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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.07.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280703025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928070302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928070302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-03
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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Ar. Z10 Seile 2 Dienst«,. S. J»N 112« — «Lresdaer Aachrichten" — Englisches Lob deutscher Sluglelstungen. Ae-e des DizeluslmarschaUs. vonbo». ü. Juli. Am Montag gad dt« Union der vier »rischen Provinzen den gegenwärtig tn London weilend«» Ozeanfltegern im Hotel Eeetl «tn Festbankett. «l» Vertreter der britischen Regierung war der vizeluftmarschall vran» k e r erschienen. vranker wies tn seiner Rede auf die grob« Leistung der drei Flieger hin und betonte, daß man in diesem Seift« fort fahren solle, die Flugtechntk für friedlich« anstatt wertzer störende Errungenschaften zu verwerten. Btxle versuche seien unternommen worden, den Atlantischen Ozean in ostwestlicher Richtung zu überfliegen, aber alle diese versuche seien ge wissermaßen als Husarenstücke behandelt worden. Rur die Deutschen Hütten von Anfang an eine Ausnahme gemacht. von Anfang an arbeiteten sie zielbewußt und mit vorbedacht an der Durchführung des Planes, um dem Gedanken einer wirtschaftlichen Erschließung des Ozeans mit dem Flugzeug wirkliche Diensie zu leisten. Die deutsche Verkehrsfliegerei nehme die erste --teile in der Welt ei». Er habe schon srllh- zeitig und anfangs gegen erhebliche Widerstände ans eine Zusammenarbeit der britischen »>it der deutschen Verkebrssliegerei hingcarbeitet, die dann auch zu einem llebereinkomme» geführt habe. Heute flögen die Flug, zeuge von Berlin »ach London und von London nach Berlin, als habe cs nie einen Streit zwischen beiden Nationen ge geben, Möge diese, so schloß Branker. dem Frieden dienende Tat der drei Flieger dazu beitragen, völkerversühnend zu wirken. ri-el beleiligl sich an -er Nellung -er Nobile-Expe-ition. Rom. 3. Juli. Nach einem von zuständiger Stelle mit geteilten Funkipruch der „ Eitta d i M i l a n o " ist die draht lose Verbindung mit der Gruppe Viglieri wesentlich b e' «»worden. Dt« Truppe »,findet sich heut« 80 Grad 2« Minuten nördlich« vrett«. SS «rab 00 Minuten östlicher Läng« »on Greenwich. Infolge de» «inten» der remperatur b«ste-t wieder dt« Möglichkeit einer Landung / ü ' EPpa r a t e. Gestern früh »ersuchten die schwedischen Flugzeug«, die ihren Standort in der Htnlopen- «trabe haben, über da» Lager der Grupp« viglieri zu fliegen, aber sie wurde» durch Nebel daran gehindert. Da- gegen gelang es ihnen, die Verbindung mit den beiden Mit- gliedern de- Alpenklubs herzuftellen. Die Apparat« Lars« nS und Lützow Holms werden an Bord der »Hobby* ge- bracht, um an der Suche nach der „Latham* tetlzunehmen. Der Eisbrecher „Krasstn* befindet sich jetzt tm Kanal zwischen den Sieben Inseln und der Insel Soreöby. wo er sehr aus- gedehntes und festes Packeis gngctroffen hat. Er arbeitet sich mit einiger Schwierigkeit vorwärt«. Etn von Deutsch land gemachtes Angebot zweier Spezial» apparatc, die mit Gleitknien versehen sind und aus einer Fläche von weniger als SO Meter «nsdehnung lande» könne», hat man dankbar angenommen. Außerdem hat der be kannte