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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051129027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905112902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905112902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-29
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten. Mittwoch, 2V. November IvoS MW Nr. 8LI Unwetter »«chrichteu. ' «kiel. Ter bei Friedricksort auf Grund gekommene eng- lische Dampfer „Jaffa'' ist gestern mit Hilfe eines Schleppdampfers freigekommen und nach Holtenau ge bracht morven, wo Äodsnuntersuchungen stattsinden. lobald eS das Wetter gestattet. Saarbrücken. Aus der Grub« Kleinrosieln bei Bordach fand gestern eine Explosion schlagender Wetter statt Ein Bergmann wurde getütet, ein anderer lebensgefährlich und ein Steiger leicht verletzt. Bozen. Die 'Strandpromenade am Longoleao Solo ist fast ganz in den See gestürzt. Der Schaden beträgt 200 000 Lire. London. Bon allen Teilen der englischen Küste treffen Mel dungen ein über Berlu st eanSchifsenund Menschen leben, die durch heftigen Sturm herbeigeführt worden sind. Der zwischen Glasgow und Belfast verkehrende Dampfer „Peri dot" ist bei der Magee-Halbinsel gescheitert und ganz verloren: der Kapitän und die aus 10 Mann bestehende Beiatzung ist er trunken. , " Zur Lage in Rußland. Petersburg. Blättermeldungen zufolge teilte Witte den Vertretern der städtischen SemsuvoS mit, das, er eS für notwendig lialte, irgend einem BertreterderSemstwos daS Portefeuille des Innern zu übertragen. Petersburg. Nach einer Meldung.des „Rufi" wächst die G ä r u n g in d e r M a n ds ch u r e i. In Chardin wurden Offiziere und Mannschaften verhaftet. Auch der angrenzende Teil Sibiriens ist von der Gärung ergriffen worden und die in Wladiwostok oorgekommenen AuSichreilungen sind ernster gewesen, als bisher milgeteilt wurde. Das unbewegliche Eigen tum fast aller Chinesen und einer groben Anzahl anderer Aus- länder ist verbrannt. Petersburg. Der Rat der Arbeiterdeputierten beschloß, die Wiedereröffnung der geschlossenen Petersburger Fabriken durch einen allrussischen Streik zu erzwingen und zu diesem Zwecke unter der Stadt- und Landbevölkerung, in der Armee und in der Flotte eine Agitation einzuleitcn. Petersburg. Der „Regierungsbole" meldet, daß im hiesigen Schliffsetburger Stadtteile 6000 mit Revolvern, Ge wehren. Messern und Piken bewaffnete Arbeiter, wovon 300 die sogenannte Arbeiterwehr bilden, in Gruppen von 10 Mann die Straßen durchziehen, aimeblich um die friedliche Bevölkerung zu verteidigen, in Wirklichkeit, um die Revolutio näre gegen Polizei und Militär zu schützen. Petersburg. Wie verlautet, haben 33 Fabriken mit 75 000 Arbeitern die Entlassung ihrer Arbeiter a »gekündigt. Petersburg. Wie die „Nowoje Wremja" aus Sebaslopol meldet, sind unter den meuternden Matrosen Zwistigkeiten ausgebrochen. Das Kasernenarrestlokal ist mit Matrosen übersiillt, die gegen die Meuterei aufgetreten sind. Moskau. Gestern wurde das ganze Bureau des eben geschlossenen Bauernkonaresscs verhaftet. Unter den 8. Verhafteten beffnden sich die Schriftsteller Tschirikow und Dann, welche offen den Aufstand predigten. M nslo w i tz. sPrio.