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Dresdner Nachrichten : 05.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192407050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-05
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.07.1924
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ro»«ch«d. 5. 3>ll 1824 »er en. an >ast »en >en ig- Itch br- en. »an »ge ern ark en. ehr chl- den »n. »en »nt, ber an ien acht hen mle »sch. ein > so ner »er- eS der »ag. nch- Dte im sen, hen bei c. Der lens chnts ings- ktion aus. LheS ntdo ist'S rücke Bra- icher C)c- nge» a ii - ! der lß es ineni »den. >vank ktcrn c am von oesen i das i der . daß c und und acher ?l»s- ibl° Rick. esnii, « und ir die von i Go inner ^ vollte vcr- igten. , des -6t. — Dresdner Nachrichten Nr. 249 Seile 5 Sine Pfarrer - Stnheiuns in »er oausitz. Dnrch die wetten Wälder ber Oberlausttz nmren wir am schönen Svmmertag gewandert, vom Meleboh au» batte» wir htnuntergeschaut ln die» gesegnete Fleckchen Erbe mit feinen grünen Wiesen, seinen breiten Tälern, seinen vielen, viele« Häuschen und Stätte« der Arbeit. Nun ging » beim- wärt», der sinkenden Gönne entgegen. Schon war Lrostau, da» freundliche Bergdorf, erreicht. Weit in die Lande grübt sei« schmucke» Kirchlein mit dem neuen weißen Anputz. Doch wa» gibt e» denn da? Bon seinem Turm weht eine lange Fahne in den sächsischen Landesfarben,' auch Marschmusik »st schon von ferne au» dem Ort zu hören, und als wir näher- kommen, da sehen wir gerade die alten und jungen Kameraden Le» Militärvereins hinter ihrem »sehenden Banner in» Tal hinunter, nach SchtrgiS walde zu, abmarschtercnl Die Turner in ihren blauen Jacken folgen ihnen, und dort vorm Gasthof. da probt der Gesangverein noch ein Lied. Und beut« ist doch Wochcntngl Da muß etivas ganz Be sonderes loS sein. Sine Gruppe von Frauen, jede tin schön sten schwarzen Samtkleid — es wird wohl der Krauenvereln sei« —, gibt uns berettmilltg Auskunft in» Chor: „Unser neuer Pfarrer kommt heute!" Ja so, Pfarrer-Ein holung! Das ist freilich in jedem Lausitzer Dorf ein Fest» Wenn auch die Leute fast alles Arbeiter sind, wohl auch Sozialdemokraten, auf den Pfarrer halten sie meistens noch etwas, sie sehen in ihm doch noch den geistigen Führer des Ortes und spüren es ganz deutlich, wenn sie einen solchen Berater brauchen. Der alte Pfarrer ist verzogen, die pfarrer lose. die schreckliche Zeit, ist vorüber, nun soll der Neugewählte an der Ortögrcnzc erwartet und feierlich zu seinem Heim geleitet werden. Wir kommen am Pfarrhaus vorüber. Wunderschön haben sie es geschmückt. Die frisch gestrichenen Fensterläden, der gelbe Kies, alles macht eine» so festlichen Eindruck, hier hat die Liebe die Hand geführt. Eine große Ehrenpforte steht gleich am Gartentür, man sieht cs ihr an, daß ein biederer Handwerksmeister sie in echter Volkskunst" angefertigt hat. Doch »vir müssen eilen, damit wir ziun Empfange nicht zu spät kommen. Unten an der Spree, wo Crostau und Schirgiswaldc zusammcnstvßen, sind sie alle schon versammelt. Die kirchlichen und bürgerlichen Vereine, die Schuljugend fauch die Lehrer fehlen nicht), die Feuer