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>0. Jahrgang. 20«. Donnerstag, 27. Ink 1818. Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Fernsprecher-Saminelnumnier: 2S2LL. Nur für Nachtgespräch«: 20011. -a» VrEÜvg-§ön3niii-3eliakvlal>e ch/ 5ckokolaüe - Ältter- LckokolaSe Vr-LEH- Fnkno, Des-evi. Schriftleitung und Hauptgeschäftsstelle: Marienstrafte 38 LU. Druck u. Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. »ierieljaiirlich In Dre,den bei,w-im-li,er Zutragung <an Sann- und Montagen nur einmal» 8.28 M.. t .Mnoila Die etnlpalltge Zette <etwa 8 Silben» SS Pf.. BorzngsplStze und An,eigen in Nummern nach Sonn. Vororten 8.80 M. Bet einmaliger Zustellung durch di« Post 8.80 M. lohne Bestellgeld». > «LNzctbjeN' -Preise. ^ - - und Feiertage» laut Tarif. — Auswärtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. - Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe (..Dresdner Nachr."» zulässig. — Unverlangte Schristftllcki werden nicht ausbewahrt. - Beiegblatl l0Ps. Harte Kämpfe an der russischen Luftschllsarrgrlff aus einen engM-rusfischen Alotterift!ihplmtt.-Scheitern russischer Angüsse bei Lobaczewka.- Schwere italienische Verluste südlich desSuganatales.-DieHaltungRum'änrens.-GrrecheulandundderBierverband.-CnglandsinnereSchwierigMen. Sefterreichisch-ungarischer Kriegsbericht. Wie». Amtlich wird verlautbart den M. J«U: Russischer Kriegsschauplatz. Nordwestlich von Roziszcze versuchte Erikuudungs- vorstöße, sowie südlich von Lobaczewka geführte russische Augrissc mißlangen völlig, lüv Man« und zwei Maschinengewehre blieben in unseren Händen. Südlich von Leöqniom nahmen wir unsere Truppen vor über legenem feindlichen Druck hinter de« Bolbnrka-Abschnitt zurück. Sehr heftige, von starkem Artillertesener vor bereitete russische Angriffe beiderseits der Bahn nächst Nadziwillow brachten dem Feinde «ach wechselvollcm, für ihn Lus,erst verlustreichem Kampfe nur «nzvesentliche Vorteile. An der übrigen Front nichts von Bedeutung. Italienischer Kriegsschauplatz. Nach de» schweren Bcrlusten in den letzte« Kämpfen südlich -er Val Sngana nnterlietze» die Italiener jeden weiteren Angriff. Unsere Stellungen standen jedoch noch andauernd unter feindlichem Geschüttener. Am 24. b. M. verlor der Feind vor einem Abschnitt dieser Front allein 1LW bis 1800 Tote und Verwundete, die er nun zu bergen im Begriffe ist. An allen übrigen Fronten ist die Lage unverändert. ES kam in einigen Abschnitte» zu heftigeren Gcschijtz- kämpfen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. An der Vojusa Artilleriekämpfe. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: (W. TB.) v. Hiifer, Fcldwarschall-Lentnant. Lobaczcwka liegt ungefähr 18 Kilometer westlich von Lipa, dem Orte, wo die Lipo in den Styr mündet. fBergl. die Karte „Zu den Kämpfen zwischen Stochod und Lipa" in der vor liegenden Nummer.) Lesztniow liegt ungefähr 28 Kilometer nördlich von Rrod», an der galizisch-russtschcn Grenze. Lustschissangrlll aus einen englisch- russischen Flottenstützpunkt. Berlin. (Amtlich.) Ejnes unserer Marinelnft» schiffe hat am 25. Juli einen Angriff auf den Hanptstütz« pnnkt der rnssischen und englischen Unterseeboote in Mariehamm ansgeführt und die dortigen Hafenanlagc« mit 7U» Kilogr. Sprengbombe« mit gutem Erfolg beworfen. Trotz heftiger Beschießung ist -aö Luftschiff unbeschädigt in seinen Hase« zmcitckgekehrt. (WTV) Marlehamn liegt auf den AalandS - Inseln. Me Bilanz a«r der feindliche« Sssensive. Seit vier Wochen hämmern die Engländer und Fran zosen auf unsere Front in der Picardie ein. Mit un beschränkten Hilfsmitteln haben sie die Offensive vor bereitet und mit rücksichtslosestem