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Da war e- wieder — da» Geräusch. Schlürfend — scharrend — taftend. Nie ei» Mensch, der sich durch itchtlvse Finsternis unsicher und scheu den Weg sucht. Und da . . . da» hatte sie eben ganz, ganz deutlich gehört ... ein heliaus- iprinurndcr «lang. Wo kam das her? Aus irgendeinem der Nebenzimmer? Aber nein — di« waren ja verschlossen, und wurden nur alle Monate einmal geüssnet. wenn die schuhende» lleberziige von den Möbeln genommen und die Polster, Portieren und Vorhänge ansgeklopst wurde». Die Nebenzimmer — i» denen stand nur alte» Gerümpel. Bielletcht Wertvolles darunter. Kostbarkeiten — NlterlUmer — seltener Schnitzrat an den Möbeln aus der Zeit der Napvievnischen Kriege. Auch englische Zinnsachen und getriebene» Kupfer. Und silberne Leuchter. Ob nach denen sich im Dunkel der Nacht eine gierige Hand ausstreckte? Sibylle Hesterberg glaubte es nicht. Li bulle Hesterberg wollte sich aberuial» einreden, sie habe sich getäuscht — ein Traum habe sie geäfft — ihre Nerven hätten sie genarrt. Aber da» verfing nicht. Zu deutlich war eben der Helle Klang au ihr Ohr gedrungen. Zu klar saale ihr ibr Instinkt, dag -ie» Tasten und Scharren, die» Schlürfe» und Illingen nicht au» einem der Nebenzimmer kam. Unter ihrem Zimmer aber streckte sich die große, mit Iagdtrophäen ge schmückte Diele, auf der sich zu dieser Stunde sicherlich-kein Unberufener befand. Tresf und Harra» — die beiden hannvverschen Bluthunde, die nacht» dort ihr Vager hatten — würden jedem Eindringling nach den ersten Schritten an die »reble gefahren sein. Beide waren sie ans den Mann dressiert — beide waren sie scharf, wie nur hannoversche Bluthunde sein können. Also auch von der Diele kam dies «Geräusch sicher nicht. So blieb nur der Boden de» Giebels, unter dem gerade ihr Zimmer lag. In der traumhaft tödlichen Stille, im stickige» Schweigen der Iulinacht hörte Sibnlle Vesterberg ihr Herz wild in die Neble schlagen. Angst war es nicht. Aber ein Gefühl — so seltsam verworren. Sie glaubte sörmlich zu merken, wie ihr die Gedanke» wild hinter der Stirn durcheinander stürzten. Sie hörte das Hämmern des Blutes in ihren Pulsen und sühlte die heiße Trockenheit ihrer Hände. Angst war es nicht — aber das Bewußtsein einer Hilflosigkeit: die Ahnung von etwa» Gespenstischem, das sie nicht kannte, da» sie nicht in Worte zu fassen vermochte, gegen das sie sich nicht wehren kvnnte. War es vielleicht . , . in dieser Seknnde würde sie zehn Jahre ihres Levens dahingegeden haben, Hütte sie jetzt laut und herzhaft und so recht tief ans Herzensgrund auflachen können: aber da erst merkte sie, daß sich ihre Zähne übereinander festgegrabcn hatten ... — war es vielleicht der tote Wassil Apntschin, dessen gemordeter Leib im Grabe keine Ruhe fand, dessen Geist um ging nnd Frieden und Erlösung suchtc? Hier an den äußersten Grenzen der Ostmark — wo die Tage voll Einsam keit und die Nächte voll schaudernden Schweigens sind —. hier dranßen wußten die Leute manche Geschichten von den Geistern Gestorbener . . . wußten von Leibern, die ans Gräbern wieder anferstandcn, wußten von Seelen, die durch die Gespeustersahlheit der Nächte lautlos wandern. Im bellen Sonnenlicht des Tages lachte man darüber, zuckte die Achseln, schob es als Ammenmärchen beiseite — in der Lautlosigkeit der Nacht preßte cs einem die Kehle zu. Und trotzdem — es war Wahnsinn, daran zu denken. Ihre Nerven rebellierten einfach. Und abermals über ihrem Haupte — deutlich vernehmbar durch die Zimmerdecke — leiser, scharsschneidender Klang. Daß sie die Decke zuriickwarf. in der nächsten Seknnde auf den Füßen war. Ein rascher Handgriff — die kleine, tiesrvt umscbleierte elektrische Nachtlampe glühte auf, tauchte das Zimmer in märchenhaftes Licht. Weich und kosend war dies Licht und wie geschaffen zu weglosen Träumen . . . oben aber trieb ein Mensch sein Unwesen. Und niemand im Hause mochte wach sein, als nur sie allein, Sibnlle Hesterberg. Neben der Tür befand sich eine Klingel, die direkt auf die Diele hinunter führte und mit der Sibylle Hesterberg morgens vor Tagesgrauen — die Mädchen mochten von der Mamsell kaum aus den Betten getrieben sein — das Frühstück herausveorderte. In fliegender Hast eilte sie zu der .Klingel, preßte die Hand gegen den weißen Emailknopf. Unten erwachte zu gleicher Sekunde schrilles Läuten — gellte durch das HauS. Auf fuhren die beiden hannoverschen Bluthunde aus ihrem Schlaf — dumpf und tief und drohend lärmte ihr Aufblaffen. Und da erhob sich oben aus dem Boden jäher Lärm . . . das scharfe krachende Zuschlägen einer Bohlentür — stürzende, taumelnde Schritte, die die Treppe hcruutcrrasten — an Sibylles Tür vorüber, daß sic unwillkürlich in die Mitte de» Zimmer» »neückwich. und dann wir abgertfien erstarb der Lärm. »1«« lies« klingende Stille, die unheimlich wirkte nach dem aufgcschreckte« Lärm der letzte» Sekunde. Die beide» Hunde aber unten von der Dlele her füllten noch immer da» HauS mit ihrem wütenden Bellen. Sibylle Hesterberg stand wie gebannt mitten im Zimmer, die Hände-gege« dir Brust gepreßt, lauschte mit verhaltenem Atem in das schwere Schweigen hivcin. Da klopfte e» an ihrer Tür. Unwillkürlich glitt über ihre Lippen ein Schrcckeuslaut. Und jenseits brr Tür aus dem Flur die ruhige, klare Stimm« Han» Gronau»: «Gnädige» Fräulein — Fräulein Sibylle!