wehr. allen voran in Gehrock und Zylinder der Ktrchcnvvr- stand, der sich an diesem Tage so recht seiner Würde be müht ist. Auf den srischgemähten Wiesen aber und den Abhängen ringsum, da hat sich eine «roste Menschenmenge gelagert, alle sind da, die Arbeiter hatten besonders gebeten, den Empfang ja auf den Abend zu legen, dgmit sic auch tcil- nehnien konnten und sic sind nun auch alle gekommen. Das werden wohl bald Tausend sein! „Sv must cs bei der Alerg- predigt gewesen sein!" sagt mein Begleiter und er hat nicht unrecht. Lange brauchen mir nicht mehr zu warten. Ein Wagen rollt heran und mit Frau und Rindern — sogar der fürwitzigc Haushund drängt sich mit vor — entsteigt ihm der neue Pfarrer. Aller Augen richten sich aus ihn. Wird er zu uns passen? Ach, es ist schlimm, wenn Gemeinde und Pfarrer n>cl,t ^mmenstimmen! Hier scheinen aber alle gute Zuversicht zu haben. Er ist ihnen ja nickt fremd, sie haben ihn selbst gewählt, weil er ihnen bet der Gastpredigt gefiel. Selbstgewähltcr Führer! Der Pfarrer der Nachbar- gemeiude — ein junger Kriegsbeschädigter scheint es zu sein, denn er must am Stock laufen — heisst den neuen Amts- nachbar willkommen. Mit weitschallciidcr Stimme verliest er ein Schristwort. Es handelt von Moses und stammt wohl aus uralter Zeit, aber wie wundervoll ist doch die Bibel, jebcö Wort aus dieser Stelle ist wie für diese Stunde ge schrieben, so dast eS gar nicht erst vieler weiterer Worte da,zu bedarf. „Führe das Bvlk hinauf!", diese Mahnung hcs Bibclwortcs mag wohl auch dann dnrch die Seele des neuen Pfarrers geklungen haben, als er an der Spitze des langen Zuges zu seinem Psarrdorf hinansschritt. Das Tal hallte wider vom'lwimatliche» .Klang der Glocken, vom Blasen der Posaunen, vom Ehvralgesang. Mir steht das Bild noch wie ein Sinnbild vor Auaen, wie die frohbewegtc Ge meinde hinauszog, voran der Pfarrer als Führer, aus der Tiefe in die Hohe, aus dem Dunkel ins Licht. Dies sollte der Weg unseres ganzen deutschen Volkes sein! Wir müssen jetzt alle wandern und wie einst bei Israel geht der Weg dnrch die Wüste. O, dast uns doch auch Gott Führer schenkte! Dast die Menge ihnen folgte! Wohl dir, du Lausitzer Bergdorf, unbewusst lebt in dir die Sehnsucht nach einem Führer, einem Berater, und du weifst, wo die Quellen eckter Bolkskrast rauschen, in der Bibel, im Gottcsii'»rt. das dir der Pfarrer verkündet! DaS zeigte mir deine Pfarrcr- einholung. — Heimatftanö Hoflöhuiti in Oderliistnih. Führungen durch den Hauswart täglich — auch Sonntags — non vormittags N Uhr bis nachmittags a Uhr. Eintrittspreise: U> Pf. sür Sinder, 8a Ps. sein- schliefttich .günstlerpoltkartci sür Erwachsene. Schulen, Vereinen nlw., denen Sonderpreise gewährt werden, steht nach Mögltchicit ein Mit glied des HeimatanöschusseS oder der Kurverwaltung zur Führung nsw. zur Verfügung. Anmeldungen und Auskünfte durch die Kur verwaltung Ebcriösinitz, Fernruf !X15>, NN8. —* Wohl»8tigke!tsl»ttcrie für die Kinderheilanstalt am Nlunien- tage, in der „Eonstantia", Dresden-Eotta. Der Inhaber des Ge winnes Nr. MI» wird dringend gebeten, sich zwecks Aufklärung eines Irrtums m i I dem Gewinne beim