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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160727016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916072701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916072701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-27
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1916
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Wahrheit und Dtchtnna auf» kühnfte. »ttunter recht er- driternd. armischt sind. Welchen Zweck dal dieser plötzliche Wechsel in der Gttm. munasmache. da sich doch seit der letzten Prrssetnftruktton vom Ende Mai: «Deutschland ist wirtschaftlich nicht erschöpft" dir Lage in Deutschland klirr zum Sielseren gewendet bat? Die Antwort ist leicht zu finden: Das russische Heer braucht, um vorwärts zu geben, den Glauben daran, daß diese grobe Offenstvedieunividerruflichletztesetnwtrd: das, der deutsche Widerstand zusamuirnbrtcht. wenn es diese» Mal gelingt, die deutschen Linie» nur an einer Stelle zu durchbreche». „Die iltegterungen unserer Feinde". — sagte der von der Rundreise zurückgekcbrte Abgeordnete Schtn- garew in der Dnma am letzten Tage, bevor die VvlkSver, treter nach einer völlig fruchtlosen Session auf vier Monate nach Hause geschickt wurden. — „haben die grüble Milbe, die Ordnung im Lande ausrecht zu erhalten." „Panik in Berlin". „Barrikaden auf den Straben" — Las erwartet das russische Publikum und offenbar auch die russische Heeresleitung vvn ihrer Ossenstve. Den Trost braucht das russische Volk, das fest gehofft hatte, es werde auch ohne die hingcopferten Hunderttausende sein Ziel er reichen. Denn wie trostbeüürftig das russische Bolk ist, wie traurig es in diesem armen, reichen Lande zugebt: um das zu wissen, brauchen wir hier in Deutschland keine Bericht erstatter aus Kopenhagen oder Bukarest. Wir kennen die mehr als sieben ägyptischen Plagen Rußlands: seine Flücht- lingSnvt, Fleischnvt. Zuckernot. Gcmüscnot, Leutenot. Elsen- bahnnvt. Brennstossnot. Wohnungsnot. Aerztenot, Heil- Mittelnot. Stiefelnot. Kleidernot. Ein weiterer Artikel des Blattes behandelt die heil losen Zustände in den russischen Kurorten, die furcht baren sanitäre» Verhältnisse, besonders den Mangel an ärztlicher Fürsorge auf dem platten Lande und di« ungeheure Wohnungsnot, der ein An trag der Kadctteupartet durch Festsetzung vvn Höchstpreisen abhelfen will. Hierzu wirb gesagt: Es würde zu weit führen, diese für Rußland brennende Frage, die täglich be sonders in der Presse der Provinzstädte einen groben Raum cinnimmt, des nähere» zu beleuchten. Das platte Land ist von Arbeitskräften entblößt, die Städte sind mit Bewohnern überfüllt, für die die Heranschafsung von Lebensmitteln und Heizmaterial bei dem iltersagen der Eisenbahnen fast unüberwindliche Schwierigkeiten macht. Zur längst geplanten zwangsweisen „Evakuierung" Peters burgs, der Entlastung der Stadt vvn überflüssigen Mäulern, wird es wahrscheinlich demnächst kommen. Ueber die ,,Zerrüttung des Transportwesens" hat die Zensur den Zeitungen verboten zu schreiben. Zum Schluß noch einige Worte über die russischen Be kleid u n g s s ch w i e r t g ke i t e n. Auf Baumwolle und Wolle sind Höchstpreise gesetzt, die nach zahlreichen Mit teilungen der offiziellen „Handels- und Jndustriezcitung" fortgesetzt