-Tel.I Bei Modrzew wurde nachts von drei nach Preußen flüchtenden Personen eine auf russischem Boden erschossen. Losnowice. sPrio.-Tel.I Montag nachmittag legten ans den Huld schynski-Werken sämtliche Arbeiter die Ar beit nieder. Sie verlangen für die vorige Streikzeit vollen Lohn und die achtstündige Arbeitszeit. Der Direktor stellte in Aussicht, die Fabrik zu schließen, wenn heule die Arbeiter nicht zur Arbeit erscheinen. Eine weitere Ausdehnung des neuen Ausstandes wird befürchtet. Sewastopol. Gegenwärtig herrscht in der Stadt Ruhe. Die Offiziere und Mannschaften des KreuzcrS „Otschakow" sind gezwungen worden, das Schiff zu verlassen. Aus den Panzerschiffen „Rostißlaw" und „Tri Swiatitelja" ver hält sich die Bemannung ruhig und zeigt keine Neigung, sich den Meuterern anzuschlteßen. Ein Bataillon Reserve hat mit den meuternden Matrosen gemeinsame Sache gemacht. Usber die Festung ist der Belagerungszustand ver hängt worden. Tie Matrosen tun ihren regelmäßigen Dienst ohne Offiziere, patrouillieren in der Stadt und arretieren ihre Kameraden, die ohne Erlaubnisschein die Kaserne verlassen haben. Gestern, am Geburtstage der Kaiserin-Witwe, veran- staffele» die Matrosen eine Parade vor der St. Wladimir- Kathedrale. Eine Abteilung vom Regiment Wilna ist aus Theodosia anaekommen. Dem Vernehmen nach sind die Forde rungen der Matrosen beinahe ausschließlich wirtschaftlicher Nainr. Sebastopol. Heute laust die den Meuterern ge stellte Frist, sich zu ergeben, ab. Das Kommando des Kreuzers „Otschakow" übernahm der verabschiedete, revolutionär gesinnte Leutnant Schmidt. — Tie Siadlduma hat sich nach Petersburg ge wandt mit der dringenden Bille, Maßregeln zur Rettungder Stadt zu treffen. Samara. Bei den Unruhen im hiesigen Gefäng nis wurden mehrere Sträflinge gelötet und verwundet: einige >>nd entffohen. Berlin. sPrio.-Tel.I Der König von Spanien hat anläßlich seiner Anwesenheit in Berlin außer namlfcfflen Spenden an katholisch« und andere wohltätige Anstalten dem Oberbürgermeister 5000 Mark für die Armen der Stadt Berlin überweisen lassen. Wien. Heute fand die von der sozialdemokratischen Partei veranstaltete Kundgebung der organisierten Arbeiterschaft für das allgemeine, gleiche und direkte Wahl recht statt. Die meisten Fabriken und Geschälte und viele Bureaus sind geschlossen. Tie in Wien anyesammelten Arbeiter zogen nach dem Parlament. Eine Deputation begab sich in das Reichsratsqebäude, um dem Ministerpräsidenten und den Präsi- denten beider Häuser die Wahlrechtspetition zu überreichen. dauerte der Bordemiarsch des Zuge- vor dem Par. tament unter Boranlraaung von Tafeln und Fahnen, die sich auf da- allgemeine Wahlrecht beziehen, an. Lang« der Ring- straße hat sich eine außerordentlich groß« Menschenmenge ange- sammelt, um den Borbeimarschzu beobachten. In der Nähe des Parlaments durchbrach die Malle den Polizeikordon, wurde jedoch wieder zurückgeorängt. Der Vorbeimarsch vollzieht sich in größter Ordnung. Vi»h«r wurde kein Zwischenfall gemeldet. Wien. Da» „Frcmdenblalt" schreibt: Bor kurzem brachten polnische Blätter die Nachricht von einer in Galizien im