deutsche Flieger Udet seine Mitarbeit »»d di« seines besonders ausgebildeten Personals zur «erfttgnng gestellt Die Lundborg-Gruppe bereils gerettet? Oslo, 3. Juli. Hier ist das Gerücht verbreitet, daß cd dem russischen Eisbrecher .Krassin* gelungen sein soll, die Lundborg-Grnppe zu retten. Eine Bestätigung liegt jedoch noch nicht vor. Bekannt ist nur, daß der Eisbrecher sich durch 3 Meter dickes Eis in Richtung auf das Lager hindurch- arbeitet und »ach seiner letzten Standortangabe sich etwa 800 Seemeilen von Nobiles Lager entfernt befand. Der an Bord des Eisbrechers befindliche Flieger Tschuschnowski hat die Absicht, anch nach den anderen beiden Gruppen Nach- sorschnngcn anzustellen. Rückzug Seipels vor Mussolini. „Südtirol eine inneritalienische Angelegenheit!" Nom, 3. Juli. Um dieherzlichen Beziehungen, die vor den Kundgebungen für Oberetsch in Oesterreich zwischen den beiden Regierungen bestanden, wieder herbeizusühren. fand zwischen Ministerpräsident Mussolini und Bundeskanzler Seipel ein Botschaften Wechsel statt, worin der Bundeskanzler seststellt, daß es sich sür die Bundesregierung in dieser Lache um eine rein kulturelle Angelegen heit gehandelt habe. Der Bundeskanzler hat dabei erklärt, daß er nie ausgehört habe, die südtiroler Frage als eine rein innere italienische Angelegenheit s!s zu betrachten, und daß die italienischen Staatsbürger deutscher Nationalität ihre Wünsche und Einwendungen nur an Italien senden müssen. Der Kanzler erklärte weiter, daß die ver antwortlichen Persönlichkeiten Oesterreichs immer daraus bedacht waren, sich nicht in die inneren politischen Angelegcn- hciten Italiens cinznmischen, «nd daß sie anch I» Zukunft diese Richtlinien cinhalten werben. Diese Persönlichkeiten hätten nie an antiitalicnischen Agitationen tcilgenommcn und sie anch nicht ermutigt. Wenn unverantwortliche Elemente diesen Weg einschlagen werden, werde die Bundesregierung mit allen ihr im Rahmen der Gesetze zur Verfügung stehende» Mitteln dem entgegentreten. Infolge dieses Notenwechsels hat Ministerpräsident Mussolini verfügt, daß der italienische Gesandte in Wien, Eommendatore Amriti auf seinen Wiener Posten zurück kehrt. jWTB.) Pariser Flollenbegeislerung. «20 neue Kriegsschiffe. Paris, 3. Juli. Staatspräsident Doumergue nimmt zu sammen mit dem Marineminster in Le Havre die Flvttenparade ab. In einer Borbetrachluug zur Flottenparad,- rühmt das „Echo de Paris" den Wiederaufbau der sranzösischcu Flotte und stellt in diesem Zusammenhang fest, daß seit dem Jahre >020 120 Kriegsschiffe mit einem Gesamttonnengehalt von 200 000 Tonnen gebaut oder aus Kiel gelegt wurden. Ende 1927 waren mehr als 50 000 Tonnen Kriegsschiffe bereits probe- fertig und mehr als 120 000 Tonnen lagen aus Kiel. Im gleichen Jahre wurden 20 alte Kriegsschiffe außer Dienst ge stellt. Die Gesamttonnage der im Dienst stehenden französi schen Kriegsschissc sür 1928 beträgt 500 000 Tonnen. Der „Excelsio r" veröffentlicht ans Anlaß der Flotten schau eine Unterredung mit dem Mariueminister Lengues über den Wiederaufbau der französischen Flotte. Lengues erklärte u. a., zum ersten Male seit dem Ende der Feindselig keiten sind 80 Kriegsschiffe und 50 Marineflugzeuge im Kanal zusammengezogen. Die Flottenschau ist die Bekundung des Wiederaufbaus. Während des ganzen 19. Jahrhunderts hat Frankreich die zweite Stelle unter den Marinemächten der Welt innegehabt. Die französische Flotte von 1011 kam aber hinter den Flotten Englands und Deutschlands. Die Lage nach dem Kriege war kritisch. Sehr viele fremde Nationen und Kolonien sahen französische Kriegsschiffe seit 1014 nicht mehr. Tie von Frankreich befolgte F l o t t e n p o l i t i k hat nun mehr die Lage geändert. Ein -eulscher Siudenk im Elsah verhaftet. Karlsruhe. 