umgangen werden. Unberührt geblieben sind aber fertige Gewebe, und es geht ein Stöhnen durch ganz Rußland über die unerschwingliche Höhe, die Stoffe aller Art erreicht haben. Die nationale Manusakturwarcn- Jndustrie nimmt die russischen Landsleute ordentlich hoch, wenn sie auch vielleicht den Ast absägt, auf dem sie sitzt, wie Kalnpin in -er „Nvwvje Wrcmja" vom IN. Juli aus führt. „Die nationalen Gewerbetreibenden haben nur an leichtes Verdienen gedacht, an die äußerste Bedrückung des Verbrauchers, nicht aber an eine Entwicklung der Indu strie." Man kann sagen, daß die armen Beamten und alle auf festes Einkommen gestellten Kreise ihre letzten Kleider abtragc». Da wir sa in Deutschland Stiefel aus Zeug tragen sollen, die nur sechs Wochen halten, wird cs ganz zweckmäßig sein, zu Höven, wie die Russen sich helfen. Nach der „Nowvje Wremja" vom 6. Juli haben die Beamten der .Katharinenbahn in Jckaterinoslaw als ersten Anfang 500 Paar Bastschuhe bestellt, woran sich auch die Herren Ingenieure und AbtcilungSchefs beteiligt haben. Sie wollen wenigstens zu Hause in Bastschuhen gehen und so die Hälfte Lchuhwcrk sparen. Wenn die sonst so eleganten Herren Eisenbahn-Ingenieure, die eine schöne Uniform mit blanken Knöpfen und grünen Aufschlägen tragen — zum Paradean'.ug einen Galantericdegen — sich nicht genieren, in Bastschuhen hcrumzulaufcn, brauchten wir uns auch nicht zu schämen, in Zeugschuhcn zu gehen, wenn wir es wirklich nötig hätten. Ucberhaupt können wir nach dem ans einer ungeheuren Stoffülle vorgebrachtcn Material über die Lage in Rußland neidlos-auf unseren östlichen Nachbarn sehen, „dessen ungeheure Bodenschätze dem Lande mit seiner nüchtern gewordenen Bevölkerung eine glän zende Zukunft verheißen", wie Zar Nikolaus sagt — dessen Gegenwart aber reichlich trübe ist. Die neuesten Meldungen lauten: Zu der feindlichen Offensive im Westen. b. Berlin. <Eig. Drahtmcld.) Wie über den Haag be richtet wird, telegraphiert Karl v. Wiegand aus dem deutschen Hauptquartier bei Pcronne an die „Ncwnork World", daß auch die zweite gewaltige Woge der englisch-französischen Offensive von Ser deut schen Front an der Somme abgeprallt ist wie von einer Fclsenmaucr. Der Stob war entsetzlich. Die deutsche Front schwankte unter dem mächtigen Ansturm der An greifer. aber der Angriff wurde gebrochen und der Feind zurückgetricbcn. Die Front bildet ein Bild des furchtbar sten Elends. In den letzten zwei Tagen ist es etwas ruhiger. Die Franzosen und Engländer nehmen sich offenbar Zeit, um Atem zu schöpfen zu einer neuen dritten großen Schlacht, die die Deutschen erwarten und worauf sie sich vor- bercitcn. Aus dem, was ich selbst sah, schreibt Wiegand, und was mich die Karte im Arbeitszimmer des Oberbefehls habers lehrte, wurde mir klar, daß der große Anprall der Alliierten wenigstens zurzeit fcstgcrannt ist. 21 Tage der wütendsten Angriffe der vereinigten französischen und eng lischen Heere haben auch nach blutigsten Kämpfen nur den Erfolg gehabt, daß die Spitze eines unregelmäßigen Keiles 8sL Kilometer in die deutsche Front hincingetricben wurde. Die Basis des Keils wird etwa 50 Kilometer breit sein, die Spitze noch nicht drei Kilometer, die im Raume bei Biache und im Gehöft auf der Höhe von La Maisonctte, also an der Grenze von Pcronne, liegt. Die