debatte über die Notstands-Dringlichkeitsanträge. Abg. Schönerer griff in dieser Debatttc die deusche Fortschrittspariei an; er be hauptet, daß diese Parteien dem Ministerpräsidenten v. Gautsch zugesichcrt hätten, keine Mintsteranklage wegen der Sprachen- Verordnungen Gautschs cinzubringen. Der deutsch-fortschrittliche Abg. Groß bezeichnete die Behauptung Schönerers als gänzlich erfunden. Abg. Kayser (deutsch-volllich) erklärte, daß diese Be hauptungen auf boshaftem Gerede beruhen und jeder Grund lage entbehren. Redner svrach sein Bedauern darüber aus, daß Schönerer gegen die Gemeinbürgschaft der Deutschen aus getreten sei und sagte, seine Partei werde dieselbe Haltung ein nehmen wie bisher und erklärte, daß keine wie immer zusammen gesetzte Regierung aus parlamentarischem Wege etwas erreiche» werde, bevor die Sprachcnverordnungcn ausgehoben seien. Redner sagte, der sei ein elender Deutscher, der die deutsche Einigkeit störe. Unter fortwährenden Schmährusen seitens Schönerers gegen die Linke und gegen den Abg. Lueger be zeichnete Kayser die Behauptungen Schönerers als verleum derische. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen links.) Die Schöncrianer Türk und Kittel polemisierten gegen den Ab geordneten Kayser. Kittel behauptete, er habe von Steinwender gehört, daß die deutschen Parteien in einer Besprechung mit dem Ministerpräsidenten v. Gautsch erklärt hätten, mit den neuen Sprachenverordnungen nicht formell aber materiell einverstanden zu sein. (Widerspruch links.) Abg. Steinwender erklärte, er habe gerade das Gegenteil gesagt, nämlich, daß sein Partei mcritorisch nicht einverstanden war. Steinwender warf Schönerer .Lüge" vor. Abg. Funke erklärte namens seiner Partei, daß die Mitteilung Schönerers unrichtig sei; seine Partei habe be schlosten, gegen Gautsch keine Anklage zu erheben, und zwar nach restlicher Uebcrlegung. Seine Partei sordere die Auf hebung der Sprachenverordnungen, verwahre sich aber gegen eine Diktatur. Abg. Wolf griff die deutschen Parteien sowie Lueger an, von dem er behauptete, derselbe habe versprochen, die Deutsch-Nationalen in Wien zu bekämpfen. Es sei dies geradezu ein Zwist, welcher zur Schaffung einer wahren Volks partei führen müsse. (Betsall bet den Schöncrtanern.) Lueger erklärte, er verstehe unter Gemekubürgschaft der Deut schen dke Unterordnung dec Einzelnen unter die Gesamtheit. Redner bezeichnete die Behauptung Wolffs, betreffend die Be- kämpsung der Deutsch Nationalen, als bewußte Lüge und er klärte, er sei ein guter Deutscher, aber auch ein guter Oester- reicher. Er bekämpfe jene Tendenz, welche das Oesterreicher- tum abstrelse. (Beifall bei den Christlich-Socialen.) Schücker wies entschieden die Behauptung Wolfs bezüglich der Fort schrittspartei zurück und bezeichnete die Haltung derselben als korrekt und den Interessen der deutschen Bevölkerung ent sprechend. Sämtliche Notstandsanträge wurden schließlich dem Budgetausschusse zugewiesen. Die Verhandlung wurde sodan» abgebrochen. — Die in sämtlichen Wiener Bezirken vor- gcnommenen Gemeinderatswahlen im ersten Wahl körper ergaben die Wahl von 29 Deutsch-Fortschrittlern und 17 Chcistlich-Socialen. Die Deutsch-Fortschrittler gewannen einen Sitz. Budapest, 30. März, abends. Im Abgeordneten» Hause beantwortete Ministerpräsident Baron Banffy die Interpellation Koffuths, auf welche Rechtsgrundlage bist Regierung ihre Angriffe gegen die Preßfreiheit, die Ver sammlungsfreiheit und die persönliche Freiheit stütze, in dem er es überhaupt in Abrede stellte, daß die Regierung etwas derartiges unternehme. Er begründete sodann ein gehend die Verfügungen, welche die Regierung in der jüngsten Zeit in dieser Frage getroffen habe. Was zu- nächst die Preßfrage betreffe, so werde jetzt nur eine Prä» eise Durchführung deS in dem Gesetze vom Jahre 1848 angeordneten Verfahrens angestrebt. Es gebe kein schwarzes Kabinett, wohl aber würden Postpakete und Kreuzbandsendungen überwacht, damit etwaige aufreizende Druckschriften mit Beschlag belegt werden könnten. Die gegen die Vereine und Versammlungen erlassenen Verord nungen seien nötig geworden, weil die bisherigen Verfüg ungen der Sanktion entbehrten. Wenn die Regierung ferner im Zntereffr der Sicherheit der Persou und des Der-