Vorsitzenden des tzottericans- schusseS, tzchrer Bnrkhardt, Drcsdcn-Eotta. Weidentalsirastc 57, Tel. 18 008. zu melden. Im Flugzeug zur britischen Reichsausstellung. Bon A. v. Knobe I. Lnftreise. »tne Reise nach London — früher «in« alltägliche Be gebenheit, über die kein Mensch ein Wort verlor — ist heute etn Ereignis, da» allgemetnes Jnteresse in Anspruch nehmen darf, ermöglicht doch jeder Besuch ber englischen Metropole eine Feststellung, inwieweit die durch den Weltkrieg so sät, unterbrochenen Beziehungen zwischen Deutschland und Eng land wteberhergestellt sind. Hier wird jede Betrachtung, da eigene» Erlebnis, imstande sein, neue Gesichtspunkte zu bringe»». In Verbindung mit einer Besichtigung der eng lischen Reichsausstellung in Wembley ist natürlich ein solcher Besuch besonders interessant; diese Ausstellung gilt als das Ereignis der Londoner Saison 1821 und erregt das Interesse aller Kulturländer in hohem Maste. Wembley bildet sozu sagen Inventur des britischen Weltreiches nach dem Kriege, seine Darbietungen sollen dem Gedanken einer Konsolidie rung ber iin englischen Imperium ruhenden Kräfte und einer Festigung des WeltreichsgrdankcnS dienen. Bon dein Erfolge der Ausstellung erhofft die Negierung viel für die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Mutterland und Kolonien. ES heisst in der Tat das Nützliche mit dein Angenehmen verbinden, wenn man sich zu einer solche» Neisc des modernsten unserer Verkehrsmittel, des Flugzeuges, bedient. Dem Vorteil einer wesentlichcn Zettersparnls gesellt sich der eigenartige Netz einer Lnftreise Hinz». Ten Berliner Reisen den crivnrtet das Auto des Deutschen Acro-Lloyd, der in Cle- mcinschast mit der Imperial Airways Ltd., London, den Flng- dienst Berlin—London leitet, werktäglich Punkt !> Ilhr am Hotel Adlon, Unter den Linden. In schnellem Tempo geht es die Eharlottenburger Ehaussee entlang über die prächtige Heerstraße nach Staaken, dem Startplatz der Reise. Eine Reihe mächtiger Hallen birgt die Flugzeuge, die in riesigen Ausmessungen, urwcltlichen Bögeln gleich, daliegen. Noch schlummern sie, leblos der Belebung dnrch den Menschen harrend. Während die Zollmastnahmen erledigt und die Reisenden gemogen werden, wird das Neiseslngzeng auf seine Lesstnngsfählgkeit hin geprüft. Zunächst eine Prüfung des Motors mit geringer Tourenzahl, dann einige Minuten unter Bollgas mit Höllenlärm und enormer Windentwicklung. — Nun erscheint auch der Pilot, ein Engländer, untersetzt und wortkarg. Mit einem kurzen Blick prüft er noch einmal die ganze Maschine, ordnet die Plätze der Reisenden an, um das Gewicht richtig zu verteilen und besteigt seinen Führersitz. Eine kurze Stufenleiter bringt den Reisenden auf feilten Sitz. Acht weichgepolsterte Korbsessel geben ebensoviel Passagieren Platz. Dir Tür wird geschlossen, ein kurzer Grnst durch das Fenster, für den Erstling ein leises Herzklopfen und das Flug zeug beginnt sich zu bewegen. Zunächst rollt es langsam am Boden dahin — dann schneller und immer schneller. Nach elnigen fünfzig Metern scheint cs zu Hüpfen anzusangen. Einmal, zweimal kurz hintereinander hebt cs sich vom Boden, um