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Dresdner Nachrichten : 05.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192407050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-05
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.07.1924
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en I». 5. — vr«d«er Nachrichten — Nr. 24g reite L Japans autzenpolMsches Programm. für hr. n». Kon mer ehr, Be- 8er- den auf ,-ret- tgen luS- da« zur k zu > er- ung »ls. ich«- Ne- :lt. zu- enen tS - wie nbe- ran- Seit. Er fand i da- :rlin alS :chen stän- , ist. feter Der Mich statt. Erklärungen Shi-eharas. Takt,. «. Juli. In der „estrigen Sitzung des Parlaments Nwrte »er Minister de» Auswärtigen Shidehora aus: Leitender Grundsatz der japanischen Außenpolitik ist, unsere legitimen Rechte und Interessen zu schützen und zu fördern, unter gebührender Ächtung derjenigen anderer Nationen, und den Frieden im „Fernen Osten" und im Stillen Ozean wie auch die allgemeine Sicherheit der Welt aufrechtzuer halten. Wir sind nicht beeinflußt durch irgendivelche aggressive Tendenz oder durch territoriale Sic- gehrlichkett. Es liegt kein Grund vor, zu befürchte», das, die Erfüllung dieser unserer Pflicht uns mit den legitime» Rechten und Interessen anderer in Konflikt bringe» könnte. Es ist der Grundsatz „Leben und leben lassen", zn dem wir stehen. Ich bin gewiß, »aß alle Nationen, wenn sie einfach an diesem grundlegenden Prinzip sesthalten, nicht viel Tchuüerlgkeit haben, eine Basis für die Lösung jeder anstretcnde» internatio nalen Frage zu finde». Das Prinzip der Kontinuität der Außenpolitik bedeutet nickt, daß die Methoden zur Erreichung bestimmter Ziele, ja auch »tc Ziele selbst ungeüudert bleiben. Aber amtliche Mit teilungen, die eine Regierung, sei es vertraglich oder sonst wie, einer anderen macht, sollten keinesfalls von irgendeinem Regicrungs- oder Kabtnettswrchsel betroffen werden. Durch gewissenhafte Beobachtung dieses Prinzips kann die Na tional eh re gewahrt bleiben. Auf ihm beruht der Welt friede. Diesen Grundsatz ivcrden wir fest- und Hochhalte», und wir hoffen, daß diese» unser Verhalten von anderen Nationen im Verkehr mit »nS entsprechend erwidert wird. Die Aufmerksamkeit »er Nation ist besonders ans die Probleme der Cinwanderungsakte der Vereinigten Staaten. der Verhandlungen mit der Loivletregieruiig, und -der all gemeinen Lage inEhi na gerichtet. Der Ursprung der Ein- wanderungsaktc liegt in dem merklichen Anwachsen der Ein wanderung, besonders derjenigen aus Süd- und Ost europa. Man glaubt allgemein, daß es praktisch schwierig sein wind, diese fremden Elemente mit der homogenen Masse der ursprüngliche» Amerikaner zn verschmelzen, und empfand die Notwendigkeit, eine strengere Beschränkung auf die Ein wanderung zu legen. Das Gcntlemen-Abkommen war lange in Kraft: daher hat die Zahl der japanischen Ein wandcrer in die Vereinigten Staate» eine irgendwie nennens- ivcrtc Zunahme nicht erfahre». Die neue Akte bezweckt eine strenge Einschränkung der Einwanderung im allgemeinen. ES lag kein Grund vor, in die Akte eine Bestimmung einzusngen, welche bezweckte, speziell japanische Einwanderer auSzuschließcn. Drei Punkte bcausprucheu unsere Aufmerksamkeit: 1. Die Erklusionisten behaupte», I apa » ers e.i eunicht assimilierbar an amerikanisches Leben, und die Zu lassung solcher Elemente würde sich als eine Gesahreiigucllc für die Vereinigten Staate» erweisen. Dies war der ivcseut liche Grund für die Ausschließung der Japaner, nicht etwa eine angebliche Rasseninseriorität. 