Zuge befindlichen Mobilisierung, deren Zweck «S sei, Deutsch land. dem eine Einmischung in die russisch-polnischen Ange- legenheiten zugemutet werde, ein Gegengewicht zu bieten. Bon autoritativer seite erhalten wir zu dieser Nachricht die Mit teilung, daß sie vollinhaltlich erfunden «ft. Weder in Galizien noch sonstwo in der Monarchie spielt sich eine Mobilisierung oder irgendeine einer solchen ähnliche militärische Maßregel ob. Es sind dgher auch glle an die fragliche Meldung geknüpften Kombinationen über den Zweck einer solchen Maßregel erfunden. Paris. Dem „Matin" zufolge soll der hiesige korea nische Gesandte beim Ministerpräsidenten Rouvier über bas Vorgehen der Japaner gegenüber dem Kaiser von Korea Beschwerde erhoben liaben. Rouvier habe sich damit begnügt, diese Beschwerde einfach zur Kenntnis zu nehmen. Madrid. In der heutigen Sitzung der Kammer wurde der Gesetzentwurf betr. die Aufhebung der ver fassungsmäßigen Garantien in Catalonien be- raten. Der Ministerpräsident Montero RioS begründete die gegen die Separatisten geforderten Ausnahmebestimmungen und ersuchte die Kammer, ihn bei dieser patriotischen Handlung zu unterstützen. Aus den Versuch eines catalonfftischen Abgeord neten. die regionaliltischen Tendenzen zu entschuldigen, erklärte Montero Rios, daß der Regionaffsmus dieselbe Bezeichnung wie der Separatismus verdiene »nd ebenso verdammenswerl lei. Die Abstimmung über den Gesetzentwurf soll morgen er folgen. London., Der Fincmzminister Austen Chamber lai w erklärte in einer Rede, die er gestern abend gehalten har. daß weder im Kabinett noch in der Partei eine Krisis bestehe. Christ iania. Wie „Morgenbladet" meldet, ist jetzt mit Sicherheit festgestellt worden, daß die Nachricht, das Schiff der A m il n d se n-E xp c d i t i o n „Gjöa" sei im Eile ver- nicktet und seine Mannschaft umgekommen, unrichtig ist. Sie Heruhl auf einer Verwechslung mit dem dem norwegischen Konsul Brnde in Sandsjord gehörigen Walfisckfänger „Heimdal", auf den alles paßt, was über die „Gjöa" berichtet wird. Oertliches und Sächsisches. Dres"e». 28 November. —* Se. Majestät der König hat mit einem herzlichen Kliickwiliffchlelcaramm die Anzeige der Thronbesteigung König Haakons von Norwegen erwidert. —"Dienstag, de» 5. Dezember, wird derHerzog von Sachsen-Coburg und Gvtl> a znm Beincke des Königs in Dresden eintreffen. Die Ankunft erfolgt vormittags 11 Uhr 20 Minuten aus dem Hauptbahnhofe, wobei großer militärischer Empfang ungeordnet ist Nuchinitlags findet zu Ehren des Her- wgs im Residenzschlosse Galalasel statt, und avends wird der König mit seinem Gaste das Schanspielhans besuchen. In der Nacht znm 6. Dezember gedenkt der Heizog Dresden wieder zu verlassen. —* Ihre Majestät die Königin - Wit w e wird heute abend 6 Uhr 40 Minute» von Brüssel wieder in Dresden eintreffen. —* Geheimer Ncgiernngsrat Böhmer, Direktor des Zucht hauses in Waldheim. ist gestern verstorben. -" Mit einem Bruttoerträgnis von 186 000 Mk. und einem Netloertrügiffs von 165 000 Mk. hat der große Basar „Triumph des Meißner Porzellans" im städtische» Ausstellungs- valcffte abgeschlossen. Es ist das seit Jahre» die höchste Srrinine, die bei