Kämpfe vom 10. und 20. Juli werden als die äußerste .Kraftleistung der Fran zosen und Engländer während dieser Offensive und als Schluß der zweiten Phase der Sommeschlacht angesehen. Ein deutscher General schätzte die Armee der Alliierten auf 84 Divisionen, wovon wenigstens 17 für den ersten Vorstoß verwendet wurden. Ein verzweifelter Kampf von 21 Tagen hat den Alliierten nur einen Terraingcwinn von vo Quadratkilometern cingcbracht. Deutsche Stabs offiziere schätzen die Verluste der Engländer vom 4. bis 18. Juli auf 150 000 b i s 17 0 000 M a n n. DaS Oberkommando konnte, da noch keine Unterlagen vor handen, keine Schätzungen der französischen und englischen Verluste in den Kämpfen des zweiten Angriffes vom 10. und 20. Juli geben. Die Stimmung nicht nur im Haupt quartier, sondern auch unter den Mannschaften kennzeichnet sich durch ein felsenfestes Vertrauen, daß man imstande sein wird, auch diesmal dem Angriff zu wider stehen. Der General, mit dem Wiegand sprach, hofft, daß die Franzosen und Engländer bald die Zwecklosigkeit dieses Ringens, das ihnen sehr große Verluste bringt, einsehen würden. Er sprach mit Bewunderung und Erstaunen über die Franzosen. Auch über die Kaltblütigkeit und Hart näckigkeit der britischen Soldaten hatte er Worte des Lobes, nur feien die Briten ungenügend ausgcbildet und hätten zu wenig erfahrene Offiziere. Die Fortschritte -ec Alliierten an der Somme haben ihre Front nur verlängert und ihre Flügel gefährdet. Wiegand faßt seine Beobach tungen dahiu zusammen: Aus nichts war zu schließen, daß die Deutschen ihre Lage bei Pcronne als gefährlich an- sehen. Die Zahl der Geschütze, der Zustand der Truppen, -er Geist der Kameradschaft zwischen Offizieren und Mannschaften, alles läßt Wiegand fest an den Erfolg der Deutschen glauben. Dl« ««tlichen srsnzdsische, S«rtchte. B««1». Amtlicher Bericht vom Dten»tag «ach. mittag: Südlich der Somme nahmen die Franzosen gegen Abend südlich von »ktreeS eine Gruppe stark befestigter Häuser. Im Lause eine« kleinen Angriffe« vertriebe,> sie die Deutsche» au» einigen Gräben nördlich von Bermando- visier». Zwischen Oise und Atsne zerstreuten die Fron- zosen in der Gegend von Tracy-le-Bal durch Grwchrsruer mehrere deutsche ErkundungSabteUungrn. Auf dem linken Maa»ufcr scheiterte unter dem Feuer unserer Maschinen- gewehre ein deutscher Angrtssüvcrsuch mit Handgranaten an der Höhe 804. Auf dem rechten Maasufcr deftige Be schießung in der ganzen Gegend zwischen Fleurn und La LausSe. Im Elsaß griffen die Deutschen nach Artillerie vorbereitung Balschweiler, nordwestlich von Altkirch, an. wurden aber nach ziemlich lebhastem Kampfe aus einigen Grabenstücken, in die sie batten eindringen können, heraus- geworfen. Flugdienst: Unterleutnant Nungesser schoß am 22. sein 10. deutsches Flugzeug ab. In der Nacht vom 24. zum 25. belegte ein französisches Flugzeuggeschwader die Bahnböse von Pierrcpont und Longuyvn und Bimacts bei Mangiennrs mit Bomben. Amtlicher Bericht vom Dienstag abend: Außer einem heftigen Bombardement in der Gegend von La Lauföe (rechtes Ufer der MaaSs ist kein bedeutendes Er eignis von der Gesamtheit der Front zu melden. Belgisch«! Bericht: Beiderseitige Tätigkeit an verschiedenen Punkten der belgischen Front. Das Bom bardement war in der Gegend von Boesinghe