2. Die Vereinigten Staaten vertreten konscguent den Standpunkt, daß die Freiheit »er Einwandcrnngsbeschränknng und -Kontrolle ein wesentlicher 'Bestandteil der inliärcnlen S o u v c r ä n i t ü t s r e ch t e einer jeden Nation sei. Die Be »entnng, welche die Vereinigten Staaten diesem Punkt bei legen, ist eine Folge der besonderen Verhältnisse lenes Landes. ES ist nicht unsere Absicht, diese Doktrin in Frage zn stellen. Dis Anerkennung eines solchen Prinzips gestattet aber in keiner Weise den Schluß, daß die Ausschlicßnngsklansel dem .Handels- und Lchissahrtsvertrag zwischen Japan und de» Ver einigten Staaten nicht znwiderlause. 3. Es muß anerkannt ivcrden, daß der Präsident und der Staatssekretär der Vereinigten Staaten der AnsichließnngS klausc von A'isaug an Widerstand geleistet haben. Die öffentliche Meinung der Bereinigten Staaten, wie sie in einem großen Teil der amerikanischen Preise zum Ausdruck kommt, zeigt sympathisches Empfinden für Ja, pansLage. Unser Protest gegen die Gluoschließungsklauscl ist aus die Ueberzeugung gegründet, daß die unterschiedliche Behandlung, wie sie in der Klausel seftgelegt ist, im Widerspruch zu den (Geboten der (Yerechtigkcit und Billigkeit steht, n«d uns auserlegt wird unter Außer achtlassung der gewöhnlichen Regeln internationaler Freundlichkeit. Die Gesetzgebung ist jetzt eine fertige Tatsache in den Ver einigten Staaten: aber wir können keineswegs zu geben, daß die Frage erledigt sei. Bis unseren gerechten Beschwerden Genüge geleistet ist, werden ivir unseren Protest aufrechterhalten und werden uns nach besten Kräften bemühe», einen freundschaftlichen Ausgleich für diese Frage zu finden und die traditionelle Freundschaft der beiden Nationen für immer sicherzustellen. Japan und Rußland. welche sich geographisch berühre» und wichtige wtrlschaftlichc Interessen gemeinsam haben, sind »azu bestimmt, in enge Be ziehungen zueinander zu treten, als gute und freundschastltche Nachbarn. Die häuslichen Fragen Rußlands sind zugestande nermaßen Dinge, Uber welche wir uns nicht erlauben dürfen, eine Meinung zu äußern. Es gibt jedoch zwischen den beiden Ländern verschiedene Fragen, welche der Erledigung harren, und wenn sie nicht von vornherein völlig und abschließend er ledigt werden, so ist es wahrscheinlich, daß einer Wiederher stellung der diplomatischen Beziehungen peinliche Er örterungen folgen. Kürzlich sind offizielle Verhandlungen in Peking begonnen worden, und mir sind entschlossen, jede mögliche Anstrengung zu machen, um zn einer befriedigenden Regelung z» kommen: aber ivir sind noch nicht in der Lage, eine bestimmte Aeußerung über den Kurs zu machen, den wir vielleicht später in dieser Angelegenheit einschlagen n>erden. Die Frage China ist vfsenbar von besonderer Wichtigkeit für uns. Beziehungen völligen Einvernehmens müßten zwischen den beiden Ländern aufrcchterhalten ivcrden. Es ist sehr zu bedauern, daß die Festigung der politischen Verhältnisse i» Ehina »och nicht voll endet ist. Es sollte jedoch vollauf anerkannt werden, »aß es eine furchtbar schwierige Ausgabe für Ehina ist, das Refor m werk in allen Zweigen »er Verwaltung im Einklang mit modernen Erfordernissen durchzuführen. Wir werden diese Bemühungen des chinesische» Volkes mit Anteilnahme und Nachsicht verfolgen, und ivir hoffen und beten, daß sie von Erfolg gekrönt ivcrden möchten. Wir sind willens, Ehina jede Mitwirkung zn gewähren, »m welche es »ns ersuchen möchte. Wir haben keinerlei Absicht, uns in Fragen der inneren Politik zn mischen. Gleichzeitig vertrauen wir, daß Ehina seinerseits nichts nnternehmen wird, was unsere rechtmäßige Stellung gefährde» könnte. Es ist unsere Absicht, die wirtschaftliche