Wohltäligkcitsveranstallnnge» erzielt morden ist. —* Tie von den hier lebenden preußischen Landsleuten veranstaltete Feier des blljährigcn Jubiläums Sr. Exzellenz des Königl. Prenß. Gesandten Wrrkl. Geheimrats Herrn Grafen von Dönhoff wurde gestern abend, wie bereits kurz erwähnt, ans dem König!. Belvedere mit einem Festmahl eingeleilet, hei dein all die Liede und Verehrung in reichem Maße zu schönster Geltung kamen, deren sich der gestierte Jubilar weit und breit zu erfreue» bat. 140 Herren, meist Preußen, fanden sich in der 8. Slnnde in dem niit den Büsten Kaiser Wilhelms und König Friedrich Augusts geschmückten oberen Saale ei», um den denk würdige» Tag festlich zu begehen. An vier Tafeln, auf denen Bänder in de» deutschen Nalwnalfarben aufgelegt worden waren, »ahm man Platz. Ter Jubilar, der mit einem kräftigen Tusch von Fansgrenbläsern der Kapelle des Grenadier-Regiments Nr. 101 begrüßt worden war, nakm an der Ehrentafel zwischen Ihren Exzellenzen Generalleutnants v. Lange und General der Infanterie v. Buch Platz. Weiter gewahrte man in der Fest- versammlnng die Herren: Grafen Siegsited v. Dönhoff. Sohn des Jubilars, Generalleutnants z. D. v. Niesewand. v. Haenel, Tsttcrich-TdebesinS. Freiherr» v. Senden, kaiserlichen Geiandle» a. D. v. Waecker-Gotter, Gencralniaior » Kamecke. Oberst und Kommandeur v. Schliche», Lberkonsistviialrat l>. Dr. Tibeltns. Obeipostdirektor Geh. Poslral Halle. Geh. Rat Dr. Hassel, Kamnierherrn Zcrenwnicnmeisler v. Blumentbal. Legationssekretär Kräcker von Schwachenfeldt. Grafen Matuschka. Generalkonsul v. Fischer-Trumstld, Geh. Rcgierunasrat Edler, Geh. Kommerzien rat Arnslädt. Geh. Negiernngsrat Coloinb, Konsuln Ehranibach, Knoop. Arnhold, Kommerzienrat Arnhold, Oberstleutnants v. Bülow. Freiherr» v. Tanchnitz. von dem Bnssche, Scholl, Wiebe, Kammerherrn Rogalla von Bieberstein, Geh. Hosrat Woermann. Geh. Hofrat Pros. Dr. v. Metier. Geh. Kommerzienrat Lingner, Pros. Freiherrn v. Walther. Hofkapellmeisler Hagen, Lbergartendirektor Bouche. Gartenbaudireklor Bertram. Ma,ore von Gentil de Lavallade. Gerlicb, v. Schlensing, Beichte, v. Wrackem, Peters. Doering, Doersiling, Bankdireltor Schmidt, Hofapothekcr Dr. Grefe, Freiherrn v. Wunsch. Bankdirektor tüchtigen Schnupfen geholt. Ich fror nämlich und zog kurz nach Eröffnung der Vorführung meinen Mantel an. was ich in Gegenwart der schalkhaften Frau Z., der bedingungslosesten An hängerin I. P.s. um mir von ihr keinen mitleidig-verachtungs vollen Blick zuzuziehen, vermutlich nicht riskiert hätte, nament lich. da I. P. gerade in dem Moment, wo ich zu frieren glaubte, verkünden ließ, es herrsche im Saale eine ganz ungewöhnlich heiße und schlechte Lust. Und Vas bei offenen Fenstern, 1 Grad Reaumur Außentemperatur und Verbot des Tavakrauchens! Wie würde wohl I. P. zu Mute sein, wenn er einmal Sonntags abends die Halle, der Musen beträte, wenn dort die Lust bei Tanzmusik mit Tabakrauch und Bierdunst durchschwängert ist! Aber nicht nur mein Mantelbedürsnis stimmte mich an jenem Abend etwas kleinmütig, auch die Empfindung lastete aus mir, daß, wenn ich die Uebungen halte vorführen sotten, sie auf daS Publikum wohl eine mehr