3. Juli. Anläßlich der Kirchweih in Lauter- bürg im Elsaß war für die Umgebung bis zu 20 Kilometer der Bisumzwang aufgehoben worden. Eine Studentenverbindung der hiesigen Technischen Hochschule benutzte die Gelegenheit, einer alten Gepflogenheit aus der Borkriegszeit gemäß, einem Gedenkstein in Lantcrburg einen Besuch abzustatten. Mehrere Gendarmen kontrollierten die Papiere der Studenten und fanden dabei, daß einer der Studenten aus Karlsruhe, der in Mülhausen geboren ist. wegen Fahnenflucht steckbrieflich gesucht wird. Der Ltndcnt wurde sofort ver haftet und in eine Kaserne nach Nancy ttbergcstthrt. Das „Karlsruher Tageblatt" bemerkt dazu, daß die Ver haftung in keiner Weise gerechtfertigt sei, da der Student nach dem Jahre 1870 im Elsaß geboren und sein Vater preußischer Beamter gewesen ist. Dieser habe sich mit einer Alteisässerin aus Mülhausen verheiratet. (WTB! Ein britischer Kreuzer gestran-ek. Halifax iNcuschottlaud), 8. Juli. Der britische Kreuzer „Dauntleß* >4850 Tonnen« ist innerhalb der Hafeneinfahrt im Nebel auf eine Landbank ausgelaufen. Verluste an Men schenleben sind nicht eingctrcten. vier Stunden nach dem Unfall gab der Befehlshaber des Kreuzers Befehl zum ver lassen des Schisses. Er erteilte auch allen um den Kreuzer versammelten Schissen die Weisung, sich sernzuhaltcn. da die Gefahr besteht, daß der Kreuzer auseinanderbricht. Die auS 425 Mann bestehende Besatzung wurde mit ihrem persönlichen Eigentum auf Rettungsboote gebracht Sertllches und SLchstfche». Berit« zur Förderung von Fuaeud- erholungsheimen tm Freistaat S«chsea e.D. Der Verein hielt sein« Hauptversammlung t« Dresden ab. Lr ist aus Anregung de» La«de»a»»fch»fse» Sachsen der Jugendverbünb« ^V. gleichzeitig mit der Gesellschaft Sächsischer Jugenderholnngdhetm« im vor. jahre gegründet worben und hat den Zweck, all« die Krets« zusammenzusassen, dt« durch einen jährlichen Beitrag da» Werk der Gesellschaft, also die Irrichtung und Unter. Haltung von Erholungsheimen sür die werk, tätige Jugend tn Sachsen unterstützen wolle«, aber nicht tn der Lage sind, sich mit einem Geschäftsanteil an der Ge- sellschaft selbst zu beteiligen. Der Verein gehört der Gesell, schast Sächsischer JugenderholungShetme an. Sein Vor- sitzender, Stadtrat Kirchhof lDreSben!, ist AussichtSratömst. glicd der Gesellschaft. — In der Hauptversammlung erstattete der Vorsitzende de» Jahresbericht und wie« darauf hi», das, eine intensive Werbearbeit entfaltet werden müsse, damit der Verein seinen Aufgaben gerecht werden könne. Der fort, schreitende van des JugenderholungshetmeS Ottendorf bet Sebnth. zu dem der Grundstein am 37. Juni gelegt wurde, biete dazu die beste Gelegenheit. Der Verein wendet sich vornehmlich an Gemeinden, Krankenkasse», Ge werkschaften, Jugendvcreine, Berufsschulen, kurz alle Körper- schäften und Kreise, denen am Heranwachsen etner gesunden Jugend gelegen Ist. Für körperschaftliche Mitglieder ist der Mindcstjahresbettrag ans 20 Reichsmark festgesetzt, während Einzelmitglieder mindestens 5 