Annäherung zwischen dem japanischen und dem chinesischen Volke zn fordern, unter Zugrundelegung des Prinzips der Gleichberechtigung j„ Ehina. Verträge, die sich auf Ehina beziehen, sind ans der .kvnserenz in Washing ton unterzeichnet worden. Sie sind noch nicht in Kraft ge treten: aber die «Grundsätze, welche sie verkünden, stehen in vollständiger llebcrcinstimwnng mit unsere» eigenen, und ivir sind entschlösse», an dem Geist jener Verträge sestzuhalten. Wir ivcrden unsere Aufmerksamkeit nicht auf Fragen, welche die Vereinigten Staaten, Rußland und Ehina betreffen, be schränken. Unsere Anstrengungen werden ans die Ausrecht- erhaltung und Festigung srenndschastlicher Beziehungen zn allen Nationen gerichtet sein, welche wichtige territoriale »nd wirtschaftliche Interesse» im Fernen Osten und in dem Stillen Ozean haben, nnd allgemein: alles, was an uns liegt, zn tu», um der Welt die Segnungen des Friedens und der Stabilität zu sicher». «W. T. B i Bersaffungsrevision nach Erledigung des Gutachtens. Der bayrische Ministerpräsident beim Kanzler ltzigncr D-ay «bericht der „Dresdner t'l ach richte n".l Berlin, z. Inli. Nach der gestrigen gemeinsamen Sitzung der Ministerpräsidenten der deutschen Freistaaten in der Reichskanzlei fand eine etwa cinstündige Unterredung des bäurischen Ministervräsidenten mit dem R c i ch S l a n z ler statt. Ans München wird heute sriih gemeldet, daß diese Unterredung den dringenden banrischen Forderungen nach schleuniger Inangriffnahme einer Revision der Weimarer Versasiiinq gegolten habe, und daß der Kanzler im Namen der Reichsregiernng zngcsicliert lmbe. die Rrvisions- srage sofort noch Erledigung der Bcrhgndlnitgen über die Erpertenbeschlüsse in Angrisf zn nehme». Die Bayrische Dolkspartei lehnl eine Arbeitsgemeinschaft mil dem Zentrum ab. München, l. Inli. Zn der kürzlichen .''.»sainmeiikiinft von Vertreter» der Bäurischen Volkspartei »nd des Parteinor stcmdcs der Zentrunispartci schreibt die bäurische vviksparlei liche Korrespondenz n. a.: Die 'Besprechung hatte den Zweck, einen Gedankenaustausch über die schwebenden Post und Eisenbcihnsragen zn pilegen. Außerdem law auch dns Bor gehen des Zentrums hei den letzten Reichslggswahle» in der Rheinpsalz und iw rechtsrheinischen Baiiern znr Sprache, lieber diese speziellen Punkte wurde bei der Besprechung „er einbark. daß in Zntnnst bei allen g r o ßcn polil, s ch e n F r a g c n , die irgendwie mit den geineinsanien Inter essen der Pfalz iw Zns>nnmenhcinge stehen, zwischen der Fraktion des Zentrums und der Fraktion der 'Banrische» Bolksparici eine unverbindliche Fühlungnahme ansgenvinmcn werden soll. Ausdrücklich wurde von den Unter händlern der Bäurischen Bolksparici beton«, daß unter de,, gegebene» «Berhältnisscn an die Errichtung einer Arbeits- gemrinschgs«, wir sic bis zni» Jahre 182» besianden habe, nicht gedacht werden könne, da die 'Bäurische Bolkspartei ihre voll kommene Selbständigkeit sich in jeder 'Beziehung wahre» müsse, was aber nicht daran hindere, dann gemeinsam vorzngchen, wenn gemeinsame Anssassnngen nnd gcineinsanic Interessen vorhanden seien. Die nationale Mehrheit der Berliner Studentenschaft. Berlin, I. Inli. Die Mahlen znr S t n d c n t e » v c r - trctnng an der 'Berliner Universität sind jetzt beendet. Insgesamt haben rund 38»» Studierende ihrer Wahlpflicht ge nüg«. Die nativnnlcn «Kruppen vereinigten sich ans die M ehrhci t mit 24»7 Stimmen, vv» denei^ans die „Deutsche Fiiikenichast" NU:!, ans den „Berliner Wasfenring der schlagen den Verbände" 887 und ans die „Denlsche «Kruppe der Korpv ralioncn" 177 Summen enliallen Die nichtnationglen «Krup pen schnitten dagegen höchst ungünstig ab. Sv erhielt die „Bereinigte jüdische «Kruppe" NI',, eine besondere kvmmuni- stischc Grnvve »>««' I II Slimme». Die Ausbootung Scheidemanns. Berlin, 4. Juli. In der gestrige» Kasseler Ltadtvcrord- netensitznng beschloss die bürgerliche Mehrheit gegen den Widerspruch der Sozialdemokraten und Kommunisten, die preußische Pc rsonalabbanvcrordnnng vom 8. Februar >824 ans de» Oberbürgermeister Lcheldemann anznivenden. Daß eine Stadtverordnetenversammlung sogar soweit gehen muß, eine besondere Einladung an einen Bürgermeister zur Be achtung der demokratischen Prinzipien zn richte», dürfte znr Zeit wohl einzig dastelic». Die Widerstandsfähigkeit der Scheide inan »scheu Nainr gegen Mißtrauensvoten ist tatsächlich erstaunlich. Plan kann gesvannt sein, vH auch diesmal Herr Lcheidcmann seine eigene Person sür wichtiger hält, als die Meinung des überwiegenden Teiles der Kasseler Bevölkerung. Verteidigung und Anklage un Grass-Prozesj. Stettin, I. Inli. Iw Grass Prvzes« erhielt heule Rechts anwalt Dr. Me »er das Wort nnd iührte ans: Die An- gellagtcn seien ehrenwert.' Leute, die für des 'Baterlandes Ehre und Bestand ehrenvoll gejochte» liäliev. 'Beide Urteile der belgischen Gerichte seien F c b I s p r ü ch e. Die Angeklagte» könnten höchstens wegen Totschlags, nicht wegen Mordes bestraft ivcrden. Die von der Anklage- behvrdc vertretene Ansicht genikinschastlschen Mordes finde in der Bcwcisgnsiiahwe keine Stütze Die Interessen der Angeklagte» wurden unter dein Gesichtspunkte, den in Aachen Sitzenden zn Helsen, schwer geschädigt. Hier durch beeinflusst, hätte» die Angeklagten'mehr zugegeben, als sie kvnnlen. Wenn sich aber in ihren Anssagen »vn hcnlc nnd damals Wider sprüche ergäbe», so erkläre sich daraus, das, die Angeklagten diese Aussage »nr >m Bewnsstsei» gewacht hätten, de» KI a m erndcn zu helfe u. «W. T. B.l In der Nachmiltagssitznng richtete die Verteidigung an dir Geschworenen de» Appell, falls sic ans Mord erkenne» sollten, sich nicht von dem kühlen Standpunkt des Staats anwaltrs leiten zn lassen, sondern daran zn denle», wie die Belgier in eine", solchen Fa««r handeln würden. Das beweise zur Genüge das Urteil gegen Schmitz, der nach der Ermor düng des Ehwielewsli vom belgischen Gericht z» einem halbe» Jahre «kesängnis mit 'Bewährungsfrist verurteilt wurde. Gcneralstaalsanwali Dr. Spelt bahn widersprach dein Verteidiger, dem er zn», Borwnrs innchle, daß er selbst nicht von den, überzeugt sei. was er iw ersten Teil seiner Rede ansgcsührt habe. Der Generalstaatsanwalt rnst de» Ge sclnvvrene» zn: Wenn Sic dein Verlangen des Verteidigers ngchkvnnne», haben Sie ansgeliört, deutsche Richter zn sein. Mögen die Belgier i» ähnliche» Fülle,, hundertmal nicht richtig urteilen, wir sind deutsche Richter und haben als solche zn Handel». Der Oberstaatsanwalt sucht gleichfalls die Gründe des Verteidigers zn widerlegen, nnd betont, daß cs sich »in geineinschgsiliche» überlegten Mord handele. Hierauf wird die Sitzung ans Montag vertagt Die Ilrteilsvcrkün dviig ist am Dienstag zn erwarte». iW. T.'B.l Die Separatisten unter sich. Düsseldorf, 4. Inli. Der Gründer nnd Leiter des sonder bnndlerischen rheinisch westfälischen BvUsbnndes Matthcs ivnrde gestern in einer zahlreich besuchten Versammln»,« vom F ü n s z c h » e r a n s s ch u ß aus dem 'Bunde ans geschlossen. 