Einsatz ungeheurer Truppcnmassen bis zum heutigen Tage durchgeführt. Kaum ein Tag verging, ohne daß nicht an irgendeinem Teile der Front vom Feinde ein Sturm versucht wurde. Nach dem großen allgemeinen Angriff, der auf die sieben tägige Beschießung in der letzten Juniwochc folgte und bekanntlich nur den Franzosen einige im Rahmen der Gesamtlage unbeträchtliche örtliche Erfolge brachte, setzte eine Reihe von Vorstößen gegen einzelne Stützpunkte der deutschen Stellung ein. Im Verlaus dieser Angriffshanb- lungcn konnten die Franzosen in Barleux und Viache. zweien südlich und westlich von Peronne gelegenen Dörfern, eindrtngen und so den Keil, den sic gegen die deutschen Stellungen vorgetrieben hatten, etwas verbreitern. Durch einen deutschen Gegenstoß wurden freilich diese Vorteile zum großen Teil wieder aufgehoben, insbesondere gelang eS unseren Truppen, den Feind fast ganz aus dem Dorfe Biache zu werfen, und ihm so jede Hoffnung, über die Somme hinweg nach Peronne zu kommen, zu zerstören. Bis dahin hatten die Engländer fast nichts erreicht. Gene ral Haig konnte sich nun den französischen Mahnungen, die englischen Linien auf die Höhe der französischen zu bringen, und so die Franzosen im Gebiete von Peronne der Gefahr eines umfassenden deutschen Gegenstoßes zu entziehen, nicht länger verschließen. Er setzte wiederum starke Kräfte ein, mit deren Hilfe cs ihm in tagelangen Kämpfen und um den Preis ungeheurer Verluste gelang, die allgemeine Linie Thiepval—Südrand von Poziöres— Lvngueval—Guillcmvnt zu erreichen. Aber selbst dieser kärgliche Gewinn ließ sich nicht restlos behaupten. Durch einen deutschen Gegenstoß wurden die Engländer aus dem Dorfe Longucval fast gänzlich wieder vertrieben. Ein eng lischer Vorstoß, bei Fromelleö, in der Richtung ans Lille also, war offenbar als Uebcrraschung gedacht, verfehlte aber gänzlich sein Ziel. Mit schweren blutigen Verlusten wur den die beiden englischen Divisionen abgcwicscn. Schon am folgenden Tage setzte im Raume der bisherigen Offen sive ein großer, von 17 Divisionen geführter Masscnangriff ein, der wiederum zusammenbrach. Wenige Tage darauf wurden die feindlichen Kräfte zu einem neuen entscheiden den Stoße zusammcngcsaßt, der wiederum am Widerstand brandenburgischer Grenadiere und, mit stolzer Freude ver nahmen wir cs, unserer tapferen Sachsen vom Chemnitzer 104. Reserve-Regiment zusammcnbrach. Betrachtet man diese verschiedenen Vorstöße im Zusammenhang, die An griffe bei Fromelles, die rasch aufeinander folgenden Massenstürme im Svmmcgcbiet, so ergibt sich hieraus das Restreben der feindlichen Heeresleitung, die deutschen Truppen nicht zur Ruhe kommen zu lassen, Truppenver schiebungen und damit Gegenstöße zu verhindern, und wo möglich durch rasch auseinander folgende Angriffe die dentsche Front so zu erschüttern, daß schließlich doch noch ein Durchbruch ermöglicht werden konnte. Diese Taktik wird dein Feinde durch eine Anzahl vorteilhafter strate gischer Bahnlinien erleichtert, möglich ist sic aber nur so lange, als er über zahlenmäßig überlegene Streitkräste verfügt und sich keine Beschränkungen im Munitionsver brauch auszuerlegcn braucht. Es läßt sich natürlich nicht beurteilen, wie lange diese Voraussetzungen zutrcssen werden, immerhin sprechen einige Anzeichen dafür, daß zum mindesten General Foch, der Oberbefehlshaber der französischen Truppen, schon heute die Wirkungen der un geheuren Verluste zu fühlen beginnt. An keiner Stelle ist der Angriff über eine Tiefe von acht Kilometern hinausgelangt. An einem großen Teil der Front, nämlich von Gommecourt bis Thiepval nördlich der Somme hat der Feind überhaupt keine Fortschritte er zielt. Das