heftig. iWTV.s Englische Ossizicrsverluste. London. Die Verlustliste enthält die Namen von 354 Offizieren. (W. L. B.j Bericht der englischen Wachtstatio» tu Dover. London. lRcuter.) Der vom kommandierenden Ad miral der Wachtstatio« in Dover für die Zeit bis zum 20. Mat erstattete Bericht besagt: Seit dem letzten Berichte vom 3. Dezember 1015 sind die der Wachtstatio» obliegen den verschiedenen Pflichten mit unermüdlicher Tatkraft während des Winters fortgesetzt morden. Die Offen - sivunternchmungen an der belgischen Küste wurden dnrch die Kürze der Tage, Stürme, Wind und schlechtes Wetter behindert. Die die Ossensivuntcr- nchmungcn hindernden Umstände begünstigten aber den Feind beim Auslegcn von Minen und in Angrissen auf unseren Handel in Liesen engen Gewässern, insofern sic ihm halfen, den Wachtschiffen auszuwcichcn. Die Dienste der Wachtstativn in Dover werden am besten durch folgende Tatsachen beleuchtet: Durch die Kontrolle sind über 21000 Handelsschiffe, abgesehen von Kriegsschiffen und Hilfskreu zern, in den letzten sechs Monaten passiert, von denen 21 verloren oder ernstlich durch den Feind beschädigt worden sind. Die Verluste der Kauffahrteischiffe betrage» daher weniger als 1 v. T. Um diese bemerkenswerte Sicherheit für die Handelsschiffahrt herbeizuführen, sind 4 Prozent der Wachtschiffe gesunken, wobei 77 Offiziere und Mannschaften ums Leben kamen. Keine Ziffer könnte nach drücklicher die Opfer bekräftigen, die von der Bemannung gebracht wurden, und die verhältnismäßige Sicherheit, die sic dadurch dem Handel ihres Landes verschafft haben. Außerdem hat die Wirksamkeit der Wachtschissc in dem Flankenschutze aller Seetransporte zu und vvn der Armee l» Frankreich bestanden. Die Zahl dieser Schisse und der beförderten Truppen ist bekannt. Die Aufmerksamkeit muß aber aus die Tatsache gelenkt werden, daß diese großen Truppentransporte vollständig gesichert vor sich gingen, und daß nicht ein Menschenleben während des Seetrans ports verlorcngcgangen ist. In Ergänzung des täglichen Erkunöungs- und Äerteidigungsivcrkes des königlichen Secflugwcfens an der Küste wurden elf organisierte An griffe gegen feindliche Flugzcugplätze und 13 Angriffe auf feindliche Schiffe ansgefiihrt. Neun feindliche Flugzeuge und ein Unterseeboot wurden durch Lustangriffe zerstört und bemerkenswerter Schaden an militärischen Hilfs mitteln angerichtct. Die von den Secflicgern in Flandern geleisteten Dienste sind sehr wertvoll gewesen. Es ist in gleicher Weise vorteilhaft, die Offensive in der Luft aufrecht zu erhalten, wie diejenige auf dem Lande oder auf Sec. Mit beträchtlicher Genugtuung melde ich daher, daß mit einer alleinigen Ausnahme die zerstörten Flugzeuge über dem Gebiete des Feindes bekämpft wurden, und daß alle Wasserflugzeuge in den Gewässern vor der Küste des Feindes zum Niedcr- gehcn gezwungen wurden. Sie entziehen sich also der eng lischen Kontrolle. Der erzielte Erfolg ist daher aber ein beträchtlicher gewesen, und die Tätigkeit der von der belgi schen Küste ans operierenden Unterseeboote ist sehr ein geschränkt worden. lW. T. B.j Die Verluste der feindlichen Handelsflotte. b. Amsterdam. (Eig. Drahtmeld.) Seit 1. August I0i4 bis 1. Juli 1016 sind nach einer Statistik des Neuyorker «Journal of Commerce" insgesamt 1 346 Handels schiffe