komische, statt, wie tatsächlich der Fall, erhebende Wirkung gehabt haben würden. Ich fing an einzusehen, daß ich docb noch Anfänger bin und die Müllerei nicht so einfach ist. Ich stgtc eben, sic koste nichts, da halte ich aber nur den schnöden Mammon im Auge. Zwei Mark für Anschaffung des Buches lassen sich vcrichmerzen, Luft und Wasser, die Hauvterfordernisse der Müllerei, kosten, falls die bevorstehende ReichSfinanzrcwrm sie unverzollt läßt, auch »och nickt viel: auch die fürs Müllern nötige Zeit ist hier kaum Geld, sind's doch von den 1440 Minuten des Tages nur 15, „nur ein Viertelstündchcn". die I. P. für sich bean- svrucht. Und dock kostet's viel, das Müllern, nämlich Energie. Es ist eben nicht jedermanns Sache, namentlich bei der jetzigen verlockende» Witterung, beim ersten Hahnenschrei — b76. wenn er überhaupt jetzt schreit — aus dem warmen Bett zu springen, um in mehr als frischer Morgenluft acht geradezu raffiniert ausgedachte Körper-Experimente — das deutsche Wort Hebung genügt mir nicht — in zehn- bis zwanzigsacher Wiederholung zu vollziehen, dann sich mit kaltem Wasser von oben bis unten zu übergießen und zum Schluß, aber wahrlich nicht zur Er holung. durch zehn andere mit Frottieren verbundene dergleichen Experimente sich durchzuarbeiten. .... „ Ich bin jetzt 43 Jahre alt, leidlich aeiund, besitze allerdings L Pfund überflüssiges Jett und olauoie bislang, ein ziem lich energischer Mann zu sein. Zu meiner Schande muß ich aber gestehen, daß der „Lprung aus dem Bett", mit dem I. P. unseren Tageslau» begonnen haben will, mir bei dem Gedanken an dos, was nachfolgt, namentlich das kalte Wasser, manchmal recht sauer wird und daß es sogar zuweilen beson derer Mittel bedarf, um die schwankende Energie zu festigen. Zn diesen gehört die sichere Ueberzeuaung, daß Frau Z. bei unserer nächsten Begegnung mich unfehlbar fragen wird: „Sie müllern doch noch? ', und maß ich nicht im stände bin, ihr gegenüber zu lügen. Gerade bei ihr aber mochte ich an meinem Ernst und meiner Willenskraft keinen Zweifel aufkommen lassen. So müllern Sie also wohl bloß wegen Frau Z.? höre ich fragen. „O, nein, doch nicht, aber I. P. verkündet aus Seite 45 seines Systems, daß dicke Leute dadurch abmogern und dünne fett werden. Ilebcrslüfsiges Fett ist aber ein Schön heitsfehler. Dies meinte Frau Z. neulich allerdings auch, aber doch wohl ohne Beziehung aus mich. Ich will ja auch gar nicht so schön werden wie I. P.. aber etwas Fettabnahme scheint nur doch nach alledem ganz gut zu sein. Ich wog vor fünf Wgchen netto 93,75 Kilo, jetzt wiege ich ganze l730 Gramm weniger, das klingt doch, ganz nett und wiegt beinahe eine halbe Marien bader Kur auf! Diese kostet aber viel Geld und Zeit, wenn gleich ich nicht leugnen will, daß einige Becher Kreuzbrnnnen und Spazierengehen in den ozonreichen böhmischen Wäldern bei mir immer noch einen gcrineeren Grad der Selbstüber windung verlangen als „Hebung Nr. 1" usw. Aber ich rede viel zu viel vom Aeußeren: I. P. will ja den Menschen nicht nnr das Ebenmaß der Glieder, er will ihnen vor allem Gesundheit, Kraft, Widerstandsfähigkeit ver leihen, er will Krankheiten Vorbeugen, entschwundene Kraft