Ergebnis der vierwöchcntlichen, mit ungeheuren Mitteln ins Werk gesetzten Offensive ist also geradezu kläg lich. besonders, wenn man bedenkt, was sich die Engländer vorgenommen hatten. Aus einer bei einem gefangenen englischen Offizier gefundenen Kartenskizze, die die „Frank furter Zeitung" wicdergibt, geht nämlich hervor, daß die englische Heeresleitung als Ziel des Angriffes am ersten Sturmiag, dem 1. Juli, die allgemeine Linie Piiisieux— Miraumont—Martinpuich bezeichnet hatte, Orte also, die noch heute nach vierwöchcntlichen gewaltigen Anstrengungen der Feinde weit hinter der deutschen Front liegen. Kann man sich angesichts dieses Fchlschlags. angesichts der un geheuren Verluste, die unsere Feinde nach ihrem eigenen Ge ständnis erlitten haben, darüber wundern, wenn von fran zösischer Seite erklärt wird, Frankreichs Verbündete müßten ihre Anstrengungen verzehnfachen, wenn Ae ernsthastc Hilfe bringen wollten? Frankreich hoffe vergebens, wenn eine solche Kraftanstrengung seinen Freunden nicht mehr mög lich sei. Das ist eine kühle und sachliche Beurteilung der tatsächlichen Lage, die wir nur durch die eine Bemerkung zu ergänzen brauchen, daß Frankreichs Hoffnungen ganz be dingungslos vergeblich sind. Die Franzosen werden den Tag nicht erleben, an dem die deutschen Stellungen durch brochen und die deutschen Heere aus Frankreich und Belgien nach dem Rhein -urückgedrängt sind. Wir zweifeln nicht daran, datz die Engländer ihre Anstrengungen wiederholen werden, das Gegenteil würde dem englischen Charakter voll ständig zuwiberlaufen, auf der anderen Seite sind wir aber fest davon überzeugt, daß unsere herrlich bewährten Trup pen, für die jedes Wort der Anerkennung und des Dankes zu gering ist, dem Feind auch fernerhin die Spitze bieten werden. Wenn deshalb Lloyd George in seiner neuen Würde als Kricgsminister in einer Rede über die Kriegs lage erklärt hat, der Sieg sei gesichert, so hat diese Acuße- rung alle Aussicht, dereinst einmal in den Prophetcnspiegel ausgenommen zu werden. In England erinnern sich aber vielleicht einige Leute hoch daran, daß Lloyd George früher als großer Aufschneider gegolten hat, der durch folgendes Wortspiel charakterisiert zu werden pflegte: Worin besteht die Aehnlichkcit zwischen Lloyd George und Holland? Ant wort: „Ho lies low anci rs ckammock (ckamnoci) all rouml" (wörtlich: „er liegt niedrig und ist ringsum ei,»gedämmt: „lies" heißt aber „lügt" und „liegt" und „ckammock" --- „cin- gedämmt" wird ebenso gesprochen wie.^iamnock" — „vcr- I dämmt"). Damit dürste die Acußcrung des viclgeioandien , Mannes, der vom Fiiianzministcrium über das Munitivns- ! Ministerium zur Leitung des englischen Kriegöam.'es nnf- ! gerückt ist, genügend beleuchtet sein. Wenn er weiter meinte. Deutschland habe während zweier Mcnschcnalter seine geisti gen Kräfte der Kricgswissenschast gewidmet, so beweist eine solche demagogische Bemerkung am letzten Ende nur, was man einem englischen Publikum alles bieten kann. Von be sonderem Interesse ist aber die Feststellung, die englischen Ge nerale seien von den erzielten Fortschritten mchralSbe friedigt. Wenn das zntrisft und die englischen Generale seit dem 1. Juli, wo sie, wie erwähnt, sich recht weitgehende Angriffsziele gesteckt haben, bescheiden geworden sind, so wird man in Frankreich darüber nicht sehr erbaut sein« Französische Gencralstabsossiztere sind jedenfalls, wie be richtet wird, nicht nur nicht „befriedigt", sondern sehr un. zufrieden mit den englischen Erfolgen. Sic werden cs vermutlich mit sehr gemischten Gefühlen gufnehmcn, wenn sic von der Zufriedenheit ihrer englischen Kollegen vernehmen. Wundern dürfen sie sich aber