bald wieder ausznsitzen. Die Sprünge werden gröber, die Zeit des Schwedens länger und da plötzlich folgt ans einen Sprung kein neues Anfsetzcn. Wir haben den Erdboden ver lassen, — wir fliegen. Niedrig noch, aber nun geht es schnell höher und höher. Man bat das Gefühl, als ziehe sich der Erdboden unter dem Flugzeug hinweg. Mit zunehmender Steigung schieben sich die Entfernungen stark zusammen: meilenweit entfernte Punkte erscheinen unter einem zu liegen. Der Lichtkreis erweitert sich gewaltig. Die Erde beginnt ein landkartenartigcs Bild anzimchmen. Das Helle Grün der Felder, das dunklere der Wälder, das Gran der Chausseen, die blauen Ränder und Flecke der Flüsse und Seen erscheinen pastellarilg ans eine «roste Leinwand gekleckst. Die Havel und ihr Scengcwirr liegen im Svniiciiglanz. Rathenow erscheint nnd verschwindet schnell. Ein Waldsee grübt wie ein a»f- geschlcigeiicS Auge heraus. Die Berlin-Magdeburger Strecke liegt unter uns. Ein N-Zug dampft entlang, ein kurzes Rennen — wir ttberbolcn ihn spielend. Wir flogen mit einer der groben englischen Maschinen des Konzerns, einem Dornierslngzeug, das nach den eng lischen Vorschriften, die keine Numerierung, sondern mir eine Biikhstabciibezcichiiung kennen, den klangvollen Namen „Ebby" trug. Seine riesigen Aiismabe geben daS Gefühl absoluter Sichcrbcil und der Reise den Komfort des Piillman- cars. In maiestätischer Ruhe zieht „Eblm" seine Balm. Tief unter uns ans den Wäldern und Wiesen gleitet der Schatten des Flugzeuges in Form eines Riescnvvgels dahin. Trotz der Hitze ist eS im Flugzeug angenehm kühl, da durch das vordere Fenster ein ziemlich kräftiger Wind einsirömt. Eine Grobstadt taucht am Horizont auf, H a n n o v c r, die erste Etappe unserer Reise. Bald beginnt „Eblm" sich leicht seitlich zu wiegen und einen weiten Bogen zu beschreiben. Der Bogen wird kürzer und kürzer, zu gleicher Zeit senkt sich das Flugzeug merklich und bald setzen seine Näder wieder ans festem Boden ans. Dieselben Sprünge wie beim Aufstieg, nur diesmal zuerst weit und dann enger werdend. — Der Aufenthalt in Hannover dauert nur eine halbe Stunde. Die Pasirevision ist bald beendet, der Brtefsack der Post erscheint in letzter Minute und aufs neue gcbt's in die Lust, Weder beim Ausstieg noch beim Niedergang tritt jenes ungemütliche Gefühl auf, daS man z, B. im Fahrstuhl empfindet. Der lSdorff, Berlin. Reiz des Ungewohnten, der dem Neuling natürlicherweise vor der Fahrt anhastet, geht bald verloren, bald fühlt man sich vertraut und nur das stolze Gefühl, einen neuen Fortschritt menschlicher Technik zu erleben, bleibt. Hannover liegt weit hinter uns. Ein See mit einer Insel taucht auf. Städte und Dörfer in beschaulicher Nachmittagsruhe. Ueber uns ein lachender Himmel, in dessen blauem Acther wir in MM Futz Höhe und mit l.lll Kilometer Geschwindigkeit dahinschwimmen. Die Landschaft bekommt einen anderen Charakter, wird flacher, eintöniger, farbenarmer. Wiesen herrschen vor, auf denen Rinderherden weiden. Windmühlen, deren Flügel sich träge drehen Wir sind über Holland. Ein grober Sec kommt in Sicht, der Zuider See, et» schmutzig - grünes Ge wässer, mit