zurückzanbern. Ich glaube an ihn. Bon allen Aerrten, die ich nach seinem System sracte, sprach keiner gegen ihn, viele waren für ihn. Ich selbst fühle mich, wenn ick bas erste Viertel stündchen meines Tcigeslanss — meist sind's sogar zwanzig Minuten — glücklich überstanden, äußerst wohl, stcible sichtbar meinen Köroer. habe guten Schlaf und werde täglich schöner, soweit mir dies möglich. Deshalb rufe ich allen, die es bis lang noch nicht getan, a»S vollster Ueberzeugung zu: „RauS aus dem Bett! Ucbung Nr. 1!" usw. V. Mlllington. Professor Pollad, Rittergutsbesitzer Frekherm v. Kap-Herr auf Lockwitz. Fabrikbesitzer Hauplmaim Krueger, Fabrikbesitzer Hoelch, Handel-richler Everth, Direktor Slößner, Direktor Mrißelbach. Apotheker Lso. Hanptmann Druckmüller, VeisicheruiigSdlrektor Eicken» usw. Sobald der Fisch serviert worden war. erhob sich Äeneralleutnant v. Lang«, um in kurzen. prägnanten Worten de- Kaiser- nud de» Königs Friedrich A»gnst zu gedenken. Begeistert stimmte die Ver sammlung in daS Hoch ein. Kaum waren die Klänge der Nationalhymne verklungen, als sich Exzellenz ».Buch erhob, um in längerer Ansprache, die von großer Liebe und Begeisterung getragen war. Graf Dönhoff zu seien, »nd in beredten Worten den Werdegang de» Jubilars z» preisen, bei dem Tage be ginnend. an dein ihn die besten Wünsche de» Vater» bei dem Eintritt j» das Königl. Dtadtaericht zu Berlin begleiteten. Redner schilderte »nter großem Beifall die diplomatisch« Laufbahn des Jubilars, in der er die großen Ereignisse der letzte» bv Jabre sich vollziehen sah, bet denen, wie eS die mit den Wappen de» Grasen geschmückte, hnhsch ausgkstaltete Tafelkarte dezeichnetr, Berlin l85k>. Potsdam 185». Pari» l»M. Rom 1862. Turin 1864. Stuttgart 1867. Wien 1870 und Dresden seit 1878 dir Marksteine waren. Bei all diesen Wirkungsstätten venvellte Redner, oft durch Brnvo- rnse nnterbrvche», unter pvintereicher Würdigung der Verdienste des Jubilars, wobei die geschickte Beobachtungsgabe, da» schnell gefaßte Urteil und der seine Takt des „Meisters gekennzeichnet wurden. Eingeflochten würben hierbei die Verdienste de» Grasen Dönhoff, die er sich durch die Gründung des Hilssverein», dessen Ehren vorsitzender er ist, um die in Dresden lebenden hilfsbedürftigen preußischen Landsleute mit Rat und Tat erworben hat. Hat doch der Herr Jubilar vielen den Weg zum Fortkommen ge- geben. Redner faßte zum Schluß seiner begeisterten Ausfüh rungen noch einmal kurz zusammen, was der verehrte Jubilar in 50 Jahren gswesen, und schloß seinen Trinkspruch mit den besten Wünschen für den Gefeierten. Im An schluß hieran begaben sich die um das Fest hochverdienten Herren Bermessungsdirektor Gerke und Dr. med. Ritter zu dem Jubilar und überreichten ihm unter feiernder Ansprache der Exzellenz v. B u ch die Ehrengabe der preußischen LandSleute, bestehend in einer reich in Rokoko getriebenen großen Schale und zwei kleinen mit Blumen gefüllten silberschalen ans einem rokoko ziselierten Brett aus Silber, mit den v. Döichoffscben Wappen »nd den Namen aller Spender geziert — einem Meisterwerke des Juwelier-, Gold- und Silberwarengeschäfts von Moritz Elimeyer, dessen Inhaber, Herr