mit einem Naumgchalt von 2 713 066 Bruttv- Ne'gistertonncn vcrlorcngegangcn. Hiervon entfallen allein 2057 350 Tonnen auf die Vier- ve r b a n d s m ä ch t c, von denen Großbritannien 1671802 Tonnen eingebüßt hat. Dann folgen Frankreich mit 202 716, Italien mit 130 03« und Rußland mit 46 178 Tonnen, während der Rest auf Belgien, Japan und Kanada entfällt. Seit Anfang Mai find die englischen Verluste in folge der Einschränkung des TauchbootkricgeS ganz erheb lich zurückgcgangen. Während im Avril 153 768 Tonnen vernichtet wurden, bezifferte sich der Abgang im Mai nur auf 48 051 und tm Juni auf 46 005 Tonnen. Dagegen be wegen sich die Verluste der italienischen Handelsflotte seit der regeren Tätigkeit der österreichisch-ungarischen Unter seeboote im Mittclmeer in aufstcigcnder Richtung. Endgültiges Scheitern des irischen Ausgleichs? London. „Daily'Mail" schreibt im Leitartikel: WaS gestern im Untcrhause vor sich ging, bedeutet aller Wahr scheinlichkeit nach bas Ende von Llond Georges A u s g l ei ch s v e r s u ch in der irischen Krage. — Tic „Times" hofft, daß noch in elfter Stunde ein Wunder ge schehen möchte. — „Daily Ehronicle" sagt: Die Regierung hat sich durch die Art, wie sic vor den Unionisten kapituliert hat, unmöglich gemacht. lW. T. B.) Der Untcrseckricg. London. (Reuter.) Der Dampfer „Llongwen", 4688 Tonnen groß, wurde torpediert. 14 Mann der Besatzung sind ertrunken. Russische Unterseeboote in schwedischen Gewässern. K. Kopenhagen. (Eig. Drahtmcld.) Wie „Bcrlingske Tidendc" ans Stockholm meldet, wurden gestern nachmittag außerhalb Stockholms zwei russische Unterseeboote bemerkt, die bald nordwärts fuhren. Schweden und Rußland. Stockholm. „Stockh. Dagbl." veröffentlicht einen Leit artikel, der die Tatsache behandelt, daß Rußland die vier Proteste der schwedischen Regierung wegen der Neutrali- tätsverletzung noch immer nicht beantwortet und die deut schen Dampfer „Lissabon" und „Worms" noch nicht herausgegeben hat. Das Blatt schreibt: Man kann ruhig sagen, daß man in Schweden mit wachsender Sorge die Gleichgültigkeit gegen unser klares Recht und unsere mit der strengen Neutralitätspolitik übereinstimmenden Forderungen mit ansieht. Wenn man in Petersburg oder in den russischen Jnformationskrctsen hier in Stockholm glaubt, daß die schwedische Volksmcinung, die sich mit selte ner Einigkeit gegen die russischen Hebelgriffe erhoben hat, nur ein flüchtiger Wind war. irrt man sich gewaltig. Deutschlands rasche Genugtuung für die Kaperung dcS Dampfers „Adams" hat hier guten Eindruck gemacht, aber zugleich dazu bctgctragen, das Erstaunen und den Unwillen über die russische Politik des Hinhaltens zu erhöhen. ES unterliegt keinem Zweifel, daß das schwedische Bolk ganz einig hinter den Forderungen der Regierung steht und mit wachsendem Staunen da» russische Schwelge» de»ö- achtet. tW. r. «.) Ansschreitnnge« in Neapel. Kt. Zürich. «Eig. Drahtinrid.» Nach Meldungen aus Rom ist Neapel seit einigen Tage» der Schauplatz fort währender Brandstiftungen und wüster Slraßenausichwei- sungen. Explosionskatastrophen in staatlichen Betrieben hänfen sich. Eine große Zünöttvssabrik wurde durch eine Explvsion vollständig zerstört. Srrtllches uv- SSMches. — sll. A.) Sc. Majestät der König hat in den letzten Tagen an seine Truppen tm Felde nachstehende Tele- gram me gerichtet: 1. An den Kommandeur einer Jnsanterie- Divisiou: Durch Meine» Sohn habe Ich vvn den heldenmütigen Kämpfen von Truppen Ihrer Division im Tröncswaldc erfahren. Wenn auch dieselben nach tagc- langcm blutigen Ringen gezwungen waren, den Wald endlich zu räumen, so bedeuten die Kämpfe doch ein her vorragendes Ruhmesblatt in der Geschichte der Truppen teile. Ich bitte Sie, allen Beteiligten Meinen wärmsten Dank und Meine vollste Anerkennung auszusprcchen. 