unzähligen dunklen Segelbooten belebt. Ein neues Häusergewirr am Horizont, und bald umfängt uns der Flugplatz A m st e r d a m. Holländisches gutturales Stimmen gewirr. Ein prächtiges Kasino, in dem man vorzüglich zu Mittag speist. Hier herrscht lebhafter Verkehr, wie überhaupt der Amsterdamer Flugplatz durchaus das Gepräge eines modernen Nmschlagplatzes besitzt, Der Bcrkehr nach allen Richtungen ist bedeutend, England sucht die Begiiemlichkeiten und Vorteile des Fluges besonders auSznnutzcii, denn „tinm m monoz-". Neue Gäste kommen, darunter zwei Dänen, die mit der Selbstverständlichkeit echter Globetrotter Platz nehmen. In nur etivas mehr als zwei Stunden werden mir in London sein. Tie Schnelligkeit ist einer der Hauptvorzüge der Lnftreise. Die ganze etwa 1020 Kilometer lange Strecke Berlin—London wird in kaum ist Stunden ziirückgelegt, während man zu Bahn und Schiss 24 Stunden gebraucht und oft genug die Seekrankheit als Gratisgabe erhält. Dabei ist die Lnftreise mit etwas über 8 Pfd, Sterl, kaum teurer als die Reise erster Klasse, Kein Wunder, daß sich der Flngver kehr zunehmender Beliebtheit erfreut. Im vergangenen Jahre, dem ersten der Organisation, wurden etwa 860 Flüge ausgesiihrt. die znrückgelegte Strecke betrug rund 22.5 000 Kilo meter, die Anzahl der beförderten Personen 1000 ,,nd die be förderte Nutzlast über 80 000 .Kilogramm. Der Flug A m st e r d a m — L o n d o n ist das Genuß reichste der Strecke Berlin—London nicht nur durch den herr lichen Ausblick ans die See, sondern auch wegen der absoluten Gleichmäbigkeit, mit welcher daS Flugzeug über dem Wasser fliegt. Während über Land, namentlich über Wäldern und Tnleinschiiittcii, öfters Ungleichheiten in der Luftschicht, so genannte „Pockcrs", anstreten, bei denen sich das Flugzeug senkt, so das, es erst durch ein erneutes Steigen die vorige Hohe erreicht, gleitet das Flugzeug über der See in wunder voller Gleichmäbigkeit dahin. Nur am Sausen des Propellers und dem Wcggleiten des untenliegenden Panoramas erkennt man, dab man fliegt. Silbern blinken die Wellen ans, so oft ein Sonnenstrahl sie trifft. Langsam ziehen die Kanal- dampser ihren Weg, eine lange Rauchfahne hinter sich lassend. Horizont und See scheinen ineinander verschmolzen, so dab oft der ganz eigenartige Effekt, als hingen die Dampfer oder Segelschiffe in der Luft, entsteht. Dann erscheint aufs neue Land, die englische Küste, meiste Kreidefelsen, schroff abfallend. Leuchttürme, Müvcn, Strand, Lieblich und heiter liegt die Landschaft unter uns. Saftiges Grün leuchtet heraus, sanft gewelltes Gelände mit prächtigen Lanbwaldbestäiiden. Ein wvhlgcpslcgter und doch natürlicher Garten ist diese Land schaft. Dörfer und .Kleinstädte huschen vorüber. Hier eine mittlere Stadt mit vielen Spinnereien. Englische Kirchtürme mit abgehackter Spitze, Herrensitze, die in einem wahren Ur wald saftigsten Grüns liegen. So geht's eine halbe Stunde, Plötzlich wird die Aussicht dunstig. Ranch steigt aus. die An- siedlungcn werden zahlreicher, Fabriken aualmen. Wir nähern uns London dem Endpunkt unserer Reise. Bald beginnt „Ebbn" seine Linksschwenkung zu machen und in