Hofjuwelier Jacoby, an der Tafel mit teilnahm. Das gewählte Programm der Ärenadier- kapelle Nr. 101 unter Schröders bewährter Leitung hatte mit dem feurigen Gras Dönhoff-Marsch von Hanscbke weitere För derung erfahren, als der rüstige Jubilar sich zu folgender Ansprache erhob: „Meine hochzuverehrendcn Herren! Tief beschämt und ge- rührt stehe ick, vor Ihnen, beschämt wegen der nachsichtsvollen und aütigen Worte, die ich soeben aus dem Munde Sr. Exzellenz des Herrn Generals von Buch vernommen habe, und gerührt von der freundlichen Teilnahme, die Sie einem seltenen Ge denktage meines bescheidenen Lebens erweisen. Es gibt ein altes 'Sprichwort, das sagt: „Wes das Herz voll ist. des geht der Mund über. Dieses Sprichwort trifft aber beute bei mir nicht zu. Mein Herz ist so voll von Dankbarkeit, daß mir die Worte kehlen, ihr den rechten Ausdruck zu geben. Nehmen Sie daher, ich bitte darum, mit einigen schlichten Worten ffirlieb. die Ihnen die Versicherung geben sollen, baß diese Dankbarkeit unauslösch. lich in meinem Herzen eingegrabcn siebt für den Rest meiner Tage. Wenn ich zurückblicke ans das halbe Jahrhundert eines ruhelosen wandernden Diplomatenlebens, wenn ich dessen fesselnde und off historisch bedeutsame Bilder noch einmal an mir vorüberziehcn lasse, so tritt mir der Aufenthalt in meinem lieben Dresden vor die Seele. Hier fand ich treue Freunde und Gönner, hier fand ich freundliches Entgegenkommen von seiten der Königl. Sachs. Reaiernng »nd ihrer Organe, von den städti schen Behörden und der Bevölkerung, hier konnte ich meinen engeren Landsleuten nähertretcn und einen langgehegten Wunsch der Erfüllung zuführ-n. meinen darbenden Landsleuten Unter stützung, Trost und Hilfe z» bringen. Ich möchte daher den heutigen, für mich so bedeutsamen Abend dazu benutzen, um allen Erschienenen herzlich zu danken: ich möchte Dank sagen der Königl. Regierung und ihren Organen imd den städtischen Behörden, ich möchte danken allen, allen, die mir im schönen Sachsenlande nähergetreten sind und mir ihr Wohlwollen er wiesen haben, mit der Bitte, mir dieses Wohlwollen für den Rest meiner Tage erhalten zu wollen. Alles aber, was mich heute tiefben-egt. möchte ich, indem ich dieses Glas aus Ihr Wohl leere, in dem Ruf znsammensaffen: Tie Königl. Staatsregierung, die städtischen Behörden, alle meine Freunde und Gönner und meine teilnehmenden Landsleute, sie leben hock!" Herzlicher Beifall begleitete die schlichten Morte. Hiermit waren die offiziellen Trinksprückc erschöpft. Bei immer höher steigender Fidelitas wurde noch manch treffliches Wort ge sprochen. Herr Dr. med. Ritter gedachte in langer, geist voller, wiederholt von stürmischem Beifall unterbrochener Rede derer, die eS e r n st mit der Vaterlandsliebe und treuen Pflicht- ersüllng nehmen, und ließ die Alten leben. — Im An schluß hieran sprach Herr Chefredakteur Wollf auf die deutsche Jugend. — Höher und höher schlugen die Wogen der Begeisterung, als kurz vor Aufhebung der bestens ausgestatteten, von Herrn Rudolf Sendia persönlich überwachten Festtafel Herr Geb. Rat Tr. Hassels Direktor des Königl. Haupt staatsarchivs, in hlimordnrchwnrzler, jubelnd aufgenoinmener