Reichsmark tm Jahr zu zahle» haben. Es ist geplant, in allernächster Zeit ein Werbeblatt herauszubrtngen, das von der Geschäftsstelle de» Vereins, Dresden-A., Amalienstraße 0. II.. Fernsprecher 38037, zu Werbezwecken abgegeben wird. Die Hauptversammlung ge. nchmigte den Geschäfts- und Kassenbericht, bestätigte die bis. hertgen Vorstandsmitglieder erneut tn ihren Aemtern und nahm einen ausführlichen Bericht Uber die Arbeit der Gesell schaft Sächsischer JugenderholungSheime und den Bau des Ottendorfer Heimes entgegen. —* 99 Jahr« alt! Am 4. Juli vollendet der Kantor I. R. und älteste Lehrer von Sachsen Karl Julius Oertel tn Quasnitz bet Leipzig sein 00. Lebensjahr. Der greise Lehrer entstammt einem alten Schulmcistergeschlecht, das bereits im 18. Jahrhundert ans dem mcrseburgischen Kreise in die Leipziger Gegend kam. —* Todcssall. Am Sonntag verschieb nach langem Leiden Negierungsrat a. D. Karl Friedrich Haustein. Am 13. Mai 1858 in Frohburg geboren, begann er seinen Dienst bet der Bauverivaltung Meißen, trat dann in den Dienst der Berwaltuug der damaligen Generaldtrcktton der Sächsischen Ttaatsetsenbahu über und war bet der Veretnsachungs- vrgauisativu im Jahre 1808 beteiligt. Zur gleichen Zeit wurde er dem Revisionöbürv zugcteilt und hat seit 1. August 1011 die Hauptkasse geleitet. Am 1. Dezember 1023 trat der Berstorbene als Regterungsrat in den Ruhestand. Er war seinem Personal ein fürsorglicher Vorgesetzter, ist auch längere Zeit Vorsitzender der Eiscnbahnerspar» und DarlehnSkasse Dresden gewesen und ist durch Errichtung der Haustein- Stiftung geehrt worben. — Die Einäscherung findet am Mitt woch mittag 1 Uhr tm Krematorium Tolkewitz statt. —* Straßenbahn-Nachrichten. Nachtwagenumleikung tn der Nacht zum 4. Juli vvn 1 bis 5 llhr: Linie 3 zwischen Fürstenstraße und Tchillerplatz über Älasewitzer und Residenz strabe. —* Spartätigkeit im Monat Mai 19S8. Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes betragen bei den 851 sächsische» Sparkassen im Monat Mai die Einzahlungen 31750010 Reichs mark und die Rückzahlungen 13 300 478 Reichsmark. ES eögibt sich somit ein Einzahl ungsüber schuß von 8 880 541 Reichsmark. Das Einlegerguthabcn einschließlich der bisher berechneten Zinsen war Ende Mai aus 874 873 460 Reichsmark angewachse». ^ ^ ^'O77O 5C«U0kir7 virk80kU, V/k!.l.57kk55L 14 Aerzlekag in Danzig. Der 47. Deutsche Aerztetag wurde am Sonntag in Danzig feierlich eröffnet, nachdem schon in den Vortagen mehrere geschlossene Versammlungen des Verbandes der Aerzte Deutschlands voransgegangen waren. Ais Vertreter des Deutschen Reiches erschien Generalkonsul v. T h e r m a n n. Ter Vorsitzende des Deutschen Aerztevereinsbundes, Geh. Sanitätsrak Tr. Stander, führte in seiner Begrüßungs rede programmatisch aus: „Die Aerzte fordern das Recht der Mitbcratung und der Mitarbeit in Sozialpolitik und Gesund- heitssürsvrge. Sie verlangen die Herausnahme des Arztes aus der Reichsgewerbevrdnung. Sie verlangen eine Neu ordnung des Aerztercchtes. Sie verlangen schließlich die gesetz mäßige Festlegung des Rechtes jedes Kranken auf den Arzt seines Vertrauens." — Unter den folgenden Rednern befanden sich Ministerialrat Taute vom NeichSministerium des In nern. Geh. Rat Herz au aus dem Präsidium des vorläufigen Ncichswirtschastsrates und Geh. Rat B e y e r s d ü r f f e r als Vertreter der ärztlichen Mitglieder der deutschen Parlamente. Die