einem eleganten Bogen landen wir sicher in Croydon, dem Flugplatz der Imperial Airways Co. Etwa OsH Stunden brauchten wir zur Reise, eine halbe Stunde weniger, als salirplcmmäbig vorgesclien war. Die erste Berührung mit England ist durchaus sympathisch. Keine Durchsuchung des Gepäckes. Nur die Frage, ob man Spirituosen, Zigarren oder Parfüm habe. Die Pcibprüsnng ist bei Nichtcngländerii ziem lich eingehend, aber durchaus höflich. Draußen harrt ein elegantes Auto der englischen Gesellschaft, das den Fluggast in daS von ihm gewünschte Hotel bringt. Durch idnllische Vorstädte, den dichtbevölkerten inneren Gürtel und das elegante Westcnd findet die reizvolle Reise ihr Ende. Zehn Jahre war ich sein von dir, London, ich will sehen, ob du noch das alte bist. Nnd morgen geht's in das „Wunderland Wembley". ?rLkt!8cks Keise- unä 8port-^po1deken in a»«n äuzftlki'unjken n^drl rieren ^rUSnrnn^en, »owio »Ile -^pvliiGlren- ko6al-fr8Gk«n8lL1ncIe Ittr unci den LWGi'l. 8 SSol onsscksr», »m Ssorgonlor. i* Sommerkonzert. Vom Wettcrgvtte überaus gnädig behandelt, bot der Dresdner Orpheus im Garten des Liiickeschen Bades ein ziemlich gut besuchtes Sommerkonzert. Der mit rastlosem Eifer vorwärts gebrachte Verein bewährte sich unter seinem musikalischen Führer Dr. Heinz Knöll erneut mil oft gerühmten Vorzügen, die in wertvollem Stimrncnbesitz, vorzüglicher Schulung und beispielgebender Chorzncbt bestehen. Zinn Vorträge kamen gröber nngelcgtc Werke, köstliche Volkslieder und heitere Weisen als wohl- erprobte Auslese von Glanzniimmerii ans dem umfangreichen Orphens-Progranim. Das stimmniigsschöne „Hochamt tm Walde" von N. Becker kam zu prächtiger Geltung. Weniger das zu machtvoller Steigerung geführte „Morgenlied" von Rietz unter Begleitung des Abendgeläntcs. Es-Dur in stän digem Kanivsc mit der tiefen H-Glocke vyn drüben ist kein ästhetischer Gennsi und lann ans dem Podium zu katastrophalen Wendungen führen. Unschwer lässt sich die Vortragssolae doch so einrichten, dab von 8 bis 8,5 Uhr Pause ist, besser noch, dab dnS herrliche Abendläuten mit in die Vortragssolae cinbezogcn wird. Das könnte unter Umständen die Stimmung ganz wesentlich erhöhen. Albert Kluges Männerchvr „Der Schmied" in hvchgetürmtem Satze gibt den Aussührcnden eine harte Nub zu knacken. Die Sängerschaft kämpfte siegreich durch und eS gelang ihr, dem lomposttiviistechiiisch fesselnden Werke eine beifällige Aufnahme zu sichern, so dab sich der anwesende Kom ponist, dessen Verdienste um den Orpheus unvergessen bleiben, zeigen durste. Starke Zustimmung fanden die fein dnrch- gesührten volkstümlichen Chöre. Ihre Auslegung freilich hat Grenzen. In Volk s liedcr darf nicht allzuviel hineingcheim- ntst werden, sonst gebt die grobe Linie verloren. Recht wert voll war die Mitwirkung der ehemaligen Hoftrom- V c t e r, die in vorzüglicher Ausführung für Gartenkonzcrte ganz besonders geeignete Musik boten. Tic beiden historischen Märsche wurden mit Vcgcistcriing gnsgenoiiiincii. Nicht weniger gut gefielen die hübschen Licdivcisen. DaS Konzert wird kommenden Donnerstag im AnöstelliingSparke wieder holt. I!. ?. s- Lüneburg erhält wieder ein