* «Tie find e», Herr Gronau?* «Jawohl, gnädige» Fräulein.* (Fortsetzung folgt.) Was wir sparen und wle wir unser Bolksvermögen erhalten. Bo» Albert Bencke. Der Krieg ist heute der große Erzieher, der au» den Völkern alle die bisher verborgene» Tugenden hcrnnshvlt, sofern sie solche besitzen. Was in diesem Be lange bei Engländern, Franzosen. Russen und Italienern herauSgelwlt wird, ent zieht sich unserer direkte» Beurteilung, aber die Lektüre ausländischer Zeitungen und die Berichte unvoreingenommener Rcutraler geben doch ein recht anschau liche» Bild, au» dem man nicht gerade den Eindruck gewinnt, daß der erzieherische Einfluß de» Krieges bei unseren Gegnern — und keiner macht darin «ine Aus nahme — ein beträchtlicher gewesen wäre: an der Newa sowohl wie an der Seine und am Tiber jagt da» Leben mit denselben eitlen Vergnügungen dahin »nie vor dein Kriege: da» Orgiastische in diesem Bcraniignnastrieb hat vielmehr noch zu- genommen, und auch an der Themse predigen die Minister und ihre GesolgSleute umsonst Sparsamkeit, so daß man sich dort gezwungen gesehen hat. die Massen» hafte Einfuhr gewisser Luxus- und Genußartikel vorläufig zu sistieren. Bei uns hingegen steht es besser: bei uns ist der Krieg tatsächlich der Er zieher, der Heraüstreibcr unserer besseren Eigenschaften geworden, und wir dürfe» die Hoffnung hegen, daß uns diese Arbeit, die er während seines Bestehens geleistet, auch für künftige Zeiten erhalten bleibt, denn die Früchte dieser Arbeit sind mindesten» so wertvoll, wenn nicht wertvoller, als aller politische, territoriale und finanzielle Gewinn, den »ns der Friedensschluß bringen könnte. Moralischen Gewinn geht über den politischen. Dieser erzieherische Einfluß des Krieges hat seinen vorläufig sichtbarste» und bedeutsamsten Ausdruck in unserer Geldgebarung erhalten, nämlich nicht in der Geldgebarung des Staates — denn der kann in dieser Zeit nicht sparsam sein —, sondern in der Geldgebarung des Einzelnen, Wir Deutschen waren vor dem Kriege, wenn auch im Großen und Ganzen kein verschwenderisches, so doch auch kein sparsames Volk, der französische Mittelstand und die unteren Klasse» Frankreichs waren in bezug aus Sparsamkeit den gleichen Schichten unseres Volkes über: wir waren aber kein Nentnervvlk wie die Franzosen und werde» es hoffentlich niemals werden. Wir rwrdtentcn gut, vertrauten aus unsere Kraft» daß wir weiter dazu in der Lage sein würden, und ließen uns daher, wenn der ' Geldbeutel cs irgendwie ermöglichte, nichts abgehcn: gespart wurde doch, und stets blieb bei nnS das Gefühl für das richtige Maß im GeldauSgeben auch in de» oberen Schichten vorhanden, was in Frankreich trotz des stärkeren Svartriebes der Allgemeinheit nicht im gleichen Maße der Fall war: die Extreme berührten sich dort. Nun aker kam die bittere Zwangsanstalt des Krieges, und die hat uns das Sparen in einer Weise gelehrt, wie sie Frankreich, das Sparland, nicht nur nicht vor dem Kriege, sondern auch heilte noch nicht im entferntesten erreicht: man ge nießt dort das Leben, gleichsam im Gefühl einer bevorstehenden Katastrophe, mehr als je, und auch die Front macht darin, wenn cs sich irgendwie tun läßt, keine Ausnahme. Diese durch den teilweise» Verschluß unserer Grenzen erzwungene, in -er Hauptsache aber freiwillig auferlcgte Sparsamkeit ist cS, die das große Rätsel löst, roie unser Volk die ungeheuren Lasten des Krieges zu tragen vermag, wie immer wieder neue Milliarden zur Verfügung stehen, wenn die alten erschöpft sind. Zu welchen Summen die Ersparung kleiner Beträge des Einzelnen führen, lehrt uns eine leicht anzustcllende Berechnung. Einer der Hauptsaktorcn dieser Ersparungen ist — so widerspruchsvoll dies auch klingen mag — unser Feldgrauer an der Front und in der Etappe. Unser Soldat ist gut gekleidet (soweit der Schützengrabcplehm dies zulnßt), aber er hat doch nicht mehr als das Notwendig«: Schirme io grotzartWer «WM«. » v ISvRUSV ** » vv VMMVPV» «.«gründet ,»»». Wilsdruffer Straße 17 — Prager Straße 46 Nevurmurerr Amalienstrabe 7 - Seestraße s. Hiiiritl Staatsbeamter, Witwer in den SOer Jahren, wünscht sich mit gutsituierter Dame bis zu SO Jahren glücklich zu ver heiraten! 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