Tanziger Aerztctagung war nicht nur von grober Innigkeit sür das abgetrenute Danzig erfüllt, sondern von wichtiger, wesentlicher Arbeit des Ausbaues »nd FestigenS. Die Fvroernngen und Beschlüsse zeigten den Zielwillen der Mediziner. Der Reichstag wird sie zu Gehör bekommen. Als eine der wichtigsten Forderungen ist die Herausnahme des Mediziners auS der Reichsgewerbeordnung hervorzuheben. Der Acrztesland ist ein freier Berus, kein Gewerbe! Aus diese Feststclluna wurde der Hanptwert gelegt. Wichtig sodann ist der Erlaß einer deutschen Neichsärztcordnung. die Bildung einer denlschen Aerztekammer, die verantwortliche Mitarbeit auch in der Lpezialgesetzgebnng. das Recht der Selbstverwal- tnna >n ihr, endlich die gesetzliche Verpflichtung jedes deutschen Arztes, dieser neuen Acrzte-Lrdnung zu unterstehen. Ter Aerztcberns ist übersüllt. Der Staat bedarf, mehr denn je. eines innerlich und moralisch aesunden. znm Dienste hoher Pflichten erzogenen, wisscinchastlich wie ethisch hochstehenden Aerztestandes. er muß also anch daraus bedacht sein, den Arzt wirtichastUch sicherzustellen. Endlich muß das Vertrauen des Volkes, dem doch der Arzt auf Grund seines Wissens und Bildungsganges dienen will, gewahrt werden. Die Forderung gebt dahin, das aeievlich feststehende Recht eines jeden Kranken aus den Arzt seines Vertrauens zu erlangen, die freie Arzt wahl also! Dieken Hauvtwüm'chen der Deutschen Aerztctagung gegen über ballen die wissenschaftlichen Vorträae nicht eben so sehr das AOgeweininiercne. Tie Themata, gewiß bedeutend für de» "nie». waren in erster Linie doch sür den Fachmann be stimmt. Zu lernen gab es sür den Außenstehenden trotz dem viel. Diesmal beschäftigte man sich mit den Gefahren der Rauschgifte sür bas deutsche Volk und ihre Bekämpfung. Ein ganz aktuelles Thema, das von den Berichterstattern Pro fessor Dr. Gaupp, Tübingen, und dem Berliner Geh. Rcgte- rnngsrat Professor Dr. R o st unter Anführung vieler Tat sachen sehr sachkundig behandelt wurde. — SanitätSrat Dr. Richter. Zeitz, beschäftigte sich mit der Schildersragen-An- gelegenheit. die sür die Fachärzte von besonderer Wichtigkeit mar. — Beiträge zum unerschöpflichen Thema des ärzt lichen Berufsgeheimnisses gaben Sanitätsrat Dr. Vollmann, Berlin, und der Leipziger Oberreichsanwalt Dr. Ebermayer. „Der Arzt als Gutachter" lBe- richerstatter: Tr. Bundt aus Stettin und Dr. de Rary ans Frankfurt a. M.! und „Richtlinien sür die Ab grenzung der Inneren Medizin und der Kinderkrankheiten" lvon SanitätSrat Tr. Reimers, Wandsbeck vorgetragen! lauteten die übrigen Vorträge, die sämtlich Aufschlußreiches boten und die medizinische Anschau ung vertiefen halsen. Kunst und Wissenschaft. Gastspiel der Berliner Böller-Bühnen. Die geheiligten Räume des Staatlichen Schauspielhauses sind während der Theaterfcrien mietweise etner Gruppe von Mitgliedern der Berliner Rotter-Bühnen unter der Leitung von Hans Lüpschütz und Curt Lerch überlassen worden. Für die Eröffnungsvorstellung am Montag hatten die Berliner Gäste ein sür Dresden neues Lustspiel in drei Akten: „Stiefmama" von Ludwig Htrschfeld und Paul Frank, gewählt, etn Stück von so ausgeprägt Wiener Sinnesart, baß ihm eigentlich Gewalt angetan wird, wenn man ihm in Sprach, und Darstellungsiveisc sein Lokalgcwand auszieht. Zum mindesten treten in diesem Falle seine Blößen viel offener zutage. Und an solchen Blößen lst kein