Theater. Seit dem Brand des Lüncbiirger Stadithcatcrs im Mai l»2l ist die Stadt Lüneburg ohne Theater. Die Stadt hat verschiedentlich den Versuch geinachi, an den Wiederaufbau hcraiiziltrcicii: cs fehlte aber an den nötigen Gelder». Jetzt endlich wird die Stadt wieder ei» Theater erhalten. Der Thegterdircktor Grcunc hat den Auftrag gegeben, ein altes Lichtspieltheater zu einer modern eingerichteten Schauspielbühiic uinziibnucii. Das neue Theater wird tausend Sitzplätze erhalten,- den Vau leitet Architekt Rcith-Lüucbiirg. Man hofft, das» das Theater noch dieses Jahr scrtiggcstcllt wird. f Zusammenbruch eines Wiener Theaters. Die Neiiaissaiiccbtthnc in Wien ist plötzlich geschlossen worden, ob wohl erst vor zwei Tagen ein oberbanrischcs Bauerntheater ein auf zwei Monate berechnetes Gastspiel begonnen hat. Der Besuch war so gering, dab die Fortführung aussichtslos erscheint. s Eine wiedcrentdcckte russische Unnstsammiiing. Die seit 7 Jahren in einem geheimen Keller in Moskau verwahrte kostbare Kunstsammlung von Ni. RabnschinSki, die aus Bildern der besten russischen Maler und kostbaren antiken Kunstgegcn- ständen besteht, ist wieder aufgefnndcn worden und in das staatliche Museum gebracht worden. s- Das Iuliheft von Beihagen L KlasingS Monatsheften brinai eine umfanareiche, durch süiifundzivanzig Wiedergaben von Ge mälden unterstützte Veröffentlich««!» über die Badische Kunst- Halle in Karlsruhe. Dr. W. F. Storch der als Kunsthistoriker aus Lichtwarks Spuren wandelt, ist ein belonderS geclaneter Führer durch dieses Museum, das sich von der „Nariiätcnkamnicr" zu einem hervorragenden Knitnrinstrumeni eniwicleit hat. In weiteren reich illustrierte» Aussätzen beschäftigen sich Pros. Dr. Karl Döhrina mit der Schönheit siamesischen K u n st g e w e r b c s und Pro- sessor Dr. L. Heck mit dem Kranichsteiner I a g d m u s e u m des GrostüerzogS Ernst Ludwia von Hcssen-Darmstadt. Einen tief In Voikszusammenhülige schürfenden Beitrag hat der bekannte Eng- landforscher Pros. Tr. Dibeiius in diesem Hefte niedergcicgt: Staat und Gesellschaft tn England. Vortrefflich orien tiert über die Bestrebungen der Jungen nnd Jüngsten aus dem Gebiete der Tonkunst eine ausführliche Arbeit des Musikkritikers Dr. Leopold Schmidt: Bon der neuen Musik, die mit Paul HcnseS Sprüchlein schliefst: „Wenn aller Nakclciiipnk verweht, der hoch ergötzt die lieben Kleinen, dann werden in stiller Maiestät die alten ewigen Sterne scheinen!" Otto sttöse plaudert ans seine» „F l c g e l I a h r e »" eine Reihe köstiicitcr Erinnerungen aus. Mit abgeschlossenen Novellen sind im Intthest vertreten: Herma»» Hesse, W a l t e r V I o c m , E. v. 4» o n t n »nd K » r t M ünze r. Eine gröbere Anzahl von Kunstbciiagc» in Mchrsaröciidriick, dar unter Wiedergabe» klassischer »nd moderner Gemälde von Iaeob Olhicrvett, Schwind, Fritz Ncnstng, Erich F-cnerabcnd. Franz Türckc, Alfred Partikel u. »., schmückt das Hcst. Klopslock-Geschichten. Bon Dr. N. N ö h in c. Klopft vck bet Bobmer. Im Jahre 1750 hielt sich Klopstvck in Zürich bei Bodmer auf: wir verdanken dieser Zeit die Ode „Der Zürchcrscc". Ein mal soll nun Bodmer es seinem