2. An den Kommandeur einer Reserve- Division: Nach Meldung des Militärbcvollmüchtigten hat die Division in den Kämpfen der letzten Tage Her vorragendes geleistet. Namentlich hat das Neservc-Jnsan- teric-Negimcnt 107 sich ganz besonders bei der Wicder- ervberung des Dclvillewaldes ausgezeichnet. Es gereicht Mir zur besonderen Freude, daß die Regimenter, die im vorigen Herbste in ganz einziger Art und Weise die Durchbruchsvcrsuche der Franzosen zurückgcivicsen haben, jetzt wieder neuen unvergänglichen Lorbeer um ihre Fahnen gewunden haben. Ich spreche der Division Meinen wärmsten Dank und Meine vollste Anerkennung dafür aus. 8. An den Kommandeur des Ncserve- Infanterie-Regiments 104: Durch de» Heeres bericht und eine Meldung des Militärbevollmächtigten - habe Ich Kenntnis erhalten vvn den sehr schönen, ehrcn- vvüen Kämpfen des Regiments. Ich spreche dem Regi ment für Liese neuesten Ruhmestaten mit freudigem Stolze Meinen wärmsten Tank und herzlichsten Glück wunsch auS. — iX. ^.) Se. König!. Hoheit der Kronprinz tut von jetzt ab bei einem Armeeoberkommando Dienst, das sich im Brennpunkte der gegenwärtigen Kämpfe befindet. —- Ans dem Felde der Ehre sind gcsallcn: Oberleutnant ^ und Kompagnieführcr im 13. Fiifantcric-Regimeiit Nr. 173 Gottfried Kaiser, Inhaber des Eisernen Kreuzes ^ 2. Klasse, Ritter des MiliLär-St.-Heinrichs-Ordens und ^ des Albrechls-Ordcns 2. Klasse mit Schwertern, Sohn des Obcrkirchcurats Sup. Is. Kaiser iu Rndeberg; Leut- A uaut im Rcserve-Jüger-Bataiilvn Nr. 13 Bernhard Frei- ^ Herr v. Welck, Sohn des Generalleutnants z. T. Frei herrn v. Wclek. H — Käthe Franck-WittS Fcuerbcstattnng. Griegs « ^ Totenklage um Ase tonte von der hohen Empore des Z Krematoriums in Tolkewitz. Zwischen hvchgezogenen Lor- Z, bccrbäiimen glühten die Lichter der goldenen Kandelaber. A v Ueber der blinkenden Apsis standen die weißen und rvt-Z Z braunen Pfeiler kostbaren Marmors in mattem Glanz' Und aus des Hochsommers Rosen-, Wicken-, Nelken- und ^ A Glyzincnsüllc zwischen der Halbrundung unter der Orgel - ^ wölbte sich ein mit erlesensten Vlütcnkrünzen bedeckter L» A Sarg. Er barg Käthe Kranck-Witt, die vom tücki-L L schen Tod in der Blute des Frauen- und Künstlerlebens ""r» jäh üahingerafftc Schauspielerin. Von ihren Manen Ab-^2 schied zu nehmen, waren Hniiderre gekommen, in tiefem »T - Schweigen der Stunde gewärtig, in der die Tote noch ein- sr mal vorm geistigen Auge z» Blut und Leben erwachen sollte, um dann zur läuternden Flamme hinabziisinten. Um den Gatten und die beiden jugendlichen Töchter vor- ^ eint, um die Schwestern und die Schwäger sah mau die er Künstler und Künstlerinnen vom Residenz-Theater voll- ^ zählig, Abgeordnete des Zentral-TheaterS, des Leipziger ^ Schauspielhauses, des Hamburger Thalia-Theaters. Wäh- LS rcnü des vierstimmigen