'Begründet wurde der Ausschluß Mgtthcs n. a. mit seinem selbst herrlichen Handeln »»d Anstreten. „Beschlagnahme" ober Unverschämtheit. Düsseldorf, 4. Juli. Der Regierungspräsident teilt orrk. daß infolge der 'Beschlagnahme eines großen Teiles des Rc gicrungogebäudes durch die itlesatzung die Stillegung der Ber- waltungsgeschäfte vorübergehend unvermeidlich geivorden sei. Das Negierungsgebäude werde deshalb vom Sonnabend, de» 5. Juli, bis Sonnabend, den 12. Juli, einschließlich für das Publikum geschlossen. Ob und inwieweit dem Bernehmen nach einige Berwaltungszweige gänzlich stillgelegt oder verlegt werden müsse», werde noch bckanmtgegrben werden. iW.T.B.j Katastrophale Ernteaussichten in Rutzlan-. Berlin, 1. Juli. Nach den in letzter Zeit aus Rußland elngetrvssenen Nachrichten droht dort eine Mißernte mit erneuter Gefahr des Wiedcrkehrens einer furchtbaren Hungerkatastrophe. Da sich der russischen Bevölkerung bereits eine ungeheure Unruhe bemächtigt, erläßt jetzt der Vorsitzende des Volkskommissariats, Rnkvw, eine be ruhigende Proklamation, in der die Hilssmaßnahmen ausgezählt werden. Der Umfang der Gebiete, in denen die Ernte schwer gesctMigt oder vernichtet worden sei. betrage 5.3 Millionen Desjatine», sei also lediglich, wie vom Nykow angegeben wird, ein Fünftel der l»2l betroffenen Fläche. Ter Export an Getreide werde allerdings nicht, wie erwartet, 45» Millionen Pud betragen, sonder» nur 2»». Die rnssisllcc Regierung habe vollkommen die Möglichkeit, im nächsten Jahre mit Hilse der seil zwei Jahren gesammelten Vorräte die Ernährung und das Saatkorn sicherzustelle». Die Pro klamation verspricht ferner den betroffenen Gebieten gewisse Steuererlasse und Viehbeihilsen. Fortdauer der monatlichen Zahlung der Beamtengehälter. Berlin. 4. Juli. Im Hinblick auf die am 3». Juni ab- gelausene Gültigkeit der Verordnung über die mo » aI liche» 'Vorauszahlungen der V e a m t c n g c h ä l - t e r sind die Begmtenorgnnisgtioilen im Reichsfinanzministc rium wegen Wiederherstellung des früheren Zahlungsmodus in Form der vierteljährige» Vorauszahlungen vorstellig geworden. Bei de» Verhandlungen hat sich die Negierung gegenüber den Fordernnge,, der Beamten a b lehnend verhalten nnd Mitteilen lasten, das« zurzeit eine neue Verordnung ansgearbcitet werde, die die Ansrechterhal- tunq der bisherigen Form der monatliche« Voranszahlunge» enthält. Ebenso hat das Reichsfinanzministerium es auch abgelehnt, in die von den Organisationen geforderte Ueberv«-'''" « der O r t ö s o n d e r z u s ch l ü g e einzutreten. Der Zweck der deutschen Kreditpolitik. Berlin, 4. Juli. In der „Deutschen Tageszeitung" erlässt der Reichstcigsabgeordncte Dr. Quaatz einen Warnruf a» die Wirtschaft, sich nicht durch Krcditversprechnngen cinfangen zn lasse». Von den vielgenannten 8»» Millivnen Mark würde weder für Sachleistungen nvch gar für innere deutsche Be dürfnisse auch »nr ein Pfennig übrigblciben. Ouggtz verweist ans die kreditivirtschaft des 'Reichs nnd sagt: Diese gewaltsame Einschränkung des .Kredits auf der einen, die in AuSsicht- stellnng vager Kredite nach Annahme des Gutachtens aus der anderen Seite, müsse zn der Annahme sührcn, das« es sich hier um eine planmäßige politische Aktion handelt mit dem Ziel, die deutsche Wirtschaft in die für die bedingungslose Annahme des Gutachtens erforderliche psychologische Stimmung zu ver setze». Demgegenüber ergeht der »ins an die Wirtschaft: Habt acht! Hier liegt eine böse Gefahr für die deutsche Wirtschaft und sür die deutsche Arbeit verborgen. Protest -es Neichslandbun-es gegen Aeberbiirüung -er Landwirtschaft. Eine Eingabe an den Rcichssinanzminister. >T r a h t i» e l d u ii g unsrer Berliner S ch r i s t l c i t u n g.) Berlin, 4. Inli. An den Rcichsminister der Finanzen hat der Rcichslandbnnd wieder eine Eingabe gerichtet, in der er anssührt: Es verlautet, daß die