Rede „die Sachsen in Preußen" leben ließ. — Nack der Take! begab man sick in den unteren Saal, wo, ehe die Zigarre und der Kaffee in ihre Reckte traten, ein kleines, aber feines Konzert geboten wurde, das Herr Königl. Hoffchanspieler Paul Neu- mann mit niedreren trefflichen Schlagern unterbrach. Das höchst nnsvrecbende Konzertstück in Os-cffir für Klarinette. Viola und Klavier von Prozessor Paul Colberg. gespielt von den Herren Notblich und Rokohl von der Königl. Kcrvelle und Herrn Professor Caldera, fand gleich der herrlichen Wiedergabe von Sckumannschen und Rubinfteinschen Liedern durch Herrn Lof- overnsänger Klaarmüller und dem Klaviervortrag des Kammer virtuosen Scbmeidler freudigsten Beifall. — Nach diesen Dar bietungen blieb man noch lange mit dem Jubilar in Wsmgloser Unterhaltung beisammen, um das Fest, das in bester Stimmung begonnen und animiert verlausen, in Harmonie und Freude zu beschließen. — Ter heutige eigentliche Jubiläums- tag brachte dem Herrn Gesandten zahlreiche Aiiszeichnungcn und Ehrungen. Vormittags 9 Ubr konzertierte vor der Wohnung. Goethestraße 1. die Kanette des Ärenadier-Reaiments Nr. 101. Von da ad erschienen dis in die Nachmittagsstund«: zahlreiche Deputationen und Einzelpersonen zur Gratulation. Kostbare BlumenarrauaementS wurden abgegeben. Di« Glück- wunsch-Te'cgrauime und -Briefe zählten nach Hunderten. Der Kaiser sandte dem Grafen das Äroßkreuz vom Roten Adler- ordcn, König Friedrich August ließ die Glückwünsche durch Herrn Staatsminister v. Mehsch aussprechen, mit dem Bedauern, am persönlichen Erscheinen behindert zu sein. Ferner sprachen vor: Fürst Neuß, die Herren Staatsminister Dp- v. Sevdewitz, Dr. Rüger, Dr. Otto mit Gemahlinnen, Freiherr v, Hausen, Frau Staatsminister v, Watzdorf, der kommandierende General v. Broizem, Generale der Infanterie v. TreitsKke, v. MontbS, die Gesandten Oesterreichs, Rußlands und Eng lands: Baron Braun, Baron Wrangel und BiSconnt Gviigy, Obcrhosinarschall von dem Bussche-Streitborst, Oberschtoßhaupt- mann v. Carlowitz-Hartitzsch, Oberstallmeister v. Hauok, General leutnant Larraß. Generalleutnant Freiherr O'Byrn, Wirkl. Geh. Rat Mensel. Kämmerer v. Cricgern. Gebeimrat v. Bau mann, Polizeipräsident Koettig, Präsident Freiherr Dr. von Bernewitz, eine Deputation des Rates und der Stadtverord neten. bestehend ans den Herren Bürgermeister Leupold. Stadt rat Kammerrat Schröer, Stadlverordneten-Vorsteher Jnstizrat Dr. Stöckel, Hosrat Dr, Battmann, die ein Glückwunschschreiben überreichte, eine Deputation deS TonkünstlervereinS unter Führung des Herrn Professors Böckmann, Deputationen der preußischen Militär- und Kriegervereine u. a. m. —* Bei der morgen früh 11 Uhr stattfindenden Beerdigung de» GencralstabSchesS Frei Herrn von Wagner findet aus dem Tolkewiker Friedhofe eine Trauerparade statt, die Herr Generalmajor Mchlhorn, Kommandeur der 1. Artillerie- Brigade Nr 23, befehligt. Die Parade besteht au» einem Bataillon des Lcibarenaoier-NegimentS Nr. 100 l13 Rotten Zugstärkel, einer Batterie des 43. Artillerie-Regrment» l»u 4 Geschützen! und einer Eskadron Gardereiter. Außerdem
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