Mangel. Vor allem ist die Grundidee, daß eine lebenslustige Frau von hm-zig Jahren ihre bereits dem Backfischälter ent- wachsen« Tochter aus ihrer Nähe zu verbannen und — als dies nicht mehr angängig ist — zu verleugnen sucht, nicht gerade neu. Neu ist höchstens die Nuance, daß sie die ihr gefährliche Tochter als dasKind ihres wesentlich älteren zweiten Gatten lvom ersten ist sie geschieben! ausgibt: als „Stief- mama" ihrer Tochter kann man sie ja sür viel jünger halte», als sie ist. Diese neue Nuance hat mir den Nachteil, daß sie recht »»wahrscheinlich ist,- denn der im wirklichen Leben ja nicht z» verschweigende Name des Mädchens sagt ja aller Welt, wer ihr eigentlicher Vater ist. Recht wenig glaubhaft ist anch der Umstand, baß der verflossene erste Gatte der „Stiesmama", also der wirkliche Vater der bildhübschen Lena, im Hanse seines Ehenachfolgers so selbstverständlich und ge- inütlich ein und aus geht, als gehöre er mit zur Familie, und daß der zweite Gatte, der für Lenas Vater ausgegeben ivird, der ihm untergeschobenen Tochter einen Heiratsantrag macht. Man sieht, es handelt sich um eine recht verzwickte Fa- inilicnverhültntsse. Selbstverständlich wird die vom Vater Nummer 2 cingebrvckte Licbessuppe (siehe Hciratsantragü nicht sv heiß gegessen, wie sie gekocht wurde. Als Retter aus der vertrackten Familienafsäre erscheint der ebenso schneidige wie leicht entflammbare Bob Gärtner auf der Bildslächc, der zwar zunächst der „Stiefmama" auf Leben und Tod den Hos macht und der sogar schon zwei Schlafwagen karten für eine Entführung der Mama nach dem Lido bestellt hat, der es aber schließlich vorzieht, lieber eine dauerhaftere Reise fürs Leben mit der Tochter Lena anzutreten, statt mit der Mutter durch- znbrennen. Die nun einmal bestellten Schlafwagenplätze für die italienische Reise werden ble wieder ausgesöhnten Eltern benutzen, die resignierend begriffen haben, daß es eine Torheit ist. sich jünger machen zu wollen, als man ist. Das In einem Wiener Stück obligate Wiener Gemüt repräsentiert der Gatte Nummer 1. der einige recht nett klingende lebens- kluge Sentenzen in den Dialog wirft, tm übrigen aber als ein halber Trottel durch alle drei Akte des Stückes läuft. Der Dialog ist überhaupt das Beste an der ganzen „Stiefmama"- Komödie: und wenn man sich dieses teils behagliche, teils para doxe. teils witzig plänkelnde Geplauder — man kennt ja Ludwig Hirschfclds munter tänzelnde Feder — vollends Im Wiener Dialekt mit Wiener Letchtblütigkett vorgetrage» denkt, so kann man recht wohl an eine starke Helterkettöwir- knng dieses „Lustspiels", das aber nur ein Schwank ist, glauben. Aber auch die von der Donau an die Spree verpflanzte „Stiefmama" fand im Dresdner Schauspielhaus ihr dankbares Publikum. Das hatte seinen Grund ganz besonders tn der säst- und kraftvollen Menschenzelchnung der Tttelflgur durch Haust Arnstadt. Man kennt die anss Ganze gehende, an AnSdrlicksiilittcln fauch a» derberen! nicht sparende Dar- stcNnllgsart dieser Künstlerin von früher her. Gerade dies« mal aber deckt sich ihre persönliche Veranlagung mit den vorailssctzilngei, der Rolle so glücklich, daß sie mit ihrer ver blüffend echten Verkörperung einer alternden Frau, dt« sich durchaus jung und begehrenswert erhalten will, das ganzi Stück trägt. Ihre Mitspieler tun brav ihre Schuldigkeit, vcr-
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