Reichsregiernng für die endgültige Regelung der Einkommensteuer sür das Jahr 1824 dem Reichstag Vorschläge zu machen gedenkt, nach denen die Höhe der endgültig zu zahlenden Steuern sich nicht nach den tatsächlichen Einlominensverhältnisten, insbesondere in der Laiidwirtschast, richten und eine Rückzahlung der Voraus zalilnngen ausgeschlossen sein soll. Gegen eine solche Absicht müssen wir von vornherein Protest ciiilcgcii. Wenn die zweifellos zu hohe», von der Landwirtschaft angcfvrdcrten Vorauszahlungen durch abschließende Eiilkoinniensstenervor schristen verewigt werde» sollen, so mns« die Landwirt schcist eine solche Absicht als eine ausgesprochen landwirtschaft seiiidliche Maßnahme betrachten. Znr Vermeidung der in der Landivirtschnft mit Recht vorhandenen außerordentlichen Er regnng bitten wir daher, die Absicht der Rcichsregierung mit möglichster Veschlennigung bckgiintzugcben nnd insbesondere erklären zn wollen, daß eine einseitige Belastung der Land wirtschaft. die mit dem tatsächlichen Ertragsverhältnissen des Jahres 1824 nicht im Einklänge steht, seitens der Ncichs- regicrung nicht beabsichtigt sei. Es muß gefordert ivcrden, daß die noch ansstehcndcn Voranszahliingen aus die Ein kommensteuer 1!>24 umgehend herabgesetzt werden, um den zurzeit gegenüber anderen Venölkerungsteilen bestehenden Unterschied z» beseitigen. Die günstige WittcrungSlage der letzten Monate kan» nickt darüber hinivegtänschen, das« die Frostschäden des Winters die Grundlage der deutschen Ernährung stark ge fährdet haben. Sv wird aus Ostpreußen berichtet, dost dort von 47»»»» Hektar Wintergetreide 244 »»» Hektar, also rund .'>«« Prozent, alisgeiviiitert sind. 'Bei einem solchen Schaden, der in den einzelnen Kreisen sogar bis zn »5 Prozent der Wintersläcüe ging, lwisst es in einem 'Bericht über die Lage der vreiißsscheil Landivirtschgst. lmbe» die allst Millionen Mack Reichökreditc nicht viel gutmallien können. Entfallen doch hiervon ans den einzelnen Morgen nur rund nenn Mark. Vor besonderen Schwierigkeiten stehen die Landwirte, wenn sic die sür die einsetzende Erntcarbcit benötigten Lohn gelder beschaffen wollen. Hierdurch können für die Ein bringung der diesjährigen Ernte Schwierigkeiten entstellen, die die Versorgung im kommenden Ernührniigsjghre ernstlich gefährden würden. Für Privatkredit werden Zinssätze bis zn lll» Prozent verlangt. Dabei sind Erzciigiiisoreiie nach wie vor ungünstig. Die Viehprcisc liegen weit unter den Vor- kriegspreisen. Sv erreichen mittlere F-leiillikühe 2» Marl, mittlere Ochsen 28 Mark für den Zentner Lebendgeivicht. Z» diesen Schwierigkeiten tritt der täglich wachsende Ltencrdrncl. Da auch ein A li bau der V i c hz n ch t e'>"'Zctzt hat, dürsten die Gefahren sür die Zukunft nnscrcr Vvlksernährnng keines- wcas verkannt werde». Der behördliche Kamps gegen das Borkumlied. Berlin, 4. Inli. Der 'Badcdirektvr des Nvrdieebades B v r k » in ivnrde gestern, wie die „Vvss. Zig." berichtet, von de», preußischen Landrat Rnbert i» Emden, zn dessen Land kreis 'Borkum gehört, seines Amtes entsetzt, weil ans seine Veranlassung trotz des behördlichen Verbotes das antisemitische Borkumlied von der knrkapelle weitergespielt wurde. Die geplante Kotzlenpreissenkung. t Elg >i er Dralstberichl der „Dresdner Nachrichte n".i 'Berlin, 4. Inli. Im Reichsarbcitsministcriui» beginnen am Mittwoch nächster Woche die Verhandlungen mit Ver irrter» der deutschen 'Brrgwerksrcvicrc über eine allgemeine Herabsetzung der K v h I c n p r c i s c. nach dem Vorgang der 2«> Prozent Ermäßigung der Nnhrkohkcnprcise.
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