Gast gerügt haben, das, er sein Fernrohr nach der Stadt »nd zu den Mädchen gewandt habe, anstatt mit ihm nach den Alpen und nach de» Gletschern zu schaue». Als Klopstvck von diesem Vorwurf hörte, n»t- wortctc er: „Vielleicht hat er anch erwartet, das» ich mich von Heuschrecken und wildem Honig nähre." Klopstvck in Lebensgefahr. Seit seiner frühen Kindheit hatte Klopstock eine große Vorliebe für gymnastische Hebungen, vor allem liebte er de» Eislauf, den er in einer seiner berühmtesten Oden besungen hat. Im Winter 1762 brach er beim Schlittschuhlaufen ein und geriet in die größte Todesgefahr. Dabei behielt er, wie erzählt wird, seine Geistesgegenwart so sehr, daß er einem jungen Freunde, der zu seiner Rettung hcrbciciltc, selbst rasch und bestimmt die Maßregeln angab, die er treffen sollte. So oft er aber fürchtete, den Freund mit hiiiuiitcrzuziehen, ließ er dessen Hand los: nach vieler Mühe entrann er dem feuchten Clement. Einen Nnchklang dieses Ereignisses lesen wir in den Versen: „Zurück! Laß nicht die schimmernde Bahn Dich ver führen, weg vom User zu gehen!" Der „W a n ds b e k c r B o t e" ü b e r Kl o p st o ck s Sp r a ch e. Als die ersten Gesänge dcS „McssiaS" erschienen, glnubte die damalige Generation an eine goldene Zeit der Dichtung: besonders machte die Würde und Kraft der Spracbe des Ge dichts tiefen Eindruck. Später Hai luau über den Schwung dieser Sprache, die man auch für Klopstocks Umgangssprache aiisgh, vielfach gespottet So hat der „Wandsbckcr Bote" Mat thias Claudius gesagt, er unterscheide sich von Klopstock durch die Sprache. Dieser sage: „Du, der Du weniger bist als ich und dennoch mir gleich, nahe Dich mir nnd entlade mich, Dich beugend, von der Last des stnilbaufgtmcnden Kalbfells." Er sage dagegen einfach: „Johann, lumm un treck mi de Stüwel nt." Wie Blücher Klvpstock ehrte. In diesen Tagen, in denen der Sänger des „Messias" all gemein gefeiert wird, verdient eine rührende Szene i» die Erinnerung geritten zu werden, bei der Blücher seiner Ver ehrung für .Klopstvck Ausdruck gab. Nach den Befreiungs kriegen besuchte er in Hamburg die Witwe Klopstocks, die Nim seit seiner Jugend bekannt war, »m dadurch das Andenken des großen Vaterlandsängers zu ehren. Wie wir einer zeit genössischen Schilderung entnehmen, führte die Witwe den Helden an einen kleinen Tisch, aus dem eine Flasche Wein und zwei Gläser standen. „Mein .Klopstvck wurde einst von dem deutsche» .Kaiser mit sechs Flaschen altem Tvkaner beschenkt," sagte sic zu dem Helden. „Fünf davon wurden an großen Fest tagen geleert, die sechste, sagte mein Klopstvck, wollen wir anfbeivabren nnd erst an einem Tage anbrechcn, der der feier lichste unseres Lebens sein soll. Mein Klopstock starb, und die Flasche blieb nnberührt: aber lebte er noch, so würde er mit mir sagen: Der heutige Dag ist jener feierlichste Tag! Mit Ihnen, mein Fürst, trinke ich aus dieser Flasche zur Erinne rung an Klopstock!" Der hochbejahrte Befreier des Vater landes war über diese zartsinnige Huldigung tief bewegt, «nd in seinen Augen glänzten Tränen, als er sein Glas leerte.
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