Männerchores: „Was Du gelitten, was Du getragen" trat der Geistliche in die Apsis, derselbe, der an der gleichen Stelle über niiscren Iwmclmann den letzten Segen gesprochen hatte, Pastor Tr. Kautzsch, der Seelsorger der Reformierten in Dresden. „Ich habe Dich je und je geliebt und Dich zu mir gerufen ans lauter Güte," des Propheten Wort wandte er ans das Verhältnis der Entschlafenen zu Gvtt an. Als eine Fra» voll Liebe erstand die Künstlerin, deren letzte Gastspielgaüc an ihre Dresdner die Verkörperung der „Franenlicbe" am Juni- letzten war, und als ein Eharaltcr vvn mehr passiver Natur. In der Liebe zum Gatten, zu den Töchtern und zur Kunst, der sic diese Töchter zuführen wollte, bat sie reiches Genügen gefunden, und das Schwere dieses leid- vollen Lebens hat sic ergeben hingenoinmcn und innliz ertragen. Ihren Gott hat die Künstlerin über dem bunien Spiel des Erden- und dcS Vühncnlebcns nicht vergessen. „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir... Wenn mir am allcrbängstcn wird um das Herze sein, so reiß mich aus Sen Acngstcn... Ihr Leib z» Asche, zu Gvtt ihre Seele!" Franz Schuberts Harmonien setzten das Amen unter die guten, trostreichen Worte. Der Freundin, der Leipziger Opcrnsängcrin ModeS, Altstimme füllte die Halle von der granitnen Emporebrüstung her mit Wohl laut, die Herzen mit Wehmut. Tann traten die Künstler an den Sarkophag, würdigten „unsere Käthe Franck-Witt", die geliebte Käthe, als Freundin, Franck-Witt, die Schau spielerin. Gehaltvoll, tiefempfunden sprach R ö b b c l i n g, der Leiter des Thalia-Theaters der Hansastadt, der die Ver ewigte sechzehn ihrer schönsten Jahre gewidmet hat. Ein Denkmal im fernen Hans der Musen wird Käthe Franck- Witt in Hamburg weitcrleben lassen. Eine echte Künst lerin, habe sic Licht, viel Licht ins Leben gebracht: schlafe nun wohl, dem ewigen Licht entgegen! Köstliche Blumen- gewindc sanken nieder. Des Leipziger Schauspielhauses Trauer um den ständigen Bühneiigast bezeugte Reinhold BalauS in knappen, ehrenden Worten. Dem Schmerz der Künstlerschar vom Residenz-Theater lieh Adolf Wag ner, in Schützenuniform, bewegten Ausdruck. Dann klang die Orgel unter Petzoldts meisterlichem Spiel, das Lied vom Scheiden tönte nieder und der Sarg mit seiner Nlumcnpracht sank mählich in die Tiefe. Ein Schluchzen brach die Stille: mancher Künstlerin Haltung, bisher stand haft gegen manchen anwallendcn Wehmutsschmerz bewahrt, löste sich in Tränen. Die Schauspielerinnen, die allabend lich im heiteren Spiekplan Ser Theater an der Zirkus- und an der Waisenhausstraßc mit frohem Scherz und launiger Gebärde unterhalten, hier waren sie vom TodcSernst der Stunde übermannte Mensche». Dieser bittere Schmerz war ein Zeugnis, beredter als Menschcnmnnd. für das viele Liebenswerte an Käthe Franck-Witt. Aus Anton Francks »nd der Töchter, aus Direktor Witts und der anderen Hand grüßten Rosen die Tote zum letzte» Male... — Bcrkauf von Schlachtvieh an Fleischer. Um Miß verständnissen vorzubengen, wird vom Ministerium dcS Innern ausdrücklich daraus hingcwicscn, daß auch Fleischer, die auf Bezugsschein Bich erwerben, nicht nur den Bezugs schein an den Kvmmnnalvcrband oder die von ihm beauf tragte Stelle lbct Bezugsscheinen für den MilitärbcSarf
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