nicht darüber: die Engländer waren mit ihren eigenen Leistungen schon während des ganzen Krieges recht zufrieden und konnten es nie so recht verstehen, datz die Verbandsgenossen darüber anderer Ansicht waren. Llvyö George meint nun aller dings noch, die Lehren dieser Schlacht beständen darin, daß die Briten auch fernerhin mit aller Macht gegen den Feind drücken »nützten. Tann sei ihnen der Tieg sicher. Man wird sich fragen, ob zu dieser Erkenntnis erst eine »nonatc- langc Schlacht notwendig war, wird sich auch wundern, daß der englische Kriegsminister keine anderen Lehren aus den bisherigen Kämpfen schöpfen konnte, man wird das aber verstehen, wenn man bedenkt, daß Herr Lloyd George kein Kriegsmann ist, sondern aus dem Zivilstandc hervvrging, und deshalb auch als Kriegsministcr gewisse Anschauungen des Zivilisten, insbesondere des englischen Zivilisten, nicht verleugnen kann. Diese Anschauungen beruhen in erster Linie auf der jedem Engländer geschichtlich begründeten Erfahrung, daß es genüge, den Krieg lange genug fortzusctzen, um schließ lich, sozusagen mit Naturnotwendigkeit, zu siegen. Darauf hat sich der englische Plan, wie man weiß, von Anfang an aufgcbaut. Ein langer Krieg kostet zwar viel Geld, er gibt aber auch England die Gelegenheit, sein Imperium in der ganzen Welt, besonders auch in der neutralen, aus- zudchneil und zu befestigen. Wenn schließlich, trotz aller Fchlschläge, Englands Herrschaft über das Weltmeer so fest gegründet ist, daß auch die Neutralen sich widerspruchs los dem englischen Machtgebot fügen, dann ist der Sieg, was auch aus Frankreich und den übrigen Bundesgenossen Old Englands schließlich werden mag, noch lange nicht zu teuer erkauft. Gewiß liegt den Engländern daran, auch aus dem Festlandc zu siegen, »veil ein solcher Sieg für das englische „Prestige" ungemein wertvoll wäre, ihr Hanptintcrcsse gilt aber der Herrschaft zur Sec, der Beherrschung der MeercS- straßeir, des Uebcrscchaiiöels, der Macht über die Absatz- und Produltionsgcbietc jenseits der Meere — den» alten Ideal „Britanuia rulo tlio vavos", und zwar nicht nur mit der Kriegs-, sondern ganz besonders auch mit der Handelsflotte. An der Verwirklichung dieses Ideals dürfen die Franzosen gnädigst Mitarbeiten, dürfen ihre ganze Jugend opfern und sich englischer Lvbsprüchc versichert halten, wenn sie siegen. Im andern Falle wird John Bulk eine KrokodilStrünc über das unglückliche Frankreich im Auge zerdrücken und dann kühl und sachlich die Bilanz aus dem Kriege ziehen und mit bekannter Zähigkeit ver suchen, dem deutschen Hanöek mit „friedlichen" Mitteln den Garaus zu machen. Die Folgerungen, die sich für Deutsch land bieraus ergeben, liegen auf der Hand. Englands innere Schwierigkeiten. d. Die irischen Verhandlungen und der Ausschuß zur Untersuchung der Vorgänge an den Dardanellen und in Mesopotamien nehmen die Aufmerksamkeit der gesamte»» englischen Presse in Anspruch. Der Versuch, eine vor läufige Regelung der irischen Frage herbeizuführcn, ist als gescheitert anzusehen. Die Sitzung au» Montag war äußerst stürmisch. Als der Jrcnsührer Redmvnd die Vertagung des Hauses verlangte mit der Behauptung» daß die Regierung nicht die Absicht habe, die von ihr vvr- geschlagenen und vor» de» irischen Parteien angenommenen Bedingungen in ihrer Gesamtheit durchziisülircu, erhoben sich zu seiner Unterstützung nicht nur alle Nationalisten, sondern auch die Arbcitcrvcrtrctcr und die Radikalen. Ncd- mvnd lud die Verantwortlichkeit für den Zusammenbruch den univilistischen Mitgliedern dcS Kabinetts, besonders Lord Lansdvwnc. ans und sprach zum Schluß die Drohung, aus. er werde der Negierung künftig keine Ge^